Stuttgarter Kickers - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 1983/1984

2:5 (0:4)

Termin: 15.01.1984
Zuschauer: 600
Schiedsrichter: Eugen Striegel (Horb)
Tore: 0:1 Ronald Borchers (15.), 0:2 Uwe Müller (30.), 0:3 Uwe Müller (32.), 0:4 Cezary Tobollik (35.), 1:4 Klinsmann (54.), 1:5 Ralf Sievers (55.), 2:5 Merkle (68.)

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Stuttgarter Kickers Eintracht Frankfurt

  • Hesselbach
  • Müller
  • Finke
  • Flad
  • Hobday
  • Jeske
  • Dörenberg
  • Raubold
  • Merkle
  • Wiesner
  • Klinsmann

 


 

Wechsel
  • Cimander für Hesselbach (46.)
  • Vollmer für Dörenberg (46.)
  • Schindler für Finke (59.)
Wechsel
Trainer
  • Horst Buhtz
Trainer

 

Die Roten gesehen, die Blauen geschlagen

Dreimal täglich ruft Trainer Dietrich Weise seine Spieler zum Training - vormittags und nachmittags im Freien, abends in der Halle. Diese intensive Vorbereitung auf die Rückrunde ist möglich, weil die Plätze in Ruit trotz des Dauerregens gut bespielbar sind. "Das ist ein Grund, warum wir nach Ruit gegangen sind", so Weise, der die Sportschule aus seiner Zeit als DFB-Trainer kennt. "Im Januar mussten wir mit schlechtem Wetter rechnen, diese Anlage hat eine hervorragende Drainage ganz im Gegensatz zum hessischen Grünberg." "Dieser Mann denkt einfach an alles. Das ist die perfekte Organisation", lobt Armin Kraaz, der in den Trainingspausen paukt, um den in der Schule versäumten Stoff aufzuarbeiten, seinen Übungsleiter.

Das Einzige, das den Spielern auf die Nerven geht, ist die Abgeschiedenheit. "Dafür sind wir auch nur sieben Tage hier. Alles andere wäre zu lang. Auch ich bin froh, wenn ich am Dienstag wieder nach Hause komme", hat Weise mit seinen Spielern Verständnis. Besonders langweilig dürfte es für drei Spieler sein, denn Karl-Heinz Körbel und Thomas Kroth setzen derzeit mit Oberschenkelzerrungen und Jan Svensson mit einer Achillessehnenreizung mit dem Training aus. "Das sind Spätfolgen der Hallenturniere", findet Weise. "Es gibt zwar in der Halle nicht mehr Verletzungen als im Freien, aber die Gelenke und Muskeln werden viel stärker beansprucht. Die Muskulatur fast aller Spieler ist verhärtet."

Ablenkung verschaffen sich Mannschaft und Betreuer am Samstag durch einen Besuch des Pokal-Achtelfinals zwischen dem VfB Stuttgart und dem HSV im nahe gelegenen Neckarstadion. Zusammen mit rund 54.000 Zuschauern erleben sie ein 1:1 nach Verlängerung und zeigen sich vor allem von der Leistung der Norddeutschen beeindruckt. "Ich wäre froh, wenn wir einige von den Hamburgern in unserer Mannschaft hätten", wird Torhüter Jürgen Pahl nach der Partie in der Presse zitiert. (Vorgriff: Was Pahl noch nicht wissen kann, ist, dass der VfB dem HSV in dieser Saison gleich zweimal ein Bein stellen wird. Zunächst wird er am 31. Januar das Pokal-Wiederholungsspiel in Hamburg mit 4:3 nach Verlängerung gewinnen, und dann werden die Schwaben ihren ersten Platz in der Bundesliga verteidigen und die Meisterschaft vor dem punktgleichen HSV einfahren.)

