Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 1990/1991 - Halbfinale (Wiederholungsspiel)

6:3 (4:1)

Termin: 08.05.1991
Zuschauer: 21.000
Schiedsrichter: Hans-Peter Dellwing (Trier)
Tore: 1:0 Wynton Rufer (9.), 1:1 Lothar Sippel (15.), 2:1 Rune Bratseth (29.), 3:1 Wynton Rufer (30.), 4:1 Frank Neubarth (37.), 4:2 Lothar Sippel (67.), 4:3 Manfred Binz (73. Elfmeter), 5:3 Wynton Rufer (74.), 6:3 Klaus Allofs (81.)

 

Werder Bremen Eintracht Frankfurt

  • Oliver Reck
  • Rune Bratseth
  • Gunnar Sauer
  • Ulrich Borowka
  • Mirko Votava
  • Dieter Eilts
  • Uwe Harttgen
  • Frank Neubarth
  • Günter Hermann
  • Klaus Allofs
  • Wynton Rufer

 


 

Wechsel

  • Thomas Schaaf für Wynton Rufer (82.)
  • Marco Bode für Frank Neubarth (84.)

Wechsel

Trainer

  • Otto Rehagel

Trainer

 

Erste Halbzeit komplett verschlafen

Während die Frankfurter noch damit kämpften, die schmerzhafte Enttäuschung zu verarbeiten, die sich mit der simplen Bezeichnung „DFB-Pokal-Halbfinalniederlage“ kaum erfassen lässt, nahm Eintracht-Geschäftsführer Reiner Schäfer einen Scheck über 150.000 Mark entgegen – die Beteiligung an den Zuschauereinnahmen des Wiederholungsspiels im Weserstadion. Weitere 200.000 Mark an TV-Geldern sollten folgen. Ein finanzieller Trost, der den sportlichen Frust aber kaum mildern konnte.

„Wir haben die ersten 30 Minuten komplett verschlafen“, resümierte Verteidiger Dietmar Roth. Andreas Möller sprach von einer verpassten ersten Hälfte, während Uwe Bein nüchtern feststellte: „Wir haben das Spiel in fünf Minuten aus der Hand gegeben.“ Die Ursachen für den Einbruch blieben im Dunkeln – die Analyse war klar, doch die Erklärung fehlte.

Nach überzeugenden Bundesliga-Siegen gegen Wattenscheid, Dortmund und Hertha BSC schien das Selbstvertrauen bei der Eintracht zurückgekehrt – doch an diesem Mittwochabend wurde das Team regelrecht vom leidenschaftlichen und druckvollen Spiel der Bremer überrollt. Während die üblichen Phrasen vom „letzten Einsatz“ und „voller Hingabe“ auf Werder zutrafen, wirkten sie bei der Eintracht eher hohl.

Ein Versagen auf ganzer Linie beschreibt wohl am besten, was die Frankfurter an diesem Abend in der ersten Halbzeit zeigten. „Keiner hat das Spiel an sich gerissen“, erklärte Trainer Dragoslav Stepanovic, für den es die erste Niederlage als Eintracht-Coach war. Die erfahrenen Führungsspieler wie Möller, Bein, Binz oder Körbel konnten der Mannschaft keine Richtung geben – womöglich auch deshalb, weil mit Falkenmayer und Weber zwei Stammkräfte verletzt und mit Yeboah sowie Kruse zwei weitere gesperrt fehlten.

Schon früh zeigte sich das Dilemma: Beim ersten Tor Wynton Rufers in der achten Minute verschätzte sich Torwart Stein nach einer Flanke von Sauer. Zwar sorgte Sippel nach 15 Minuten für den Ausgleich, doch das Blatt wendete sich bald endgültig. Nach einer Ecke von Eilts gelang es der Frankfurter Defensive nicht, den Ball zu klären, und Bratseth traf aus der Drehung zum 2:1. Innerhalb von nur einer Minute fiel das 3:1, und sieben Minuten später markierte Neubarth das vierte Tor – die Frankfurter wirkten entmutigt, überfordert und kraftlos. Zur Pause stand es 4:1, das Publikum im Weserstadion feierte, während die Gäste kaum noch wussten, wie ihnen geschah.

Doch Frankfurt zeigte Moral. Zwar blieb das Spiel fehlerbehaftet, doch die Hessen fanden besser in die Partie, erarbeiteten sich mehr Spielanteile und kamen durch Sippel (68.) und Binz per Elfmeter (72.) auf 3:4 heran. Bremen wirkte kurzzeitig verunsichert, fand keine klaren Mittel mehr, um sich aus der Umklammerung zu befreien.

Doch Eintrachts Abwehr blieb wackelig – insbesondere Klein war überfordert, und auch die sonst sicheren Binz und Körbel fanden keine Stabilität. Selbst Torhüter Stein hatte einen seiner seltenen schwachen Tage. So war es erneut Rufer (75.), der per Kopfball zum 5:3 traf – Klein griff nicht ein, Stein blieb auf der Linie stehen. Den Schlusspunkt setzte Allofs zehn Minuten vor dem Ende, nachdem er sich mit regelwidrigem Einsatz gegen Roth durchgesetzt hatte und zum 6:3 traf.

Trainer Otto Rehhagel verließ noch vor dem Schlusspfiff das Stadion – er hatte genug gesehen. „Millionen haben heute erlebt: Der Fußball lebt“, erklärte er später. Eine Erkenntnis, die man in Bremen nach vielen schwachen Leistungen fast schon vergessen hatte. „Dreimal ist Bremer Recht“, heißt es in der Hansestadt – und Werder Bremen steht tatsächlich zum dritten Mal in Folge im Pokalfinale.

 

 

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