Eintracht Frankfurt - Alemannia Aachen

Testspiel 1999/2000

3:1 (0:0)

Termin: 15.01.2000 am Riederwald
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Luciano (75.), 1:1 Chen Yang (77.), 2:1 Thomas Sobotzik (82.), 3:1 Horst Heldt (84., Elfmeter)

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Eintracht Frankfurt Alemannia Aachen

 

 

  • Lenz
  • Menzel
  • Bashi
  • F. Schmidt
  • Heeren
  • Landgraf
  • Incemann
  • Berchtold
  • Diane
  • Lämmermann
  • Xie

 

Wechsel

Wechsel

  • Rauw für Menzel (46.)
  • Meulenberg für Heeren (60.)
  • Vanderbroeck für Landgraf (57.)
  • von Ahlen für Incemann (52.)
  • Kapic für Berchtold (52.)
  • Marso für Diane (60.)
  • Luciano für Lämmermann (65.)
  • Commodore für Xie (65.)

Trainer

Trainer

  • Eugen Hach

Willkommen im Intrigantenstadl am Main

Ein recht ordentlicher Sieg

Bevor die Spieler vor den vereinsinternen Querelen nach Zypern zu einem einwöchigen Trainingslager fliehen dürfen, sind zunächst noch zwei Testspiele zu absolvieren. Denn alle sind es inzwischen leid, auf Fragen zur finanziellen Situation mit “Kein Kommentar“ Stellung zu nehmen, wie Thomas Zampach betont: "Uns hat das alles nicht zu interessieren, was da oben passiert. Die Mannschaft muss weiter machen wie bisher."

Nicht weiter so, sondern mindestens einen Zahn zulegen, sollte man meinen. Am besten bereits heute gegen Alemannia Aachen, den forschen Aufsteiger, der in der zweiten Liga zur Winterpause überraschend Rang 7 belegt. Es ist ein erster Test für Thomas Reichenberger, den Neuzugang aus Leverkusen, der heute neben Yang stürmt. Endlich wieder dabei nach seiner Leistenoperation ist auch Kapitän Weber, der als Libero spielt, da Janßen noch an seiner Brustwirbelverletzung laboriert, die er sich beim letzten Hinrundenspiel gegen Ulm zuzog. Ebenfalls geschont wird Torhüter Heinen, den eine leichte Oberschenkelverletzung plagt.

Vor 2.000 Zuschauern am Riederwald ist es jedoch eine schwache erste Halbzeit fast ohne Torchancen. Zwar hat die Abwehr um Weber und Kracht die Alemannen jederzeit im Griff, doch im Spiel nach vorne ist das fehlende Selbstbewusstsein spürbar. Heldt knüpft nahtlos an seine Leistungen der Vorrunde an und Guié-Mien, der bei der kongolesischen Nationalmannschaft weilt, fehlt im Spielaufbau. So geht es mit einem 0:0 in die Pause.

Zur zweiten Halbzeit zeigen sich die Adler immerhin bemüht, das Spiel in den Griff zu bekommen und zu Torchancen zu kommen. Reichenberger wirkt sehr emsig, vergibt aber zwei gute Tormöglichkeiten. Dennoch ist Trainer Magath mit ihm zufrieden: "Er hat mir sehr gut gefallen, weil seine Aktionen klar und selbstbewusst waren. Man sah ihm an, dass er von einem Spitzenteam kommt." Reichenberger hingegen schränkt ein: "Soviel Selbstbewusstsein bringe ich auch nicht mit, weil ich ja in Leverkusen zuletzt kaum gespielt habe. Im Prinzip war ich jedoch zufrieden, aber ein Tor hätte ich machen müssen."

