Eintracht Frankfurt - FK Pirmasens

Endrunde um die Deutschen Meisterschaft 1958/59 - 2. Spieltag - Gruppe 1

3:2 (1:1)

Termin: 23.05.1959
Zuschauer: 81.000
Schiedsrichter: Schulenburg (Hamburg)
Tore: 0:1 Helmut Kapitulski (37.), 1:1 Eckehard Feigenspan (41.), 2:1 Istvan Sztani (56.), 2:2 Helmut Kapitulski (58.), 3:2 Istvan Sztani (62.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt FK Pirmasens

 


  • Heinz Kubsch
  • Rolf Ertel
  • Ludwig Roos
  • Emil Weber
  • August Käfer
  • Hermann Laag
  • Herbert Schroer
  • Karl Brunn
  • Heini Seebach
  • Helmut Kapitulski
  • Hilmar Weishaar

 

Trainer Trainer
  • Helmut Schneider

 

 

Wäre Sztani nicht gewesen

Beginnen wir mit den letzten Minuten. Vier Minuten vor Schluß: der weit aufgerückte Pirmasenser Außenläufer Laag schmettert nach einer Ecke den Ball aus acht Meter hoch über das Eintracht-Tor und hält anschließend die Hände vors Gesicht; Ausgleich vergeben. Zwei Minuten vor Schluß: Lindner erhält noch in der eigenen Hälfte den Ball, stürmt mutterseelenallein davon, hat aber keinen Schußmut, will Kubsch umspielen und scheitert. Was wir damit sagen wollen: eine nervöse Eintracht mußte bis zuletzt um den Sieg bangen.

Man las es auch ganz deutlich in den Gesichtern der abflutenden Frankfurter Zuschauer: „Wir sind noch einmal davongekommen." Die Pirmasenser Anhänger flaggten nicht halbmast. Blauweiß bleibt im Rennen, über den Gruppensieg ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Das soll nicht heißen, daß wir Pirmasens größere Chancen als der Eintracht einräumen, das Endspiel zu erreichen; denn in der letzten halben Stunde zeigten die Pfälzer doch deutlich, was ihnen noch fehlt. Was die Eintracht andererseits vom Thron des „Superfavoriten" — wie man sie nach dem 7:2 in Bremen gern manchenorts genannt hatte — stürzte, war etwas, was mit dem Fehlen Alfred Pfaffs nur wenig zu tun hatte, nämlich die überraschend große Verwundbarkeit der Abwehr.

Weilbächer fehlte doch!

Schon während der ganzen Saison galt doch die Eintracht als eine Mannschaft, deren Sturm sich mit dem Toreschießen in jedem Spiel Zeit lassen konnte, weil er seiner Abwehr vertrauen durfte. Eine Stunde lang mußten die Frankfurter um die Eintracht-Abwehr zittern. Der schlanke Lutz, ein großes Talent und auf dem Sprung „nach oben", blieb lange Zeit ein Nervenbündel. Kaum ein Abschlag gelang zum eigenen Mann. Sogar Horvat ließ sich anstecken. Seine Unsicherheit drückte sich darin aus, daß er selten einen weiten Paß riskierte, lieber kurz abspielte Und welche Mühe hatte er, beim Start zum Ball Seebach zuvorzukommen. Raumdeckung liegt dem langen Jugoslawen mehr, als dem Gegner in kraftzehrenden Zweikämpfen den Ball abzujagen. Schymik und Stinka brauchten anfangs Zeit, um das richtige Maß für ihr Abspiel zu finden. Wohl bestimmten sie nach Halbzeit das Spiel im Mittelfeld, aber in der Defensive ließ keiner der beiden den „giftigen" Weilbächer vergessen. Defensiv-Qualitäten fehlten diesmal Schymik und Stinka.

Als erster der Eintracht-Abwehr fand Höfer seine Ruhe wieder, wenngleich seine Startschwäche in der ersten halben Stunde Schroer manche Chance eröffnete.

