Eintracht Frankfurt - Kickers Oxxenbach

Oberliga Süd 1952/53 - 11. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: 16.11.1952
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Reinhardt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Hermann Hesse (34.)

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Eintracht Frankfurt Kickers Oxxenbach

 


  • Zimmermann
  • Emberger
  • Magel
  • Schmidt
  • Kämmerer
  • Keim
  • Kaufhold
  • Schreiner
  • Preisendörfer
  • Baas
  • Weber

 

Trainer Trainer
  • Paul Osswald

Talent Hesse brachte kämpferischer „Eintracht" den Sieg

Lückenlose „Eintracht"-Deckung! - Preisendörfer war keine Sekunde unbeschattet - Kickers Offenbachs Angriff ohne Ideen

Frankfurts bisher größter Fußballtag in dieser Spielzeit sah die „Eintracht" als Sieger, und zwar eine bis zum Umfallen kämpfende „Eintracht" über einen Gegner, der spielend gewinnen wollte. Und als auch der Tabellenzweite aus Offenbach von Spiel auf Kampf umschalten wollte, da war es zu spät.

Die Offenbacher von heute spielten eleganter als die Platzherren. Der Ball lief selbstverständlicher durch ihre Reihen. Sie schienen als die bessere Elf zu gewinnen. Aber wieder einmal trügt dieser Schein. Die Offenbacher waren nicht besser als die „Eintracht" — es sah nur so aus. Sie trafen acht Eckbälle, die Riederwälder keinen. Aber die „Eintracht" schoß ein Tor und die „Kickers" erzielten keines. Sie konnten keines erzielen: Erstens weil die ganze "Eintracht"-Deckung lückenlos die eigene Hälfte beherrschte. Zweitens, weil Henig im „Eintracht"-Tor wieder einmal einen seiner Glanztage hatte. Drittens, weil die Kaster-Kudras-Wloka-Bechtold-Heilig später auch Dokter und Pfaff viel zu gewitzt und offenbar von ihrem Trainer Weidmann zu gut instruiert waren, um auf die Schablone der Kickers-Stürmer, die immer wieder auf die gleiche Weise zum Ziel zu kommen suchten, hereinzufallen.

In der ersten Hälfte war der Spielverlauf ziemlich ausgeglichen. Mit leichten Vorteilen, aber auch da schon für die Offenbacher. Doch die Frankfurter spielten keineswegs rein defensiv, sie gingen auf die Jagd nach Treffern. Zwar konnten auch sie nicht zu einem Tor kommen, aber ihre immer wieder blitzschnell nach vorn zuckenden Angriffe brachten die Offenbacher Abwehr oft genug in Bedrängnis. Der junge Hesse als Mittelstürmer war für Kemmerer ein schwerer zu haltender Gegner als der so viel genannte Preisendörfer für Wloka. Aber Preisendörfer hatte es auch bedeutend schwerer. Er hatte es nicht nur mit Wloka zu tun. Wurde er einmal mit diesem fertig, dann hing ihm im nächsten Moment schon Kudras an den Fersen oder Heilig oder Bechtold.

So war es immer, nicht nur bei Preisendörfer: Mit kaum vorstellbarer Ausdauer wurden die Offenbacher Stürmer nicht nur von einem, sondern immer von zwei, von drei „Eintrachtlern" blockiert. Und wo dann in der Frankfurter Deckung zwangsläufig für Sekunden ein Loch hätte klaffen müssen, da stand schon ein Stürmer, blitzschnell zurückgeeilt, oder ein Kamerad von der anderen Deckungsseite, wenn dies zweckmäßig erschien. Die Offenbacher verstanden es nicht, mit dieser harmonikaartig sich zusammenschließenden und wieder ausdehnenden Deckungstaktik fertigzuwerden. Etwa mit überraschenden Querpässen oder Rückspiel mit folgenden Hinterhaltschüssen. Die „Eintracht" jedoch kam nach einer guten halben Stunde zum Erfolg. Einen Freistoß von Pfaff erreichte Hesse, der sich geschickt von Kemmerer gelöst hatte. Zimmermann, der Lange, kam nicht schnell genug an Hesse, dem Kleinen, heran, ein Ruck und von Hesses Kopf flog der Ball ins Tor. „Eintracht" führte 1:0 und hatte damit — was freilich in diesem Augenblick noch niemand wissen konnte — bereits gewonnen.

Im zweiten Akt spielten die Gäste fast unentwegt auf das „Eintracht"-Tor. Aber es war für sie einfach nichts zu machen. Kaum einmal kamen Kaufhold, Schreiner, Preisendörfer und Baas zum konzentrierten Schuß und was dennoch durchging, parierte Henig in allen Lagen. Seine größte und wahrscheinlich spielentscheidende Leistung war es, als er einen von Baas mit aller Wucht aus der Luft an die Torecke geschmetterten Schuß mit einem wahren Panthersprung um den Pfosten zur Ecke drehte. Henig holte sich die Eckbälle, er holte sich die schon zu weit kommenden Vorlagen, er holte sich alles. Preisendörfer wurde indessen in der schon geschilderten Art immer wieder gebremst Vergebens mühte sich auch Schreiner ab, der überdies gegen früher an Wirkung im Angriff etwas verloren hat, und Baas erging es nicht anders.

Und Weber? Ja, Weber! Wer es von den 35.000 Zuschauern nicht gewußt hätte, daß Weber vor acht Tagen in der B-Auswahl in Basel stand, der hätte es während dieses Spiels bestimmt nicht geglaubt. Weber war von seiner Bestform weit entfernt; der längst ins Schwergewicht gehende „Eintracht"-Verteidiger Kaster wurde im Zweikampf mit Weber fast stets Sieger. Kaufhold blieb noch am erfolgreichsten und in der Kickers-Deckung konnte es Magel vor Tatendrang kaum noch aushalten.

Der Grund dafür war in erster Linie die unerhörte kämpferische Leistung der „Eintracht" und das ideenarme Spiel des Offenbacher Sturms, der immer und immer wieder ausgerechnet da durch die Wand wollte, wo sie am dicksten war! Und dafür hatte die „Eintracht" an diesem Tage absolut kein Verständnis. Nun war beim Sieger wahrhaftig auch nicht alles Gold, was glänzt. Pfaff hatte einen seiner schlechtesten Tage. Es gelang ihm alles, aber auch alles daneben. Dziwocki wurde mit Magel nicht fertig. Ebeling nicht mit Emberger, nur Hesse und der bienenfleißige Dokter überzeugten uns als Einzelspieler im Sturm. (aus dem 'Sport-Magazin' vom 19.11.1952)

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