Dafür sorgen seine Kollegen, nachdem Luciano die Mannschaft von Trainer Hach mit 1:0 in Führung bringt (75.). Nur zwei Minuten später erzielt Yang mit einem abgefälschten Weitschuss den Ausgleich. In der 82. Minute setzt sich Gebhardt auf der linken Außenbahn durch und köpft in den Strafraum, genau auf den aufgerückten Sobotzik, der das 2:1 erzielt. Für den Endstand sorgt Heldt in der 84. Spielminute. Nach einem Foul an Mutzel verwandelt er den fälligen Strafstoß sicher zum 3:1-Endstand, zu dem Trainer Magath anmerkt: “Die Leistung war zwar nicht gut, aber recht ordentlich.“


Intrigantenstadl im Römer und am Riederwald

Als ob die Lage am Riederwald nicht unübersichtlich genug wäre, mischt nun auch Frankfurts Sportdezernentin Sylvia Schenk ordentlich mit. Hintergrund ist ein Vertrag zwischen der Eintracht und der Deutsche Städte-Medien über 10 Millionen Mark, der am Veto von Schatzmeister Leben scheitert. “Das Vorgehen von Heller und Lämmerhirdt in dieser Sache ist ein Vertrauensbruch mit der Stadt. Die wollten uns mit dem Vertragsabschluss hintergehen. Heller habe immer getönt, er werde das Tafelsilber nicht verhökern und dann plant er so was. Ich habe kein Vertrauen mehr zu Heller und auch nicht zu Lämmerhirdt. Die wollten schnell die zehn Millionen einstecken, damit sie bei der Mitgliederversammlung gut dastehen. In Wirklichkeit hätten sie aber alle Möglichkeiten, die Eintracht langfristig zu retten, kaputtgemacht“, wettert Schenk.

Vizepräsident Dr. Lämmerhirdt betont, dass es sich bei dem gescheiterten Vertrag um einen ganz normalen Agenturvertrag gehandelt hätte, welcher der DSM lediglich das Recht eingeräumt hätte, die stadiongebundenen Werbeverträge für den Club gegen Provision auszuhandeln. Doch das Porzellan ist längst zerschmissen, ein paar Tage später bestätigt Sylvia Schenk auf einer Pressekonferenz, dass sie wichtige Informationen betreffend dem Stadionneubau nur an Verwaltungsratschef Ehinger und Schatzmeister Leben weitergegeben habe, ohne dass diese das Präsidium informierten. Im Wissen dieser Informationen habe Leben die Verträge mit ISPR und der DSM torpediert, geht es doch um ein 200-Millionen-Mark-Projekt mit der International Management Group (IMG) als künftigen Betreiber des Waldstadions.

Ohne Worte. Ein paar Tage zuvor erklärte Sylvia Schenk, dass sie sich nicht "als die schlechteste Lösung" für einen zukünftigen Eintracht-Präsidenten betrachte: “Der Rolf Heller ist ein lieber, netter Kerl und hat viel für die Eintracht getan. Aber die jetzige Situation hat er nicht mehr im Griff. Der Ball muss ins Tor. Und das muss einer tun, der es auch kann.“

“Ich werde interne Dinge der Eintracht nicht veröffentlichen. Ich lasse mich nicht provozieren. Was ich zu sagen habe, werde ich den Mitgliedern am 31. Januar mitteilen", sagt Präsident Heller zu diesem Sumpf. Zudem untersagt er Schatzmeister Leben schriftlich, weitere Verhandlungen im Namen von Eintracht Frankfurt zu führen. Eine weitere Zusammenarbeit mit Leben lehnt er ab.

Unterdessen äußert sich auch die Kinowelt-Tochter Sportwelt zu einer von Frankfurter Medien verbreiteten Intrigen-Theorie. Danach sei Leben als "U-Boot" ins Eintracht-Präsidium eingeschleust worden, um den Präsidenten zu stürzen und der bereits bei elf Lizenzvereinen tätigen Kinowelt-AG den Eintritt zu erleichtern: “Ein Club wie Eintracht Frankfurt hätte sicher seinen Reiz. Nichts liegt uns jedoch ferner als ein Komplott.“

Präsident Heller ist dieses Gezeter im Hintergrund langsam leid und bereitet wohl seinen Abgang vor: "Wir haben eine katastrophale Außenwirkung. Der Präsident ist von Amts wegen dafür verantwortlich. Deshalb muss generell ein personeller Neuanfang gemacht werden.“ (tr)

 

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