Am Sonntag heißt es für die Eintrachtspieler, selbst die Fußballschuhe zu schnüren. In einem Testspiel trifft man mit den Kickers aus Stuttgart dabei auf einen Bruder im Geiste. Denn die Schwaben befinden sich in der Zweiten Liga in akuter Abstiegsgefahr, standen zum Beispiel nach dem 15. Spieltag im November wie die Eintracht mit 8 Punkten auf dem letzten Tabellenplatz, und schafften es wie die Riederwälder, sich nach einer Niederlage gegen einen Amateurverein aus dem DFB-Pokal zu verabschieden (1:3 beim 1. FC Bocholt in der 2. Hauptrunde). Vorbildfunktion können die Kickers für die Eintracht allerdings auch haben, denn 'die Blauen' rappelten sich bis zur Winterpause auf und belegen mit dem 15. Platz unter den 20 Mannschaften der Zweiten Liga aktuell einen Nichtabstiegsrang.

Gerade einmal 600 Zuschauer wollen das Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften im Stuttgarter Stadtteil Degerloch verfolgen. Weise verzichtet auf den Einsatz der angeschlagenen Körbel, Kroth und Svensson, dafür darf Eymold versuchen, sich in der Startelf zu bewähren, Uwe Müller stürmen und Schreml neben Sievers, Kraaz und Sziedat einen Verteidigerposten übernehmen. Auch Pahl, inzwischen die klare Nummer Eins im Frankfurter Tor, kann sich ausruhen und Joachim Jüriens bei der Arbeit zusehen.

Viel zu tun hat Jüriens in den ersten 45 Minuten allerdings nicht, denn die Eintracht befindet sich, angetrieben vom lauf- und einsatzfreudigen Ronald Borchers, fast durchgängig im Vorwärtsgang. 'Ronnie' betätigt sich als Ballverteiler, Flügelsolist und ... Abstauber. Denn als Kickers-Torhüter Hesselbach nach einer gespielten Viertelstunde einen harten Schuss von Ralf 'Colt' Sievers nicht festhalten kann, ist Borchers zur Stelle und schiebt lässig zum 1:0 ein.

Nach einer halben Stunde ist es Uwe Müller, der eine Flanke von Sievers direkt verlängert und das 2:0 erzielt. Und da der blonde Stürmer wohl vorhat, sich bei Trainer Weise für einen Stammplatz in der Mannschaft zu empfehlen, legt er nur zwei Minuten später nach schöner Vorarbeit von Tobollik, der zwei Stuttgarter aussteigen lässt, das 3:0 nach. Auch der zweite Stürmer trifft: Tobollik netzt in der 35. Minute zum 4:0 ein. Mit diesem Spielstand geht es in die Pause.

Nach der Pause lässt der Druck der Eintracht nach, die Schwaben kommen besser ins Spiel. So kann Jürgen Klinsmann in der 54. Minute das 4:1 erzielen. Notiz am Rande: Der junge Klinsmann ist in dieser Spielzeit nicht nur zum Stammspieler, sondern auch zum Torjäger bei den Stuttgartern avanciert, zu den bislang 27 Ligatoren der Kickers in der Vorrunde hat der 19-Jährige 11 Treffer beigesteuert.

Lange können sich die Blauen aber nicht über die Ergebniskorrektur freuen, denn nur eine Minute später stellt der heute als Vorbereiter überzeugende Rechtsfuß Sievers nach einem Sololauf über den halben Platz mit einem Linksschuss den alten Toreabstand wieder her und erzielt das 5:1. Andreas Merkle ist es schließlich vorbehalten, mit einem Kopfball in der 68. Minute den 5:2-Endstand zu markieren.

Insgesamt kann die Eintracht in diesem vorletzten Vorbereitungsspiel vor dem Beginn der Rückrunde mit der Auswärtspartie in Dortmund einen überzeugenden Sieg einfahren. Horst Buhtz, erfahrener Trainer der Stuttgarter Kickers, warnt allerdings: "Für einen Abstiegskandidaten zaubert die Eintracht fast zu viel. Eine so junge Mannschaft wie Frankfurt war noch nie da unten drin. Das ist gefährlich." (fgo)

 

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