VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1965/1966 - 6. Spieltag

0:0

Termin: Sa 18.09.1965, 16:00 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Willi Gusenburger (Saarbr.)
Tore: ./.

 

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Günter Sawitzki
  • Hans Eisele
  • Günter Seibold
  • Klaus-Dieter Sieloff
  • Rudi Entenmann
  • Helmut Huttary
  • Hans Arnold
  • Erwin Waldner
  • Manfred Reiner
  • Helmut Siebert
  • Hans-Otto Peters

 


 

Trainer
  • Rudolf Gutendorf
Trainer

 

Ohne Schützen keine Tore

Lediglich drei selbst erzielte Tore in fünf Punkspielen erzählen die Geschichte des Problems, das den VfB Stuttgart in dieser Saison begleitet. Bereits zum Saisonauftakt wurde die Schussschwäche der schwäbischen Sturmreihe offenbar, als der Treffer zum glücklichen 1:0-Sieg gegen Schalke von dem Bundesligadebütanten Klaus Fichtel erzielt wurde: ein Eigentor. Für das Pfeifkonzert des enttäuschten Stuttgarter Anhangs hatte Trainer Rudi Gutendorf dennoch kein Verständnis. Voller Wut schleuderte er seine Teetasse gegen die Wand: „Das war das erbärmlichste Publikum, das ich je erlebt habe.”

Neue Freunde hat der als „Riegel-Rudi“ bekannte Trainer, der vor über einem Jahr den MSV Duisburg mit seiner Defensiv-Taktik zur Vizemeisterschaft führte, damit nicht gewonnen. Die Lage beruhigte sich aber durch den zweiten Heimsieg am folgenden Spieltag gegen Gutenbergs alten Verein. Am 3. Spieltag gelang den Schwaben dann bei der 1:3-Niederlage in Köln der bislang letzte Treffer. Seitdem folgten trotz 16:4 Ecken und ebenso vielen Torchancen eine Heimniederlage gegen Bremen und ein torloses Unentschieden beim TSV 1860 München, bei dem der VfB ebenfalls eine Vielzahl von Möglichkeiten nicht nutzen konnte, aber auch Max Merkels Truppe zwei Elfmeter verschoss.

Eine frische Brise, die die Sturmflaute beenden könnte, ist nicht in Sicht, auch wenn Hans-Otto Peters gegen die Frankfurter Eintracht eine erneute Bewährungschance bekommt. Der Torjäger, der für Bayer Leverkusen in den letzten beiden Spielzeiten 35 Treffer in 65 Spielen der Regionalliga West erzielte, war in den ersten drei Punktspielen nicht erfolgreich und musste dann pausieren. Auch die treffsichersten Schützen der letzten Saison – Dieter Höller, Rolf Geiger und Nachwuchsmann Hartmut Weiß – kommen bisher aus verschiedenen Gründen vor dem gegnerischen Tor oder bei Gutendorf nicht recht zum Zuge und sind gegen die Hessen allesamt nicht mit von der Partie. Dieses Schicksal teilt wieder einmal Neuzugang Vladimir Popovic: Der 30-jährige jugoslawische Nationalspieler durfte bisher nur zum Rundenauftakt mittun.

Der Gast vom Riederwald überrascht derweil dieses Mal nicht mit der Aufstellung, die Trainer Elek Schwartz unverändert lässt, sondern mit seiner taktischen Ausrichtung. Die besteht trotz des überzeugenden 6:0 in der Vorwoche darin, den Gegner am Erfolg zu hindern. Dennoch kommen die Gastgeber gleich zu Beginn durch Hans-Otto Peters zu einer guten Chance, die allerdings ungenutzt bleibt.


Huberts gegen Reiner und Entenmann

Auch die Eintracht kommt in der 16. Minute zu einer Gelegenheit. Diese aber lässt Wilhelm Huberts ebenfalls aus. Neun Minuten später ist es auf der Gegenseite der antrittsschnelle Erwin Waldner, dem sich die nächste gute Möglichkeit bietet. Doch erneut reicht es nicht einmal aus, Peter Kunter im Tor der Frankfurter wenigstens auf die Probe zu stellen.

