Eintracht Frankfurt - Fortuna Düsseldorf

Bundesliga 1966/1967 - 20. Spieltag

3:0 (1:0)

Termin: Sa 28.01.1967, 15:00 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Ferdinand Biwersi (Saarbrücken)
Tore: 1:0 Jürgen Friedrich (44.), 2:0 Lothar Schämer (46.), 3:0 Wilhelm Huberts (70.)

 


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Eintracht Frankfurt Fortuna Düsseldorf

 


  • Dirk Krüssenberg
  • Werner Biskup
  • Hans-Josef Hellingrath
  • Fred Hesse
  • Horst Häfner
  • Rainer Budde
  • Egon Köhnen
  • Waldemar Gerhardt
  • Werner Jestremski
  • Reinhold Straus
  • Hilmar Hoffer

 

Trainer Trainer
  • Kuno Klötzer

 

 

Nicht schön, aber Spitze

Während sich die Frankfurter Eintracht in der Tabelle auf Platz 2 liegend ein Fernduell mit dem Namensvetter aus Braunschweig um den Titel des Deutschen Meisters liefert, steckt der heutige Gegner seit dem 12. Spieltag im Tabellenkeller fest. Dabei hatte für den Aufsteiger und Bundesliganeuling Fortuna Düsseldorf die Saison so gut begonnen. Am 1. Spieltag gelang ein 2:1-Sieg beim BVB und nach sieben Partien stand die Elf von Trainer Kuno Klötzer, der die Fortuna seit 1963 betreut, auf Platz 7. Nur das Heimspiel gegen Frankfurt sowie die Partie gegen Gladbach auf dem Bökelberg waren verloren gegangen, dem gegenüber standen vier Siege.

Doch dem prächtigen Start folgte der erwartete Saisonverlauf. Und in die Rückrunde startete die Fortuna gar mit einer 0:5-Heimschlappe gegen die Dortmunder, die sich über eine gelungene Revanche für die Auftaktniederlage freuen konnten. Am letzten Wochenende folgte aber ein überraschender Erfolg bei den Bayern in München, die mit 2:1 besiegt werden konnten. Ohne Makel ist dagegen bislang die Rückrundenbilanz der Eintracht: Dem 2:1 gegen Bayern München folgte ein 4:1 in Köln. Tabellenführer Braunschweig ist nur zwei Punkte entfernt und das Nachholspiel des 16. Spieltages, bei dem die Elf von Trainer Elek Schwartz in Dortmund antreten muss, steht noch aus.

Die Karnevalisten aus Düsseldorf dürften sich fast heimisch fühlen, denn auch in Frankfurt wird Fastnacht gefeiert, was man daran merkt, dass das Frankfurter Prinzenpaar Christine I. und Eberhard I. vor Spielbeginn die Mannschaften und die 19.000 Zuschauer begrüßen. Das ist nicht nach jedermanns Geschmack wie auch Frankfurts neueste Fastnachtserwerbung „Pele“, die mit der Nummer 111 auf dem Trikot über die Aschenbahn läuft.

Wer sich vom folgenden Bundesligaspiel eine ernsthaftere Unterhaltung verspricht, wird nicht enttäuscht, eine bessere wird indes zu Beginn nicht geboten. Das ist auch schlecht möglich, denn die Gäste sind mit Mörtel und Maurerkelle angereist und die Eintracht findet kein Durchkommen durch den dichten Abwehrriegel der Fortuna. Egon Köhnen, der am letzten Spieltag beim Sieg in München sein Bundesligadebüt feierte, steht an der Seite von Franz-Josef Hellingrath und wirkt fast noch unüberwindlicher als sein Nebenmann.

Die Eintracht quält sich über die Runden und die Zuschauer gleich mit. Das Spiel läuft nicht und die Spieler auch nur wenig mehr, wobei das eine mit dem anderen zusammen hängen könnte. Darauf scheinen die Herren Spieler aber nichts selbst zu kommen. Ihre Lösungsansätze erschöpfen sich in endlosem Quergeschiebe und Soli, die so erfolgversprechend sind wie der Versuch, die beiden deutschen Staaten wiederzuvereinigen. Das Publikum langweilt sich und beginnt sich zu wehren: Es pfeift auf das Spiel. Die Düsseldorfer kommen mit ihrem Torjäger Waldemar Gerhardt in der ersten Halbzeit nur ein einziges Mal gefährlich vor das Tor der Eintracht, um den beschäftigungslosen Siegbert Feghelm zu prüfen.


