Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 1978/1979 - 15. Spieltag

0:0

Termin: Sa 25.11.1978, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Günter Risse (Hattingen)
Tore: ./.

 

 

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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Rudolf Kargus
  • Manfred Kaltz
  • Peter Nogly
  • Ivan Buljan
  • Peter Hidien
  • Horst Hrubesch
  • William Hartwig
  • Willi Reimann
  • Kevin Keegan
  • Caspar Memering
  • Horst Bertl

 

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Trainer Trainer

 

 

 

Große Duelle - keine Tore

49.000 Zuschauer im Waldstadion beim Spitzenspiel zwischen der Eintracht und dem HSV

49.000 Zuschauer sahen im Frankfurter Waldstadion ein echtes Spitzenspiel zwischen dem Hamburger SV und der Frankfurter Eintracht, dem letztlich nur die Tore fehlten. Beide Teams hielten sich diszipliniert an die ausgegebene Taktik und boten den Fans In dieser Beziehung einen fubballerischen Leckerbissen. Die Spieler auf dem Rasen kämpften bis zur Erschöpfung, verbissen sich in den Duellen Mann gegen Mann. Ob Bernd Hölzenbein gegen Kevin Keegan, Ronald Borchers gegen Jimmy Hartwig, Karl-Heinz Körbel gegen Horst Hrubesch oder Rudi Elsener gegen Manfred Kaltz — alle Duelle endeten wie das Spiel: Unentschieden: Chancen hatten beide Mannschaften wenig zu verzeichnen, für den HSV rettete mehrfach Rudi Kargus, für die Eintracht in einer brenzligen Situation Schiedsrichter Risse aus Hattingen. Als nämlich Reimann mit einem vehementen 20-Meter-Schuß ins Tor getroffen hatte, pfiff der Unparteiliche Abseits, ein Linienrichter an der rechten Außenlinie hatte Hrubeschs Abseitsstellung mit der Fahne angezeigt.

Es war ein Spiel der Taktik und ein Spiel der großen Duelle. Einen derart defensiven und vorsichtigen HSV hatte wohl kaum einer im Waldstadion erwartet. Mit neun, manchmal sogar allen zehn Feldspielern verteidigten die Hamburger vor ihrem eigenen Strafraum und machten damit der Eintracht den Raum eng. Der HSV spielte ein lupenreines Raumdeckungssystem mit zwei Liberos. Sowohl Buljan als auch Nogly waren hinter der Abwehr postiert und spielten in Notfällen die „Feuerwehr".

Aber auch die Eintracht hatte neben Bruno Pezzey noch eine weitere Sicherheit eingebaut. Willi Neuberger verteidigte rechts, hatte da keinen direkten Gegenspieler und konnte so je nach Bedarf mitstürmen oder die Abwehr verstärken. Die Duelle, die sich hauptsächlich im Mittelfeld abspielten, endeten lange Zeit unentschieden. Ronald Borchers, der sich mit William Hartwig auseinanderzusetzen hatte, sammelte in der Defensive zwar einige Pluspunkte, konnte sich aber selbst im Angriff selten in Szene setzen. Nur einmal kam er zum Schuß, doch Buljan blockte in letzter Sekunde ab. Auch Bernd Hölzenbein und Kevin Keegan neutralisierten sich gegenseitig. Keiner brachte Gefahr vor das gegnerische Tor. Einzig nennenswerte Aktion des Engländers: Ein 20-Meter-Schuß, den Koitka sicher parierte.

Strafraum- und Torraumszenen gab es bei der Gleichwertigkeit, die beide Teams auszeichnete, kaum. Die Eintracht hatte ein leichtes Übergewicht an Chancen. In der 17. Minute stand Bruno Pezzey plötzlich am Fünfmeterraum frei, Borchers hatte mit dem Kopf vorgelegt, doch Buljan warf sich dazwischen. In der 24. Minute großes Glück für HSV-Torwart Rudi Kargus, als Elsener und Wenzel bei einer unübersichtlichen Situation nacheinander verpaßten. In der 38. Minute dann eine Glanzparade des Nationaltorhüters. Hölzenbein schmetterte einen vollen Freistoß ins linke Eck, doch Kargus faustete im Hechtsprung zur Ecke. Wie feldüberlegen die Frankfurter spielten, zeigt das Ecken Verhältnis von 10:4 zugunsten der Eintracht.

Seine beste Partie bisher im Waldstadion zeigte vor der Pause Ruedi Elsener. Die Anwesenheit seiner ehemaligen Mannschaftskameraden Ponte, Hey und Meyer von Grasshoppers Zürich schienen dem Flügelflitzer Flügel zu verleihen. Manfred Kaltz, der Nationalverteidiger, hatte jedenfalls seine liebe Mühe und Not mit Elsener. „Der Ruedi spielt ganz ausgezeichnet", lobte denn auch der Schweizer Jung-Nationalspieler Raimondo Ponte.

