Nationalmannschaft Argentinien - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1965/1966

1:3 (0:1)

Termin: 13.04.1966 in Buenos Aires
Zuschauer: 3.000
Schiedsrichter: Praddaude (Argentinien)
Tore: 0:1 Peter Blusch (25.), 0:2 Georg Lechner (59.), 0:3 Horst Trimhold (50.), 1:3 Lallanan (80.)

 


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Nationalmannschaft Argentinien Eintracht Frankfurt

  • Roma
  • Ferreiro
  • Perfumo
  • Albrecht
  • Rattin
  • Malbernat
  • Chaldu
  • Gonzalez
  • Artime
  • Onega
  • Lallana

 


 

Wechsel
  • Santoro für Roma
Wechsel
Trainer
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Spezialist für Nationalmannschaften

Eintracht Frankfurt schlug Argentiniens A-Elf 3:1 (1:0)
Was Rudi Gramlich aus Buenos Aires berichtete

Eintracht Frankfurts neue Glanztat auf internationaler Ebene: 3:1-Sieg über Argentiniens Nationalmannschaft in Buenos Aires. Sieben Tage nach dem 2:4 im ersten Spiel glückte den Riederwäldern die Revanche in einem dramatischen Spiel. Die Zuschauer feierten die Eintracht und besonders Torwart Egon Loy, der für Kunter eingesetzt war. Blusch, Lechner und Trimhold schossen die Tore zu diesem sensationellsten Sieg, den die Eintracht in dieser Saison errungen hat.

An Stelle der B-Nationalelf, die als Gegner vorgesehen war, stellte sich zum zweitenmal die komplette erste Garnitur der Gastgeber den Frankfurtern. Den Argentiniern war an diesem Spiel besonders viel gelegen, weil Deutschland in England mit ihnen in einer WM-Gruppe spielt. War der erste Test vor einer Woche schon nicht zu ihrer vollen Zufriedenheit geraten, so erhielten die Südamerikaner diesmal noch einen größeren Dämpfer.

Nur zwanzig Minuten lang sah ihre Mannschaft wie eine große Elf aus. Schon vom ersten Treffer von Blusch (15.) an bröckelte immer mehr Glanz von ihrem Spiel ab. In der zweiten Halbzeit wurde die 1:0-Führung von der Eintracht durch Treffer von Lechner (59.) und Trimhold (70.) in eine 3:0-Führung ausgebaut. Die Südamerikaner konnten froh sein, daß der Schiedsrichter sechs Minuten vor Schluß ein Tor von Lallanan erkannte. Nach Ansicht aller Frankfurter hatte der Ball die Torlinie nicht überschritten.

Da Sztani wiederhergestellt war, setzte die Eintracht ihre bestmögliche Elf ein. Lechner-Trimhold/ führten Regie als Verbinder, Grabowski stand bis zur 67. Minute auf Rechtsaußen und machte dann Lotz Platz. In der zweiten Halbzeit wurde noch Weber in der Deckung eingesetzt. Die Mannschaft hatte keinen schwachen Punkt. Ein großes Comeback feierte Egon Loy, der im nächsten Monat 35 Jahre alt wird und für den im ersten Spiel nicht sicheren Kunter eingestellt wurde. Die Argentinier sprachen sogar vom „Held des Tages", der überragende Torwartleistungen und ein imponierendes Stellungsspiel gezeigt habe.

In seinem dritten Telefongespräch aus Buenos Aires spendete Eintracht-Präsident Rudi Gramlich den argentinischen Gastgebern höchstes Lob. Sie hätten Einmaliges in der Betreuung der Eintracht geleistet und die Tage im fremden Kontinent allen zu einem großartigen Erlebnis werden lassen. Die 19 Mann starke Frankfurter Reisegesellschaft trifft am Freitag um 16.50 Uhr auf dem Rhein-Main-Flughafen ein. Schon um 20.45 Uhr fliegt die Eintracht weiter nach Hannover zum Bundesligaspiel gegen Eintracht Braunschweig. ('Frankfurter Rundschau' vom 15.04.1966)

 

 


 

Konnte Argentinien in der ersten Begegnung wenigstens noch siegen, wenn auch nicht überzeugen, so bedeutete das „Rückspiel" acht Tage später an gleicher Stelle einen erheblichen Dämpfer für die stolzen WM-Pläne der Südamerikaner.

Eintrachts Triumph

Argentinien erhielt eine Fußballektion

Argentinien A — Etr. Frankfurt 1:3 (0:1)

BUENOS AIRES. — Wenn man diese deutsche Fußballnacht vom 13./14. April 1966 (deutsche Uhrzeit 5 Uhr morgens) im „Monumental" von Buenos Aires miterlebt hat, dann muß man aufpassen, um nicht in Superlativen zu schwelgen. Trotzdem, ich wüßte nach 1954 keinen deutschen Fußballtriumpf im Auslande, der sich mit dem grandiosen Sieg der Eintracht Frankfurt gegen die fast komplette argentinische Nationalelf vergleichen ließe.

