ZSKA Moskau - Eintracht Frankfurt

Copa Joan Gamper 1976 - 1976/1977 - Semifinale

3:5 (0:3)

Termin: 24.08.1976 in Barcelona
Zuschauer: 60.000
Schiedsrichter: Ricardo Melero Guaza (Spanien)
Tore: 0:1 Shalnev (14., Eigentor), 0:2 Egon Bihn (24.), 0:3 Helmut Müller (37.), 0:4 Rüdiger Wenzel 54.), 1:4 Kolpovski (64.), 1:5 Karl-Heinz Körbel (68.), 2:5 Chesnokov (71.), 3:5 Helmut Müller (73., Eigentor)

 

 

>> Spielbericht <<

ZSKA Moskau Eintracht Frankfurt

  • Astapovski
  • Sauh
  • Shevzov
  • Visokih
  • Shalnev
  • Morozov
  • Chesnokov
  • Kopeikin
  • Nasarenko
  • Kolpovski
  • Nikonov

 


 

Wechsel
  • Olshanski für Sherzov (46.)
  • Dorofeev für Morozov (46.)
  • Kuznetzov für Kopeikin (46.)
Wechsel
Trainer
  • Alexei Mamykin
Trainer



Eintracht in Barcelona

Bundesliga-Tabellenführer 1. FC Köln darf guter Hoffnung sein, daß er im Heimspiel am Samstag auf eine arg strapazierte Eintracht aus Frankfurt trifft. Die Frankfurter muten sich nämlich mitten in dieser Woche eine nicht von allen Seiten gutgeheißene Doppelbelastung zu, wenn sie in Barcelona am traditionellen Joan-Gamper-Turnier teilnehmen. Als letzte deutsche Mannschaft gewann Borussia Mönchengladbach 1973 diesen Pokal.

Bis wenige Stunden vor dem Start am Montagmorgen glich dieser Eintracht-Ausflug einer Fahrt ins Blaue. Über den genauen Zeitplan und das nach Absagen umgestaltete Teilnehmerfeld herrschte Unklarheit. Erst unmittelbar vor dem Abflug erfuhren die Frankfurter, daß sie am Dienstagabend auf ZSKA Moskau treffen.

Die Moskauer kommen anstelle der Mannschaft von Dinamo Kiew, die — wie vermutet wird — nach ihrem schwachen Abschneiden als sowjetische Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Montreal, bei dem die UdSSR nur die Bronzemedaille gewann, mit einem Reiseverbot belegt wurde. In der zweiten Vorrundenpaarung treffen der gastgebende FC Barcelona und die für den Europacupsieger RSC Anderlecht eingesprungene Mannschaft von Sparta Prag aufeinander. Das Endspiel und das Spiel um Platz drei finden am Mittwochabend statt.

Die Copa Joan Gamper

Die seit 1966 ausgetragenen Spiele um den Joan-Gamper-Pokal sind ein vom spanischen Fußballclub FC Barcelona organisiertes Turnier zu Ehren Hans Gampers (auf Katalanisch Joan Gamper), dem Gründer des Clubs. Teilnehmer des Turniers sind der FC Barcelona als Gastgeber und andere führende Mannschaften. Dieser Wettbewerb gilt in seiner Art als das größte Fußballturnier Europas, für den FC Barcelona ist er zudem eine Generalprobe für den Saisonbeginn.

Die Frankfurter Eintracht ist nach dem 1. FC Köln, Bayern München (zweimal), Werder Bremen, Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach (zweimal) die sechste Bundesligamannschaft, die zu dieser spanischen Fußballfiesta eingeladen wurde. Bisher erreichten nur der 1. FC Köln und Borussia das Endspiel. Mönchengladbach gewann das Turnier 1973 und verlor 1973 das Finale durch Elfmeterschießen. Die Bayern wurden in jedem ihrer Spiele geschlagen und beide Male Letzter. Bisher waren insgesamt 15 Nationen bei diesem alljährlich in der zweiten Augusthälfte stattfindenden Turnier vertreten.