Pirmasens lange meisterlich

So paradox es klingen mag: Obwohl die Eintracht in der ersten Halbzeit mehr Torchancen hatte (Feigenspan und Lindner), bot Pirmasens das zielstrebigere, wuchtigere und sogar schönere Sturmspiel. Der Außenseiter fand eher sein Spiel als der Favorit. Das Übergewicht kam von den Flügeln her. Hier Schroer, der wuchtige und antrittschnelle, dort Weißhaar, der elegante Techniker mit feinen Flanken. Die Außen boten sich stets an der Linie an, so daß der Pirmasenser Sturm die ganze Spielfeldbreite bis zum letzten Zentimeter ausnutzen konnte. Da öffneten sich dann auch innen Lücken, in die Kapitulski und Seebach stießen. Stets hing ein Stürmer etwas zurück, entweder Kapitulski oder Brunn, so daß der Rückpaß, wenn die vordere Reihe sich festgefahren hatte, stets einen freien Mann fand. Ein Raunen ging durch die Zuschauermassen, wenn hier ohne Zwischenaufenthalt der Ball lief, und ein Stöhnen, wenn der Eintracht-Sturm zum Gegenstoß ansetzte, dann jedoch fast jeder Stürmer den Ball zulange hielt und mindestens ein halbes dutzendmal der Abseitspfiff die Folge war. Da merkte man, daß Alfred Pfaff nicht mitspielte. Es fehlten seine weiten Pässe, die schon so manche Abwehr durchlöcherten. Doch rasch wuchs Sztani, der lieber in der ersten Linie als in der zweiten stürmt, in Pfaffs Rolle.

Sztani auf allen Posten

Wie Pfaff schaufelte er die Bälle über alle Köpfe hinweg dem Mitspieler in den freien Raum zu, keinen Meter zu weit und keinen Meter zu kurz. Doch damit nicht genug. Er half in der Abwehr aus — was er oft tun mußte, da Lindner kaum je zurückging —, lief an der Außenlinie jedem noch so aussichtslosen Ball nach und erwies sich schließlich als eiskalter Vollstrecker. Ein Meisterstück, wie er nach einer Fußabwehr Kubschs den Ball mit der Brust abstoppte, vorlegte und am herauslaufenden Kubsch vorbei mit dem Außenrist in das Tor schlenzte.

Und beidbeinig schießt der Ungar. Das 2:1 schoß er mit dem rechten, das 3:2 mit dem linken Fuß. Es gibt keinen Zweifel: der perfekte Fußballer auf dem Platz. Eine Stunde lang kam ihm Kapitulski sehr nahe. Wie Sztani schoß auch „Kapi" zwei Tore, wie der Ungar lenkte auch er, wenn auch weniger auffällig, das Sturmspiel seiner Mannschaft. Im Direktspiel übertraf Kapitulski sogar den Ungar. Aber jetzt kommt die Einschränkung: Eben alles nur eine Stunde lang! Der Ex-Dortmunder ist halt kein Kämpfer. Was den Ungarn ja so auszeichnete, war neben der für ihn selbstverständlichen Technik und Übersicht sein Kampfesmut bis zur letzten Sekunde.

Eintracht flügellahm

Das Fehlen Pfaffs zwang Paul Osswald, Lindner Halbstürmer und den seit Monaten nicht mehr in der „Ersten" erprobten Bäumler Linksaußen spielen zu lassen. Bäumler zur Ehre: während er in der ersten Halbzeit oft das Spiel aufhielt, gab er nachher stets den Ball rasch und auch genau ab, spielte steil, ohne jedoch je ein „echter" Linksaußen zu sein, weil Flügelläufe mit abschließenden Flanken fehlten. Freilich stürmte Kreß wuchtiger, doch erfolgloser. Sein Wert für die Mannschaft zeigte sich darin, daß er zum Schluß von allen Stürmern nach Sztani die stärkste Kondition besaß, in der letzten Viertelstunde sogar noch Kraft hatte, in der Abwehr auszuhelfen. Feigenspan blieb der große Kopfball-Torschütze. Meisterlich, wie er mit dem Kopf ebenso hoch kam wie Kubsch mit den Händen und den Ball in das Tor nickte. Mit etwas Glück wären ihm beinahe noch zwei ähnliche Tore geglückt.