Am Ende des ersten Durchgangs können die Schwaben sich glücklich schätzen, dass es wenigstens mit einem Remis in die Pause geht. Horst Trimhold zieht in der 43. Minute aus 20 Metern ab und Günter Sawitzki ist geschlagen, doch der rechte Pfosten verhindert die Frankfurter Führung. Trimhold, der nach seiner dreimonatigen Verletzungspause schon bei seiner Rückkehr am letzten Wochenende zu den stärksten Eintrachtspielern gehörte, trumpft auch heute auf und ist in Verteidigung und Aufbau gleichermaßen stark.

Beim VfB steht ihm Hans Arnold kaum nach, doch die Schwaben haben auch eine solide Defensive, in der Günter Seibold und Klaus-Dieter Sieloff herausragen. Jürgen Grabowski, Oskar Lotz und Istvan Sztani machen es den Gastgebern aber heute auch nicht allzu schwer, ihren Kasten sauber zu halten.

Auf der anderen Seite sind es Kunter und der umsichtige Organisator Friedel Lutz, der die Viererabwehrkette im Griff hat. Verhindern kann allerdings auch Lutz nicht, dass die Stuttgarter in der zweiten Halbzeit zu einer Vielzahl von Chancen kommen. So präzise passen die Schwaben von Station zu Station, dass sich auch die beste Abwehr überspielt sehen würde.

Doch Möglichkeiten erspielen und Chancen verwerten, sind verschiedene Paar Schuhe. Das belegt ein weiteres Mal Waldner, der vier Minuten nach Wiederanpfiff freistehend an Kunters Kasten vorbei schießt. Der Keeper wartet sechs Minuten später immer noch auf die erste Herausforderung, als Sieloff aus über 30 Metern einen Freistoß auf das Tor zimmert, doch die Kugel über die Latte jagt.

In der 62. Minute ist es wieder Waldner, der seine Chance nicht verwerten kann. Fünf Minuten später teilt Peters das Schützenschicksal Trimholds und trifft im Fallen ebenfalls nur den Pfosten. In den entscheidenden Momenten mangelt es den Stürmern entweder an der Konzentration oder am Glück. Und gegen Ende der Partie fehlt darüber hinaus die Kraft zum präzisen Abschluss.

„Wer so viele Vorteile im Feld hat, wer so viele hundertprozentige Chancen ungenutzt lässt, wer die Angriffsreihe des Gegners so klar beherrscht und dennoch mit einem Punkt zufrieden sein muss, hat es nicht besser verdient“, kommentiert P. H. Allmendinger im „kicker“ und vergisst nicht, Schiedsrichter Gusenberger für fast ein halbes Dutzend Fehlentscheidungen krassester Art und einem dem VfB verweigerten Elfmeter zu kritisieren.

12:5 Ecken, aber nicht ein Treffer. „Ich glaube, die beiden Mannschaften hätten noch bis morgen früh spielen können, und es wäre kein Tor gefallen“, meint Elek Schwartz. Doch die Befürchtungen von Gutendorfs Trainer-Assistent Franz Seybold gehen weit über diese Begegnung hinaus: „Ich glaube, wir werden diesen Mangel in dieser Saison nicht mehr abstellen können.“

„Meine Mannschaft hat sehr gut gespielt“, klagt Gutendorf mit deprimiertem Unterton, „aber die Tore kann ich nicht noch selber schießen.“ „Wir hatten mehr Feldanteile und hätten den Sieg verdient, aber den Spielausgang entscheiden Tore“, bekräftigt er. Aber auch Elek Schwartz ist mit seinen am letzten Wochenende noch so treffsicheren Kanonieren nicht zufrieden: „Unser Sturm hat mich enttäuscht. Das war ja gar nichts.“

„Mit der Abwehr bin ich zufrieden. Sie hat so gespielt, wie sie es sollte: zu Null“, findet Schwartz ein Lob für einen anderen Mannschaftsteil und hebt wie schon am letzten Wochenende einen Spieler besonders hervor: „Trimhold war bester Mann für mich.“ (rs)


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