Eintracht Frankfurt - Alemannia Aachen

2. Bundesliga 2001/2002 - 10. Spieltag

2:2 (0:1)

Termin: So 21.10.2001
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Schiedsrichter: Späker (Marl)
Tore: 0:1 Olivier Caillas (28.), 1:1 Ervin Skela (66.), 2:1 Ervin Skela (69.), 2:2 Taifour Diane (79.)

 

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Eintracht Frankfurt Alemannia Aachen

 

     

  • Christian Schmidt
  • Marc Spanier
  • Frank Schmidt
  • Henri Heeren
  • Willi Landgraf
  • Goran Lozanovski
  • Bernd Rauw
  • Marco Zernicke
  • Thierry Bayock
  • Olivier Caillas
  • Hui Xie

 

Wechsel

Wechsel

  • Clirim Bashi für Henri Heeren (51.)
  • Taifour Diane für Frank Schmidt (74.)
  • Mark Zimmermann für Thierry Bayock (79.)

Trainer

Trainer

Sprechen wir vom Heimkomplex ...

"Eintracht Achterbahn" titelt die Sport-Bild in ihrer aktuellen Ausgabe und hetzt nach: "Darf man den einflussreichen Herren des Aufsichtsrates Glauben schenken, war die Absetzung des Schweizer Trainers Andermatt eher eine Frage von Tagen als Wochen. Den Mann aus den Bergen, ausgestattet mit einem Dialekt, der so zäh sein kann wie englisches Weingummi, hätte eine weitere Pleite den Job gekostet." Rumms, das hat gesessen: "Alles gelogen und aus der Luft gegriffen. Absoluter Blödsinn. Das ist so doof, dass es sich gar nicht lohnt, darüber zu reden" schimpft Tony Woodcock und auch Präsident Peter Fischer zeigt sich "absolut empört", um eine Ehrenerklärung für seine Kollegen im Aufsichtsrat abzugeben: "Kein Mensch denkt über eine Ablösung nach. Eine solche Behauptung kommt der Nachricht, die Erde ist eine Scheibe, gleich."

Zumindest äußerlich bleibt der Trainer ruhig: "Ich werde meinen Weg, der echt ist, weitergehen. Dieser Artikel beeinflusst meine Arbeit nicht", um sogleich auf den nächsten Gegner Aachen einzugehen: “Ich gehe davon aus, dass wir dieses Heimspiel für uns entscheiden. Wir müssen agieren, nicht reagieren, wir müssen den Gegner mit einer aggressiven Spielweise zu Fehlern zwingen.“ Und zwar mit der gleichen Defensive, die zuletzt bei Union Berlin so überzeugend mit 4:0 gewonnen hatte, so dass für Nikolov, Rada und Nemeth auch heute nur die Ersatzbank bleibt. Dieses Schicksal teilen sie mit Guié-Mien und Skela, für den Albert Streit beginnen wird. “Streit ist im Pressing besser, Ervin hat in Berlin nicht überzeugt“, begründet Martin Andermatt seine Entscheidung, den 21-Jährigen im zentralen Mittelfeld hinter Kryszalowicz und Yang aufzustellen. Nicht im Kader ist dagegen Michael Mutzel, der wohl vier Wochen pausieren muss, nachdem ihm unter der Woche ein Schleimbeutel im linken Knie entfernt wurde.

Der Gegner könnte auf dem Papier kaum dankbarer sein, denn der aktuelle Tabellenviertzehnte hat in seinen bisherigen vier Auswärtsspielen noch keinen Punkt geholt, dafür aber bei nur einem Auswärtstreffer acht Gegentore kassiert. So ist es kein Wunder, dass der Verwaltungsrat in Aachen reagiert hat und Eugen Hach vor zwei Wochen feuerte, um den Feuerwehrmann zu holen, der die Eintracht bereits zwei Mal trainierte. “Frankfurt war sehr stark in Berlin, aber ich habe auch Schwächen gesehen“, meint Jörg Berger verschmitzt, der sich auf seine Rückkehr ins Waldstadion freut und im Sturm mit Xie Hui ebenfalls auf einen chinesischen Nationalspieler setzt. Der dritte Chinese im Bunde, Zang, sitzt heute nur auf der Bank.

Angriffsfußball pur kündigte Martin Andermatt vor dem Spiel an, während die Fans die Mannschaft mit dem Banner “Alle Trümpfe in unserer Hand“ und tosendem Beifall begrüßen. Doch auf dem Platz sieht es von Beginn an anders aus. Aachen startet couragiert und kauft den Hausherren bereits in der Anfangsphase den Schneid ab, um bei Ballbesitz selbst schnell nach vorne zu spielen. So setzt Xie Hui ein erstes Ausrufezeichen, als er einen Kopfball knapp über die Latte setzt (4.).

Auch in den kommenden Minuten zeigt die Eintracht nur biedere Hausmannskost. Da ein Querpass, hier ein Rückpass, es fehlt das Überraschende, die nötige Aggressivität um die geschickt verteidigende Alemannia zu überraschen. "Zu Hause setzen wir uns unter zu großen Druck, etwas Spezielles machen zu müssen", glaubt Andermatt, aber auch die einfachen Sachen wollen nicht gelingen. Immerhin kommt Streit nach einem Fehlpass urplötzlich zu einer ersten Chance, als er vor den Strafraum sprinten und abziehen kann. Doch sein Knaller kann von Torhüter Schmidt problemlos pariert werden (18.).