Wenn die Eintracht noch in der 89. Minute nicht ihres Sieges sicher sein durfte, dann lag das an dem jugendlich frischen Weißhaar, dem unermüdlichen Kämpfer Seebach und an Laags gassenöffnenden Paßbällen, die in der letzten Viertelstunde meist an den sich geschickt anbietenden Weißhaar adressiert waren. Dieser junge Mann wird unter Helmut Schneiders Obhut sicher noch von sich hören lassen.

Heinz Kubsch dürfte mit sich nicht zufrieden sein. Das für die Eintracht wertvolle Ausgleichstor zwei Minuten vor Halbzeit geht zu seinen Lasten. Und nicht nur einmal verfehlte er Eckbälle. Pech für ihn, daß eine Zehntelsekunde Unentschlossenheit ein weiteres Tor kostete. Man sah es Kubsch an, was er dachte: "Soll ich mich nach Lindners Schuß werfen oder den Ball mit dem Fuß abwehren?" Er wählte die Fußabwehr, worauf der Ball genau von Sztanis Füße rollte.

 

Spielverlauf im Telegrammstil


(7. Min.) Sztani tritt Eckball so gefährlich, daß Kubsch Ball verliert, Ertel klärt zur Ecke.

(12.) Feigenspan allein durch, Schuß prallt am Knie des herausgestürzten Kubsch ab.

(13.) Horvat verfehlt, so muß Loy gegen den ankommenden Seebach herauslaufen, wirft sich außerhalb des Strafraums auf den Ball — Hände!

(15.) Riesenchance für Eintracht: Lindner freistehend über die Latte. Wenige Sekunden später nur: Schuß Feigenspans, gehalten von Kubsch.

(29.) Gefährlicher Schuß Weisshaars.

(35.) Flankenwechsel Schroer—Weisshaar, knapp danebengeschossen.

(37.) Frankfurter Deckung kann die Kombination Laag—Brunn—Schroer—Kapitulski nicht aufhalten. Dieser setzt Kopfball knapp unter die Latte — 0:1

(42.) Glanzschuß Sztanis unter die Latte gezielt, glänzend von Kubsch zur Ecke gelenkt.

(43.) Nämliche Ecke von Lindner hereingegeben zu Feigenspan, der einköpft — 1:1

(52.) Schöne Flanke Bäumlers, Feigenspan verfehlt knapp.

(58.) Lindner schießt, Kubsch reagiert nur noch mit Fußabwehr, Ball springt in Richtung Sztani, der den Ball mit der Brust annimmt und dann einschießt — 2:1!

(59.) Horvat zum zweitenmal Ball verloren, Kapitulski nimmt ihn und setzt ihn an dem herauslaufenden Loy vorbei ein — 2:2!

(61.) Höfer spaziert bis in den Strafraum. Sein Schuß knapp vorbei.

(62.) Gedränge am Pirmasenser Strafraum. Abgewehrten Ball nimmt Sztani an, nimmt Maß und schießt ihn mit Wucht und Berechnung ein — 3:2!

(65.) Noch ein Prachtschuß Sztanis unter das Lattenkreuz, Kubsch fliegt und lenkt zur Ecke.

(75.) Im Vorwärtshechten fängt Loy einen kapitalen Kapitulski-Schuß. Schiedsrichter hat allerdings Abseits erkannt.

(86.) Ecke für Pirmasens (insgesamt: 12:13), Laag schießt mit Wucht über das Tor.

(88.) Lindner allein vorn (aber kein Abseits, da noch in eigener Hälfte) und geht mit dem Ball ab, scheitert aber an Kubsch. Endgültig klärt Ertel.


Prominente Stimmen / Gesammelt von Erich Wick

Seppl Herberger fand den Eintrachtsieg verdient, doch habe sich gezeigt, daß auch diese Abwehr verwundbar sei. Die Außenläufer hätten bei beiden Mannschaften ein gutes Mittelfeldspiel gezeigt, aber darüber das Decken vergessen.

