Eintracht Frankfurt - Viktoria Aschaffenburg

Oberliga Süd 1952/53 - 7. Spieltag

4:4 (2:3)

Termin: 12.10.1952
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Jakobi (Mannheim)
Tore: 0:1 Schiele (14.), 1:1 Alfred Pfaff (33.), 1:2 Budion (32.), 2:2 Alfred Pfaff (33.), 2:3 Staab (45.), 2:4 Jekat (65.), 3:4 Erich Dziwoki (70.), 4:4 Erich Ebeling (87.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Viktoria Aschaffenburg

 


  • Schepper
  • Richter
  • Buller
  • Hofbauer
  • Giller
  • Liedtke
  • Schiele
  • Hecht
  • Jekat
  • Staab
  • Budion

 

Trainer Trainer
  • ??

Kompliment für zwei offensiv spielende Mannschaften

Nach 70 Minuten stand es 4:2 für „Viktoria"

Man soll es nicht für möglich halten: Am „Riederwald" gab es ein Spiel zu sehen, in dem von beiden Seiten in erster Linie Wert auf die Offensive gelegt wurde. Da gingen die Zuschauer mit, da riß es sie von den Plätzen, besonders während des tollen Torwirbels in den Minuten der ersten halben Stunde. Kein Zweifel — diese Aschaffenburger Mannschaft wird, wenn sie in dieser Verfassung bleibt, daheim und auch draußen eine schwer zu nehmende Hürde sein.

Die Mannschaft hat sich unter der Führung von Ernst Lehner zu einer der stärksten Einheiten im Süden entwickelt. Da ist das Schlußdreieck Schepper-Richter-Buller, das den Vergleich mit der gesamten Konkurrenz glatt aushält. Da ist Giller, ein prachtvoller, wenn auch manchmal allzu rücksichtsloser Stopper. Da ist Hofbauer, ein Außenläufer, der das Mittelfeldspiel perfekt, beherrscht (nur darf er sich nicht zu unnötigen Derbheiten und Debatten mit dem Schiedsrichter verleiten lassen), gut ergänzt von Liedtke. Da sind zwei Flügelstürmer von Format und vor allem mit Torinstinkt, schnell, furchtlos: Budion und Schiele. Da ist der Aufbauer Staab, immer alle Möglichkeiten erspähend, und Hecht sowie Jekat standen den anderen heute nur wenig nach.

Bi zur 70. Minute führte Viktoria 4:2. Dann freilich lockerten sich die hinteren Reihen, gerade dann, als es nötig gewesen wäre, nun den Hauptwert auf die Defensive zu legen. Aber da zeigte sich ein gewisser Mangel an Routine. Es wurde nicht mehr genau gedeckt. Man wurde wohl auch übermütig — und schon war es um einen Punkt geschehen. Das war die einzige, freilich schwerwiegende Schwäche.

Die Eintracht-Deckung fand sich von Anfang an mit der stürmisch-offensiven Haltung des Gegners nicht ab. Besonders Kudras, der sonst so Zuverlässige, irrte verzweifelt im Gelände umher. Bechtold kam aus dem Konzept und Wloka zwischen ihnen hatte links und rechts so viel auszuhelfen, daß auch er nicht seine übliche Leistungshöhe erreichte. So kam Henig im Tor öfter in schwere Bedrängnis und seine beschwörenden Zurufe an die Vorderleute waren gut zu begreifen. Krömmelbein und Heilig vernachlässigten mitunter ihre Defensivaufgaben. Aber was blieb ihnen anders übrig, wenn ihre Mannschaft stets an Toren zurücklag. Ihren Drang nach vorne, besonders in der letzten Viertelstunde, hat die Eintracht wenigstens den einen Punkt zu verdanken. Im Angriff hatte Pfaff einen seiner guten Tage. Dziwoki war immer torgefährlich. Der etwas behäbige Dokter hatte es gegen die blitzschnellen Gäste schwer, aber er tat, was er konnte, wie auch der junge Hesse, dem hier bei der ersten Gelegenheit die steife Oberliga-Brise gehörig um die Ohren pfiff. Ebeling hat sich sehr verbessert und mit den Leistungen von heute dürfte er seinen Stammplatz als Linksaußen endgültig gesichert haben.

Stürmisch begann „Viktoria" und nach einer glatten Viertelstunde verlor Wloka einen Zweikampf mit Jekat, Kudras deckte seinen Mann nicht und Schiele war blitzschnell an ihm vorbei: 0:1!

Eine weitere Viertelstunde später brauste geradezu ein Treffer-Tornado über das Feld. Dziwoki wurde im Strafraum von Liedtke gelegt, Pfaff schoß nach Täuschung den Elfmeter hoch in den linken Torgiebel. Postwendend fiel beim Gegenangriff der „Viktoria" die ganze Eintrachtdeckung auseinander. Budion machte kurzen Prozeß: 1:2! Schon in der nächsten Minute ließ man auf der anderen Seite Pfaff unbehelligt einen Alleingang unternehmen, der ihn in gute Situation brachte, die er zu erneutem Ausgleich ausnutzte. Aber mit einer Prachtvorlage von Hecht stürmte Staab durch die total verblüffte Eintracht-Deckung und wiederum lag Aschaffenburg in Front. Als dann Jekat auch noch auf 2:4 erhöhte, nach einem von Schiele eingeleiteten Angriff, da gab niemand mehr etwas für die Eintracht, deren erste Niederlage auf eigenem Platz festzustehen schien.

Doch in einem mächtigen Endspurt, dem die Aschaffenburger nicht konzentriert genug begegneten, gelang den Platzherren noch, was keiner ihnen mehr zugetraut hätte: Anschlußtreffer von Dziwoki und der Ausgleich durch einen Kopfball des Linksaußen Ebeling. Das wird für die Schützlinge Lehners eine gute Lehre gewesen sein, wenn sie auch mit einem goldwerten Auswärtspunkt sehr teuer bezahlt ist.

Schiedsrichter Jakob mußte laufen wie ein Jagdhund. Er leitete sicher und geschickt, sollte sich aber weniger in Diskussionen mit reklamierenden Spielern einlassen. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 15.10.1952)

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