1. FC Saarbrücken - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1988/1989 - Relegation, Rückspiel

2:1 (1:0)

Termin: So 25.06.1989
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Dieter Pauly (Rheydt)
Tore: 1:0 Anthony Yeboah (10.), 1:1 Frank Schulz (51.), 2:1 Anthony Yeboah (76.)

 


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1. FC Saarbrücken Eintracht Frankfurt

  • Alfred Wahlen
  • Adrian Spyrka
  • Wenanty Fuhl
  • Nasko Jelev
  • Eugen Hach
  • Kurt Knoll
  • Norbert Schlegel
  • Florian Gothe
  • Michael Nushöhr
  • Anthony Yeboah
  • Reiner Geyer

 


 

Wechsel

  • Robert-Gernot Ruof für Florian Gothe (76.)
  • Manfred Dum für Reiner Geyer (68.)

Wechsel

Trainer

  • Klaus Schlappner

Trainer

 

 

Yeboah lässt die Eintracht zittern

Vor dem Rückspiel in Saarbrücken steht erst einmal leichte Verwirrung um den Termin an. Denn am vom DFB festgesetzten Termin - Sonntag, 25. Juni um 15:00 Uhr - ist das Saarbrücker Ludwigspark-Stadion mit dem saarländischen Landesturnfest belegt. Eine Terminverlegung auf Montag lehnt die Eintracht ab, da man dies den Tausenden von Fans, die ihre Mannschaft ins Saarland begleiten wollen, nicht zumuten könne. Schließlich einigt man sich auf die Anstoßzeit 20:15 Uhr.

Mehr als 5.000 Frankfurter haben ihre Mannschaft nach Saarbrücken begleitet, um ihr vor Ort die Unterstützung angedeihen zu lassen, der Trainer Berger Respekt zollt: "Was die Zuschauer in den letzten Wochen für die Eintracht geleistet haben, ist unbeschreiblich. Man kann nur Danke sagen."

Mit Schlegel und Geyer rücken bei den Saarländern zwei offensive Spieler in die Startelf, was Berger ebenfalls zu einer Änderung seiner Formation bewegt. Anstelle von Eckstein, der im Hinspiel mehr als enttäuschend agiert, läuft mit dem robusten "Eisen"-Dieter Schlindwein eine zusätzliche Defensivkraft auf.

Dass eine Verstärkung der hinteren Reihen sinnvoll ist, zeigen schon die ersten Minuten des Spiels, die Saarbrücken ausschließlich im Vorwärtsgang sehen. Insbesondere Roth hat dabei Probleme mit seinem Gegenspieler Yeboah, die ihm bereits in der fünften Minute eine Gelbe Karte bescheren. Folgrichtig klingelt es dann nach zehn gespielten Minuten im Kasten von Uli Stein: Nach einer Ecke von links gelangt der Ball eher unkontrolliert an die Strafraumgrenze, wo Roth im Zweikampf mit Yeboah eine Kerze fabriziert. Zwar gerät der Ghanaer kurz ins Stolpern, kann sich aber in den Strafraum absetzen und das Leder flach aus rund zehn Metern durch die 'Hosenträger' von Stein im Eintrachttor versenken.

Auch in der Folge bleibt der Eintracht kaum Zeit zum Luftholen, die Saarbrücker drängen auf das 2:0. Trainer Berger reagiert, indem er den überforderten Roth von Yeboah abzieht und Körbel mit der Deckung des Saarbrücker Stürmers beauftragt. Aus dem Mittelfeld kommt keine Entlastung, Schulz und Gründel fallen nicht durch überlegte Aktionen, sondern durch Meckereien auf, die mit Gelb entlohnt werden. Die Spitzen Andersen und Turowski hängen in der Luft.

Nach einer halben Stunde ist das Spiel für Dietmar Roth beendet. Als er nach einem weiteren Foul am Rande des Platzverweises steht, nimmt ihn Berger vom Feld und bringt stattdessen Thomas Lasser, ohne dadurch mehr Stabilität in der Frankfurter Defensive erreichen zu können. Man merkt, die Nerven liegen blank.