Etwas positiver drückte sich Helmuth Schön ans, der vor allem Kampf und Tempo lobte. Die Eintracht sei um ein Tor besser gewesen und habe auch zum Schluß mehr Luft besessen. Die Pirmasenser seien eine gute Mannschaft, aber es fehle doch das Tüpfelchen auf dem i.

Paul Oßwald verwies auf das Fehlen Pfaffs und Weilbächers; unter solchen Umständen könne er zufrieden sein. Die erste Halbzeit habe ihn allerdings nicht befriedigt, die Mannschaft sei übernervös gewesen, und das dürfe sich nicht ausbreiten. In der zweiten Halbzeit habe die Elf dann vieles gut gemacht und den Sieg zu Recht erkämpft.

Auch Helmuth Schneider fand an dem Eintrachtsieg nichts auszusetzen, wenn er ein Unentschieden als das gerechteste Ergebnis bezeichnen wollte. Seine Mannschaft habe versäumt, nach dem Gleichstand erst einmal für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Für das Rückspiel könne man nur sagen: Diese Eintracht ist auch zu schlagen — es ist noch alles „drin".

Alfred Pfaff schilderte drastisch, wie er als Zuschauer empfunden habe. Es sei für ihn ein richtiges Nervenspiel gewesen. Er hoffe, in acht Tagen wieder dabei zu sein, aber sicher sei es noch nicht.

Kapitulski zeigte sich wegen der Niederlage nicht erschüttert. „Das können wir im Rückspiel noch wettmachen!" war seine Meinung, und er hofft, daß seine Mannschaft den Südwesten gut vertreten habe. Von den Frankfurter Spielern hatte es ihm Sztani angetan. „Das ist ein großer Fußballspieler!" (aus dem 'Kicker' vom 25.05.1959)


 

Alles dachte an Pfaff und Weilbächer

Bert Merz kritisiert die Eintracht-Mannschaft

Vor einer Woche meinte jemand in Bremen: „Wenn die Eintracht gegen Pirmasens halb so gut spielt wie heute, gewinnt sie noch das Spiel." Jener Mann hatte recht mit seiner Feststellung. Mit der halben Leistung von Bremen wurde das Spiel gewonnen. Alfred Pfaff fehlte. Im Bremer Spiel, frühzeitig verletzt, griff er nur sehr wenig und kaum entscheidend in die Dinge ein. Aber das Gefühl, daß er dabei war, genügte seiner Umgebung schon. Gegen Werder hatte man auch keinen Weilbächer gebraucht. Diesmal wünschten ihn sich die Zuschauer so brennend herbei, wie einen Flügel Pfaff-Meier, den es seit jenem unseligen Spiel gegen Aschaffenburg im letzten Herbst nicht mehr gibt.

Immerhin war der Eintracht-Sturm noch so stark, um die Partie zu gewinnen, und er buddelte noch eine Reihe Chancen heraus, daß vier oder fünf Treffer gar nicht überrascht hätten. Aber diesmal fehlte beim Erfassen der Gelegenheiten das Glück vom Weserstadion. Lindner rollten die tollsten Sachen vor die Beine, aber der junge Mann, der im Feld so gescheite Dinge macht, der mit einem Eckball das erste und mit einem Schuß das zweite Tor bereitete, scheint Aug' in Aug' mit dem gegnerischen Hüter die Nerven zu verlieren. Sonst könnte es nicht passieren, daß er mutterseelenallein durch die Pirmasenser Hälfte läuft und vor Kubsch nicht den Mut zum Schuß aufbringt. Sein Nebenmann Bäumler, der im Training eine prächtige Form zeigte, hatte nicht diese Chancen. Er kam wenig an die Hauptereignisse heran, aber er stand, wie auch Lindner, in der Kampfkraft deutlich hinter den Stürmern von weiter rechts.

