Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1968/1969 - 17. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 07.12.1968, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Hans-Jürgen Wittkamp (3.), 2:0 Manfred Pohlschmidt (54.)

 

 

>> Spielbericht <<

Schalke 04 Eintracht Frankfurt

  • Norbert Nigbur
  • Hans-Jürgen Becher
  • Hermann Erlhoff
  • Herbert Höbusch
  • Friedel Rausch
  • Manfred Pohlschmidt
  • Klaus Senger
  • Hans-Jürgen Wittkamp
  • Gerhard Neuser
  • Heinz van Haaren
  • Reinhard Libuda

 


 

Wechsel
  • Franz Hasil für Manfred Pohlschmidt (77.)
Wechsel
Trainer
  • Rudi Gutendorf
Trainer



Niedergekämpft

Nach drei Minuten: Huberts verliert gegen Wittkamp 25 Meter vor dem Tor den Ball, der Schalker läuft auf Linksaußenposition bis an den Strafraum, Lutz versperrt ihm den Weg, stemmt sich in den Schuß und fälscht den Ball, der in Richtung langes Eck geflogen wäre, in Richtung kurzes Eck ab —1:0. Nach 55 Minuten: Pohlschmidt nimmt 25 Meter vor dem Tor einen abgewehrten Ball auf, läuft auf Linksaußenposition bis an den Strafraum, Lindner versperrt ihm den Weg und fälscht den Schuß, der in Richtung kurzes Eck geflogen wäre, in Richtung langes Eck ab — 2:0. Kunter hatte jeweils blitzschnell umdisponiert, doch seine Konzentration und sein Körpergewicht waren schon zu sehr mit dem natürlichen Flug des Balles verhaftet. Es fehlten nur Zentimeter.

Zwei unglückliche Tore, eine unglückliche Niederlage? Keineswegs, denn die Frankfurter Eintracht spielte schwach. Trainer Erich Ribbeck, der selbst nach solchen Spielen seiner Mannschaft erfrischend objektiv bleibt, sagte denn auch: „Sicher waren die Tore unglücklich, aber einmal war der Schalker Sieg so und so verdient, zum anderen fallen eben solche Tore nur dann, wenn eifrig geschossen wird. Der eigentliche Grund für unsere Niederlage: Im Gegensatz zu Schalke fehlte uns vorne ein Mann, der auch mal tüchtig rangeht, so wie beispielsweise Wittkamp. Nickel ist zwar ein Draufgänger, aber er hatte in der Nacht zuvor Magenbeschwerden und war nicht voll da. Uns fehlt Kampfkraft und Härte. Wenn zum Beispiel Grabowski sieht, daß Höbusch Walter Bechtold viermal kräftig foult, so schreckt ihn das ab. Ich will dem Grabbi nicht weh tun, er ist nicht der einzige, der in diesen Fällen zurücksteckt, aber es ist nun einmal so."

Ribbeck meinte In diesem Zusammenhang zweifellos auch Kalb, den er während der Pause gegen Abbe austauschte, weniger Bechtold, dem man konzedieren muß, daß er in Höbusch einen Bewacher hatte, dem jedes Mittel recht schien, er meinte Huberts, der nach einigen derben Zweikämpfen mit Senger zuerst schimpfte, später den Kampf aufgab — sicherlich aus einer Trotzreaktion heraus. Besser und mannschaftsdienlicher wäre es gewesen, wenn es der Wiener — in der zweiten Hälfte für Kalb in der Verbindung — mit einer gesunden Härte versucht hätte. Anfänglich tat er dies auch, doch eine sogenannte Huberts-Härte ergibt nun einmal fast immer einen Freistoß für den Gegner. „Es ist leider so, daß man von Technikern wahrscheinlich keine Härte verlangen kann", sinnierte Ribbeck vor den Journalisten.

Rudi Gutendorf, seit zehn Tagen der neue Trainer, war der gefeierte Mann in der Glückauf-Kampfbahn. Nach dem 2:0 erhielt er, sobald er am Spielfeldrand auftauchte und Anweisungen durch den Dunst schrie, von den Massen Sonderapplaus. Zweifellos hat er sein Versprechen, das er nach dem 0:1 in Berlin im „Sport-Studio" des ZDF gab („Die Mannschaft muß härter und kämpferischer werden"), bereits eine Woche später erfüllt. Die Schalker zerrissen sich, wirkten wie gedopt. „Ich habe die ganze Woche auf die Spieler eingeredet, daß es ohne restlosen Einsatz nicht geht", erzählte er nachher überglücklich. So ließ er beispielsweise den Nur-Techniker Hasil draußen und schickte ihn erst aufs Feld, als Pohlschmidt kaum einen Fuß vor den anderen mehr setzen konnte. Jusufi, der Pohlschmidt beim 0:0 vor sieben Monaten in Gelsenkirchen, dem letzten Spiel der letzten Saison, schon einmal bewachen mußte und damals nach Strich und Faden genarrt wurde, hatte vor allem in der ersten Halbzeit dem Schalker zuviel Spielraum gelassen. Nachher, als der Jugoslawe vehement stürmte, ging Pohlschmidt konditionell zugrunde, weil er Jusufi immer wieder verfolgen wollte, dabei aber selten Erfolg hatte. Die besten Torgelegenheiten der Frankfurter gingen auf das Konto von Jusufi, der in der 28. Minute den einzigen Schuß eines Frankfurters auf das Schalker Tor abfeuerte und Nigbur zur einzigen Großparade des Spiels nötigte.

Jusufis Chancen

Elf Minuten vor dem Ende umspielte Jusufi drei Schalker, tauchte sieben Meter vor Nigbur auf, zielte aber genau auf den Torwart. Abbe zerschellte wie viele seiner Kollegen an der Schalker Härte. Dennoch erhielt auch er eine Chance, als er in der 77. Minute ein Flugduell zwei Meter vor dem Tor gegen Nigbur gewann, seinen Kopfstoß allerdings Zentimeter über das Tor placierte.

Qualitativ und quantitativ besser waren die Torgelegenheiten der Gastgeber, die durch den Akkordarbeiter Neuser, die Schußkanone Pohlschmidt und den unorthodoxen Wittkamp klarste Chancen ausließen. Wittkamp, von dem Gutendorf sagte, er sei der beste Mann auf dem Platz gewesen und ein Spieler mit großer Zukunft, machte Lutz schwer zu schaffen. Selbst Kopfballduelle entschied der Schalker größtenteils für sich. Gutendort hatte 10 Briefe erhalten, in denen „sehr vernünftige Leute den Rat gaben, Wittkamp doch wieder einmal ins Sturmzentrum zu stellen".

Bester Frankfurter war Hölzenbein. Der Junge schuftete für drei, startete Soli über das halbe Feld und zeigte sich in Zweikämpfen unglaublich geschickt. Kunter spielte fehlerlos, ebenso Lindner, der im zweiten Durchgang verzweifelte Offensivvorstöße wagte, damit aber nie Glück hatte. Wirth war Libuda bis auf drei Ausnahmefälle überlegen. So wie Wirth deckte die gesamte Schalker Abwehr hart und exakt. Für Ribbeck und seine Leute sieht es nach diesem Absturz nicht gut aus. „Jetzt wird es schwer für uns. Das erste Spiel der Rückrunde ist in Berlin." Für die Eintracht wird es spannend.

 

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