Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1976/1977 - 13. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Sa 13.11.1976, 15:30 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Walter Engel (Reimsbach)
Tore: 1:0 Werner Weist (4.), 1:1 Bernd Hölzenbein (20.), 2:1 Uwe Bracht (49.)

 

 

>> Spielbericht <<

Werder Bremen Eintracht Frankfurt

  • Dieter Burdenski
  • Karlheinz Geils
  • Horst-Dieter Höttges
  • Per Röntved
  • Karl-Heinz Kamp
  • Franz Hiller
  • Miodrag Petrovic
  • Jürgen Röber
  • Uwe Bracht
  • Hartmut Konschal
  • Werner Weist

 


 

Wechsel
  • Karlheinz Meininger für Miodrag Petrovic (63.)
  • Volker Ohling für Werner Weist (75.)
Wechsel
Trainer Trainer



Gyula Lorant soll es richten

"Herr Roos ist nicht mehr Trainer. Gyula Lorant übernimmt das Training am Dienstag." Diese Botschaft las Co-Trainer Tippenhauer am Montag um 14.30 Uhr vor Trainingsbeginn von einem weißen Zettel ab. Die Überraschung war deshalb so groß, weil die Eintracht in 13 Bundesligajahren noch nie einen Trainer gefeuert hatte. Roos ist das 72. Opfer seit Bestehen der Bundesliga und nach Horvat und Cendic bereits der dritte Gescheiterte in dieser Saison.

Besser, aber noch nicht gut genug

Eintracht Frankfurt verlor auch das siebte Auswärtsspiel dieser Saison. Bei Werder Bremen gab es ein unglückliches 1:2 (1:1) und die Erkenntnis, daß auch ein Trainerwechsel keinen kurzfristigen Erfolg bringt. Dennoch wird der neue Mann Gyula Lorant, der vorher gesagt hatte „Wenn es schiefgeht, ist es nicht so schlimm, Hauptsache, alle bemühen sich" zufrieden gewesen sein. Die Eintracht kämpfte Im Weser-Stadion bis zum Umfallen, beherzigte die Taktik der abwechselnden Raum- und Manndeckung, war Werder ein gleichwertiger Gegner und mußte nur für zwei Unachtsamkeiten kurz nach dem Anpfiff und kurz nach der Pause büßen. Weist und Bracht für Bremen, Hölzenbein für Frankfurt erzielten die Tore. Beste Spieler auf dem Feld waren bei Eintracht Frankfurt Willi Neuberger und Torhüter Koitka, bei Werder Bremen Torwart Burdenski und Karlheinz Kamp.

Dreieinhalb Stunden rüstete Gyula Lorant im Bremer Crest-Hotel seine Mannschaft am Samstagvormittag moralisch auf und bläute noch einmal in Einzelgesprächen den Stürmern und Abwehrspielern die taktische Marschroute ein. Und Lorants guten Worten ließ die Mannschaft im Weser-Stadion gute Taten folgen. Die Eintracht begann wie die Feuerwehr, spielte frech und offensiv wie in einem Heimspiel.

Von der ersten Minute an geriet die Werder-Abwehr völlig durcheinander, konnte keiner der noch in der letzten Woche in Essen so sehr gelobten Deckungsspieler den Gegner in den Griff bekommen. Höttges hatte erhebliche Probleme mit dem aggressiven Wenzel, Geils bekam Hölzenbein nicht zu packen und vom Ex-Bremer Willi Neuberger schien man in Bremen noch nie etwas gehört zu haben.

Mit der Nummer 2 auf dem zitronengelben Trikot konnte Neuberger völlig frei schalten und walten und wurde zum eigentlichen Spielgestalter einer Eintracht-Mannschaft, die gegenüber dem Dortmunder Spiel das doppelte Laufpensum absolvierte. In ihrer Spiellaune steckte die Eintracht auch das völlig überraschende 0:1 durch Weist in der 4. Minute weg. Der Bremer Mittelstürmer - es war der erste Angriff der Gastgeber - wurde von Hiller sechs Meter vor dem Tor freigespielt, drehte sich an drei Gegnern vorbei und schob geschickt ins linke untere Eck. Koitka hatte keine Abwehrmöglichkeit.