Die Steigerung von Kreß und Sztani

Die neue Rollenverteilung in der Pause im Sturm entsprach den Gegebenheiten. Sztani rückte zur Mitte, Feigenspan zum Flügel und Kreß spielte Halbstürmer. Man mußte gegen die im Mittelfeld starken Weber, Laag und Kapitulski einen Mann mit dem Laufvermögen und der Kondition eines Kreß aufbieten, um die Kombination zu stören, ehe die Steilpässe zu den flinken Außen Schroer und Weishaar verschickt wurden. Neben Kreß erwarb sich Sztani mit seinen beiden Treffern und seiner Steigerung in der zweiten Hälfte die meisten Verdienste um den Sieg. Feigenspan, der zu Anfang eine große Möglichkeit vergab, wirkte sowohl in der Mitte wie auch am Flügel stark, obwohl er, wie Kreß in der ersten Halbzeit, unter den Derbheiten von Roos zu leiden hatte. Sein Kopfballtor war wieder beste Ware, später hatte er bei diesen Dingen etwas Pech.

Die Läuferreihe konnte ihre Glanzpartie von Bremen nicht wiederholen, obwohl Schymik viel aufmerksamer spielte, aber wenig an den sich geschickt freistellenden Kapitulski herankam. Er überließ dessen Bewachung auch meist den anderen. Stinkas Stärke zeigte sich, wenn er am Ball war. In der Kampfkraft reicht er noch nicht an Weilbächer heran. Ivica Horvat wurde nach seinem Fehler beim zweiten Pirmasenser Tor unsicher. Seebach kam zwar nie an ihm vorbei, aber bei der Spielweise des Pfälzer Mittelstürmers, der sich (nicht immer fair) zwischen Ball und Mann schob, war Horvat nicht der Souverän von sonst. In großen Höhen allerdings hatte niemand gegen ihn was zu bestellen.

Höfers Kämpfe mit Schroer

Den Eintracht-Verteidigern kann der Vorwurf gemacht werden, daß sie mitunter eine lässige Raumdeckung betrieben hätten. Das stimmt zum Teil. Aber Lutz mußte immer mit einem Auge nach Kapitulski sehen, der ja der Gefährlichste im Pirmasenser Innensturm war. Wie gefährlich, erfuhr man ja durch seine beiden Treffer. Und Weishaar, der junge Linksaußen, flankte besser als alle übrigen Stürmer auf dem Feld. Daß Höfer den unberechenbaren und brandgefährlichen Schroer meistens noch von den Brennpunkten abhalten konnte, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Denn der Pirmasenser Rechtsaußen war der Mann, der mit Einzelleistungen das Spiel alleine hätte entscheiden können. Von den kleinen bis mittleren Fehlern, die sich diesmal überraschend bei der Eintracht-Deckung einschlichen, blieb nur Loy so gut wie verschont. An beiden Toren traf ihn keine Schuld.

Die Höhepunkte des Spiels

11. Minute: Steilpaß Sztanis zu Feigenspan, Käfer und Roos versuchen den davonlaufenden Feigenspan noch einzuholen, Kubsch muß fast an der Strafraumgrenze durch Fußabwehr retten.

12. Minute: Loy rettet gegen Seebach, läuft aber mit dem Ball in der Hand über die Strafraumgrenze. Kapitulskis Freistoß prallt an der Eintrachtmauer ab, Webers Nachschuß hält Loy.

16. Minute: Die ganze Pirmasenser Abwehr einschließlich Kubsch ist ausgespielt, doch Lindner lenkt den Ball übers leere Tor!

26. Minute: Scharfer Schuß von Kreß, Kubsch greift sich fallend den Ball.

29. Minute: Weishaar trickst Lutz aus, schießt aber am Tor vorbei.

37. Minute: Schroer flankt, über Brunn kommt der Ball zu Kapitulski, dessen Kopfball hart unter der Latte einschlägt. War Loy durch die tief stehende Sonne geblendet? (0:1)

38. Minute: Große Chance für Pirmasens, aber Weishaars Schrägschuß fliegt am Tor vorbei

41. Minute: Einen gefährlichen Sztani-Schuß lenkt Kubsch über die Latte. Die 6. Eintracht-Ecke, Lindner zieht den Ball vors Tor, Kubsch hat sich zu früh von der Linie gelöst, kommt nicht mehr an den Ball und hart neben dem Pfosten köpft Feigenspan hochspringend den Ball ein (1:1).

