Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1980/1981 - 32. Spieltag

7:2 (0:0)

Termin: Sa 30.05.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 48.000
Schiedsrichter: Walter Eschweiler (Euskirchen)
Tore: 1:0 Wolfgang Kraus (54.), 2:0 Paul Breitner (60., Foulelfmeter), 3:0 Paul Breitner (64.), 4:0 Karl-Heinz Rummenigge (77., Foulelfmeter), 5:0 Karl-Heinz Rummenigge (80.), 5:1 Ronald Borchers (81.), 6:1 Paul Breitner (85.), 6:2 Bum-Kun Cha (86.), 7:2 Dieter Hoeneß (90.)

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Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Walter Junghans
  • Wolfgang Dremmler
  • Hans Weiner
  • Udo Horsmann
  • Klaus Augenthaler
  • Wolfgang Kraus
  • Kurt Niedermayer
  • Bernd Dürnberger
  • Paul Breitner
  • Dieter Hoeneß
  • Karl-Heinz Rummenigge

 


 

Wechsel
  • Norbert Janzon für Bernd Dürnberger (46.)
  • Manfred Müller für Walter Junghans (65.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

Ein neuer Präsident, ein Rekordspieler und neun Tore in 36 Minuten

Am Montag, dem 25. Mai, die Profimannschaft befindet sich gerade auf dem Rückflug vom Freundschaftsspiel in Hongkong, findet im Palmengarten die Mitgliederversammlung statt, die über die neue Vereinsführung entscheidet. Mehr als fünf Stunden ziehen sich die teilweise hitzigen Debatten hin, bis feststeht: Axel Schander ist neuer Präsident der Eintracht, Hermann Höfer wird neuer Vizepräsident, der bisherige Schatzmeister Dieter Bartl bleibt im Amt.

In der Abstimmung hatte sich Schander knapp mit 338 zu 307 Stimmen gegen den Tischtennisfunktionär Jupp Schlaf durchgesetzt. Auffrischung erhält auch der von 14 auf 11 Sitze reduzierte Verwaltungsrat, dessen Besetzung allerdings erst am Dienstmorgen um 3 Uhr klar ist. Prominentestes Neumitglied in diesem Kontrollgremium ist Jürgen Grabowski, ebenfalls neu dabei sind Stadtrat Wolfram Brück und Tennis-Promoter Hans-Rainer Burkert. Dieter Lindner, als Vizepräsident zurückgetreten, kehrt in den Verwaltungsrat zurück.

Mit diesem Wahlausgang ist der ohnehin unwahrscheinliche Transfer von Klaus Fischer, den Wolfgang Zenker im Falle eines Wahlsiegs des Gespanns Schlaf/Zenker angekündigt hatte, hinfällig. Wechselambitionen beschäftigen Manager Udo Klug aber dennoch, da das Interesse des HSV an Roland Borchers konkretere Formen annimmt. So trifft sich HSV-Manager Günter Netzer mit seinem Frankfurter Pendant Klug und offeriert eine Ablösesumme von 1,3 Millionen Mark. Borchers, per Vertrag noch bis Juni 1982 an die Eintracht gebunden, will diesen Wechsel, doch die Eintracht lehnt ab.

Einem anderen Eintrachtspieler bleibt das Pech treu. Harald Karger, der sich im Hinspiel des UEFA-Cup-Finals am 7. Mai 1980 einen Innenbandschaden zuzog und seitdem nur noch in vier Spielen als Einwechselspieler für seine Eintracht spielen konnte, zieht sich nach der gerade überstanden Knieoperation einen Wadenbeinbruch zu.

Am Personalkarussell muss - gezwungenermaßen - auch Trainer Lothar Buchmann drehen. Denn für das Auswärtsspiel bei den Bayern aus München fehlen ihm verletzungsbedingt mit Sziedat und Körbel zwei wichtige Defensivkräfte, die von Gruber und Trapp ersetzt werden sollen. Für die Bayern geht es in diesem Spiel darum, im Kampf um die Deutsche Meisterschaft weiterhin die Nase vorne zu behalten. Aktuell führen die Kicker von der Isar die Bundesligatabelle mit zwei Punkten vor dem HSV an.

Für Willi Neuberger, im November 1974 vom in Geldnöten befindlichen Wuppertaler SV für eine Ablösesumme von 400.000 Mark an den Main gewechselt, ist die Partie im Olympiastadion eine besondere, nämlich sein 473. Bundesligaspiel. Damit stellt er die Rekordmarke des ehemaligen Bayern-Keepers Josef 'Sepp' Maier ein.

Schon kurz nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Eschweiler zeigt sich, dass der neu formierte Abwehrverbund der Eintracht mit Libero Pezzey im Zentrum, Rigobert Gruber als Vorstopper sowie Trapp und Nachtweih als Außenverteidigern ordentlich funktioniert. In Strafraumnähe ist für die Bayern kaum ein Durchkommen, zumal Werner Lorant seinen 'Lieblingsgegner' Karlheinz Rummenigge und Gruber Dieter Hoeneß zunächst weitgehend abmelden, und so versuchen es die Münchner vorwiegend aus der zweiten Reihe. Es entwickelt sich in der ersten Hälfte ein offenes Spiel, in dem die Eintracht durch Lottermann bei einem Schuss aus spitzem Winkel, der über das Tor geht (5. Minute), durch Cha, der Junghans im Bayern-Tor nach einem Nickel-Pass nicht überwinden kann (19.), und durch einen Nickel-Freistoß an die Latte (34.) sogar Chancen zur Führung hat.

