Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

Oberliga Süd 1958/59 - 24. Spieltag

0:0

Termin: 14.03.1959
Zuschauer: 40.000
Schiedsrichter: Handwerker (Ketsch)
Tore: ./.

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Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


 

Trainer Trainer

 

Fazekas holte alle Bälle

Eintracht Frankfurt — Bayern München 0:0

Spiele ohne Tore können schön sein, erregend sind sie selten, denn torlose Spiele verraten meistens Schwächen der Stürmer und deutliche Überlegenheiten der Hintermannschaften. So war es auch im Frankfurter Stadion, wo eigentlich nur die Unentschlossenheit der Eintrachtstürmer an dem Punktverlust Schuld trug. Die Abwehr stand wie eherne Säulen, einer Art Säulen, an der auch ein Simson vergebens seine Kräfte erprobt hätte — und im Bayernsturm stand bestimmt kein Simson.

Auf zwei Spieler richteten sich immer wieder aller Augen: auf Alfred Pfaff und auf den jungen Hahn, dem man seine Dagelfinger Eskapaden verziehen hat und der acht Tage zuvor allein drei Tore auf sein Konto bringen konnte. Aber, je länger man Pfaff und Hahn ins Auge faßte, desto mehr bemerkte man, daß beide Spieler über einen Schatten verfügten. Einen höchst lebendigen Schatten. Bei Pfaff war es Nationalspieler Siedl, bei Hahn Nationalspieler Weilbächer.

Beide Spieler hatten also ihre Sonderaufgabe und mußten die Last des Spielaufbaues ihren Nebenleuten Mai bzw. Schymik überlassen.

Seit Mai den Fürther Ronhof verlassen und bei den Bayern unterschrieben hat, näherte er sich immer mehr seiner Form vom Berner Endspiel. Eine gute halbe Stunde lang war Mai der Beherrscher des Mittelfeldes, aber so sehr er sich auch zerrupfte, so sehr er seine Vorlagen in die Eintrachthälfte schickte, alles war vergebens. Höfer brachte Zsambokis ungarisches Feuer rasch zum Erlöschen, Lutz ließ Huber nur eine ernsthafte Chance und die donnerte der Münchner hoch im die Luft (41. Minute). Beim zweiten Male (und der zweiten ernsthaften Chance der Gäste) fuhr Lutz Huber energisch in die Parade (68. Minute).

Sie spielten schön, die Bayern, aber sie machten es mit der gleichen Gemütlichkeit, die ihre Lokalrivalen — die „Löwen" — acht Tage zuvor am Bornheimer Hang gezeigt hatten. Bei den „Löwen" konnte man diese gemütliche Tour noch verstehen, sie brauchen sich weder Hoffnungen noch Sorgen zu machen. Aber von einer Mannschaft, die ihre Gedanken noch auf die Endrunde gerichtet hat, versteht man solche Lässigkeiten nicht. Wenn die Bayern also mit einem Punkt nach Hause reisen durften, dann verdankten sie das zwei Dingen: in erster Linie ihrem Torwart Fazekas, im zweiter Linie der mangelnden Entschlußkraft des Eintrachtsturmes.

Wieder wurde der Ball zu lange gehalten, wieder zu oft in die Breite gespielt. Dabei hatte Pfaff mit jedem seiner Steilpässe bewiesen, daß die Gästeabwehr gegenüber Steilpässen arg anfällig war. Feigenspan versuchte zwar verbissen, sein obligatorisches Tor zu schließen, aber Landerer ließ ihn kaum entkommen. Kreß und Lindner vertauschten ihre Flügelplätze, Vorteile hatte der Sturm dadurch keine. Sztani tätschelte den Ball so verliebt wie ein Tanzstundenjüngling sein Mädchen, aber mit Tätscheln war es nicht getan. Die Eintracht stürmte, stürmte, stürmte, aber es kam nichts heraus dabei.

Auch weil diesmal Fazekas verständlich machte, warum man ihn in Ungarn achtmal in die Nationalelf stellte. Seine tollste Parade zeigte er in der 46. Minute: Pfaff hatte zwei Münchner ausgespielt, seine Vorlage verwandelte Feigenspan in eine Direktbombe, die sich Fazekas im Sprung erhaschte. Dafür hatte er etliche Male Glück. So als vor der Pause Sztanis Flanke auf der Querlatte tanzte und kein Eintrachtmann in der Nähe war. So als Sztani den Ball über ihn hinwegköpfte — aber auch übers Tor.

Die tollste Szene spielte sich aber in der 72. Minute ab: Fazekas verlor im Kampf mit dem gleichzeitig hochspringenden Kreß den Ball, Feigenspan köpfte ihn gegen die Latte, und ehe Fazekas zugreifen konnte, jagte Feigenspan das Leder gegen den Pfosten. Krabbelnd und haschend gelangte Fazekas hart bedrängt an den Ball. Da wußte man, nur ein Wunder konnte der Eintracht den zweiten Punkt retten. Es gab kein Wunder!      Horst Kickhefel

Stimmen der Prominenz

Trainer Hans Pilz (1. FC Saarbrücken): „Verschiedentlich hörte ich von einem schwachen Spiel. So schwach war es nicht. Was für beide auf dem Spiele stand, war doch eine große Nervenbelastung. Wie sich beide abgerackert haben, war für die Schwere des Spiels beachtlich. Nur die Würze fehlte: ein Tor. Dazu fehlte der Eintracht diesmal das Glück."

Amtsgerichtsrat Hans Winter (Kickers Offenbach): „Eintracht hat überlegen gespielt. Mit etwas mehr Glück hätte sie gewinnen müssen."

Trainer Paul Oßwald (Eintracht): „Dank an das treue Fußballpublikum, daß es wieder so zahlreich gekommen ist. Es war ein großer Kampf. Ich bedauere nur, daß wir zwanzig Schußchancen hatten und kein Tor erzielten. Das ist seit Wochen unsere große Schwäche. Im übrigen konnten sich die Bayern für das 0:0 bei ihrem Torhüter Fazekas bedanken."

Trainer Adolf Patek (München): „Beide Mannschaften sind in dieser Form nicht würdig, den zweiten Platz einzunehmen. Ich nehme an, daß dieses Spiel enorm an den Nerven gezehrt hat. Ich weiß, daß Eintracht besser spielen kann. Wir haben aber heute das schlechteste Spiel seit Wochen geliefert."

Spielausschußvors. „Lutte" Goldbrunner (Bayern): „Beide Hintermannschaften waren gut, unser Sturm war sehr schlecht. Bis auf Sommerlatt, der wieder für drei geschafft hat. Die Schwächen führe ich darauf zurück, daß einzelne unserer jungen Spieler für derartige Spiele noch keine starken Nerven besitzen."      K. S. (aus 'Der neue Sport' vom 16.03.1959)

 

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