Eintracht Frankfurt - Werder Bremen

Bundesliga 1976/1977 - 30. Spieltag

7:1 (2:1)

Termin: Sa 16.04.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Paul Kindervater (Köln)
Tore: 1:0 Wolfgang Kraus (5.), 2:0 Rüdiger Wenzel (13.), 2:1 Karlheinz Meininger (42.), 3:1 Wolfgang Kraus (52.), 4:1 Gert Trinklein (61.), 5:1 Peter Reichel (65.), 6:1 Bernd Hölzenbein (76.), 7:1 Rüdiger Wenzel (89.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Werder Bremen

 


  • Dieter Burdenski
  • Karlheinz Geils
  • Per Röntved
  • Karl-Heinz Kamp
  • Norbert Siegmann
  • Franz Hiller
  • Jürgen Röber
  • Miodrag Petrovic
  • Hartmut Konschal
  • Karlheinz Meininger
  • Werner Görts

 

Wechsel
Wechsel
  • Volker Ohling für Jürgen Röber (77.)
Trainer Trainer



Mit halber Kraft und voller Konzentration

Mit einem 7:1 (2:1) Kantersieg über Werder Bremen krönte die Frankfurter Eintracht vor 19.000 Zuschauern im Waldstadion ihren Superrekord: auch im 17. Spiel blieb sie ohne Niederlage und stellte damit den absoluten Bundesligarekord von Borussia Mönchengladbach aus der Spielzeit 1974/75 ein. Aber die Eintracht holte aus diesen 17 Spielen 28:6 Punkte, während es die Gladbacher „nur" auf 27:7 Punkte gebracht hatten. Damit blieb die Eintracht unter Gyula Lorant in einer Serie gegen die gesamte Bundesliga-Konkurrenz ohne Niederlage. Werder Bremen war die letzte Mannschaft, die die Eintracht — drei Tage nach Loraants Amtsantritt — geschlagen hatte: mit 2:1. Die Eintracht brauchte nicht einmal eine überragende Leistung zu bieten, um diese ohne die verletzten Höttges und Bracht schwachen und harmlosen Bremer völlig zu deklassieren. Zwei energische Viertelstunden, jeweils zu Beginn der ersten und zweiten Halbzeit, genügten, um das Spiel zu entscheiden. „Es war kein großes Spiel, und die Eintracht brauchte nicht einmal eine hervorragende Leistung zu bieten, um so klar zu gewinnen", kommentierte auch Bundestrainer Helmut Schön. Lediglich Ende der ersten Halbzeit war die Eintracht mehr durch eigene Nachlässigkeit als durch das Spiel der Bremer vorübergehend in Schwierigkeiten. Wenzel (2), Kraus (2), Hölzenbein, Reichel und Trinklein schossen die Tore und machten die Eintracht mit 72 Treffern zur derzeit torhungrigsten Bundesligamannschaft. Mit halber Kraft, aber voller Konzentration, hat die Eintracht Werder eine Lektion erteilt und bewiesen, daß sie zur Zeit die stärkste Mannschaft der Bundesliga ist.

Die strahlende Frühlingssonne und der herrlich hergerichtete Rasen versetzte die Eintracht gleich in rechte Spiellaune. Nach vier Minuten stand es bereits 1:0. Im fünften Versuch einer Dauerkanonade auf das Bremer Tor brachte Wolfgang Kraus den Ball aus dem Hinterhalt endlich unter. Peter Reichel hatte mit einen Alleingang die turbulente Torraumszene eingeleitet. Sein Flankenball streifte die Querlatte. Wenzels Kopfball traf den Pfosten, Nickels Schuß und dann Grabowskis Schuß nur einen Bremer Abwehrspieler, ehe Kraus endlich mehr Glück hatte.

Hölzenbeins haargenaue Vorlagen aus allen Lagen, Nickels Pässe, Grabowskis Dribblings, Kraus' und Reichels Tempoläufe sowie Wenzels kraftvolle Antritte wirbelten Werder völlig durcheinander. Das 2:0 ließ daher nicht lange auf sich warten. Wenzel erkämpfte sich eine eigene verunglückte Abgabe zu Weidle, ein Preßschlag, ein Tupfer mit dem Kopf, ein gewaltiger Schuß aus der Drehung, und Burdenski flog abermals vergeblich durch sein Tor.

Danach wurde die Eintracht zu verspielt, packte nicht energisch zu, um Werder Bremen nun völlig in Grund und Boden zu spielen. Nahezu nach Belieben spielte sich die Eintracht zwar weiterhin bis zum Strafraum durch, doch dort fehlte die Spritzigkeit und es klappte auch mit den Torschüssen nicht. Weitschüsse von Neuberger, Körbel und Nickel gingen weit daneben oder drüber.

