Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Bundesliga 1976/1977 - 8. Spieltag

1:3 (1:2)

Termin: Sa 02.10.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.000
Schiedsrichter: Klaus Ohmsen (Hamburg)
Tore: 1:0 Roland Weidle (20.), 1:1 Allan Simonsen (35.), 1:2 Hans-Jürgen Wittkamp (40.), 1:3 Allan Simonsen (52.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Borussia Mönchengladbach

 


  • Wolfgang Kneib
  • Berti Vogts
  • Hans-Jürgen Wittkamp
  • Frank Schäffer
  • Horst Wohlers
  • Horst Köppel
  • Herbert Wimmer
  • Ulrich Stielike
  • Allan Simonsen
  • Herbert Heidenreich
  • Jupp Heynckes

 

Wechsel Wechsel
  • Wilfried Hannes für Herbert Wimmer (72.)
Trainer Trainer
  • Udo Lattek



Bemüht allein reicht nicht gegen den Meister

Das dürfte der letzte große Zahltag der Frankfurter Eintracht in der Vorrunde gewesen sein. Vor 45.000 Zuschauern unterlag sie im Waldstadion dem Tabellenführer Borussia Mönchengladbach deutlich und verdient mit 1:3 (1:2). Nur eine Stunde konnte die Eintracht der Cleverness der Gäste ihre Kraft und ihren Kampfgeist entgegensetzen, dann übernahm Borussia eindeutig das Kommando. Pech für Eintracht Frankfurt, daß das entscheidende 1:3 durch Simonsen zu einem Zeitpunkt fiel, als Körbel nach einem Faustschlag von Kneib benommen neben dem Tor lag. Dennoch, ob mit oder ohne Körbel, an diesem Tag hatte die Eintracht gegen Meister Borussia nie eine Chance. So überragende Spieler wie Libero Wittkamp, Mittelfeldmotor Stielike und Rechtsaußen Simonsen konnte sie nicht aufweisen. Bei der Eintracht überzeugten lediglich Reichel als Bewacher von Heynckes, und eine Stunde lang Jürgen Grabowski gegen Berti Vogts. Doch das war an diesem Tag gegen diesen Gegner zu wenig.

Ovationen gab es vor der Begegnung für Schiedsrichter Ohmsen aus Hamburg, der sein 100. Bundesligaspiel pfiff, und für Dr. Peter Kunter, der nach elf Jahren bei der Eintracht offiziell verabschiedet wurde. Die Stimmung im Stadion war unter den rund 45.000 Zuschauern sehr gut, als die Mannschaften aufs Feld liefen.

Das Pokerspiel der beiden Trainer war erst kurz vor Spielbeginn beendet. Mönchengladbachs Coach Udo Lattek mußte zwar auf Rainer Bonhof verzichten, konnte aber Nationalspieler Uli Stielike einsetzen. Sein Kollege Roos entschied sich, Gert Trinklein auf die Bank zu setzen und Willi Neuberger Libero spielen zu lassen.

Und dann entwickelte sich eine verbissene, schnelle Partie, bei der die Eintracht zu Beginn, Borussia am Ende der ersten Hälfte Vorteile hatte. Die Duelle waren von Anfang an klar verteilt. Berti Vogts deckte Jürgen Grabowski, Uli Stielike Bernd Nickel, und auf der Gegenseite Roland Weidle Herbert Wimmer und Karlheinz Körbel Horst Köppel. In der ersten Viertelstunde gewannen die Frankfurter diese Duelle, und so spielte die Eintracht überlegen und erinnerte an bessere Zeiten. Kaum einmal konnte Berti Vogts seinen „Weltmeister"-Kollegen Grabowski vom Ball trennen. selten nur hatte Stielike Zeit, in den Angriff zu gehen. Bernd Nickels Einsatz und Übersicht verlangten ihm alles ab.

So war es nicht überraschend, daß die Gastgeber nach zwanzig Minuten in Führung gingen. Grabowski hatte wieder einmal Vogts genarrt und Roland Weidle angespielt. Dem Schwaben im Eintracht-Trikot gelang ein Doppelpaß mit Nickel, und sein 14-Meter-Schuß flog, von Gladbachs Köppel abgefälscht, unhaltbar ins lange Eck zum umjubelten 1:0. Doch nicht, wie zu erwarten, wurde die Eintracht ruhiger und besonnener, sondern der deutsche Meister aus Mönchengladbach bekam das Spiel in die Hand. Er bewies in dieser Phase Cleverness, Übersicht und starke Nerven. Das Spiel hatte sich zugunsten Mönchengladbachs gewendet, ohne daß die Eintracht nun ohne Chancen geblieben wäre. Doch scheiterte der offensivstarke Körbel am etwas unsicher wirkenden Kneib, und Wenzel verfehlte mit einem schönen Volleyschuß nur ganz knapp.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gäste den Rückstand jedoch schon in eine 2:1-Führung umgewandelt. Die Eintracht-Abwehr brachte nach 35 Minuten den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Vogts kam zum Flanken, und in der Mitte lauerten die Torjäger Heynckes und Simonsen. Heynckes verpaßte zwar knapp, doch der Däne köpfte ins untere Eck zum 1:1.