Reichlich Glück und einen ihnen wohlgesonnenen Mann in Schwarz haben die Bayern kurz vor der Pause. Nach einer Flanke von Neuberger setzt sich Gruber in der 43. Minute im Luftduell gegen die zusammenprallenden Junghans und Weiner durch, alle drei gehen zu Boden. Der Ball kommt zum freistehenden Borchers, der zum vermeintlichen 1:0 für die Adlerträger einschiebt. Doch Eschweiler will ein Foul von Gruber gesehen haben und gibt den Treffer nicht, so dass es mit 0:0 in die Pause geht.

Für Bayern-Trainer Pal Csernai ist dieses Unentschieden im Kampf um die Meisterschaft zu wenig. Daher wechselt der Ungar zu Beginn der zweiten Hälfte mit Norbert Janzon, der für Bernd Dürnberger auf den Platz kommt, einen dritten Stürmer ein. Csernai ist für die Eintracht übrigens ein alter Bekannter. Ab Juli 1977 war er als Assistenztrainer von Gyula Lorant am Riederwald aktiv, ehe er Ende November 1977 zusammen mit Lorant zu Bayern München wechselte. Dort war er zunächst ebenfalls als Assistent des Trainers angestellt, bevor er den im Dezember 1978 demissionierten Lorant auf dem Chefsessel ablöste.

In der 54. Minute wird dann der Anfang vom Ende für die Eintracht eingeläutet, und zwar ausgerechnet durch Wolfgang Kraus, der von der Jugend an bis 1979 für die Riederwälder spielte und der seinen Spitznamen 'Scheppe' von seinem Vater Willi (von 1946 bis 1952 bei der Eintracht) geerbt hat. Kraus profitiert davon, dass sich Schiedsrichter Eschweiler nach einer Rummenigge-Ecke und einem Zweikampf zwischen Dieter Hoeneß und Torhüter Pahl im Strafraum dafür entscheidet, dieses Mal weiterlaufen zu lassen, und kann den Ball aus dem Strafraumgewimmel heraus zum 1:0 für die Münchner einschießen.

Nach diesem Führungstreffer beginnen die Münchner ein munteres Scheibenschießen. Paul Breitner ist kaum mehr zu stoppen, Rummenigge lässt Lorant nun ein ums andere Mal stehen. Rummenigge ist es auch, der nach einem Pass von Janzon in der 60. Minute allein auf Torhüter Pahl zuläuft und von diesem gefoult wird. Denn fälligen und berechtigen Strafstoß verwandelt Paul Breitner.

Nur vier Minuten später fällt das 3:0 - ein Schuss von Breitner nach einem Doppelpass mit Kraus wird von Lorant unhaltbar für Pahl abgefälscht. Doch damit nicht genug Unheil für die Frankfurter. Nach 75 Minuten Spielzeit muss Pezzey nach einem Tritt von Janzon ans rechte Knie ausgewechselt werden, seinen Platz nimmt Michael Blättel ein. In der 77. Minute gibt Janzon im Frankfurter Strafraum nach einem Zweikampf mit Gruber dann eine erfolgreiche Vorführung als 'sterbender Schwan'. Schiedsrichter Eschweiler fällt darauf herein, den Elfmeter verwandelt Rummenigge zu 4:0.

Nach dem 5:0 durch Rummenigge in der 80. Minute gelingt Ronald Borchers eine Minute später nach einem Pass von Nickel eine kleine Ergebniskorrektur zum 5:1. Doch wiederum nur drei Minuten später kann Paul Breitner nach einem Alleingang über das halbe Feld mit einem Schuss aus 16 Metern den alten Toreabstand wieder herstellen. Damit ist die Torflut aber nicht beendet. Die verbleibenden vier Minuten reichen für Cha und Dieter Hoeneß aus, mit zwei weiteren Treffer den 7:2-Endstand zu manifestieren. (fgo)


Trainerstimmen

Lothar Buchmann: "Wer das nackte Ergebnis sieht, kann wahrscheinlich überhaupt nicht glauben, dass es bis zur Halbzeit ein absolut ausgeglichenes Spiel war. Aber Tore, wie wir sie kurz nach der Pause bekommen haben, waren einfach nicht wegzustecken. Sie wirkten auf die Mannschaft demoralisierend. Mit unseren Fehlern in der Schlussphase haben wir alles auf den Kopf gestellt, was wir uns vorher erarbeitet hatten. Mir hat diese hohe Niederlage unheimlich wehgetan."

Pal Csernai: "In der ersten Halbzeit war Eintracht Frankfurt der erwartet schwere Gegner, vielleicht noch besser, als wir es vorher befürchtet hatten. Ich habe unserer Mannschaft geraten, nicht ungeduldig zu werden, und das hat sich schließlich ausgezahlt. Mit unserem Tempo haben wir die Frankfurter müde gemacht, so dass sie nach der Halbzeit nicht mehr mithalten konnten."

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