Bayern Hof - Eintracht Frankfurt

Oberliga Süd 1960/61 - 29. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: 22.04.1961
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Kreitlein (Stuttgart)
Tore: 0:1 Erwin Stein (71.), 1:1 Friedrich (81.)

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Bayern Hof Eintracht Frankfurt

  • Kästner
  • Murrmann
  • Feilhuber
  • Heinz Winterling
  • Hörath
  • Werner
  • Friedrich
  • Greim
  • Stark
  • Alfred Horn
  • Richter

 


 

Trainer
  • Gunter Baumann
Trainer

 

Steins Schußglück und Loys Pech

Ludwig Dotzert berichtet aus Hof

Bayern Hof — Eintracht Frankfurt 1:1 (0:1)

Kein Verein in ganz Europa, der den Fahnenschwenkern der Eintracht zu weit ist. Zwar gingen im äußersten Zipfel der Südoberliga in Hof weniger schwarz-weiße Tücher hoch als auf anderen Plätzen; aber es genügte. Der goldene Punkt, der den Riederwäldern endgültig den zweiten Platz und die Teilnahmeberechtigung am Endrunden-Qualifikationsspiel gegen den Südwestzweiten verschaffte, brauchte nicht in der Einsamkeit gefeiert zu werden. Das Ehrengeleit der Schlachtenbummler stand. Das Ehrengeleit jauchzte vor Freude, obwohl der erhoffte Sieg ausblieb. Es hatte mit eigenen Augen gesehen, wie schwer alles war.

Die Hofer stürzten sich auf die Prominenz aus der Großstadt wie angestochen. Bereits in der 4. Minute köpfte Schymik in Vertretung des bereits geschlagenen Loy einen Ball von der Torlinie herunter. Aber das war nur die größte von den Gefahren, die sich im Riederwälder Strafraum zusammenbrauten Die Eintracht kam zunächst einmal zu keinem anderen Gedanken als dem, sich ihrer Haut zu wehren. Die ersten, die weiter dachten, waren Stinka, Weilbächer und Solz. Stinka überschritt in Hof nur selten die Mittellinie. Selbst in den Phasen eindeutiger Riederwälder Ueberlegenheit blieb er vorsichtig im Hintergrund. Er fiel nie ins Auge. Aber die Knoten, die er aufzusselte, sind ungezählt. Sobald er eingriff, kam Ruhe ins Spiel der Riederwälder. Stinka war der große Mann unter der Oberfläche.

Bei der Gewissenhaftigkeit seines Nebenmanns konnte es Weilbächer wagen, alle Kraft darauf zu verwenden, den eigenen Sturm anzuschieben. Weilbächer ließ lieber seinem weitberühmten Gegenspieler Horn freien Lauf, als sich nur für eine Minute aus der Initiative drängen zu lassen. Was vor dem Wechsel an nennenswerten Schüssen abgefeuert wurde, stammte ausnahmslos von ihm. Wo sein hochroter Kopf aufleuchtete, ging es irgendwie vorwärts.

Der Angriff kam nur sehr langsam auf die Beine. Aber wenn ein ersprießliches Zusammenwirken entstand, dann meistens im Bereich der Solz und Schämer, die sich von der Reserve her auswendig kennen. Was Richard Kreß dagegen gut machte, machte er auf eigene Faust gut. Seine Versuche, den Halbrechten Lindner einzuspannen, scheiterten fast allesamt. Erwin Stein war immer genau so stark wie seine Umgebung. Das ist nun einmal das Los der Mittelstürmer, die nur dann ihre Vollstreckerqualitäten beweisen können, wenn sich etwas anbahnt. Sein Tor machte er ungerührt, nüchtern, ohne Visematenten.

Es war in der 70. Minute. Weit klaffte die Lücke, durch die Erwin Stein hindurchmarschierte. Nicht zu hart, nicht zu weich, nicht zu weit außen und nicht zu weit innen, schlüpfte die Lederkugel an den Fingerspitzen Kästners vorbei ins Netz. Der Sieg schien unter Dach und Fach. Daß nur ein Unentschieden übrigblieb, kostet dem Egon Loy nun wahrscheinlich eine schlaflose Nacht. Der Schuß des Hofer Rechtsaußen Friedrich aus 20 Metern war zu halten. Er sprang vom Körper des am Boden liegenden Torhüters in die Ecke, als schon niemand mehr an etwas Besonderes dachte. Aber es hatte sich um einen jener Bälle gehandelt, die unterwegs dreimal leicht die Richtung ändern, Loy erkannte die bedrohte Ecke unter diesen Umständen einige Zehntelsekunden zu spät.

Was macht's? Vielleicht tut dieses Tor in der Endabrechnung dem FSV weh. Der Eintracht nicht mehr. Das Fatale an der Geschichte waren die zehn 1:1 Minuten, die man noch zu überstehen hatte. Angestachelt von ihrem kaum noch erhofften Erfolg, wiederholten die Hofer ihren Eröffnungsüberfall mit derart enormer Vehemenz, daß die Riederwälder aus den Eckballszenen kaum noch herauskamen. Die Säulen der Eintrachtabwehr aber waren nicht mehr zu erschüttern. Allen voran Höfer, der keinen falschen Schritt machte und jeden Trick sicher durchschaute. Dann Lutz, der zwar nicht ganz Länderspielformat erreichte, aber den ruckartig pendelnden Mittelstürmer Stark stets im rechten Augenblick stellte.

Dann Loy, der besonders in der ersten Viertelstunde solideste deutsche Torhüterkunst repräsentierte. Die Hofer rüttelten an Ueberlandleitungsmasten. Nur ein zweiter Zufall vom Ausmaß des Luftballonschusses zum 1:1 hätte ihnen noch zum Siege verhelfen können. (aus 'Der neue Sport' vom 24.04.1961)

 

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