Hertha BSC Berlin - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1975/1976 - Achtelfinale

1:0 n.V. (0:0, 0:0)

Termin: 31.01.1976
Zuschauer: 18.000
Schiedsrichter: Jan Redelfs (Hannover)
Tore: 1:0 Lorenz Horr (100.)

 

 

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Hertha BSC Berlin Eintracht Frankfurt

  • Horst Wolter
  • Michael Sziedat
  • Holger Brück
  • Erwin Hermandung
  • Hans Weiner
  • Ole Rasmussen
  • Wolfgang Sidka
  • Erich Beer
  • Gerhard Grau
  • Erwin Kostedde
  • Lorenz Horr

 


 

Wechsel
  • Detlef Szymanek für Ole Rasmussen (60.)
Wechsel
Trainer
  • Georg Kessler
Trainer



Pokalaus durch ein "Masseltor"

Unglückliches Ende der stolzen Pokalserie der Frankfurter Eintracht: Durch ein Kopfballtor von Lorenz Horr in der 100. Minute verlor der zweifache Cup-Sieger vor 18.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion gegen Hertha BSC nach Verlängerung mit 0:1. „Wir haben heute sehr unglücklich verloren. Fast eine Halbzeit lang waren wir die klar bessere Mannschaft", trauerte Trainer Dietrich Weise dem entgangenen Hat-Trick nach. Die Eintracht lieferte 120 Minuten lang einen großen Pokalfight, in dem sich der unermüdliche Bernd Nickel als überragender Kämpfer hervortat. Doch alle Liebesmüh' nutzte nichts. Nun bleibt der Frankfurter Eintracht als Saisonziel nur noch der Europapokal.

Klirrende Kälte und ein glatter Schneeboden: das waren die äußeren Voraussetzungen im Berliner Olympiastadion. Schon vor dem Spiel prophezeite Erwin Kostedde: „Das Glück wird heute eine ganz entscheidende Rolle spielen." Und der Berliner Torjäger sollte recht behalten. Mehr als einmal endeten gutgemeinte Pässe weit hinter dem Tor, mehr als einmal machten die 22 Spieler unfreiwillige Rutschpartien.

Die Rollen auf dem Spielfeld waren schnell verteilt. Roland Weidle nahm sich Erich Beers an, während auf der Gegenseite Jürgen Grabowski von Sidka beschattet wurde. Bevor die Eintracht sich überhaupt so richtig auf dem glatten Untergrund eingestellt hatte, hätte sie schon nach drei Minuten gut und gerne 0:2 im Rückstand liegen können. Zweimal stand Berlins Verteidiger Weiner völlig allein vor Günter Wienhold, schien aber selbst zu sehr überrascht, als daß er die Geschenke der Eintracht-Abwehr hätte annehmen können.

Danach aber trumpfte die Eintracht auf wie schon lange nicht mehr. Als beste „Schneemänner" der ersten Halbzeit kristallisierten sich schnell der ungemein fleißige Bernd Nickel und Wolfgang Kraus heraus. Kaum zu bremsen auch Rechtsaußen Bernd Hölzenbein, der seinen Gegenspieler Weiner ein ums andere Mal versetzte. Doch der verdiente Lohn für die Eintracht blieb vor der Pause aus. Riesiges Glück der Berliner und ein überragender Wolter im Tor machten auch die besten Chancen zunichte. Das reinste Bombardement hatte die Hertha in der 14. Minute zu überstehen. Mit einer tollen Parade lenkte Wolter einen Hölzenbein-Freistoß zurück ins Feld, hatte dann zweimal viel Glück, als Hölzenbeins Nachschuß parallel zur Torlinie vorbeirollte, und dann Nickels nächster Nachschuß am Pfosten landete. Zu jenem Zeitpunkt waren die Gastgeber schon völlig „von der Rolle", wurden vom Publikum ausgepfiffen und kamen zu keinem klaren Angriff.

Die Eintracht aber wurde immer offensiver. Grabowski, Nickel und Kraus trieben ihre Stürmer nach vorne, spielten ihre Gegner nach Belieben aus. Doch alles blieb vergeblich. Vor dem Berliner Strafraum war Endstation. Sc scheiterte der nach vorn gepreschte Karlheinz Körbel in der 32. Minute ebenso wie drei Minuten später Mittelstürmer Wenzel nur am Außennetz. Die letzte große Chance vor der Pause vergab dann Hölzenbein, der sich in der 45. Minute elf Meter vor dem Tor mit einer blitzschnellen Drehung freigespielt hatte, doch den Kasten von Wolter um Zentimeter verfehlte. Die Berliner jedenfalls gingen mit dem 0:0 sehr gut bedient in die Pause.

Die zweite Hälfte begann, wie die erste geendet hatte. Die Eintracht griff an, Hertha wehrte ab. In der 47. Minute schien das 1:0 für die Frankfurter endlich fällig zu sein. Nickel nahm eine Flanke volley aus der Luft, Wolter flog vergeblich, doch Brück stand auf der Linie und rettete wieder einmal in letzter Sekunde. Die Frankfurter Spieler konnten es einfach nicht fassen.

Hertha BSC versuchte nun das Spiel mit Kampfgeist herumzureißen. Doch die Eintracht hielt dagegen. An der Spitze der Kämpfer stand diesmal der sonst so vielgeschmähte Bernd Nickel. Hauptsächlich durch ihn und durch die hervorragende Leistung aller Abwehrspieler behielt der Pokalverteidiger das Spiel im Griff. Genau 69 Minuten dauerte es, ehe sich Hertha die erste Torgelegenheit herausspielte. Erwin Kostedde, einziger Akteur ohne Strumpfhosen, versetzte Körbel und paßte flach zum freistehenden Beer. Doch Eintracht-Torwart Wienhold war auf der Hut und lenkte zur Ecke.

Und plötzlich schien alle Mühe der Gäste vergeblich gewesen zu sein. Zwei Meter vor dem Tor kam Horr mit dem Kopf an Graus' Eckball, doch auch er traf nur die Latte. Wienhold hatte dabei gar nicht gut ausgesehen. Nun kam die Eintracht vorübergehend ins Schwimmen, kämpfte aber so vorbildlich weiter, daß die Schlußoffensive der Berliner nie einseitig wurde. Inzwischen war auch Berlins „Joker" Szymanek, der von den 18.000 stürmisch gefordert worden war, ins Spiel gekommen. Doch er war ebenso wie seine Stürmerkollegen bei der Eintracht-Abwehr gut aufgehoben. Nach 90 Minuten stand es 0:0 und beide Mannschaften mußten in die Verlängerung.

Als der Unparteiische die Verlängerung anpfiff, war klar, daß die Mannschaft, der ein Tor gelingt, das Eisparkett als Sieger verlassen würde. Zu stark hatten sich beide Abwehrreihen erwiesen. Leider zeigte sich Glücksgöttin Fortuna in der 100. Minute dabei der Heimmannschaft zugetan, als der zentral postierte Horr nach einem Kopfball von Grau ausrutschte und den Ball im Fallen ebenfalls mit dem Kopf ins Netz der Frankfurter bugsierte. Bei dem im Strafraum herrschenden Gewühl konnte Wienhold diesen Treffer nicht verhindern. Besonders bedrückt war Horrs direkter Gegenspieler Peter Reichel: „Im ganzen Spiel gewinnt er keinen Zweikampf, und dann gelingt ihm so ein Masseltor."

Die clevere Abwehr der Herthaner überstand den letzten Ansturm der alles nach vorne werfenden Frankfurter mit Glück und Geschick, so daß das Pokalaus der Riederwälder besiegelt war.

 

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