Eintracht Frankfurt - VfL Bochum

Bundesliga 1977/1978 - 26. Spieltag

5:3 (3:2)

Termin: Sa 18.02.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 7.500
Schiedsrichter: Josef Hontheim (Trier)
Tore: 1:0 Bernd Nickel (10.), 1:1 Hans-Joachim Abel (16.), 1:2 Dieter Bast (26.), 2:2 Bernd Hölzenbein (32.), 3:2 Bernd Hölzenbein (42.), 4:2 Bernd Nickel (69., Foulelfmeter), 4:3 Matthias Herget (82.), 5:3 Willi Neuberger (86.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfL Bochum

 


  • Werner Scholz
  • Hermann Gerland
  • Klaus Franke
  • Michael Lameck
  • Jupp Tenhagen
  • Michael Eggert
  • Dieter Versen
  • Holger Trimhold
  • Lothar Woelk
  • Hans-Joachim Abel
  • Dieter Bast

 

Wechsel Wechsel
  • Matthias Herget für Michael Eggert (3.)
  • Paul Holz für Jupp Tenhagen (78.)
Trainer Trainer
  • Heinz Höher


Torreiche Belohnung für die Treuen

Nur 8000 Zuschauer im Waldstadion / Eintracht-Routiniers überzeugten

Mit acht Toren und einem 5:3-(5:2-)Sieg der Frankfurter Eintracht über den VfL Bochum wurden die 8000 Zuschauer (Minusrekord der Saison) im Waldstadion für ihre letzten Enttäuschungen entschädigt, ihre Treue belohnt. Die Eintracht siegt zwar wieder, doch die große Linie, den begeisternden Rhythmus hat sie noch nicht wiedergefunden. Dazu fehlt zur Zeit die Ausgeglichenheit in der Mannschaft und damit im Spiel. Rückschläge und Rückstand — zum 1:2 — waren die Folge. Die Routiniers, Hölzenbeins Torgefährlichkeit, Grabowskis vorbildlicher Kampfeifer, Nickels Übersicht im Mittelfeld und der Elan Neubergers in der zweiten Halbzeit bestimmten das Spiel und sorgten dafür, daß die Schwächen und Unsicherheiten etwa eines Wenzel, Weidle, Reichel oder Körbel keinen bleibenden Flurschaden anrichteten. In dem torreichen Spiel waren bei der Eintracht Nickel, Hölzenbein (je 2) und Neuberger erfolgreich. Bei Bochum erzielten Abel, Bast und Hergeth die Tore.

„Zwei Punkte sind uns wichtiger als eine dicke Prämie", sagte Jürgen Grabowski vor dem Spiel angesichts der spärlichen Zuschauerkulisse. Er spielte ebenso wie der verschnupfte Wolfgang Kraus. Mit Spritzen waren die beiden Grippekranken am Morgen noch gestärkt worden.

Beide Mannschaften praktizierten das Raumdeckungssystem, das in Verbindung mit dem schmierigen Belag auf hartgefrorenem Untergrund dem Zufall Tür und damit auch das Tor öffnete. So machte die Eintracht schon in der ersten Halbzeit Höhen und Tiefen durch, spielte mal begleitet von Beifall und Unmutsäußerungen. Jürgen Grabowski nutzte die Freiheit im Mittelfeld weidlich und spielte seine Kameraden immer wieder frei. Auf der anderen Seite war Franz-Josef Tenhagen allgegenwärtig.

Der Auftakt war verheißungsvoll für die Frankfurter, als Bernd Nickel aus vollem Lauf eine Vorlage Weidles durch das Gewühl der Bochumer Abwehrspieler drosch und der Ball vom Bein Frankes unhaltbar für Scholz ins linke Toreck abprallte. Es war die 10. Minute. Doch schon 6 Minuten später waren die Führung und die Eintracht-Herrlichkeit dahin. Bei einem Eckstoß schien sich die Eintracht gemütlich und häuslich in ihrem Strafraum einzurichten. Schließlich war Tenhagen, Bochums Eckstoßspezialist, noch unterwegs zur Eckfahne. Doch der ließ sich den Ball von Trimhold zuschieben, flankte — und ungehindert konnte Abel am äußersten Torpfosten den Ball mit dem Kopf ins Tor stoßen. Da hatte die ganze Eintracht-Abwehr samt Torwart geschlafen.

Prompt machte sich Unsicherheit bei den Frankfurtern breit. Vorne in der Mitte wurde es zu eng, und die rechte Seite war völlig verwaist. Weidles und Neubergers Vorstöße endeten meist mit Fehlpässen, und auch bei Nickel folgte vorübergehend ein Bruch. Völlig verunsichert aber war Karlheinz Körbel. Skala wußte nicht, wieweit er sich auf seinen Vordermann verlassen konnte, es gab ständig Mißverständnisse, und nur mit seiner Schnelligkeit konnte der Libero die Patzer wieder ausmerzen.

