1. FC Kaiserslautern - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1985/1986 - 1. Hauptrunde

3:1 (1:1)

Termin: 24.08.1985
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Adolf Ermer (Weiden)
Tore: 0:1 Thomas Berthold (7.), 1:1 Andreas Brehme (33.), 2:1 Thomas Allofs (81.), 3:1 Dieter Trunk (84.)

 

 

>> Spielbericht <<

1. FC Kaiserslautern Eintracht Frankfurt

  • Gerald Ehrmann
  • Gerhard Bold
  • Hans-Werner Moser
  • Stefan Majewski
  • Werner Melzer
  • Reiner Geye
  • Andreas Brehme
  • Norbert Eilenfeldt
  • Dieter Kitzmann
  • Dieter Trunk
  • Thomas Allofs

 


 

Wechsel
  • Markus Schupp für Werner Metzer (53.)
  • Tino Löchelt für Reiner Geye (72.)
Wechsel
Trainer
  • Hannes Bongartz
Trainer

 

 

Glücklos

Nach dem gelungenen Bundesligaauftakt mit vier Punkten aus drei Spielen wartet nun im DFB-Pokal der 1. FC Kaiserslautern auf die bisher ungeschlagene Elf von Trainer Weise. Die Pfälzer würden zu gerne eine späte Revanche für das verlorene Endspiel von 1981 nehmen und sie haben auf dem Betzenberg die Eintracht schon einmal aus dem Pokalwettbewerb geworfen, als sie die Frankfurter im Februar 1969 auf schneebedecktem Boden mit 1:0 besiegten. In diese Spielzeit sind die Lauterer allerdings mit zwei Niederlagen gestartet und einem Sieg gestartet, der – natürlich – zu Hause errungen wurde. Die Eintracht, die in der letzten Saison in der zweiten Runde in Gladbach ausgeschieden ist, will unbedingt das Erstrundenaus vermeiden, das sie 1982 gegen Waldhof Mannheim und 1983 gegen Göttingen ereilte. Der Lack des dreifachen Pokalsiegers der Jahre 74, 75 und 81 ist ab.

Doch auf dem Betzenberg beginnt Weises Elf, als wolle sie den Lauteren den Teufel austreiben. Aus einer gut geordneten Abwehr kauft die Eintracht den Hausherren zu Beginn den Schneid mit der aggressiven Spielweise ab, die sonst die Gastgeber pflegen. Schon nach sieben Minuten werden die Frankfurter belohnt: Es gibt Freistoß knapp außerhalb des Strafraums auf der linken Seite, Kwiecien läuft an und am Ball vorbei und Berthold schießt mit dem rechten Fuß in den Torwinkel. „Als Bogdan über den Ball lief, wollte ich schon über die Mauer lupfen. Da sah ich, dass auch Torwart Ehrmann ins kurze Eck lief“, schildert der Schütze den ersten direkt verwandelten Freistoß der Eintracht, seit der zurzeit noch verletzte Falkenmayer im März 1984 gegen Bochum zum 1:0-Sieg getroffen hat.

Es entwickelt sich ein mitreißender Pokalkampf, in dem Berthold in der 11. Minute per Kopf fast das 2:0 erzielt, doch Kitzmann kann ebenfalls per Kopf retten. 120 Sekunden später ist es auf der anderen Seite auch Kitzmann, dessen scharfer Schuss mit dem Außenrist an Gundelachs Tor vorbei streift. Das Spiel beider Mannschaften wird im zentralen Mittelfeld von den Nationalspielern Brehme und Berthold getragen, von denen Teamchef Franz Beckenbauer sagt: „Ich sehe keine besseren Verteidiger.“ Mit allen Freiheiten ausgestattet nutzen sie den freien Raum, um das Spiel mit weiten und überraschenden Pässen schnell zu machen.

Und die Chancen häufen sich auf beiden Seiten. Ein Kopfball von Trunk fliegt in der 19. Minute knapp neben das Tor und eine Minute danach verpasst Bühler Ehrmanns Kasten ebenfalls per Kopf. In der 33. Minute findet der Führungstreffer eine Wiederholung, dieses Mal allerdings durch Brehme. Wieder gibt es einen Freistoß kurz vor der Strafraumgrenze auf der rechten Seite, Geye tippt den Ball an und Brehme schießt mit Links in den Torwinkel.

Die beiden sehenswerten Tore krönen ein tolles Spiel, in denen die Eintracht bis zum Ausgleich durch schnelles Konterspiel gefallen hat. Jetzt aber gerät Weises Mannschaft unter Druck, obwohl Libero Theiss eine großartige Partie bietet. Kitzmann wird nun aufseiten der Lauterer zum gefährlichsten Angreifer, es bleibt aber bis zum Pausenpfiff beim leistungsgerechten Unentschieden.

Trainer Weise bringt bei der Eintracht zur zweiten Halbzeit Uwe Müller für den enttäuschenden Sarroca. Müller soll nicht nur das Konterspiel beflügeln, sondern gleichzeitig die Vorstöße von Kitzmann bremsen. Die Taktik der Eintracht scheint auch aufzugehen, denn immer wieder kreuzt sie gefährlich vor dem Tor Ehrmanns auf. Nur die Chancenverwertung lässt zu wünschen übrig. Drei Minuten nach Wiederanpfiff erkämpft sich Bühler an der Torauslinie gegen Melzer den Ball, gibt das Leder vors Tor, doch Krämer kommt den Bruchteil einer Sekunde gegen Ehrmann zu spät. In der 50. Minute steht Berthold nach einem Doppelpass mit Svensson allein vor Ehrmann, will den Ball rechts an dem Keeper vorbei legen, doch der Schuss überwindet den Lauterer Schlussmann nicht.

