Eintracht Frankfurt - SSV Reutlingen

Oberliga Süd 1960/61 - 8. Spieltag

6:1 (1:1)

Termin: 01.10.1060
Zuschauer: 7.000
Schiedsrichter: Meißner (Nürnberg)
Tore: 0:1 Scheurer (40.), 1:1 Erwin Stein (42.), 2:1 Erwin Stein (46.), 3:1 Richard Kreß (68.), 4:1 Erwin Stein (82.), 5:1 Dieter Lindner (86.), 6:1 Hans Weilbächer (89.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SSV Reutlingen

 


  • Bögelein
  • Skischuss
  • Falke
  • Jost
  • Schießl
  • Fritschi
  • Wodarczik
  • Biesinger
  • Scheurer
  • Sattler
  • Dulz

 

Trainer Trainer
  • Hans Merkle

 

Ausgleich zur rechten Zeit

Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — SSV Reutlingen 6:1 (1:1)

Das Spiel hätte Karlchen Schildger gerne noch miterlebt. Seine Eintracht schoß sechs Tore, sechs gegen die Reutlingen die am Riederwald schon manchen Kummer bereitet hatten. Natürlich drückt dieses 6:1 einen Klassenunterschied aus, der gar nicht vorhanden war, aber in diesem 6:1 steckt der Erfolg einer Mannschaft über elf Solisten. Mehr waren die Gäste nicht. Da stehen schon namhafte Spieler auf dem Feld, aber noch wurstelt jeder für sich, noch findet man sich nicht zu einer Linie. Noch!

Pech war für die Gäste, daß ihre Taktik genau ins Auge ging. Seit Jahren ist es eine altbekannte Tatsache, daß sich die Eintracht gegen stark defensiv spielende Mannschaften mehr als schwer tut. In Reutlingen dachte man,, auf dieser Linie fortzufahren. Der bullige Biesinger spielte praktisch Läufer und sah seine Aufgabe ausschließlich darin, seine vier Stürmer ins Gefecht zu schicken. Nur einmal schoß er höchstpersönlich aufs Tor — und schon stand es 0:1. Loy hatte Biesingers Schuß gegen den Pfosten gefaustet, den Abpraller köpfte Scheurer im Hechtsprung ein. Vielleicht wäre die Rechnung (Defensivtaktik) der Gäste doch noch aufgegangen, da gelang Stein rechtzeitig vor der Pause halb im Fallen und mit halbem Spagat der Ausgleich.

Die Vorlage zu diesem Tor kam von Kreuz, und Kreuz schüttelte in der zweiten Halbzeit derartige Vorlagen förmlich aus dem Fußgelenk. Vielleicht ist dieser schlaksige, junge Mann etwas zu selbstbewußt, vielleicht muß er eine gewisse Blasiertheit ablegen, vielleicht muß ihm erst klarwerden, daß jedes Spiel erst gewonnen sein will und es nicht damit allein getan ist, ein paar gescheite Vorlagen auszuteilen. Nun, Kreuz galt am Schönbusch als der große Mann und ist nicht durch das Fegefeuer des Europacups gegangen. Er wird noch viel Lehrgeld zahlen müssen, das wird zu seinem und der Eintracht Vorteil nicht zum Nachteil gereichen.

Jedenfalls war der Eintracht gegen die gleichwertigen Reutlinger im rechten Augenblick der Ausgleich gelungen — und im richtigen Augenblick gelang das zweite Tor. Kreß spielte den Ball Falke durch die Beine, und Stein gelang aus der Drehung eine Bombe, die Bögelein zur Salzsäure erstarren ließ. Dieser zweite Treffer lockerte die Eintracht auf, von diesem zweiten Treffer an spielten die Reutlinger nur noch die zweite Geige, wobei man ihnen zugute halten muß, daß später Scheurer und Fritschi angeschlagen waren. Hatte Loy vor der Pause einige tolle Paraden vollbringen müssen, so litt er in der zweiten Halbzeit immer stärker an Beschäftigungslosigkeit. In der 48. Minute wurde er zum letzten Male ernsthaft geprüft, doch von seinen Fäusten prallte Dulz' Schuß ins Feld zurück.

Das Geschehen spielte sich nur noch vor Bögeleins Tor ab. Und der Ex-Bamberger und Stuttgarter schlug sich wacker. Gegen die Eintrachttore war nichts zu machen. Beim dritten war Kreß schneller als Falkes Abschlagversuch gewesen, beim vierten brauchte Stein nach der Kreuz-Vorlage nur den linken Fuß einzusetzen, beim fünften kam der vom Pech verfolgte Lindner zu Torehren, und beim sechsten wurde Weilbächer für sein Rackern belohnt.

Der Sieg verschönte alles, zum Schluß waren die schwachen Punkte vergessen. Doch die Verantwortlichen werden sie bestimmt nicht vergessen: Schymiks Nonchalance und Eigenbrodts Querschläge. Neben mir saß Ivica Horvat, er verzog keine Miene, vielleicht hat er dasselbe gedacht wie wir: für Horvat hat die Eintracht noch keinen Nachfolger gefunden.

Schiedsrichter Meißner hatte sich entschlossen, viele Dinge zu übersehen. Das ging gut, weil die meisten Spieler sich besonnen zeigten. (aus 'Der neue Sport' vom 03.10.1960)

 

>> Spieldaten <<

 

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