Friedrich köpft das 1:0

Kurz vor der Pause lockern die Fortunen im Gefühl, Spiel und Gegner im Griff zu haben, den Abwehrring ein wenig. Das ist ein Fehler. Jürgen Grabowski erspäht die Lücke und schlägt eine maßgenaue Flanke vor das Gästetor, wo Mittelfeldspieler Jürgen Friedrich zu einem mächtigen Sprung und einem kraftvollen Kopfball ansetzt, der eine Sekunde später hinter Dirk Krüssenberg im Netz einschlägt. Die Eintracht geht in der 45. Minute also doch noch in Führung.

Dennoch ist Fortuna-Trainer Klötzer in der Halbzeitpause nicht unzufrieden: „Unsere Deckung steht recht gut. Unsere Taktik bewährt sich, wir lassen die Eintracht kommen und haben auch ein paar hübsche Chancen.“ „Das Tor in der letzten Minute durfte jedoch nicht fallen“, bleibt Klötzer realistisch, „deshalb sehe ich etwas schwarz für die zweite Halbzeit.“

In die Halbzeit geht die Eintracht mit einem ganz anderen Schwung, wobei ihr die Führung natürlich in die Karten spielt - das Konzept der Gäste ist ja dadurch über den Haufen geworfen. Und es ist endgültig Makulatur, nachdem Schämer fast direkt nach Wideranpfiff mit einem mächtigen Weitschuss das 2:0 erzielt. Nun haben die Frankfurter mehr Raum für ihre Kombinationen, denn den Düsseldorfern hilft ihr brüchig gewordener Abwehrbeton nicht mehr weiter.

Den Gastgebern gelingt jetzt der eine oder andere ansehnliche schnelle Spielzug, dieses Tempo kann aber nicht ohne Unterbrechung gehalten werden. Das mag am schweren, winterlichen Boden liegen, aber auch an Fortunas Hintermannschaft, die sich immer noch mit ungebrochener Kraft wehrt. Dem Eintracht-Angriff stehen die aufmerksamen Düsseldorfer Abwehrspieler weiterhin dicht auf den Füßen. Köhnen, Biskup und Hellingrath verstehen ihr Handwerk und der nicht unumstrittene Torwart Krüssenberg hat einen guten Tag erwischt.

Über einen noch weitaus besseren darf sich Fahrudin Jusufi freuen, der wieder einmal der überragende Akteur auf dem Platz ist. Das Publikum ist von den Offensiv-Läufen des stürmischen Außenverteidigers verständlicherweise besonders angetan, allein die Beteiligung an einem Treffer ist nicht dabei. Den dritten fabrizieren ebenfalls andere. Nach einer wunderschönen Dreieck-Kombination Huberts-Solz-Huberts trifft der Österreicher in der 70. Minute zum 3:0-Endstand.

Das Publikum hat die Pfiffe der ersten Halbzeit vergessen und verabschiedet die Eintracht mit einem halben Dutzend Raketen, was auch daran liegen kann, dass die Frankfurter Tabellenführer Braunschweig abgelöst haben. Die Niedersachen haben die Begegnung beim 1. FC Köln mit 0:1 verloren.

„Jetzt haben wir drei Tore geschossen und ihr seid immer noch nicht zufrieden“, weist Eintracht-Trainer Schwartz nach dem Spiel die Journalisten zurecht: „So leicht der Sieg uns zu fallen schien, so leicht war das nicht. Düsseldorf hat eine starke Abwehr, es war schwer, dort durchzudringen.“ „Eine Halbzeit lang haben wir sie schlecht aussehen lassen“, meint auch sein Düsseldorfer Kollege Klötzer und gibt dem Gegner mit: „Wenn sie Meister werden wollen, müssen sie schon mit einer höheren Tourenzahl spielen.“

„Nach der Pause hatten wir nichts zu bestellen“, stellt Klötzer jedoch ebenso ehrlich klar: „Wir mussten allerdings zwei krasse Ausfälle im Sturm verkraften: Budde und Hoffer standen sich nur die Beine in den Bauch.“ „Die Welt ist nicht zusammengebrochen“, betont der Düsseldorfer Trainer: „Wir haben acht Tage zuvor bei Bayern München 2:1 gewonnen. Aus diesen Auswärtsspielen gegen die wahrscheinlich spielerisch stärksten Mannschaften zwei Punkte zu holen, damit können wir zahlenmäßig doch zufrieden sein. Wir rechnen uns dieselben Chancen aus, dem Abstieg zu entkommen, wie die andern der Schlussgruppe.“ Einige Spieler hätten in Frankfurt weit weniger kraftvoll gespielt wie in München, andere seien nach der Pause des Eintracht-Spieles stark zurückgefallen: „Wir brauchen immer die gute Tagesleistung der ganzen Mannschaft, denn wir haben keine Stars. Wir spielen mit einem Regionalligateam, das nach dem späten Ende der Aufstiegsspiele nicht mehr wesentlich verstärkt werden konnte.“ (rs)

 

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