Doch die Eintracht ging keinen Millimeter von Lorants Konzept ab, bestimmte weiter selbstbewußt Tempo und Rhythmus der Begegnung. Die ersten Akzente setzte dabei Rüdiger Wenzel, der mit seiner unbändigen Kraft Geils, der nach wenigen Minuten mit Höttges getauscht hatte, einheizte und sich gute Chancen erspielte. So in der 6. Minute, als er am rechten Flügel davonzog, doch mit seinem Abspiel den freistehenden Jürgen Grabowski nicht fand. Roentved konnte retten. Sekunden davor hatte Neuberger die beste Ausgleichschance, als er nach einem Alleingang zwar ins Netz traf, zuvor jedoch Werder-Libero Roentved mit gestrecktem Bein unfair behindert hatte. Klare Entscheidung von Schiedsrichter Engel: Freistoß für Werder Bremen.

Erst in der 20. Minute fiel der längst verdiente Ausgleich. Wieder war es Wenzel, der sich durchsetzte und nach innen flankte Kraus spurtete heran, traf volley, doch Burdenski wehrte ab. Wieder war Kraus da, wieder wehrte Burdenski ab, doch genau auf Bernd Hölzenbein, der aus kurzer Distanz einschoß. Erneut hatte der großartige Burdenski seine Hand dazwischen, ohne den Ball allerdings noch aufhalten zu können.

Werder Bremen wurde nach diesem Gegentor noch nervöser, leistete sich ständig Abspielfehler, hatte große Mühe, weitere Treffer der Eintracht zu verhindern. Trainer Hans Tilkowski stand am Spielfeldrand und dirigierte lautstark seine Abwehr. Mit Erfolg, denn bis zur Pause gelang den Frankfurtern kein Treffer mehr.

Tilkowski wird dennoch nicht zufrieden gewesen sein, seine Mannschaft wurde von 16.000 mit gellenden Pfiffen in die Kabinen geleitet. Die Eintracht konnte dagegen hoch zufrieden sein. Ihr Spiel lief wie geplant und hatte wieder die alte Sicherheit. Die Frage vor der zweiten Halbzeit war allerdings: hält die Eintracht das hohe Tempo bis zum Schlußpfiff durch?

Zunächst schien es so, denn der erste Angriff war furios. Nickel schickte mit einem herrlichen 40-Meter-Paß Wenzel, der setzte sich gegen Geils durch und steuerte allein auf Burdenski zu. Doch der frühere Frankfurter Torjäger hatte nicht die Nerven, das 2:1 zu schießen, und knallte den Werder-Torwart an. Besser machte es zwei Minuten später auf der Gegenseite Bracht, dem ein „Tor des Monats" gelang. Konschals weite Flanke köpfte er genau in den Torwinkel, unerreichbar für Koitka. Wieder lag die Eintracht völlig unnötig und zu diesem Zeitpunkt auch unverdient zurück.

Und nun kam Werder Bremen. Angetrieben vom laufstarken Kamp spielte die Mannschaft nun so verbissen, wie man es von Bremen gewohnt ist. In der Abwehr fegte Horst Höttges mit eisernem Besen, im Mittelfeld marschierten Kamp und Bracht, und nur im Angriff klappte es nicht. Zum Glück für Eintracht Frankfurt, bei der sich nun die ersten Konditionsschwächen bemerkbar machten. So war Willi Neuberger zwar immer noch frei, startete auch gefährliche Vorstöße, doch sie brachten keine Gefahr mehr.

Glück für die Gäste, als in der 68. Minute nach einem Getümmel im Strafraum Körbel einen Röberschuß auf der Torlinie abblocken konnte. Zwei Minuten später dann die Riesenausgleichschance für Stepanovic. Mit einer Ballstafette Hölzenbein — Grabowski —Hölzenbein kam der Jugoslawe, der in der 55. Minute für Müller eingewechselt worden war, zum Schuß. Doch mit einer Reflexbewegung lenkte Burdenski den Ball gegen die Querlatte.

Beide Mannschaften spielten nun voll offensiv, gingen jegliches Risiko ein. Und prompt zeigte die Eintracht-Abwehr Lücken, hatte Werder gute Möglichketten. Doch bei Schüssen von Geils, Bracht und Röntved zeigte Koitka gute Reaktionen. Der Eintracht fehlte nun nicht der Wille, sondern die Kraft, um endlich den ersten Auswärtspunkt zu erkämpfen. Die Mannschaft mühte sich bis zum Schluß redlich, besaß aber besonders im Angriff nicht mehr die Konzentration und Durchschlagskraft, um den Ausgleich zu erzielen.

 

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