Eintracht Frankfurt - FC Schweinfurt 05

Oberliga Süd 1958/59 - 13. Spieltag

3:0 (1:0)

Termin: 30.11.1958
Zuschauer: 8.000
Schiedsrichter: Ritter (Sindelfingen)
Tore: 1:0 Eckehard Feigenspan (1.), 2:0 Richard Kreß (50.), 3:0 Richard Kreß (85.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FC Schweinfurt 05

 


  • Scheurer
  • Krämer
  • Schmitt
  • Gehling
  • Merz
  • Lang
  • Müller
  • Korbacher
  • Burkhardt
  • Brunner
  • Zierer

 

Trainer Trainer
  • Fritz Käser

 

Richard Kreß schoß aus Wut ein Tor

Eintracht Frankfurt — Schweinfurt 05 3:0 (1:0)

In der Eintracht-Chronik wird für alle Zeiten 3:0 gegen Schweinfurt 05 am 30. November 1958 zu Buch stehen. Das Ergebnis nimmt sich garnicht schlecht aus, aber die nackten Zahlen verraten mit keinem Wort, wie mühevoll, wie verkrampft die Riederwälder sich diesen Erfolg erringen mußten. Es war ein Spiel so grau wie dieser verhangene Novembersonntag, ein Spiel, das schlichten Fußballalltag als einziges zu bieten hatte. Aber es ist Tradition, daß man sich am Riederwald schwer gegen die Schweinfurter tut, auch wenn diese Mannschaft nicht mehr das Format früherer Zeiten besitzt.

Fast kann man meinen, daß diese elf Mann im giftgrünen Trikot von Jahr zu Jahr die Eintrachtspieler mehr verhexen. Was soll man anderes sonst zu dieser schwachen Vorstellung sagen, sagen bei einer 1:0-Führung. die schon in der ersten Minute zustande kam. Von Sztani war der Ball zu Pfaff gewandert, der seine Flanke vor das Schweinfurter Tor schlug, und ehe Scheurer zugreifen konnte, war Feigenspan zur Stelle und drückte den Ball über die Torlinie. Ein Beginn, der viel für die restlichen 89 Minuten verhieß. Wie grausam wurden alle enttäuscht.

Wie holprig lief das Eintrachtspiel, das fing schon bei den Außenläufern an, denen das Zwingende an diesem Tag fehlte. Das setzte sich im Sturm fort, wo meistens der Ball zu lange geführt wurde. Geführt werden mußte, weil sich die Nebenleute nicht freiliefen, sondern stehenblieben und dann sofort bewacht wurden. Wenn Kreß angespielt wurde, war meistens der Platz leer, denn Kreß hing weit zurück. Man wechselte laufend die Position, aber an diesem Tag so oft, daß man mehr den eigenen Nebenmann als den gegnerischen Verteidiger verwirrte.

Auch in der Abwehr sah es nicht rosig aus. Loy schien nicht recht aufgelegt, bei den beiden ersten Eckbällen der Gäste sah er bei seinen Abwehren nicht gut aus. Höfer putzte die Bälle nur so weg, aber seine Härte wird oftmals zur Ueberhärte. Horvat bewahrte die Ruhe, hatte es aber leichter, da sich sein Gegner Burkhardt ums Verplatzen nicht vom Ball trennen wollte. Lutz hatte mit Zierer oft seine liebe Mühe, aber er ließ nicht locker.

Man gewann immer mehr den Eindruck, daß man in der ersten Minute schon das einzige Tor des Spieles gesehen hatte. Im Mittelfeld kombinierten die Gäste nicht schlecht, aber da wurde ihr Spiel immer verschnörkelter, da war keiner, dem man einen herzhaften Schuß zutrauen konnte. Auf der anderen Seite standen zwei gute Verteidiger und ein ausgekochter Stopper: Merz. Er hat seine 35 Jahre auf dem Buckel, aber er folgte Feigenspan überallhin und versteht noch immer sein Handwerk aus dem ff. Und wenn schließlich doch der Ball aufs Tor kam, dann stand Scheurer goldrichtig. Selbst einen Nahkopfball Feigenspans fing er auf.

Das Spiel entschied der Stürmer, der bisher den Zuschauern Kummer bereitet hatte: Richard Kreß. Sztani hatte aufs Schweinfurter Tor geschossen, Gehling wehrte für seinen Schlußmann ab, der Ball flog Kreß genau vor die Beine. Und die ganze Wut über dieses verkorkste Spiel legte Kreß in seinen Schuß. Ein Schuß, der nur so an Scheurer vorbeirauschte. Das Spiel war entschieden, das Eintrachtspiel verlor von seiner Verkrampfung, aber Glanz bekam das Spiel nicht. Ja, Loy mußte einmal im Hechtsprung den Ball um den Pfosten drehen, um einen Torschuß Burkhardts zu vereiteln. Das war die einzige echte Chance der Gäste.

Man holperte so weiter. Trainer Paul Oßwald stand einmal von seiner Sitzbank auf und rief Bäumler etwas zu. Koseworte scheinen es dem verdrossenen Gesicht Paul Oßwalds nach nicht gewesen zu sein. Wie von einer Spritze hochgepeitscht trabte Bäumler los. Pech für ihn, daß Scheurer seinen placierten Schuß wegfausten konnte. Dieser Scheurer erwischte auch den Ball, als Pfaff freistand, aber fünf Minuten vor Schluß mußte er einen Schuß von Kreß passieren lassen.

Schiedsrichter Ritter verließ sich allzu oft auf seinen Linienrichter vor der Tribüne und war dann verlassen, zudem kamen seine Pfiffe viel zu spät, das Spielgeschehen war dann längst weitergelaufen.      Horst Kickhefel (aus 'Der neue Sport' vom 01.12.1958)

 

 


Feigenspan im Zweikampf mit Merz;
links Weilbächer, rechts Pfaff

 

 

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