Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1977/1978 - 20. Spieltag

0:0

Termin: Sa 07.01.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Werner Burgers (Essen)
Tore: ./.

 

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Hamburger SV Eintracht Frankfurt

  • Rudolf Kargus
  • Ivan Buljan
  • Manfred Kaltz
  • Peter Nogly
  • Hans-Jürgen Ripp
  • Ferdinand Keller
  • Caspar Memering
  • Georg Volkert
  • Felix Magath
  • Kurt Eigl
  • Arno Steffenhagen

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Arkoc Özcan
Trainer

 

Kraus verloren, Punkt gewonnen

Hut ab vor der Frankfurter Eintracht. Selbst mit zehn Mann hielten die Schützlinge von Trainer Dettmar Cramer beim Hamburger SV ein 0:0. Der Punktgewinn war keineswegs glücklich. Im Gegenteil. Denn der Hamburger SV hatte sogar Glück, daß die Eintracht nicht noch gewann. Der große Schock für die Frankfurter war in der 40. Minute gekommen, als Schiedsrichter Burgers Wolfgang Kraus nach zwei Fouls an Memering und Nogly zuerst die gelbe und dann die rote Karte zeigte. Was die Frankfurter danach 50 Minuten mit zehn Mann leisteten, war aus ihrer Sicht sicher der Höhepunkt der laufenden Saison. Bis zur totalen Erschöpfung rannten, kämpften und spielten die Männer um Kapitän Jürgen Grabowski und hatten in Außenverteidiger Helmut Müller ihren überragenden Spieler. Der kraftvolle Müller schaltete nicht nur den gefährlichen Georg Volkert aus, sondern führte eine Lehrstunde für das moderne Verteidigerspiel vor. Immer wieder stieß er am rechten Flügel nach vorne und brachte so wichtige Entlastung. Doch seine Mannschaftskameraden standen ihm nicht viel nach. Lediglich Bernd Hölzenbein fiel ab. Nach dem Schlußpfiff von Schiedsrichter Burgers lief dann Wolfgang Kraus jubelnd auf das Spielfeld und umarmte seine Kameraden. Der Punktgewinn konnte ihn wenigstens etwas über den Platzverweis hinwegtrösten. Der HSV aber wird sicherlich keinen besseren Zeiten entgegengehen. Die Mannschaft ohne Keegan spielte ohne Konzept und Selbstbewußtsein und hat keinen Spielgestalter.

Die kurze Weihnachtspause schien der Frankfurter Eintracht nicht geschadet zu haben. Sie begann im Hamburger Volksparkstadion, wo es in den letzten acht Bundesligaspielen 0:16 Punkte gegeben hatte, selbstbewußt und selbstsicher, bestimmte zunächst den Rhythmus des Spiels und wirbelte den HSV völlig durcheinander. Lange Zeit wußten die Norddeutschen nichts mit dem Raumdeckungssystem der Eintracht anzufangen, wirkten verängstigt und waren mehr als eine Viertelstunde völlig in die Defensive gedrängt.

Die besten Möglichkeiten hatte dabei für die Eintracht Außenverteidiger Helmut Müller. Zweimal ließ er Volkert stehen, setzte sich am rechten Flügel durch, mußte dann jedoch mit seinem schwachen linken Fuß schießen. Beide Male hatte Rudi Kargus keine Mühe, abzuwehren. Eine Glanztat vollbrachte der Nationaltorhüter in der 19. Minute, als er einen vehementen 20-Meter-Freistoß von Jürgen Grabowski aus dem Winkel faustete.

Erst nach diesem erneuten Warnschuß kam der HSV besser ins Spiel, wurde nach etwa 25 Minuten gleichwertig und hatte durch Georg Volkert eine erste kapitale Chance. Manfred Kaltz hatte am rechten Flügel Steffenhagen steil angespielt, der paßte direkt nach innen und dort verfehlte Georg Volkert völlig freistehend nur um wenige Zentimeter. Die Begegnung, die nun absolutes Spitzenniveau besaß, wurde dann immer verbissener, hektischer und auch härter. Grabowski-Bewacher Ripp hatte mit einigen bösen Attacken den Anfang gemacht, die Eintracht zahlte mit gleicher Münze zurück.

Sechs Minuten vor der Halbzeit fiel wohl eine erste Vorentscheidung in eine Begegnung zweier bis dahin gleichwertiger Mannschaften — auch wenn keinem Team ein Treffer gelang. Zunächst foulte Steffenhagen Jürgen Grabowski und sah dafür die gelbe Karte. Wenige Sekunden später übte Wolfgang Kraus "Rache" und foulte Memering. Auch er sah gelb. Kaum 30 Sekunden danach unterlief dem Frankfurter dann erneut ein Foul, diesmal an Nogly, und Schiedsrichter Burgers entschied zu Recht auf Platzverweis. Allerdings übersah der Essener Unparteiische bei der nachfolgenden Hektik eine klare Tätlichkeit von Kaspar Memering, der seinerseits Bernd Hölzenbein von hinten mit der Faust niederschlug.

Wer erwartet hatte, die dezimierte Eintracht-Mannschaft würde sich nun auf die Defensive verlegen, wurde enttäuscht. Weiter stürmten die Hessen frisch drauflos und nötigten den Zuschauern im Volkspark-Stadion einigen Respekt ab. Bis Zur Pause jedenfalls konnte der HSV nicht deutlich machen, daß er einen Spieler mehr auf dem Feld hatte.

Auch nach dem Wechsel ging das Spiel nach dem bekannten Schema weiter. Die Eintracht war die technisch bessere Mannschaft, der HSV kämpfte zwar verbissen, aber verscherzte sich die Sympathien des Publikums durch einige schwere Fehlpässe. Es war erstaunlich, wie wenig die Hamburger mit ihrer numerischen Überlegenheit anfangen konnten. Mehr als hohe Flanken, die immer wieder eine Beute des kopfballstarken Karlheinz Körbel oder des fangsicheren Torhüters Koitka wurden, fiel den so hochgelobten Hamburgern um Nationallibero Manfred Kaltz nichts ein.

Die klareren Möglichkeiten zum Sieg hatte die famos kämpfende Eintracht. Doch sie hatte im Volksparkstadion noch mehr Pech als im Heimspiel im Waldstadion (damals gab es nach einem 90-Minuten-Sturmlauf eine unglückliche 0:2-Niederlage). Jürgen Grabowski stürmte in der 62. Minute allein davon, schoß aber auf den Körper von Kargus. Sieben Minuten später traf der aufgerückte Außenverteidiger Stepanovic nur das Außennetz. Kargus war bereits geschlagen.

Und in der 74. Minute hatte die Pechsträhne ihren absoluten Höhepunkt. Der überragende Helmut Müller setzte sich am linken Flügel durch, seine Flanke erwischte Rüdiger Wenzel mit dem Kopf. Von der Querlatte sprang der Ball zurück auf den Körper von Kargus, von da wiederum an die Latte und dann zurück in Kargus' Hände. Die Eintracht-Spieler konnten es einfach nicht fassen.

Dagegen waren die wenigen Möglichkeiten des HSV ärmlich und resultierten meist aus Zufallsprodukten. Die beste davon vergab in der 63. Minute Keller, als er am hervorragend reagierenden Jupp Koitka scheiterte. Erst in den letzten Minuten versuchte der HSV eine Art von Powerplay aufzuziehen. Doch die Eintracht kämpfte aufopferungsvoll und verdiente sich das Unentschieden redlich.


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