Eintracht Frankfurt - Bayern München

Oberliga Süd 1959/60 - 8. Spiel

0:2 (0:1)

Termin: 25.10.1959
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 0:1 Kuhnert (7.), 0:2 Friedel Lutz (72., Eigentor)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Fazekas
  • Tietz
  • Giesemann
  • Siedl
  • Ludwig Landerer
  • Mai
  • Zsamboki
  • Grosser
  • Kuhnert
  • Lindner
  • Sieber

 

Trainer Trainer

 

Eintracht ohne Nerven

Eintracht Frankfurt — Bayern München 0:2 (0:1)

Horst Kickhefel berichtet aus dem Stadion

Die erste Heimniederlage der Eintracht ist Tatsache geworden, da beißt keine Maus den Faden mehr ab. Nun, gerade das ewige Auf und Ab des Fußballs hat ihn zum Weltsport werden lassen, doch die 20.000 Zuschauer werden etwas nachdenklich nach Hause gegangen sein. Ohne Zweifel, in der Mannschaft des deutschen Meisters herrscht zur Zeit Flaute. Damals gegen Fürth konnte man eine drohende Niederlage abwenden, gegen Bayern schaffte man es nicht mehr. Es fehlte der Mannschaft der Biß, es fehlte, was uns noch viel schlimmer schien, ihr die Nervenkraft. Der Platzverweis von Kreß unterstreicht nur diese Feststellung.

Nicht der Schock der frühen Bayernführung waren die Ursache, nein, die mangelnde Einstellung auf das Spiel der Gäste führte zur Niederlage. Mit traumwandlerischer Sicherheit schoben sich Grosser und Kuhnert den Ball zu, keiner erkannte die drohende Gefahr. Und schon kam der Ball von Mai über Grosser, der zwei Frankfurter ausspielte, zu Kuhnert, gegen dessen Schuß der herauslaufende Loy machtlos war. Mit ihren Kurzpässen stellten diese beiden Münchener immer zwei bis drei Frankfurter schachmatt, und hätte sich Grosser nicht den Ball zu weit vorgelegt, so hätte es in der 9. Minute schon 0:2 stehen können.

Eine Verletzung Grossers, der bei einem Flankenschuß in den Boden getreten hatte, ließ die Bayern etwas aus dem Konzept geraten. Grosser blieb fünf Minuten draußen und hielt sich dann für eine Weile etwas zurück. Das war für die Gäste nicht schlimm, denn die beiden Nationalspieler Siedl und Mai bildeten die Achse der Mannschaft, um die sich das ganze Spiel drehte. Siedl spielte sechster Stürmer, Mai hielt sich zur Unterstützung seiner Abwehr zurück.

Und niemand störte die Kreise der beiden, weder Lindner noch Pfaff hefteten sich an ihre Fersen und Weilbächer und Stinka brauchten auch eine geraume Zeit bis sie erkannt hatten, daß sie sich auch um die Halbstürmer des Gegners zu kümmern hatten. Nicht auszudenken, wenn die Bayern ihren etatmäßigen linken Flügel (Tochtermann-Huber) aufgestellt hätten. Und in der Abwehr war auch nicht alles o.k., so überzeugend Lutz und Höfer dazwischen fuhren. Eigenbrodt unterliefen einige Pannen, die schlecht hätten ausgehen können.

Der Sturm kam einfach nicht in Fahrt, Tietz und Giesemann deckten Bäumler und Kreß messerscharf, Stein kam an Landerer einfach nicht vorbei und versuchte vergebens über die Flügel weiterzukommen. Alles vergebens, der Sturm fand nicht zu seiner Linie, jeder spielte nach eigenem Schema. Bestimmt wäre das Publikum zur Pause nicht verärgert gewesen, wenn sich nicht eine häßliche Szene abgespielt hätte, die aus einem schönen Spiel eine etwas derbe Partie machte.

Mit vorgestrecktem Fuß sprang Eigenbrodt, der weit in die Münchner Hälfte vorgestoßen war, Mai an und riß ihn zu Boden. Mai trat erbost nach Eigenbrodt und Schiedsrichter Kreitlein stand daneben. Er verhängte Freistoß gegen Eintracht, was richtig war, er ließ Mai auf dem Platz, was unserer Meinung nach nicht richtig war, denn Mai hatte sich eine Tätlichkeit geleistet.

Das Spiel hatte einen Bruch erhalten und auf beiden Seiten würde jetzt Technik durch Körperkraft ersetzt. Mai foulte Pfaff. Aus dieser Szene entwickelte sich eine Reihe von Eintrachtvorstößen, die Münchens Abwehr ins Schwimmen brachte. Doch Fazekas griff sich im Hechtsprung den Ball, Giesemann rettete auf der Torlinie. Die Münchner hatten sich wieder gefangen. Zudem, hatte sich Eigenbrodt bei einer Abwehr verletzt (54. Minute). Er humpelte vom Feldrand vier Minuten später in den Sturm und verschwand in der 65. Minute endgültig, auf Anraten seines Trainers.

Plötzlich war ein Riesenloch in der Eintrachtabwehr, denn Kreß (für Eigenbrodt) und Weilbächer ließen sich nach vorne reißen — und der kleine Sieber hatte freie Bahn. Loy kam in Schwierigkeiten, faustete einen Siedl-Schuß weg, rettete gegen Zsamboki durch Fußabwehr und war dann geschlagen, als Lutz zuerst den Ball zu Grosser köpfte und dessen Flankenschuß ins eigene Tor lenkte (71. Minute). Das Spiel war verloren, zumal Kreß vom Platz mußte. Er hatte den Ball nach vorne getrieben, plötzlich fahren gelassen und den ihn angreifenden Mai vorsätzlich mit vorgestrecktem Bein angesprungen und in den Leib getroffen. An dem Platzverweis gab es nichts zu rütteln. Kreß hatte seiner Mannschaft keinen Dienst erwiesen. Eine tolle Chance bot sich danach noch Pfaff, der Steins Flanke um Zentimeter verfehlte und dann rettete Loy durch Fußabwehr. Schluß. (aus 'Der neue Sport' vom 26.10.1959)

 

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