Symptomatisch für die allmähich einreißende Sorg- und Konzentrationslosigkeit war, daß selbst Jürgen Grabowski einmal den Ball völlig unnötig im Mittelfeld einem Gegner in die Beine spielte. Es dauerte bis zur 33. Minute, bis die Eintracht durch einen herrlichen Volleyschuß von Hölzenbein, den Burdenski mit einer Prachtparade gerade noch abwehren konnte, zur nächsten zwingenden Torchance kam.

Die Bremer, obwohl sie immer öfter am Eintracht-Strafraum auftauchten, angekurbelt von dem unermüdlichen Renner Kamp, brachten aber auch lange nichts zustande. Karlheinz Körbel war in großartiger Form und zerstörte meist ihre zaghaften Angriffsversuche. Ein gefährlicher Schuß, der erste in der ersten Halbzeit, hätte die Eintracht jedoch alarmieren müssen, daß Werder angesichts der Frankfurter Zurückhaltung energischer zupackte. Koitka meisterte in der 39. Minute noch diesen Warnschuß von Konschal. Doch die Eintracht schlug die Warnung in den Wind. Der zweite scharfe Schuß von Meininger in der 42. Minute saß. Nur noch 2:1.

Nicht in den Wind schlugen die Eintracht-Spieler hingegen die von Gyula Lorant in der Pause geäußerte Mahnung, nun wieder etwas forscher und konzentrierter zu spielen. Die Eintracht packte wieder energisch zu, und schon war es um Werder Bremen geschehen. Für das Tempo sorgten vor allem Spieler wie Reichel, Weidle und Kraus. Innerhalb weniger Minuten war das Spiel dann auch entschieden. Nach Vorarbeit des unermüdlichen Weidle zeigte sich Wolfgang Kraus abermals als torgefährlichster Spieler, der diesmal im Gegensatz zu Dortmund aus dieser Gefährlichkeit auch Tore machte. Er besorgte das 3:1 in der 52. Minute.

Mit einem hohen Weitschuß aus 20 Metern über den zu weit vor seinem Tor stehenden Burdenski erzielte Gert Trinklein bei einem seiner Vorstöße das 4:1, und Peter Reichel krönte seine vielen Alleingänge in der 65. Minute mit dem 5:1. Vier Bremer Spielen konnten ihn nicht bremsen, und an Burdenski vorbei schlenzte Reichel den Ball auch noch ins Tor. Das 6:1 war symptomatisch dafür, wie leicht es der Eintracht gemacht wurde, ihre Tore zu schießen. Wenzel, der ein schweres Foul von Siegmann humpelnd überstanden hatte, kam nach einem Zuspiel von Kraus frei zum Schuß. Burdenski konnte den Ball nur abwehren, doch Bernd Hölzenbein, völlig ungedeckt, war zur Stelle und schob den Ball seelenruhig ins leere Tor. Auch mit halber Kraft blieb die Eintracht bis zum Schluß haushoch überlegen, und in der 89. Minute konnte Burdenski einen Schuß von Reichel nicht festhalten, und diesmal drückte Wenzel den Ball ins leere Tor.

Stimme zum Spiel

Gyula Lorant: „Ich hatte es mir so vorgestellt, wie wir das Spiel begonnen haben. Mit schnellem Angriff zu schnellen Toren zu kommen. Aber dann kam der Schlendrian in die Mannschaft. Bei der Halbzeit habe ich den Spielern gesagt: Ihr braucht gar nicht viel zu laufen, ihr müßt nur konzentriert sein und am Ball bleiben. Das haben sie denn auch gemacht, und da war schnell das 4:1, und da stand nur noch die Höhe unseres Sieges in Frage. Ich habe Bremen in Kaiserslautern gesehen. Dort haben sie 2:4 verloren, aber nur 20 Minuten waren sie dort schwach. Gegen uns zu spielen ist in unserer derzeitigen Form halb unwahrscheinlich schwer. Schade, daß wir nicht zwei oder drei Punkte mehr haben, sonst könnten wir ganz vorne mitreden Ich glaube, wir können auch auf dem Betzenberg gewinnen. Wenzel wurde von Siegmann so gefoult, daß man alle fünf Stollen seines Schuhs am Knie sehen kann. So etwas macht ein Profi nicht, das hätte das Ende der Laufbahn von Wenzel bedeuten können."

 

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