Für Melzer ist das Spiel in der 53. Minute zu Ende: Markus Schupp kommt für ihn auf den Platz. Wie schon im ersten Durchgang haben die Gastgeber Probleme mit der Spielanlage des Gegners. Die Eintracht hat mit dem kraftvollen Svensson und dem Spielmacher Berthold zwei überdurchschnittliche Akteure im Mittelfeld, deren Niveau auf Lauterer Seite zunächst nur Andreas Brehme erreicht. Nach einem Traumpass von Berthold zieht Krämer in der 54. Minute auf und davon, Ehrmann stürzt aus seinem Tor heraus und klärt außerhalb des Strafraums mit der Hand. Es gibt Freistoß und die Gelbe Karte für den Torwart, was stürmische Proteste auf den Rängen auslöst und von nun an in Hektik in das Spiel bringt.

Die Pfälzer legen nun wieder eine Schippe drauf und haben die Vorteile fortan überwiegend auf ihrer Seite. Serienweise serviert Brehme angeschnittene Eckbälle in den Frankfurter Strafraum, wo Gundelach Schwerstarbeit verrichten muss. In der 60. Minute rettet er, als er mit einem wahren Panthersprung den Ball in letzter Sekunde Thomas Allofs vom Fuß nehmen kann. Sechs Minuten später verfehlt ein Kopfball von Trunk Gundelachs Kasten und eine Minute später trifft Allofs zwar ins Tor, allerdings aus klarer Abseitsstellung, was Schiedsrichter Ermer aber nicht entgeht und was den Lauterer Anhang erneut gegen ihn aufbringt.

Zwanzig Minuten vor dem Ende hat die Eintracht dann die vierte kapitale Konterchance, doch nach einem doppelten Doppelpass mit Berthold steht Svensson Ehrmann gegenüber, um fast schon kläglich zu versagen. Auf der anderen Seite liegt der Ball erneut in Gundelachs Gehäuse, doch Trunk stand klar im Abseits und Ermer zögert zur Verärgerung des Lauterer Publikums nicht, auch diesem Treffer die Anerkennung zu verweigern. Besonders hässlich wird es, als die Hausherren in der 74. Minute nach einem Handspiel von Kraaz im Strafraum vergeblich einen Elfmeter fordern.

Eine Viertelstunde vor dem Ende muss wiederum der gut reagierende Gundelach den zweiten Treffer von Brehme verhindern. Die Eintracht lässt sich immer mehr in ihren Strafraum drängen und die Chancen der Kaiserslauterer häufen sich, weil sich die Eintracht auf den beiden Außenverteidigerpositionen als äußerst anfällig erweist, was Trunk und Schupp weidlich auszunutzen wissen. Aber auch im Zentrum gibt es Lücken, weil Körbel Allofs nicht eng genug deckt, wenn dieser auf den Flügel ausweicht oder sich ins Mittelfeld zurückfallen lässt.

In der 81. Minute steht Kwiecien zu weit von Schupp weg, der den Ball in aller Ruhe annehmen kann. Schupp täuscht an, spielt dann Allofs mit einem überraschenden Pass frei und Allofs ist der Torjäger, der den Gästen so sehr fehlt: Blitzschnell spitzelt er den Ball an dem herausstürzenden Gundelach vorbei, Körbels Grätsche auf der Linie kommt zu spät und es steht 2:1.

Die Eintracht setzt nun alles auf die berühmte letzte Karte, doch sie kann diese nicht mehr ausspielen, obwohl sie alles nach vorne wirft. Die Deckung ist entblößt und die Gastgeber kommen zu exzellenten Möglichkeiten, die Partie zu entscheiden. In der 83. Minute schießt Trunk bei einem Lauterer Konter noch daneben, doch eine Minute später fällt dann doch die endgültige Entscheidung. Drei Kaiserslauterer stehen nur noch einem Frankfurter Abwehrspieler gegenüber und dieses Mal lässt sich Trunk die Chance nicht entgehen. 3:1.

„Wenn es noch öfter solche Spiele gibt, dann erlebe ich das Lehrgangs-Ende nicht“, atmet Kaiserslauterns Coach Hannes Bongartz, der momentan die Trainer-Lizenz erwirbt, tief durch. Dietrich Weise staunt derweil über ein Lauterer Talent: „Schupp hat das 2:1 wirklich mit einem phantastischen Pass vorbereitet. Dass so ein junger Kerl solche Vorlagen geben kann …“

Harald Krämer hat anderes im Sinn: „Grausam! Wir haben so gut gespielt wie nie in dieser Saison und sind wieder aus dem Pokal geflogen.“ Und Gundelach, der in den drei Spielen zuvor erst zwei Tore kassieren musste, hadert mit den drei Gegentreffern: „Bei Brehmes Freistoss öffnete sich die Mauer. Ehe ich hochkam, saß der Ball im Winkel, Noch komischer das 2:1. Wir machen das Spiel. Plötzlich kommt Allofs frei zum Schuss, spielt mir beim Grätschen durch die Beine. Auch Trunk läuft frei durch, täuscht und schießt ins kurze Eck. So ein Mist.“ Das kann man so sagen. (rs)

 

 

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