Eintracht Frankfurt - 1. FC Köln

Endrunde um die Deutschen Meisterschaft 1952/53 - 1. Spieltag

2:0 (2:0)

Termin: 03.05.1953
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Herden (Hamburg)
Tore: 1:0 Erich Dziwoki (1.), 2:0 Hermann Hesse (39.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Köln

 


  • Franz de Munck
  • Franz Becker
  • Hans Graf
  • Paul Mebus
  • Martin Hirche
  • Georg Gawliczek
  • Willi Bars
  • Walter Müller
  • Berthold Nordmann
  • Hans Schäfer
  • Gerhard Ihns

 

Trainer Trainer
  • Helmut Schneider

Eintracht-Blitzschlag aus heiterem Himmel

Genau eine Stunde vor Spielbeginn war das Stadionoval schon gefüllt und immer noch waren Tausende im Anmarsch. Derweilen gewannen die englischen Schüler aus Loweshoft verdient mit 4:0 gegen die Frankfurter Auswahl und die Zuschauer kargten nicht mit ihrem Beifall.

Die Kölner Blocks machten sich mit Fahnenschwenken bemerkbar, als ihr Maskottchen, der Ziegenbock „Hennes", hereingeführt wurde - und der Lautsprecher forderte den Bundesbahninspektor Brahm auf, in den Hauptbahnhof zu kommen, ein Signal sei kaputt. Lebhaftes Bedauern für den vielgeplagten Herrn Brahm wurde laut.

Zwei Minuten vor 15 Uhr pfiff der 24jährige Herr Herden aus Hamburg an und schon mußte die Kölner Abwehr in Aktion treten. Die Läuferreihe fing den Vorstoß ab, doch der Gegenstoß blieb gleichfalls bei den Läufern hängen. Ebeling nahm das Zuspiel auf, leitete den Ball zu Pfaff weiter, der einen seiner gefürchteten Alleingänge unternahm. In Bruchteilen von Sekunden war Mebus überspielt und Pfaff am Kölner Strafraum. Ganz knapp zog er seine Flanke vor das Tor, de Munck blieb auf der Torlinie kleben und bereute seinen Fehler sofort. Denn schon sprang Dziwoki kerzengerade in die Höhe und nickte den Ball an de Muncks Händen vorbei ins Netz.

Dieser erfolgreiche Blitzstart der Eintracht nahm dem 1. FC Köln die Uebersicht und die Ruhe. Nur Ziegenbock Hennes verlor die Nerven nicht und rupfte unbekümmert hinter de Muncks Tor das frische Gras. Vielleicht wollte er auch nicht sehen, was sich auf dem Spielfeld tat. Die Kölner Abwehr wußte nicht, was sie machen sollte. Fränzchen Becker, auch nicht mehr der Jüngste, wurde von Ebeling ein ums andere Mal überlistet. Leider hatte Ebeling mit seinen Schüssen wenig Glück.

De Munck zeigte sich sehr unsicher, er wußte nie recht, wann er sich von der Torlinie lösen sollte und in den Händen schien er den Datterich zu haben, so oft ließ er den Ball fallen. Mit viel Glück fischte er die von Pfaff raffiniert hereingehobene 3. Frankfurter Ecke von Schieths Kopf. Im Gegenzug ließ Müller Heilig stehen, seine Flanke landete auf Bars' Fuß, aber der Schuß flog weit neben Henigs Tor. Die Kölner fanden sich einfach nicht und die Eintracht beherrschte weiterhin das Feld. Zwar prallte ein Kopfball Schäfers gegen Kudras' Oberarm, aber Herden entschied zu Recht „angeschossen" und ließ weiterspielen.

Wieder zeigte Ebeling dem kleinen Becker die Fersen, Hesse erwischte die Flanke, schoß sie aber genau in die Hände Muncks. Als Dziwoki den 6. Eckball für die Eintracht erwischte und direkt aus der Luft auf das Kölner Tor knallte, da zeigte de Munck seine Geistesgegenwart. Blitzschnell riß er seine Hände hoch und griff sich diesen Scharfschuß. Als Pfaff an der Torlinie entlanglief und flankte, war der Innensturm nicht mitgekommen, so daß Gawliczek klären konnte. Ebeling stand durch einen Deckungsfehler plötzlich frei, sein Schuß landete jedoch neben dem Kölner Tor.

Endlich kam der Kölner Sturm wieder einmal zum Zuge. Müller schoß mit voller Wucht, der Ball sprang Henig aus den Händen, noch einmal kam Müller in Ballbesitz, aber er war darob so verdutzt, daß er verzog. Diese gefährliche Attacke war gerade abgewehrt, da geriet Ebeling an den Ball. Ueberlegt zog er einige Kölner auf sich, bediente den ungedeckten Hesse, der sich nicht lange besann, einige Schritte lief und aus 10 Meter Entfernung an dem herausstürzenden de Munck zum 2:0 einschoß.

Was konnte der Eintracht noch passieren, sagte man sich in der Pause. Trainer Schneider entschloß sich zu Umstellungen: Er nahm Nordmann auf den Flügel und Ihns in die Sturmmitte. Wenig später tauschten Hirche und Gawliczek ihre Plätze. Einen Vorteil bemerkte man durch diese Umgruppierungen für die Kölner nicht. Gewiß, ihr Sturm drängte jetzt etwas, aber mehr, weil man sich bei der Eintracht mit dem 2:0 begnügte.

Bars bediente sich an der Außenlinie am Wassereimer, da brach der Eintrachtsturm in schräger Phalanx durch. Von Dziwoki wanderte der Ball über Schieth zu Ebeling, doch de Munck konnte klären. Einige Härten kamen auf, doch Herden verstand es, sich durchzusetzen und geizte nicht mit Verwarnungen, wenn es nottat.

Der Schwung der ersten Halbzeit war verebbt. Die Kölner Stürmer spielten so lax, als lägen sie mit 2:0 vorne. Man vermißte bei ihnen den Zug und die Schußkraft. Nur, wenn Müller sich in Bewegung setzte, dann hieß es für die Frankfurter Abwehr: Aufpassen! So war es auch in der 78. Minute: Müller setzte sich an der rechten Außenlinie durch, flankte in den Frankfurter Strafraum, wo Schäfer inmitten von Freund und Feind den Ball erwischte, um ihn — an den Pfosten zu knallen. Das war Kölns größte und letzte Chance! Der Schlußpfiff erlöste bei der sommerlichen Hitze Spieler und Zuschauer. (aus 'Der neue Sport' vom 04.05.1953)

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