So tauchte urplötzlich Bast, allerdings in abseitsverdächtiger Position, allein vor Koitka auf, und es stand 2:1 für die Bochumer in der 26. Minute. Aus zwei Chancen hatten die Bochumer zwei Tore gemacht. Nun ging zunächst gar nichts mehr. Angst und Schrecken jagten die Bochumer der Eintracht vor allem ein, wenn sie plötzlich wie ein Heuschreckenschwarm alle nach vorne rannten.

Doch die Eintracht fing sich wieder. Eine glänzende Zusammenarbeit von Grabowski und Hölzenbein beendete in der 32. Minute die Zitterphase. Nach einer Musterflanke von Grabowski stieß Bernd Hölzenbein den Ball mit dem Kopf zum Ausgleich ins Netz. Und Bernd Hölzenbein unterstrich seine wiedergewonnene Torgefährlichkeit, als er in der 42. Minute aus spitzem Winkel kaltblütig zum 3:2 ins Bochumer Tor schoß. Kurz vor der Pause hatte Jürgen Grabowski das 4:2 auf dem Fuß, doch plötzlich stand Gerland auf der Linie und rettete. Bei der Eintracht wechselte Cramer kurz vor der Pause noch Kraus, bei dem sich doch die Nachwirkungen der Grippe bemerkbar machten, gegen Reichel aus.

Nach der Pause bekam die Eintracht das Spiel fest in den Griff, die Bochumer bauten ab. Die Routiniers machten bei der Eintracht das Spiel. Hölzenbein war spritzig und konnte einmal nur durch ein böses Foul von Hergeth (gelbe Karte) an der Strafraumgrenze gebremst werden. Grabowski kämpfte unverdrossen und war als Kämpfer ein Vorbild. So lief er einmal Gerland bis an die eigene Torauslinie nach und rettete mit letztem Einsatz zur Ecke. Nickel verteilte mit viel Übersicht im Mittelfeld die Bälle, und Willi Neuberger imponierte mit einer gewaltigen Leistungssteigerung. Dragoslav Stepanovic, vor der Pause stark, ließ dagegen in seinem Druck merklich nach.

Einer der vielen Vorstoße Willi Neubergers von der Mittellinie bis tief in den Bochumer Strafraum hinein endete mit dem Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Hontheim. Vier Bochumer hatten Neuberger auf seinem Marsch über das halbe Spielfeld bereits stehengelassen, da stoppte Franke mit einem Bodycheck den Sololauf. Bernd Nickel hämmerte den Ball unhaltbar in der 69. Minute zum 4:2 ins Netz.

Schwach bei der Eintracht blieb Wenzel, der überhaupt nichts zuwege brachte. Warum wechselte ihn Dettmar Cramer nach dem 4:2 nicht gegen Bihn aus? Die Bemühungen der Bochumer, das Spiel vielleicht doch noch umzubiegen (Koitka mußte zweimal gewaltige Schüsse von Wölk und Trimhold meistern), schienen beendet, als ihr bester Mann, Tenhagen, in der 75. Minute vom Platz humpelte.

Dennoch gelang Hergeth in der 82. Minute nach einem Paß von Abel das Anschlußtor, und die Bochumer ließen die Eintracht um den Sieg bangen, bis Willi Neuberger in der 87. Minute mit einem Konter (Stepanovic hatte den Ball abgefangen und sofort zu ihm gespielt) zum 5:3 den Sieg endgültig sicherte.

Stimmen zum Spiel

Heinz Höher (VfL Bochum): „Es hat Zeiten gegeben, da waren wir froh, auswärts zwei Tore zu erzielen. Jetzt haben wir in der Rückrunde schon zum zweiten Mal drei Treffer geschossen, erneut aber nach einer Führung verloren. Nach dem 2:1 für uns spielte meine Mannschaft zu verkrampft, so kam es zu überflüssigen Toren von Bernd Hölzenbein. Ich muß wie jedes Jahr hier in Frankfurt das hohe Lied auf Jürgen Grabowski singen. Am nächsten Samstag kommt das alles entscheidende Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken. Da rechne ich wieder fest mit Tenhagen, der wegen einer seit langem andauernden Leistenverletzung ausscheiden mußte."

Dettmar Cramer (Eintracht Frankfurt): „Das war ein schweres Stück Arbeit. Ich habe schon seitdem ich von der FIFA zurück bin, große Hochachtung vor Bochum. Dort spielen einige sehr gute Fußballer, die auch uns gut zu Gesicht stehen würden. Wenn man sieht, wie die Tore gefallen sind, dann muß man den Finger auf eine wunde Stelle in unserer Mannschaft legen, die Kopfballschwäche. Von Wenzel erwarte ich, daß es ihm geht wie Hölzenbein. Wenn er erst einmal wieder ein Tor erzielt hat, wird es mit ihm sicherlich deutlich aufwärts gehen. Hölzenbein ist mittlerweile so stark geworden, daß man ihn ohne Bedenken dem Bundestrainer empfehlen kann."


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