56. Minute: Der Schiedsrichter übersieht eine Handbewegung Laags zum Ball, die Eintrachtanhänger fordern Elfmeter, das Spiel läuft weiter. Lindner schießt, Kubsch will sich bücken, schlägt aber dann den Ball mit dem Fuß weg. Der landet Sztani genau vor die Beine. Der Ungar läuft drei Schritte und hebt den Ball an Kubsch vorbei (2:1).

57. Minute: Beim Zurücklaufen prallt Horvat der Ball vom Fuß, blitzschnell schaltet sich Kapitulski ein und der Ausgleich ist da (2:2).

60. Minute: Höfer stürmt nach vorne, sein Schrägschuß fliegt am Tor vorbei.

61. Minute: Bei einem Vorstoß von Kreß und Bäumler wird der Ball von der Pirmasenser Abwehr zu kurz abgewehrt, prompt nutzt Sztani die Chance zum Torschuß (3:2).

64. Minute: Einen genau berechneten 20-Meter-Freistoß Sztanis lenkt Kubsch über die Latte.

69. Minute: Sztani hebt einen indirekten Freistoß in den Pirmasenser Strafraum, der Ball fliegt etwas zu hoch, Feigenspans Kopf kann ihn nicht erreichen.

83. Minute; Die große Ausgleichschance der Gäste. Kapitulskis Eckball landet genau auf Laags Schußbein, doch der Pirmasenser haut den Ball über das Tor.

88. Minute: Lindner hat noch eine Chance. doch Kubsch kann retten. hk


Eine schwere Prüfung für den Südmeister

Ohne Pfaff - Eintrachtsturm ohne Richtung

Kritische Nachbetrachtung unseres Chefredakteurs Erich Wick

Eintracht Frankfurt — FK Pirmasens 3:2 (1:1)

Mit unseren Zuschauern, diesen überaus geduldigen „Stehern", meinen es unsere beiden Fußballmannschaften nicht sonderlich gut. Die Sonne hatte gerade genug Gewalt über die 81.000 im weiten Stadionrund, da hätte der Sieg nicht mehr so spannend gemacht zu werden brauchen. So ein 7:2-Spielchen hätten wir alle wahrscheinlich lieber gesehen.

Aber es ist ganz gut so. Man darf nicht darauf bauen, daß der Gegner auf jeden Leim kriecht, man darf das Kämpfen nicht verlernen, das Zähnezusammenbeißen. Die Frankfurter tändelten in der ersten Halbzeit so dahin wie ein Trüppchen Wandervögel, das singend über die Wiese zieht. Hatten sie womöglich zu ernsthaft auf den Fernsehschirm vom Hamburger Länderspiel geschaut?

Nun, man soll nicht glauben, was ein Mann ausmacht. Pfaff fehlte, und man weiß nicht einmal, ob er in acht Tagen dabei sein wird. Ohne Pfaff verliert das Sturmspiel an Richtung, es artet manchmal in „Scherweln" aus, in die Spielweise, die die Eintracht vor Jahren einmal nicht los werden konnte.

Und obwohl dieser Sturm ohne Pfaff nur zwei Drittel des Eintrachtsturms war, gewann er das Spiel, nicht die Deckung. Das ist wohl das Erstaunlichste dieses Kampfes überhaupt. Was war, um Himmels willen, in diese kreuzbraven, unerschütterlichen Abwehrmänner gefahren?

Wir meinen, es könne etwas mit einer allgemeinen Angstpsychose zu tun haben, die sich auf Grund der Pfaffschen Absage ausbreitete. Horvat hatte zweimal die seinem Körpermaß entsprechende „lange Leitung", die Raumdeckung von Lutz, von Schymik und Stinka reichte nicht gegen die eminent und steil startenden Gaststürmer.

Die hatten eine originelle Art. Kam einer nach vorne, schwärmten die anderen drumherum, bildeten einen Halbkreis um den Strafraum und lenkten die Abschläge immer wieder in den Hexenkessel hinein. Genaues Hinausspielen auf den Mann wäre notwendig gewesen, wurde aber nicht genau genug befolgt.

