Eintracht Frankfurt - SpVgg Fürth

Oberliga Süd 1959/60 - 1. Spiel

5:3 (3:2)

Termin: 22.08.1959
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Fritz (Oggersheim)
Tore: 0:1 Stumptner (22.), 0:2 Landleiter (24.), 1:2 Erich Bäumler (34.), 2:2 Dieter Lindner (36.), 3:2 Erwin Stein (40.), 4:2 Richard Kreß (46.), 4:3 Appis (51.), 5:3 Erwin Stein (65.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SpVgg Fürth

 


  • Geißler
  • Bauer
  • Koch
  • Ehrlinger
  • Erhardt
  • Schmolke
  • Schmidt
  • Appis
  • Schneider
  • Stumptner
  • Landleiter

 

Trainer Trainer
  • Horst Schade

 

 

Eintracht Klasse

Ende des Fürth-Komplex

Eintracht Frankfurt — Spvg. Fürth 5:3 (3:2)

Ludwig Dotzert berichtet vom Riederwald

Bis zum Schillerkragen steckten die Fürther von Anfang an in der Klemme. Nur dreimal insgesamt erreichte der Ball das Frankfurter Tor; aber zweimal davon schlug es ein, und beide Male schien Stopper Lutz, der mit Recht so Hochgepriesene, wie vor den Kopf geschlagen. Uebersah er zuerst bei einer Rückgabe, daß Stumptner im Wege stand, und purzelte obendrein, als Loy retten wollte, was es noch zu retten gab, längelang über den eigenen Tormann. Spielte kurz danach Appis an statt Pfaff und Appis brachte prompt Landleiter zum Schuß, der aus vierzehn Metern in die „kurze Ecke" traf. Es war wie verhext. 2:0 führten die Fürther nach 24 Minuten.

Aber das war nichts gegen das, was dem Sturm der Eintracht passierte. Daß Lindner bei einem Salto rückwärts nur die Latte traf, regte die 18.000 noch nicht auf. Bedenklicher stimmte schon Lindners Kopfball, der hinter dem bereits geschlagenen Tormann Geißler an Bauer hängen blieb. (Toll, was dieser Bauer bis zum Schlußpfiff noch an weiteren Schüssen von der Torlinie wegkratzte!) Als dann jedoch Pfaff von Stopper-Bär Erhardt im Strafraum zu Boden geritten wurde und als Erwin Stein den unvermeidlichen Elfmeter derart bieder und schwach ausführte, daß Geißler bei seiner Abwehraktion nicht in die geringsten Schwierigkeiten geriet, da konnten die Riederwälder nur sagen: Na, bitte! Sieben Minuten später fiel das erste der beiden Fürther Tore. Neun Minuten später das zweite. Der Name Fürth hatte seine Wirkung getan. Für Riederwälder Ohren klingt er wie ein Donnerwort, seit die elf Erhardts vor Jahresfrist zum viertenmal hintereinander am Riederwald gewannen.

Vielmehr als ihren Namen hatten die Bayern diesmal jedoch nicht zu. bieten. Sie hatten ihren Erhardt, gewiß, und den macht ihnen so schnell keiner nach. Erhardt stoppte an diesem Tag, als hätte er zum Morgenkaffee zwei Lutz gefrühstückt, zumindest zwei von der Sorte, wie man den Lutz vor der Pause sah. Sie hatten ihren Ehrlinger, der sich als Außenläufer mit Erhardt zu einer kaum zu sprengenden Abwehreinheit verband, und sie hatten ihren „Reservetormann" Hansel Bauer, der stets im richtigen Moment auf der Torlinie erschien. Aber was sie sonst noch hatten, reichte lediglich zu einem einschläfernden Ringelspiel im Mittelfeld.

Der Wecker rasselte genau um 18.07 Uhr. Schon hatten die Skeptiker zu bemerken geglaubt, wie der Fürth-Komplex in der Eintracht-Mannschaft um sich griff, wie die Kontakte sich lockerten, die Zahl der verunglückten Pässe zunahm, das Rütteln an der Fürther Abwehr ins Verbohrte auszuarten drohte, wie es knirschte und schurrte, im Eintracht-Getriebe. Da schlugen die Riederwälder los. Ein Fehler des Tormanns Geissler der einen von Bäumler auf's Geradewohl abgefeuerten Ball über die Hände ins Netz kullern ließ, war die Winzigkeit, die die Lawine ins Rollen brachte.

Was dann kam, grenzte an einen Exzeß. In einem einzigen wilden, aber selbst in der höchsten Wucht noch kontrollierten Fight stülpte der deutsche Meister die Fürther Abwehr samt Erhardt um und um ehe die Kleeblätter wieder aufrecht standen, innerhalb von vier Minuten, hieß es 3:2 für die Eintracht. Eine Minute nach dem Wechsel 4:2. Der Fürth-Komplex gehörte der Vergangenheit an.

Appis' Freistoß-Treffer wurde schon nicht mehr ganz ernst genommen. Gegen Ende ließen die Riederwälder ihren Gegner einfach scheiberln, und wenn der Ball an sie überging, scheiberlten sie mit. Da allerdings hatte Erwin Stein bereits sein zweites und zugleich die Eintracht ihr fünftes Tor untergebracht. Es konnte nichts mehr schiefgehen.

Die Eintracht hätte den bereits verfahren geglaubten Karren vielleicht auch ohne Pfaff aus dem Dreck gerissen, obwohl Pfaff wertvolle Beiträge lieferte. Aber sein Eifer überwog fast seine Effekte. Vielleicht auch ohne Stinka, der ansonsten als approbierter zweiter Offizier das Steuer zu übernehmen pflegt, wenn Pfaff nicht voll aus sich herausgehen kann. Stinka litt mehr und mehr unter den robusten Stößen der klotzigen Bayern. Die Eintracht hätte vielleicht sogar ohne Stein gewonnen, obwohl Stein keinen Frontalzusammenstoß mit Erhardt scheute, zwei Treffer schoß, bei denen er prächtig mitdachte, und genau an der Stelle stand, wo ihn Kreß und Lindner brauchten. An jede Stelle der Riederwälder hätte man sich an diesem Tag einen andern denken können, nur nicht an die Stelle, wo Lindner stürmte. Er war der einzige, dem der Fürth-Komplex schnuppe schien. (aus 'Der neue Sport' vom 24.08.1959)

 

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