Eintracht feierte Fußball-Fiesta

Für die Bundesliga predigt er mehr Disziplin in der Defensive. Beim Juan-Gamper-Turnier in Barcelona aber probte Hans Dieter Roos die totale Offensive. Das Resultat: eine Fußball-Fiesta für rund 70.000 begeisterte Spanier im Stadion „Nou Camp" und zeitweise eine Demütigung für die sowjetischen Soldaten im Trikot des Armee-Sportclubs ZSKA Moskau. 5:3 (3:0) siegte die Frankfurter Eintracht nach einer teilweise brillanten Fußballdemonstration.

Mit tollem Tempo, langen Pässen, enormem Laufpensum und verwirrenden Kombinationszügen tricksten die Frankfurter die Moskauer nahezu 70 Minuten lang aus. Ein Glück für die athletischen Armeefußballer, daß der Eintracht auf dem nach einem heftigen Gewitterregen am frühen Abend aufgeweichten und seifigen Boden viele Kombinationen „verrutschten".

Und im Tor stand ein überragender Astapowski, der mit einer Serie von tollen Paraden viele dicke Eintracht-Chancen zunichte machte. Ein Glück auch, daß einmal Nickels Freistoß nur an den Pfosten klatschte.

Die Tore: 1:0 in der 14. Minute: der Moskauer Vorstopper Shalnev lenkte einen von seinem Torwart abgewehrten Schuß des Frankfurter Linksaußen Bihn ins eigene Tor.
2:0 in der 24. Minute: Diesmal hatte Bihn mehr Glück. Er war da, um einen von dem Moskauer Torwart abgewehrten Grabowski-Schuß eiskalt einzuschießen.
3:0 in der 37. Minute: Müller überraschte den sowjetischen Torwart mit einem Gewaltschuß aus zwanzig Metern in den Torwinkel.
4:0 in der 54. Minute: Wenzel, zur Halbzeit für Kraus ins Spiel gekommen, drückte eine Musterflanke nach einem Supersolo von Willi Neuberger mit dem Kopf ins Tor.
4:1 in der 64. Minute: Kolpovski setzte mit dem Kopf einen Freistoß von Sauh in den Frankfurter Torwinkel.
5:1 in der 68. Minute: Körbel verwandelte mit dem Kopf eine Flanke von Grabowski.
5:2 in der 71. Minute: Chesnokov nutzte einen Fehler von Trinklein zum Torschuß.
5:3 in der 73. Minute: Müller lenkte einen Schuß von Nazarenko, der den Ball von der Torlinie aus wie mit dem Lineal gezogen vor das Eintracht-Tor zog, mit dem Fuß unglücklich ins eigene Tor beim Versuch, den Ball mit einem Rückzieher von der Torlinie zu schlagen.

Die besten Frankfurter waren Jürgen Grabowski und Bernd Nickel, vor allem mit ihren herrlichen Doppelpässen und zahlreichen Spieltricks, die die Zuschauer zu wahren Beifallsstürmen hinrissen. Auch Neuberger imponierte mit seinen Flankenläufen, obwohl er mit Chesnokov den gefährlichsten russischen Stürmer zum Gegner hatte.

Bei der Eintracht durfte jeder nach Herzenslust stürmen. Nur Trinklein und Vorstopper Reichel hatten strikte Order, den hinteren Raum abzuschirmen. Das klappte nicht mehr, als in den letzten 20 Minuten bei der Eintracht die Kräfte und die Konzentration (Müller) nachließen und sie sich angesichts des klaren 5:1-Vorsprungs auch nicht mehr sonderlich anstrengte. Beifall zum Schluß für die Russen, die mit ihren Kontern diese Schwächen noch zu zwei Toren nutzten. Dennoch war die Eintracht nicht in Gefahr, den Sieg noch aus der Hand zu geben. Geschickt brachte sie den Vorsprung in den letzten zehn Minuten über die Runden.


 

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