Nein, man darf Fußballresultate nicht aneinander messen. Die deutsche Nationalelf verliert in Rio gegen Brasilien 1:2, Argentinien schlägt den Weltmeister an gleicher Stätte 3:0, und fast dieselbe argentinische Mannschaft wird von Eintracht Frankfurt auf eigenem Boden mit 1:3 besiegt! Dabei hatten die Frankfurter nicht etwa einen Glückssieg errungen, weil der für Kunter eingesetzte Loy sich in Superform präsentierte, sondern die Argentinier wurden in den 90 Minuten zur vollen Entfaltung ihres Könnens, zur Mobilisierung Ihrer letzten Kraftreserven gezwungen und regelrecht ausgespielt. Es war ein selten rassiges, tempogeladenes Treffen mit zahlreichen Höhepunkten, das eine 100.000 Mann Zuschauerkulisse verdient hätte.

Die Argentinier blieben zu Hause. Was war schon nach dem 2:4 im ersten Spiel und dem 0:5 des FC Sion in Chile von dieser Doppelspielveranstaltung zu erwarten? Doch die 3000 zahlenden Besucher (Einnahme 686.000 Pesos = DM 12.000.—) kamen aus dem Staunen nicht heraus.

Nach einem armseligen 2:0 der argentinischen „B"-Auswahl über den FC Sion, der keinen Gegenangriff wagte, wirkte der Angriffsgeist und der unbeugsame Siegeswillen der ausgeruhten Eintracht-Mannschaft (durch Spielausfall in Chile bedingt) wie sprudelnder Krim-Sekt. Doch der taktische gerissene Schwartz hatte vorher schon dafür gesorgt, daß die Eintrachtköpfe kühl blieben und die Spielbegeisterung nicht überschäumte, „Laßt sie nur anrennen", meinte Schwartz selbstsicher auf der Trainerbank, als die Argentinier wie gewohnt mit ihrer Überrumplungstaktik die ersten zehn Minuten zum Erfolg kommen wollten.

Dann aber ging das erste Raunen durch die gespenstische Zuschauerkulisse, als die Eintrachtstürmer mit drei, vier Zügen vor Roma aufkreuzten und höchste Alarmstufe im argentinischen Strafraum heraufbeschworen. Zunächst konnte Argentiniens Publikumsliebling Albrecht, der nach zweimonatlicher Zwangspause erstmals wieder spielte, torreife Situationen in letzter Sekunde bereinigen. Wenig später jedoch donnerte Blusch aus halblinker Position einen 20-Meter-Frelstoß mit unheimlicher Wucht genau ins lange Eck. Die Eintracht führte in der 25. Minute mit 1:0!

Dieser Prachttreffer löste eine Daueroffensive der Frankfurter aus, die sich aber nicht in schleppenden Querpässen verlor, sondern spritzig aus der Defensive heraus gestartet wurde und das Mittelfeld schnell überwand. Begeisternd, wie aus einem Guß spielten die Adlerträger ihr Pensum herunter und erteilten den balltechnisch der Perfektion nahen Argentiniern eine Lektion in Taktik, Schnelligkeit und präzisem, meist direktem Paßspiel.

Nervös kamen die Argentinier, selbstsicher und frisch die Deutschen aufs Spielfeld. Wieder fing die Eintrachtabwehr die ersten argentinischen Angriffe sicher ab und die Schwartz-Schützlinge lieferten Musterbeispiele der Kontertattacke, die bis zur 50. Minute zum 3:0 der Eintracht führten. Lechner und Trimhold hatten nach zwei prächtigen Kombinationen mit abschließenden Steilpässen den herausstürzenden Santoro, der Roma ersetzte, umspielt und eingesandt.

Kopflos und mit harten Einsteigen versuchten die Argentinier nun verzweifelt die drohende Katastrophe abzuwenden. Der bis dahin gute argentinische Pfeifenmann Praddaude gab nun auch öfter seinen reklamierenden Landsleuten nach und benachteiligte die Deutschen mit einigen Freistößen vor Loys Gehäuse. Schließlich schenkte der Schiedsrichter seinen Landsleuten noch in der 85. Minute den Ehrentreffer, der ihnen regulär versagt geblieben war. Ein herrlicher Fallrückzieher von Lallana hatte Loy bereits passiert, doch auf der Torlinie köpfte Busch den Ball an die Torkante, von wo der Ball ins Feld zurücksprang. Praddaude aber hatte schon auf die Mittellinie gedeutet.

Trainer Schwartz wurde natürlich als der Magier dieses Triumpfes von den argentinischen Reportern für die nächste Stunde „beschlagnahmt". Der Eintracht-Trainer ist der Ansicht, daß die Argentinier nach dem ersten Treffer bereits den Kopf verloren hatten und taktisch eine äußerst schwache Leistung gezeigt hätten. „Mein Gott, jeder dieser Ballkünstler wäre eine Zierde für jede Bundesligaelf. Und als Mannschaft bringen diese Superfußballtor einfach nur die Hälfte ihres wirklichen Könnens." ('Sport-Magazin' vom 18.04.1966)

 

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