Eine solide Partie lieferte bei der Eintracht Linksverteidiger Wolfgang Trapp. Ohne Respekt kaufte der Amateur Reimann schnell den Schneid ab und schaltete sich auch oft mit in den Angriff ein. Daß es dennoch beim 0:0 bis zur Pause blieb, lag an den Riesen im HSV-Deckungszentrum. Nogly und Buljan köpften alles raus, was hoch in den Strafraum kam, und nahmen dem einige Male unsicher agierenden Kargus viel Arbeit ab.

Ex-Bundestrainer Helmut Schön kommentierte zur Pause: „Der HSV spielt unheimlich clever und die Eintracht macht den Fehler, zu viele Leute im Mittelfeld zu versammeln. Wenn sie mehr in Spitze gehen, wird es gleich gefährlich, das hat die Eintracht ja auch in der ersten Halbzeit in einigen Fällen bewiesen."

Der Respekt voreinander hielt bei beiden Mannschaften auch nach der Pause an. Der einzige Unterschied zur ersten Halbzeit: Nun hatte der HSV zunächst die etwas bessere Möglichkeiten. In der 50. Minute konnte Kevin Keegan zum ersten und einzigen Mal Horst Hrubesch einsetzen, und sofort wurde es gefährlich. Jupp Koitka konnte nur mit größter Mühe Hrubeschs 16-Meter-Schrägschuß an den Pfosten lenken. Und dann hatte die Eintracht riesiges Glück. Bruno Pezzey zog nach 63 Minuten die Notbremse gegen Reimann. Den Freistoß schoß Nogly in die Mauer, der Abpraller kam zu Reimann. Gegen dessen 20-Meter-Schuß war Koitka machtlos. Doch die Hamburger jubelten zu früh, Schiedsrichter Risse entschied auf Abseits. Hrubesch hatte beim Schuß hinter der Eintracht-Abwehr gestanden, und der Linienrichter hatte sofort die Fahne gehoben.

Nun bekam der HSV etwas Übergewicht, ohne daß die Frankfurter unterlegen wurden. Für Minuten sah es so aus, als könnte es zum offenen Schlagabtausch kommen, doch nach nur fünf Minuten gingen beide Teams wieder voll auf Sicherheit. Dennoch hatte nun auch die Eintracht wieder gute Tormöglichkeiten. Wenzel wurde im Strafraum kurz angespielt, schoß sofort aus der Drehung, aber genau auf die Beine von Rudi Kargus.

Danach beorderter Jürgen Grabowski seine Mannschaft noch mal nach vorne. Doch alles Winken und Gestikulieren half nichts, die Abwehrspieler sicherten lieber den einen Punkt als beide aufs Spiel zu setzen. Wie richtig diese Taktik war, zeigte die 80. Minute, in der die beiden Eintracht-Stürmer Wenzel und Elsener fast doch noch den Siegestreffer gelandet hätten. Elsener prüfte Rudi Kargus, und den Abpraller verlängerte Wenzel zu Bernd Hölzenbein. Dessen Suß hätte genau ins Tor getroffen, wenn sidi nicht in letzter Sekunde Nogly mit dem Körper dazwischengeworfen hätte.

Stimmen zum Spiel

Udo Klug (Eintracht Frankfurt): "Meiner Meinung nach war es ein gutes Spiel, weil von beiden Seiten immer wieder die Lücke gesucht wurde, die keine Mannschaft auftun wollte. Es war ein Spiel mit hohem Tempo und vielen kämpferischen Akzenten, was ich bei meiner Mannschaft bemängeln muß, war die Tatsache, daß wieder einmal zu langsam von Defensiv auf Offensive umgeschaltet wurde. Doch das ist seit einigen Wochen schon unser Problem."

Branco Zebec (HSV): „Ein Punkt, das war genau das, was wir erreichen wollten. Das heutige Spiel war auswärts der bisher schwerste Prüfstein, weil Frankfurt viele spielerische Elemente hat. Wir haben hier unsere letzten starken Spiele bestätigt. Anfangs hatten wir zwar einige Schwierigkeiten, doch dann kamen aus der Abwehr und aus dem Mittelfeld Ruhe und Cleverneß in unser Spiel. In der zweiten Halbzeit waren wir zusehendst tempostärker. Das größte Lob für meine Mannschaft ist die Feststellung, daß eine Frankfurter Mannschalt mit Grabowski und Hölzenbein fast keine 100-prozentige Torchance herausspielen konnte."

 

 

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