FC Luzern - Eintracht Frankfurt

2001/2002 - SRS-Cup 2001

5:4 n. E. (0:0)

Termin: 03.07.2001 im Kleinfeld Stadion, Kriens (Schweiz)
Zuschauer: 2.500
Schiedsrichter: Nobs
Elfmeterschießen: 0:1 Rolf-Christel Guié-Mien, 1:1 Alexandre Rey 1:2 Ervin Skela, 2:2 Christophe Ohrel, 2:3 Vladimir Maljkovic, 3:3 Stojan Belaic, Serge Branco (verschossen), 4:3 Patrick Koch, 4:4 Karel Rada, 5:4 Alex

 

 

>> Spielbericht <<

FC Luzern Eintracht Frankfurt

  • Patrick Foletti
  • Stojan Belaic
  • Martin Lengen
  • Alex
  • Patrick Koch
  • Simon Hofer
  • Gian
  • Christophe Ohrel
  • André Wiederkehr
  • Giorgio Contini
  • Alexandre Rey

 


 

 

  • Marcelo Sander für Giorgio Contini (75.)
  • Oliver Maric für André Wiederkehr (83.)
Wechsel
Trainer
  • Ryszard Komornicki

Trainer

 

 

 

Auch Fußball wird bei “Eintracht Seltsam“ gespielt

Stühle rücken bei der sportlichen Leitung: Tony Woodcock kommt, Friedel Rausch geht

“Eintracht Seltsam“ titelt das kicker-Sportmagazin und keiner widerspricht. Denn in der Tat, zwar haben die Frankfurter kein Geld, um in neue Spieler zu investieren. Doch für die Erweiterung des Vorstandes reicht es offensichtlich noch. Überraschend verkündet die Eintracht kurz vor dem ersten Härtetest der Profis gegen den FC Luzern die Verpflichtung des 45-jährigen Tony Woodcock als neuen Sportvorstand der AG. Steven Jedlicki, der Vorstandsvorsitzende, der ebenso wie Finanzvorstand Dr. Pröckl an der Spitze bleibt, soll sich künftig fast ausschließlich um Sponsoren und Marketing kümmern. "Der Verein steht voll hinter dieser Entscheidung", sagt Präsident Fischer, der sich dadurch eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Verein und AG erhofft, während der Aufsichtsratsvorsitzende Gödel ergänzt: “Tony Woodcock vereinigt die Interessen aller Gesellschafter. Wir haben einen netten Kerl mit erheblichem Sport-Sachverstand gefunden.“


Jedlicki, Woodcock, Andermatt

"Ich habe mein ganzes Leben lang im ersten Glied gestanden, da kann ich jetzt nicht in die zweite Reihe zurücktreten. Ich wünsche dem Klub alles Gute und vor allem Charakter", verabschiedet sich unterdessen Teammanager Rausch und tritt am selben Tag von seinem Posten zurück. Da er der Überzeugung ist, dass diese Entscheidung nicht in Frankfurt, sondern in der Octagon-Zentrale getroffen wurde, ergänzt er gereizt: “Die ausführenden Organe sind doch nur Marionetten. Ein Anruf von oben genügt und sie springen.“

Am nächsten Tag verabschiedet sich der 61-Jährige im Trainingslager bei Mannschaft und Trainer, der von diesem Wechsel der sportlichen Leitung ebenso überrascht wurde: "Es steht mir nicht zu, über die Personalpolitik zu befinden. Persönlich finde ich es aber schade, dass Rausch nicht mehr da ist." Noch am selben Tag schlägt auch der neue Sportvorstand in Weggis auf, um sich vorzustellen. “Ich bin nicht hergekommen, um alles umzudrehen. Unser Ziel ist ganz klar der Aufstieg. Das kann ich aber nicht versprechen. Ich kann nur versprechen, hart zu arbeiten. Der Aufstieg kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen“, erklärt Tony Woodcock, um an die Mannschaft zu appellieren: “Die müssen Gras fressen.“


Die “Sport-Bild“ veröffentlicht Arbeitsverträge von Guié-Mien und Reichenberger

Als ob nicht schon genug im Hintergrund los wäre, sorgt zudem die zeitgleiche Veröffentlichung der Arbeitsverträge von Guié-Mien und Reichenberger in der “Sport-Bild“ für helle Aufregung. So kann der Kongolese in dieser Saison ein Einkommen von über 1,8 Millionen Mark erreichen, wenn er alle Spiele bestreitet. Zudem übernimmt die AG gemäß dem noch von Rolf Heller abgeschlossenen Vertrag unter anderem die Wohnungsmiete, Fahrzeugkosten, Flugkosten für Heimatbesuche sowie die Gebühren für einen Koch- und Fahrschulkurs seiner Ehefrau. Ebenfalls über eine Million Mark kann Reichenberger verdienen, wenn er mehr als 30 Spiele absolviert.

