FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1957/58 - 6. Spieltag

0:1 (0:0)

Termin: 15.09.1957
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Sparring (Kassel)
Tore: 0:1 Alfred Pfaff (49.)

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FSV Frankfurt Eintracht Frankfurt

  • Rado
  • Mayer
  • Krone
  • Krämer
  • Lurz
  • Straub
  • Jöst
  • Hamann
  • Buchenau
  • Herrmann
  • Rau

 


 

Trainer Trainer

 

Mayer beschattete Pfaff

Derby im großen Glanz

Am Bornheimer Hang hatte man beim Derby das Zwei-Parteien-System eingeführt. Die einen kreuzten Liste FSV an, die anderen hatten sich für die Eintracht entschieden. Nur einen, den würde kein Bornheimer oder Riederwälder wählen: den Schiedsrichter. Herr Sparring aus Kassel benachteiligte beide Parteien gleichmäßig und hatte nicht das richtige Augenmerk für Sperren und kleine Unfairnisse im Zweikampf.


Kreß versetzt Krone

Der Eintrachtsieg ist verdient, auch wenn er bis zum Schluß am seidenen Faden hing. Bis zur Pause beherrschten die elf Riederwälder das Feld, so als befänden sie sich nicht auf „feindlichem" Territorium. Ihr Spiel lief flüssig und der Chancen waren viele. Seltsamerweise lag die schwache Seite der Bornheimer Abwehr diesmal bei Krone, der Kreß kaum zu markieren verstand. Da Lurz anfangs unsicher wirkte, sah es vor Rados Tor gar nicht gut aus. Mißverständnisse waren in der ersten halben Stunde an der Tagesordnung. Einmal setzte Lurz eine Rückgabe hart neben das eigene Tor, dann hielt der etwas überraschte Rado Krones Rückgabe gerade noch mit einer Hand auf. Ja, man wunderte sich, daß zur Pause immer noch kein Tor gefallen war.. Das Eintrachtspiel war zielstrebig und klar, aber der Abschluß der Chancen war oftmals haarsträubend harmlos. Die tollste Chance bot sich Lindner. Eine Flanke von Kreß erwischte er im Fünf-Meter-Raum und während sich die Bornheimer Anhänger die Augen zuhielten, jagte Lindner den Ball hoch in die Wolken. Das war ein Kunststück, das kaum zu überbieten war. Eins muß aber gesagt werden, Lindner war im Eintrachtsturm der gefährlichste Mann. Seine Ballannahme war meisterhaft.

Zuviel Respekt vor Pfaff

Gewiß, ein Kreß riß zuerst bedenkliche Löcher in die Bornheimer Abwehrmauer, ein Weilbächer war Straub überlegen, aber auf dem linken Flügel kam man nicht ins Rollen. Geiger klebte das Schußpech gleich zentnerweise an den Stiefeln und Pfaff war von Mayer kaltgestellt. Richtiggehend kaltgestellt. Das war der glänzendste Schachzug der Bornheimer, aber durch einen Schachzug allein gewinnt man kaum ein Spiel. Man muß die Situation ausnutzen. Beim FSV tat man das nicht. Der Respekt vor Pfaff war so groß, daß man Mayer bis zur 75. Minute hinten in der Verteidigung ließ.

Dabei lechzte der Bornheimer Sturm nach Mayers vorlagen wie eine Wüstenblume nach einem Tropfen Wasser. Der Bornheimer Sturm schien sich gar nichts zuzutrauen, ihm hatte es der Spitzenreiter angetan. Richard Herrmann kam von Schymik nicht frei, der schnelle Rau stand meistens im Schatten des klug den Raum deckenden Hesse und Jöst war bei Höfer gut aufgehoben. Hamann fiel überhaupt nicht auf und Buchenau hatte den eigensinnigsten seiner eigensinnigen Tage. Er fummelte und fummelte, stur behielt er den Ball am Fuß, mochten sich seine Nebenleute anbieten wie sie wollten. Für Horvat bedeutete Buchenau keine Gefahr.


Horvat stoppt Mayer

Dieser Horvat ist für die Eintracht Gold wert. Er weiß, wann er sich etwas schneller bewegen muß, versteht seine Kräfte einzuteilen, und im Zweikampf oder Kopfball kann ihm im Derby niemand bei. Sein Abspiel wird nicht blindlings in die Gegend geschlagen, nein, er spielt den eigenen Mann an und beweist, daß ein guter Stopper mehr sein muß als nur ein Prellbock in der Abwehr.

Das Kuriosum dieses Derbys also war, daß weder Pfaff noch Herrmann die Regie führten. Die Regie lag in den Händen von Lindner und Mayer. Doch Mayer erlaubte man diese Rolle erst 15 Minuten vor Schluß. Da baute man um. Mayer ging in den Sturm, Hamann in die Läuferreihe und Krämer in die Verteidigung. Für Krämer bedeutete das keine Degradierung, er hatte sich als Notlösung gut aus der Affäre gezogen. Die Tragik Mayers war es, daß er nicht mehr die Wendung erzwingen konnte und letzten Endes die alleinige Schuld an dem Eintrachttor trug.

Das Tor fiel so: Lindner hatte sich zum rechten Flügel hinausgepirscht, seiner Flanke lief Mayer entgegen — nötig war es nicht —, verfehlte den Ball, den Weilbächer durchließ, weil er sah, daß Pfaff völlig frei stand. Mit Vergnügen nahm Pfaff durch einen unhaltbaren Schuß Revanche dafür, daß ihn Mayer bis dahin gefesselt hatte.


Lurz und Geiger

Die Bornheimer rafften sich jetzt auf, aber ihre Vorstöße waren so durchsichtig, so lasch, daß selten eine ernste Gefahr für das Eintrachttor aufkam. Der Sturm kam halt nicht ins Rollen. Man bedenke, den ersten Schuß hatte er in der 32. Minute auf Loys Tor abgefeuert. Und nur einmal mußte Loy nach der Pause sein ganzes Können aufbieten, das war als Buchenau einen tollen Schuß vom Stapel ließ.

Wir sagten es schon, der Eintrachtsieg war verdient. Die Riederwälder besaßen die bessere Läufereihe, wobei die Bornheimer Halbstürmer den Läufern zu sehr Bewegungsfreiheit ließen. Die Eintracht besaß die geschlossene Abwehr, während Rado Loy in nichts nachstand. (Horst Kickhefel in 'Der neue Sport' vom 16.09.1957)

 

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