Borussia setzte nun gegen eine konsternierte Eintracht entschlossen nach und kam durch Libero Wittkamp zum 2:1. Ein kurioses Tor. Am Strafraum prallte, nach einem Preßschlag, der Ball genau vor die Füße von Wittkamp, der elegant drei Gegner aussteigen ließ, dann auch noch den Nerv hatte, so lange zu zögern, bis Koitka ins falsche Eck flog, um den Ball dann ins entgegengesetzte zu schlenzen.

Sieben Minuten nach dem Wechsel gab es für die Eintracht einen Schock im doppelten Sinne, Erst knockte Torwart Kneib — an den Ball war er nicht mehr gekommen — Karlheinz Körbel mit einer geraden Rechten im wahrsten Sinne des Wortes aus (der Frankfurter wurde mit Verdacht auf Gehirnerschütterung vom Platz getragen) und dann konterten die Gladbacher gegen zehn Frankfurter meisterlich. Alan Simonsen narrte alles in der Eintracht-Abwehr, was es zu narren gab, einschließlich Torwart Koitka, und schob lässig zum 1:3 ins verlassene Tor. Die Entscheidung war gefallen.

Zwar versuchte sich die Eintracht noch einmal gegen die drohende Niederlage aufzubäumen doch ohne Erfolg. Zweimal hatte sie dabei großes Pech. Einen Weidle-Kopfball nach Vorlage von Stradt (er war für Körbel gekommen), später auch Borchers für Bihn) holte Kneib knapp vor oder hinter der Linie heraus. Schiedsrichter Ohmsen, der genau auf Ballhöhe stand, entschied auf Weiterspielen. Und zwei Minuten danach (64.) rettete Wohlers nach einem Wenzel-Kopfball für den bereits geschlagenen Kneib auf der Linie.

Zuvor hatte Berti Vogts endlich nach einem Foul an Grabowski die gelbe Karte erhalten. Doch sein Ziel hatte der Nationalverteidiger erreicht. Grabowski resignierte nach der Serie von Püffen, Stößen und Tritten seines Gegenübers. Manchmal muß man sich fragen, ob Vogts bei den deutschen Schiedsrichtern Narrenfreiheit hat. Nun aber ließ er den Frankfurter Kapitän stehen und sorgte mit unermüdlichem Ehrgeiz und Kampfgeist für Druck im eigenen Angriff, der zwischenzeitlich unter Ermüdungserscheinungen litt.

Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt jedoch längst entschieden. Borussia spielte langsam ihren Part herunter, behielt den Ball in den eigenen Reihen und konterte nur noch gelegentlich. Die Eintracht bemühte sich zwar weiter, stand jedoch auf hoffnungslosem Posten gegen den clever wie ein Meister aufspielenden Meister. Diese Borussia zeigte der Eintracht deutlich ihre derzeitigen Grenzen auf. Auch das Verletzungspech der Frankfurter (Hölzenbein, Kraus und Beverungen) kann da keine Entschuldigung sein, denn auch Borussia mußte auf Bonhof, Kulik und Klinkhammer verzichten,

Stimmen zum Spiel

Hans-Dieter Roos: „Gegen diese Borussia in Topform hatten wir keine Chance. Auf allen Positionen war Mönchengladbach uns überlegen. Ich dachte immer, wir trainieren zu hart, aber wo kommt dann die Laufstärke der Borussen her. Meine Mannschaft hat das gebracht, was sie zur Zeit bringen kann. Mehr ist nicht drin."

Udo Lattek: „Wir sind erst nach dem 0:1 wach geworden und haben danach Tempo gemacht. Ich hatte Immer das Gefühl, daß wir einen Schritt schneller waren als der Gegner. Unser Sieg war hochverdient, auch wenn ich einschränken muß, daß wir zu viele Leichtsinnphasen dabei hatten, wo wir den Gegner vorführen wollten. Aber dafür, daß wir eine angeblich so große Krise hatten, stehen wir mit 14:2 Punkten doch sehr gut da."

 

 

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