"Das hatte ich seit einiger Zeit schon erwartet, wir baden noch immer die Lasten der Vergangenheit aus", meint Klaus Lötzbeier wenig überrascht, nachdem bereits im März die Spielerverträge von Bulut, Zampach sowie von Amateur-Trainer Lippert veröffentlicht wurden. Auch Martin Andermatt bleibt ob der neuerlichen Veröffentlichungen gelassen: “In der Schweiz kann jeder auf dem Steueramt den Lohn aller Bürger nachschauen. Aber Neid ist ein schlechter Begleiter im Fußball wie im gesamten Leben. Durch die Veröffentlichung der Summen sind jetzt die Spieler gefordert, Leistung zu zeigen.“


Die erste Niederlage in der Vorbereitung

Bereits im Juli 1987 spielte die Eintracht beim SRS-Cup in Kriens am Vierwaldstädter See, damals im ersten Spiel gegen die Grashoppers aus Zürich. Friedel Rausch hieß der Trainer der Schweizer und Martin Andermatt war einer der Spieler, während bei der Eintracht Kraaz und Körbel kickten. Diesmal spielen die Frankfurter gegen den Zwölften der letzten schweizerischen Erstligasaison, den FC Luzern, während der schweizerische Meister Grashoppers sich mit dem gastgebenden Zweitligisten SC Kriens misst. Mit im Kader sind neben den drei U20-WM-Heimkehrern Preuß, Gemiti und Jones auch Berntsen, der seine Achillessehnenprobleme auskuriert hat, aber im heutigen Spiel noch geschont werden soll.

Ebenfalls nicht zum Einsatz kommen soll der 29-jährige bulgarische Stürmer Dimtcho Beliakov, der zuletzt in Nürnberg spielte und den Teammanager Rausch zu einem Probetraining nach Weggis geholt hatte. Um ihn finanzieren zu können, sucht die Eintracht Interessenten für den 20-jährigen Kameruner Branco, von dessen Verkauf sie sich mindestens sechs Millionen Mark erhofft. Doch das Interesse hält sich in Grenzen und nur zwei Tage später wird Beliakov vom Trainer weg geschickt: “Ich habe ihn verabschiedet, bis die Situation im Verein geklärt ist.“ Doch solange will der Bulgare verständlicherweise nicht warten und unterschreibt zwei Tage später beim Ligakonkurrenten Rot-Weiß Oberhausen.

So vertraut der Trainer heute seinen beiden Stürmern Yang und Kryszalowicz, hinter denen Streit, Mutzel, Guié-Mien, Skela und Gemiti auf links das Mittelfeld bilden. Bindewald, Rada sowie Wenczel, der als Linksverteidiger getestet wird, sollen den Sturmdrang von Contini, dem schweizerischen Torschützenkönig der vergangenen Saison, unter Kontrolle bekommen.

"Zuerst hinten für Stabilität sorgen", ist das Motto von Martin Andermatt und tatsächlich sehen die rund 2500 Zuschauer im Kleinfeldstadion ein ausgeglichenes langweiliges Spiel ohne allzu viele Torchancen. Dies ist in erster Linie ein Verdienst des eng gestaffelten Mittelfeldes und der Abwehr der Adler, die Luzern durch geschicktes Verschieben kaum ins Spiel kommen lässt. Vor allem Rada, der für die Bewachung von Contini zuständig ist, fällt dem Trainer positiv auf: "Es spricht für ihn, wie er die Leute beiholt. Insgesamt hat sich dadurch das Abwehrverhalten schon stark verbessert." Leider auch das der Stürmer, die ebenfalls so stark in die Defensivarbeit eingebunden sind, dass von ihnen vorne so gut wie nichts zu sehen ist, was dem Trainer jedoch nicht so gut gefällt: "Sie sind zu viel entgegen und zu wenig in die Tiefe gegangen."

So geht es nach einer ereignisarmen Halbzeit in die Pause, in der der Trainer reagiert. Neben Jones, der bereits nach 30 Minuten für den leicht angeschlagenen Yang ins Spiel kam, sollen jetzt Branco und Preuß anstelle von Gemiti und Streit für mehr Schwung sorgen. Doch nach wie vor wirken die Frankfurter beim Spiel nach vorne bieder und unkonzentriert. So schafft es Kryszalowicz völlig freistehend zwar, eine Flanke unter Kontrolle zu bringen. Aber statt sich die Ecke auszusuchen, bolzt er nur den Torhüter an. Nachdem der 27-jährige Pole kurz darauf mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt werden muss, ist Jones im Sturm plötzlich völlig auf sich allein gestellt. Denn Reichenberger klagt nach dem Aufwärmen über Schmerzen, so dass, da kein weiterer Offensivmann auf der Bank sitzt, mit Maljkovic ein weiterer Abwehrspieler kommt (66.). "Ich hatte stets das Gefühl, wir können noch zulegen", meint der Trainer dennoch überraschend, aber weitere Torchancen wollen weder der Eintracht noch Luzern gelingen, so dass nach der regulären Spielzeit das Elfmeterschießen über den Sieger entscheiden muss.

Während die Schweizer alle Elfmeter sicher verwandeln, setzt Branco den vierten Strafstoß neben den Kasten, so dass die Eintracht nun am Donnerstag im Spiel um Platz 3 gegen den SC Kriens antreten muss. "Das wird ein guter Test, die spielen ein gepflegtes 4-4-2-System, so wie es auch einige Mannschaften in der Zweiten Bundesliga praktizieren", freut sich Martin Andermatt dennoch. (tr)


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