Die meisten Fehler passierten in der ersten Halbzeit. In der zweiten wuchs die Eintracht an ihrem Mißgeschick, und diese Steigerung war sicher einmal ein Balsam für die Kampfmoral, die vor acht Tagen und in den letzten Spielen der Südliga (seit Schweinfurt-Eintracht) nicht mehr in Anspruch genommen worden war.

Die zwanzig Minuten nach Halbzeit waren die schönste Zeit der Partie. Dazu die beiden herrlichen Sztani-Tore. Dieser Istvan! Verdoppelte seinen Einsatz, um Pfaff zu ersetzen, war hinten und vorne, legte die Bälle in die Gasse und schoß selber. Und wie er beim 2:1 hinschaute und Maß nahm, den Ball schräg und halbhoch in die Ecke wuchtend!

Es hat keiner bereut, daß er da war. Und daß der Sieg erkämpft wurde, war, wie gesagt, kein Fehler für die Mannschaft.


Rund um Frankfurts Fußball

Nicht weniger als 5000 von 8000 Stehplatzkarten, die Pirmasens von der Eintracht für das letzte Spiel am Samstag verlangt hatte, kamen am Freitag wieder unverkauft zurück. Sie wurden noch im Laufe des Samstags abgesetzt.

Vor dem Haupteingang des Frankfurter Stadions bildete sich am Samstag ein lebhafter Schwarzhandel mit Karten. Die Sitzplätze gingen mit zehn und teilweise fünfzehn, die Stehplätze mit fünf Mark an den Mann. In der Stadt wurden am Samstagvormittag für gute Sitzplätze bis zu fünfzig Mark bezahlt. wk.

Stimmen zum Spiel

Bundestrainer Herberger: „Die Eintracht hat das Spiel verdient gewonnen. Die Abwehr war aber doch brüchig. Im Mittelfeld spielten die Pirmasenser Außenläufer gut, doch sie vergaßen die Deckung."

DFB-Trainer Helmut Schön: „Mir hat das Spiel gefallen, Kampf und Tempo. Die Eintracht war um ein Tor besser. Sie hatte die bessere Kondition. Pirmasens ist eine gute Mannschaft. Aber es fehlte das Tipfelchen auf dem ,i'."

Hans Deckert, Spielausschußvorsitzender des Süddeutschen Fußballverbandes: „Ein verdienter Sieg der Eintracht. Nach dem Wechsel hatte das Spiel Format. Die Pirmasenser sind eine gefährliche Elf, die mit Steilpässen die Hintermannschaft der Eintracht aufrissen. Auch ein 4:2 für die Eintracht wäre gerecht gewesen."

FSV-Vorsitzender Walter Lange: „Die Eintracht war konditionell stärker und technisch besser als die Pirmasenser. Sztani war der überragende Mann seiner Elf. Der Kopf der Pirmasenser Mannschaft war Kapitulski. Auch die Außenläufer gefielen mir."

Eintracht-Trainer Paul Oßwald: „Wenn ich bedenke, daß Pfaff und Weilbächer nicht mitspielen konnten, so bin ich mit meiner Mannschaft zufrieden. In der ersten Halbzeit hat mir allerdings manches nicht gefallen. Die Mannschaft war übernervös, und ich hoffe, daß das nicht mehr vorkommt. Die zweite Hälfte hat für vieles entschädigt, und ich glaube, wir haben verdient gewonnen."

Pirmasenser Trainer Helmut Schneider: „Ich glaube, daß ein Unentschieden dem Spielverlauf eher entsprochen hätte. Die Eintracht-Tore durften nicht fallen. Meine Spieler haben oft nicht die Situation erkannt. Sztani und Kreß, die mir sehr gefielen, entlasteten immer wieder die eigene Deckung. Unsere Hintermannschaft spielte solide. Doch die Eintracht-Deckung nahm eben nur zwei Tore hin. Ich denke, daß wir im Rückspiel mit der Eintracht fertig werden können." G.W. (aus 'Der neue Sport' vom 25.05.1959)

 

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