Zehn Minuten vor dem Halbzeitpfiff dann fast das 2:0 für die Gastgeber. Knoll spielt den Ball zu Fuhl, der sich als Defensivkraft mangels Arbeit immer wieder in die Angriffe einschalten kann, und dieser schaufelt das Leder über Stein hinweg Richtung Tor. Aufgepasst hat allerdings Kapitän Körbel, der auf der Linie stehend zur Ecke klären kann.


Der Ausgleich

Die richtigen Worte muss Trainer Berger in der Halbzeitpause gefunden haben, denn nach Wiederanpfiff steht eine konzentriertere und engagiertere Eintracht auf dem Feld. Die hat auch gleich nach drei Minuten ihre erste wirkliche Torchance in diesem Spiel, doch Gründels fulminanter Schuss aus 20 Metern wird die sicher Beute des Saarbrücker Keepers Wahlen. Weitere drei Minuten später ist Wahlen dann allerdings geschlagen. Nach einem Foul an Sievers gibt es rund 20 Meter vor dem Saarbrücker Tor in zentraler Position einen Freistoß. Gründel legt kurz ab auf Binz, der den Ball stoppt und für den anstürmenden Frank Schulz liegen lässt. Der vehemente Flachschuss des Ex-Bochumers saust durch die Mauer und schlägt einen halben Meter neben dem linken Pfosten im Tor des 1. FCS ein.

Im gleichem Maße, wie dieses Tor das Selbstvertrauen der Spieler in Rotschwarz stärkt, bauen die Saarbrücker nun ab. Der Frust über den alles in allem überraschenden Ausgleich mischt sich mit dem Kräfteschwund, der sich aufgrund des hohen Tempos einstellt, das sie in der ersten Hälfte gegangen waren. Aufgegeben haben sie sich allerdings noch nicht, wie beispielsweise ein Kopfball von Hach dokumentiert, den Stein mit einer Glanzparade über die Latte lenken kann. Und eine knappe Viertelstunde vor dem Abpfiff wird dieses Engagement belohnt. Schlegel spielt Yeboah an der Strafraumgrenze an, dessen Bewacher Körbel rutscht aus und der Saarbrücker Torjäger lässt Stein im Kasten der Eintracht mit einem halbhohen Schuss aus rund elf Metern in die rechte Torhälfte keine Chance.

Ein Tor fehlt Saarbrücken jetzt noch, um ein drittes Spiel zu erzwingen, denn die Zahl der geschossenen Auswärtstore wird in der Relegation nicht zur Entscheidung herangezogen. Doch die Eintracht schafft es routiniert, die Zeit bis zum Abpfiff herunterzuspielen, ohne dass sich für die Gastgeber noch zwingende Chancen ergeben. Den Schlusspunkt setzt Youngster Thomas Lasser, der in der letzten Spielminute den Ball wegschlägt und von Schiedsrichter Pauly mit der Roten Karte bedacht wird.


Geschafft: Schulz, Körbel
und Präsident Ohms feiern
den Klassenerhalt.

Nach diesem denkbar knappen Gesamterfolg, der der Eintracht den Verbleib in der höchsten Spielklasse sichert, purzeln die Steine gleich reihenweise von den Herzen der Beteiligten. So bringt Vizepräsident Bernd Hölzenbein die Saison rückblickend auf den Punkt: "Einfach furchtbar. Aber Schwamm drüber, es ist gut gegangen." Pragmatischer denkt Eintracht-Präsident Ohms, der feststellt: "Darauf muss ich erst mal einen trinken." Erleichtert zeigt sich auch Uwe Bein, dessen Wechsel zur Eintracht bereits seit Ende April feststeht und der damit weiterhin Erstligafußball zelebrieren wird.

Das passende Schusswort findet schließlich auch Trainer Jörg Berger, der feststellt: "Das war das schwerste Spiel meiner Trainerlaufbahn. Ein halbes Jahr wie das letzte möchte ich nicht noch einmal erleben." (fgo)


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