Eintracht Frankfurt - Hertha BSC Berlin

DFB-Pokal 1963/1964 - Halbfinale

3:1 (1:0)

Termin: 03.06.1964
Zuschauer: 30.000
Schiedsrichter: Helmut Fritz (Ludwigshafen)
Tore: 1:0 Horst Trimhold (44.), 2:0 Dieter Stinka (56.), 2:1 Otto Rehhagel (73. Foulelfmeter), 3:1 Lothar Schämer (77.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hertha BSC Berlin

 


  • Hans-Jürgen Krumnow
  • Otto Rehhagel
  • Hans-Günter Schimmöller
  • Lothar Groß
  • Hans Eder
  • Uwe Klimaschewski
  • Carl-Heinz Rühl
  • Helmut Faeder
  • Hans-Joachim Altendorff
  • Lutz Steinert
  • Eberhard Borchert

 

Trainer Trainer
  • Josef Schneider

 

Sturmlauf ins Finale

Zweimal schon in dieser Spielzeit hat sich die Eintracht mit den Berlinern abgegeben; in den Ligaspielen gab es im Oktober ein 3:1 und im März ein 4:0. Zweimal hat es die Hertha mit einem Abwehrbollwerk versucht, zweimal ist der Versuch gescheitert.

Heute, an einem Mittwochabend im Juli mit schönstem Fußballwetter, kommen 30.000 Zuschauer ins Waldstadion, um herauszufinden, ob die Hertha heute etwas mehr Ideen entwickelt, vor allem aber natürlich, um dabei zu sein, wenn die Eintracht versucht, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in ein DFB-Pokalfinale zu stürmen.

Trotz der beiden Ligasiege ist Vorsicht angebracht; Hertha BSC ist es immerhin gelungen, den Deutschen Meister FC Köln mit 4:2 im Viertelfinale auszuschalten. Vier Tore gegen die Kölner stellen vor allem eine Offensivleistung dar, die im Verlauf der Bundesligarunde den Berlinern, die sich nur um Haaresbreite vor dem Abstieg retten konnten, kaum jemand zugetraut hat.

Neben dem grünen Rasen deutet sich außerdem an, dass die Eintracht gegen Hertha schon eine Niederlage eingesteckt hat: Die Eintracht hatte den Ulmer Nationaltorhüter Wolfgang Fahrian eigentlich schon fest an der Angel, sogar ein Arbeitsplatz in einem Frankfurter Kaufhaus war ihm bereits besorgt, doch dann stiegen die Berliner in das Werben um den 22-jährigen ein. Nun hat Fahrian in einem Gespräch mit dem Eintracht-Präsidenten Gramlich seinen festen Willen bekundet, in die alte Hauptstadt zu wechseln. Enttäuschung auf den Tribünen macht sich breit, als die Nachricht bekannt wird.

Auf dem Rasen bemüht sich die Eintracht von Beginn des Spiels an, sofort zu dokumentieren, dass Hertha BSC einen guten Torwart dringend nötig hat. Zwar fehlt heute der verletzte Wolfgang Solz, dafür aber ist Erwin Stein wieder im Sturm. Damit geht bei der Eintracht auch eine leichte Systemveränderung einher, denn während in den Partien der letzten Wochen oft Huberts als hängende Spitze agiert hat und neben ihm oft auch Halbstürmer Trimhold ins Angriffszentrum gerückt war, steht mit Stein nun ein echter Torjäger in der Angriffsmitte.

Das wiederum zwingt die Berliner zu einem verstärkten Aufgebot im Abwehrverband, ob sie es wollen, oder nicht. Dennoch kommt sofort nach dem Anpfiff Huberts ein erstes Mal zum Schuss; zwei Minuten später hat Trimhold bereits die frühe Gelegenheit zum 1:0, doch sein harter Flachschuss geht um Zentimeter knapp am Pfosten vorbei. Anschließend pariert Loy einen ersten Berliner Fernschuss, um dann zu erleben, wie sein Mannschaftskamerad Helmut Kraus mit einem weiteren Flachschuss am Reflex des Berliner Torhüters Krumnow scheitert. Als nächstes setzt Huberts einen Ball ans Außennetz, dann rettet Berlins Torhüter abermals, diesmal im Herauslaufen vor dem heranstürmenden Stein.

Nach einer halben Stunde flaut der Eintracht-Sturmlauf etwas ab und schon zeigt sich, dass die Berliner heute nicht bloß zum Mauerbau angereist sind. Faeder und Altendorf spielen selbstbewusst, der aktivste Angreifer aber ist Rühl, mit dem Kapitän Höfer erhebliche Mühe hat. Gerade in der Phase aber, in der das Spielgeschehen verteilter wird, öffnet sich der Abwehrblock der Berliner: Erst kann Hertha - Keeper Krumnow einen Scharfschuss von Kraus noch so gerade parieren, dann spielt Huberts elegant zwei Hertha-Verteidiger aus, passt zu Trimhold und jetzt ist der Torwart wirklich machtlos - 1:0 in der 44. Spielminute.

Nach dem Wechsel wartet die Eintracht etwaige Aktionen der Berliner gar nicht erst ab. Gleich wird wieder Druck auf die Hertha-Deckung aufgebaut und diesmal hält sie nicht lange stand: Gewühl im Strafraum, Rückpass auf Dieter Stinka und der zieht von der Strafraumgrenze ab - 2:0 in der 56. Spielminute.

Mit der sicheren Führung im Rücken lässt es die Eintracht etwas ruhiger angehen, ruhige Ballpassagen im Mittelfeld machen das Spiel langsam und lassen die Herthaner ein ums andere Mal ins Leere laufen. Erst kurz vor Beginn der Schlussviertelstunde bekommen sie wieder eine Chance: Elfmeter in der 73. Spielminute. Rechtsaußen Rühl war in den Strafraum der Eintracht eingedrungen, Höfer hatte sich ihm entgegengestellt und dann war der Berliner zu Boden gesunken. Die Proteste der Eintracht-Verteidigung verhallten ungehört, Rehhagel durfte zur Exekution antreten - nur noch 2:1.

Wenige Minuten später eine fast spiegelbildliche Szene auf der Gegenseite, diesmal agiert Hertha-Stopper Eder und Erwin Stein geht zu Boden. Wieder pfeift der Schiedsrichter und gleich darauf das ganze Stadion: dieses Mal gibt er nur einen indirekten Freistoß für die Eintracht und keinen Elfmeter. Dennoch nehmen die Angreifer der Eintracht die Chance an: Huberts tippt auf den Ball und Linksaußen Schämer hämmert das Leder mit Brachialgewalt durch die Mauer ins Netz - 3:1 in der 77. Spielminute.

Das ist die endgültige Entscheidung, Hertha hat keine Antwort mehr parat; unter dem Jubel der Zuschauer zieht die Eintracht mit einem Heimsieg zum ersten Mal in das DFB-Pokalfinale ein.

Kapitän Höfer zollt dem Gegner Respekt: "Von den drei Spielen gegen Hertha in dieser Saison war dies das Schwerste. Die Berliner sind entschieden besser und selbstbewusster geworden." Die Eintracht aber hat damit vor dem Abflug zur geplanten Südafrikareise noch einen Termin: 13. Juni 1964 - Pokalendspiel in Stuttgart. (ae)

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