1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1978/1979 - 12. Spieltag

2:1 (2:1)

Termin: Fr 03.11.1978, 20:00 Uhr
Zuschauer: 34.000
Schiedsrichter: Rainer Waltert (Paderborn)
Tore: 0:1 Ronald Borchers (15.), 1:1 Reinhard Meier (26.), 2:1 Klaus Toppmöller (32.)

 

 

>> Spielbericht <<

1. FC Kaiserslautern Eintracht Frankfurt

  • Ronnie Hellström
  • Werner Melzer
  • Hans-Günter Neues
  • Hans-Peter Briegel
  • Reinhard Meier
  • Klaus Toppmöller
  • Jürgen Groh
  • Benny Wendt
  • Johannes Riedl
  • Hannes Bongartz
  • Reiner Geye

 


 

Wechsel
  • Wolfgang Wolf für Hannes Bongartz (88.)
Wechsel
Trainer Trainer


Kaiserslauterns „Riesen" waren riesig!

Libero Hans-Günter Neues und Vorstopper Hans-Peter Briegel („das war vom Tempo her ein Superspiel!") erwiesen sich in der spielerisch wie kämpferisch imponierenden Mannschaft des Tabellenführers als die zentralen Punkte, an denen das gefällige Spiel der Frankfurter zerbrach und von denen auch die Impulse zur FCK-Offensive ausgingen. Neues bereitete mit sehenswerter Einzelleistung über den rechten Flügel das entscheidende 2:1 vor. Obwohl die Eintracht im Mittelfeld nicht die geplanten Gegenspieler fand (Kraus verfolgte Riedl, der sich seinerseits ganz auf Hölzenbein konzentrierte), hatte sie in den ersten 20 Minuten Vorteile, die im Führungstreffer ihren Ausdruck fanden. Mit dem Ausgleich durch Meier (er sprang für den erkrankten Schwarz in die Bresche) kippten die Frankfurter aus der Ordnung und „ließen sich zu Wegen zwingen die wehtun" (FCK-Trainer Feldkamp).

Kaiserslautern gewann jetzt im Mittelfeld mit der größeren Laufkraft und Zweikampfsicherheit die Oberhand. Beim 2:1 (wo war Libero Pezzey?) stand Toppmöller ebenso ungedeckt wie zuvor Meier. Der Österreicher (Feldkamp: „Von Weltklasse habe ich nichts gesehen!") ließ sich zu sehr von der Offensivneigung treiben. Das Duell Groh/Grabowski endete unentschieden. Knapp mehr als einen Monat nach seiner Operation feierte der Lauterer eine zufriedenstellende Rückkehr in die Mannschaft, in der diesmal auch spielerische Fortschritte zum Tragen kamen.

Vornehmlich im zweiten Abschnitt, als sich die Frankfurter vom Schock der Tore erholt hatten und im gleichen Maße wie ihr Gegner das Angriffsspiel forcierten, zeigte der 1. FCK eine starke Annäherung an die gute Technik der Eintracht.

Schade, aber keine Schande

Jürgen Grabowski: „Mit unseren läppischen Toren machen wir's dem Gegner zu leicht"

Keine Schande, aber eben schade, daß die Frankfurter Eintracht auswärts wieder ein Spitzenspiel verlor — wie beim VfB Stuttgart —, das sie nicht hätte zu verlieren brauchen. „Deswegen waren wir auf der Heimfahrt im Bus allenfalls verärgert, aber nicht geknickt oder gar demoralisiert", sagte Kapitän Jürgen Grabowski. Die Fehler wurden deswegen aber nicht verniedlicht. „Tore fallen durch Fehler. Bei uns sind es aber immei wieder kapitale Fehler, die zu läppischen Toren führen und es dem Gegner leicht machen."

Beim 1:1 konnte Reinhard Meier ungehindert und unbedrängt den Ball nach Riedls Flanke mit dem Kopf ins Tor stoßen. Um ihn herum standen nur Zuschauer, aber keine Zupacker. „Danach", sagte Bernd Hölzenbein, „hat's bei uns vorübergehend ausgesetzt." Vom „Blackout" blieb selbst Bruno Pezzey nicht ganz verschont, als er sich entlang der Auslinie vom Libero-Kollegen Hans-Günter Neues überspielen ließ. Ärgerte sich Pezzey: „Ich war mir sicher, daß ich den Ball noch kriege, war aber doch zu spät." Neues Flanke fand einen völlig freien Klaus Toppmöller, der den Ball stoppen und sich seelenruhig zum Torschuß zurechtlegen konnte. Um ihn herum wieder nur andächtige Zuschauer, aber kein energischer Zupacker.

