Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Oberliga Süd 1961/62 - 25. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: 25.02.1962
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Mors (Kehl)
Tore: 1:0 Lothar Schämer (14., Elfmeter), 1:1 Höller (65.), 1:2 Neupert (89.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Sawitzki
  • Walter
  • Seibold
  • Eisele II
  • Neupert
  • Hoffmann
  • Höller
  • Geiger
  • Strohmaier
  • Pfisterer
  • Reiner

 

Trainer Trainer
  • Kurt Baluses

 

Sawitzkis tollkühne Taten

Horst Kickhefel berichtet vom Riederwald

Eintracht Frankfurt — VfB Stuttgart 1:2 (1:0)

Ein Spiel von der eigenartigen Sorte. Zuerst schien die Eintracht den VfB in Grund und Boden zu spielen und die Zuschauer belächelten zu Beginn der zweiten Spielhälfte die dünnen „VfB"-Rufe der wenigen Stuttgarter Schlachtenbummler, die sich um zwei rotweiße Fähnchen scharten. Doch die elf Stuttgarter auf dem Rasen erwiesen sich von alter Schwabenart. Sie forchten sich nit und ließen sich selbst nicht von der renommierten Eintracht-Abwehr ins Bockshorn jagen. Vielleicht hatte Sawitzki seine Mitspieler moralisch aufgerüstet, denn Sawitzkis Heldentaten waren die Ursache, daß vor der Pause nicht aus dem 1:0 gar ein 4:0 oder 5:0 geworden war.

Mit einer riskanten Rückgabe von Lutz fing das Spiel an, der Ball lief nicht so schnell, als Lutz erwartet hatte. Dafür lief Höller schneller, zog den Ball um Loy herum, aber niemand von seiner Mannschaft war mitgelaufen, so daß Loy den Ball wieder einholen konnte. Doch dann ging es vor Sawitzkis Tor los! Meier überlief Neupert, sein Schuß segelte am Tor vorbei und wurde von Lindner neben das Tor gedrückt. Mit dem 1:0 schien die Eintracht auf der richtigen Marschroute.

Dieses 1:0 war ein Geschenk von Neupert. Neupert wollte Kreß von hinten vom Ball trennen und brachte ihn zu Fall. Da gab es nur Elfmeter, und für Torschütze Nr. 1 gab es nur das erwartete Tor. Sawitzki hatte keine Chance. Zehn Minuten später hätte Schiedsrichter Mors wieder auf Elfmeter entscheiden müssen. Diesmal auf der anderen Seite. Strohmaier wurde im Strafraum von drei Frankfurtern hart bedrängt, und als er schießen wollte, zog ihm Weilbächer das Schußbein weg. Mors verlegte den Tatort vor die Strafraumgrenze. Er war bis zur letzten Minute konsequent, er benachteiligte beide Mannschaften paritätisch! Bis zur Pause diktierte eine Mannschaft: die Eintracht. Neupert hatte mit Schämer (Stein fehlte wegen einer Prellung) seine Schwierigkeiten,, und der gleiche Neupert hatte vor vier Wochen einen Berti Kraus schachmatt gesetzt! Kreuz zeigte wieder einiges aus seiner Trickkiste, aber Hoffmann gab ihm nicht viel Bewegungsmöglichkeiten. Immerhin verteilte Kreuz wieder einige Vorlagen, die nur nicht zu Toren wurden, weil zwischen den Stuttgarter Pfosten ein Sawitzki stand.

Sawitzki tötete einen Nahschuß von Kreuz, lief einem Schuß Stinkas entgegen (der Ball flog von Sawitzkis Körper über die Latte!), hielt einen Schuß des freistehenden Lindner und lenkte einen 8-Meter-Schuß Meiers neben das Tor. Dieser Sawitzki raubte den Eintrachtstürmern den Nerv. Es sagt alles über den Spielverlauf, daß die Stuttgarter erst In der 41. Minute zu ihrem ersten Eckball kamen (gegen fünf der Eintracht). Aus diesem Eckball wäre fast der Ausgleich geworden, aber Eiseies Schuß traf nur die untere Lattenkante, der Ball traf dann Loy und sprang neben das Tor!

Das 1:0 war schon verdient. Der VfB-Sturm hatte nicht so zwingend gespielt, um eine Wendung zu bringen, und die Eintracht-Abwehr hatte wie gewohnt ihren Mann gestanden. Auch ein Sawitzki mußte zumindest noch einmal zu bezwingen sein, auch wenn Weilbächer mit seinen Vorlagen kein Glück gehabt hatte, auch wenn Kreuz nicht recht zur Geltung kam, auch wenn Lindner blaß geblieben war.

Die Ereignisse schienen den Hoffnungen der Zuschauer recht zu geben. Die Eintracht spielte mit dem Wind, ein Schuß Schämers (auf Eigenbrodt-Flanke) flog knapp neben das Tor. Die Stuttgarter mußten umbauen, weil nach zehn Minuten ihr Stopper Neupert ohne Verschulden Schämers angeschlagen wurde. Aber der Wind drehte sich, und der Umbau festigte die Gästeabwehr! Ein Scharfschuß Geigers, der knapp über die Latte rutschte, deutete an, daß die Eintracht nicht aus dem Schneider war.

Und dann reifte der Ausgleich. Eine Energieleistung Höllers! Er zog mit dem Ball nach innen, ließ sich von drei Frankfurtern nicht abdrängen und hatte dann die Kraft, noch aus 18 Metern mit einem Scharfschuß Loy zu schlagen! Und während im Eintrachtsturm immer weniger zusammenlief, blieb der VfB-Sturm bei seinem Stiebel: nicht locker lassen!

Zehn Minuten vor dem Schlußpfiff baute man um! Höfer rückte in den Sturm, Kreß in die Verteidigung. Schaffte es Höfer wieder, wie damals gegen die Löwen? Höfer bohrte sich verbissen in die Gästeabwehr, ein Tor fiel, aber zuvor war Abseits angezeigt worden. Und noch ein Tor fiel, aber von der Stelle, die zuvor Höfer abgeschirmt hatte. Der angeschlagene Neupert war der glückliche 16-Meter-Torschütze. Ja, hätte der Eintrachtsturm noch einen Lindner in Europa-Pokalform. Man hat ihn nicht. Der Sturm verfügt über zwei talentierte Halbstürmer, aber Talent reicht nicht immer. (aus 'Der neue Sport' vom 26.02.1962)

 

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