„Kaiserslautern konnte so schnell den Spieß umdrehen, sich dann mit seinen Riesen hinten reinstellen, uns kommen lassen und kontern, ideal für eine Heimmannschaft, schlecht für uns", versuchte Jürgen Graboswski zu erläutern, warum sich die Eintracht ihr anfangs so blendendes Spiel und die 1:0-Führung wieder kaputtmachen ließ.

Bei beiden Toren fehlte Bruno Pezzey im Abwehrzentrum, was einen Kaiserslauterer Kollegen zur Frage an den Eintracht-Trainer veranlaßte, ob Pezzey noch sein Abwehrorganisator sei. Otto Knefler: „Natürlich!" Pezzeys Problem: Die Eintracht-Abwehr verläßt sich auf ihn. bei seinen pausenlosen Gewaltmärschen zwischen den Toren kann er sich nicht immer auf seine Abwehr verlassen, wie die beiden Tore beweisen. Obendrein hatte Kalli Feldkamp Klaus Toppmöller zur Sonderbewachung abgestellt, und die sah dann so aus: Als Pezzey bei einem Eckball an der Mittellinie nach vorne stürmen wollte, riß ihn Toppmöller mit einem Catchergriff um und sparte sich damit den weiten Weg. Pezzey: „Bei so einem Foul hätte er vom Platz fliegen können."

Im Kaiserslauterer Strafraum wurde Pezzey von Toppmöller immer wieder aufgeschmissen. „Dreimal", zürnte der selbst nicht zimperliche Pezzey, „wenigstens bei einem Mal war's ein glatter Elfmeter." Allein an diesem Duell konnte dann Kalli Feldkamp stolz den gravierenden Unterschied zwischen seiner Mannschaft und der Eintracht aufzeigen. „Pezzey hat den Toppmöller 90 Minuten lang gespürt, unser Libero aber konnte ungehindert durchs Mittelfeld spazieren."

Womit die sonst gute Eintracht-Abwehr trotz der beiden verhängnisvollen Abwehrfehler entlastet und die eigentliche schwache Stelle im Eintrachtspiel gefunden wäre — das Mittelfeld, wo Jürgen Grabowski allein auf weiter Flur stand. „Durch die Verletzung und die Grippe hat meine Form einen Rückschlag erhalten. In den letzten zwanzig Minuten war ich kaputt", gestand Bernd Hölzenbein. Bei Wolfgang Kraus, der obendrein noch eine Fleischwunde erlitten hatte, die nach dem Spiel genäht werden mußte, war's nicht anders.

Doch ans Auswechseln, an einen frischen Mann, an ein Alles oder Nichts, 2:2 oder 1:3, dachte Otto Knefler nicht. Er schien sich mit der Niederlage bereits abgefunden zu haben, wie später seinen Worten zu entnehmen war. „Der Betzenberg ist eine uneinnehmbare Festung, da ist nichts zu machen."

Stimmen zum Spiel

Kalli Feldkamp (1. FC Kaiserslautern): „Wir durften heute dieses Spiel nicht verlieren, und wir haben es nicht verloren. Diese zwei Punkte wurden von uns erspielt und erarbeitet. Ganz besonders stolz bin ich auf meine Superabwehr mit Briegel, Neues und Torhüter Hellström. Wenn wir künftig auswärts ebenso gut spielen, können wir an größere Ziele denken."

Otto Knefler (Eintracht Frankfurt): „Es war ein gutes Spiel, tempostark und temperamentvoll. Die ersten 24 Minuten hatten wir den Gegner und den Ball beherrscht, aber das Gegentor zum Ausgleich brachte uns völlig von der Linie ab. Meine Mannschaft war auch beim zweiten Tor nicht im Bilde. Das von beiden Seiten offensiv geführte Spiel hat den Zuschauern sicherlich gefallen, bei etwas Glück wäre für uns ein Unentschieden drin gewesen."

 

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