Es läuft bereits die 28. Spielminute, Caillas ist im Halbfeld am Ball und wird weder von Wimmer, Streit noch Schur angegangen, so dass sich der 23-Jährige die Kugel in aller Ruhe zurechtlegt und aus gut 25 Metern einfach zur 1.0-Führung in den Winkel haut. Wer nun gedacht hat, dass der Rückstand ein Weckruf für die Eintracht ist, sieht sich schnell getäuscht. "Wir waren nach dem 0:1 wie paralysiert, da war wieder dieses Phlegma", beschreibt Schur, was in den kommenden Minuten folgt. Streit ist im Mittelfeld völlig überfordert, von den Außenpositionen kommen kaum Impulse und im Sturm laufen Yang und Kryszalowicz fast lustlos ihre Runden. Lediglich Rasiejewski und Schur versuchen es, doch ohne Unterstützung versanden ihre Angriffsbemühungen schnell.

So geht es mit dem 0:1-Rückstand und einem gellenden Pfeifkonzert in die Pause, in der es laut zugehen wird. Selbst Sportvorstand Woodcock eilt in die Kabine und richtet ebenso wie der Trainer wütende Worte wie “Scheiß Angsthasen-Fußball“ an die Mannschaft. "Ich habe kaum etwas verstanden, so laut war es", bestätigt Schur, während bei der Eintracht Skela für Gemiti ins Spiel kommt und Streit auf die linke Außenbahn rutscht. Der Wechsel und die harschen Kabinenworte scheinen geholfen zu haben, denn vor allem Skela treibt jetzt mit viel Wut im Bauch das Spiel nach vorne, in dem sich auch seine Kollegen endlich aggressiver zeigen. So verfehlen Yang sowie Preuß mit ihren Schüssen von der Strafraumgrenze das Ziel nur knapp und der Vorstoß von Kryszalowicz kann von Spanier in allerletzter Sekunde gestoppt werden.

Dann die 66. Spielminute, Schur flankt den Ball zu Yang, der Skela starten sieht und ihm die Kugel durch die aufgerückte Aachener Abwehr gefühlvoll in den Lauf legt. Skela sprintet nach vorne und lässt Torhüter Schmidt mit seinem überlegten Schlenzer ins Toreck keine Chance. Riesenfreude beim Albaner, der zunächst sein Trikot schwenkt, es dann aber voller Wut auf den Rasen schmeißt. Der Trainer nimmt den ob seiner Nichtberücksichtigung erbosten Albaner nach dem Spiel sogar in Schutz: „Für seinen Platz in der Hierarchie der Mannschaft war es förderlich, dass mit ihm der Umschwung gekommen ist“ und auch Skela selbst relativiert die Szene am nächsten Tag: “Das ist mir gar nicht aufgefallen. Ich kann nur versichern, dass ich mich rundum wohlfühle bei der Eintracht.“

Doch zurück zum Spiel, in dem die Eintracht sofort auf die Führung drängt. Eine Flanke von Yang wird von der Aachener Abwehr zu kurz geklärt und landet bei Skela, der sofort von der Strafraumgrenze abzieht. Der Schuss wird leicht abgefälscht und landet zur 2:1-Führung im Tor (69.). "Ervin machte den Unterschied in der zweiten Halbzeit", freut sich Trainer Andermatt, um seine Wahl der Startaufstellung noch einmal zu rechtfertigen: “Streit sollte bei unserem geplanten Pressing mit Preuß eine tragende Rolle spielen und Skela davon später profitieren.“ Tatsächlich wirkt die Eintracht jetzt wie befreit und erspielt sich schnell weitere Möglichkeiten, um für eine Vorentscheidung zu sorgen. So scheitert Yang jeweils nach Flanke von Wimmer innerhalb von nur fünf Minuten.

“Aachen, das ist es gewesen - es freuen sich Hessen und Chinesen“, prangt nun eine SMS von der Anzeigetafel, auf der Radiosender FFH nach wie vor ungezügelt spielen darf. Ein Gruß an die rund 300 Asiaten aus ganz Deutschland, die das Gipfeltreffen der chinesischen Stürmer sehen wollen. Doch zu früh gefreut, es fehlt den Frankfurtern die Entschlossenheit, ein weiteres Tor nachzulegen. Dabei “haben die schließlich gebettelt, ein drittes Tor zu bekommen", meint der Trainer, nachdem auch Kryszalowicz das Leder nicht versenken kann.

Währenddessen bringt Jörg Berger bei seinem inzwischen völlig verunsicherten Team Diane für Schmidt und beweist ein glückliches Händchen. Denn fünf Minuten später kann Sim im Strafraum Zimmermann bei einer Flanke nicht energisch genug stören, so dass die Kugel bei Diane landet. Der schießt vor dem Fünfmeterraum Torhüter Heinen an, so dass der Ball in hohem Bogen zum 2:2 im Netz landet (79.). “Nach dem 2:1 hatten wir die große Chance, den Sack zuzumachen und jetzt kosten uns klare Stellungsfehler unserer Abwehr den Sieg“, meckert Dirk Heinen zu Recht.

Denn obwohl die Eintracht noch einmal alles nach vorne wirft und nach Jones mit Guié-Mien für Kryszalowicz ein weiterer frischer Mann kommt (81.), ergibt sich erst kurz vor Schluss noch einmal eine klare Möglichkeit, die Wimmer allerdings versiebt, als er freistehend vor Torhüter Schmidt nur dessen ausgestrecktes Bein trifft (88.). So bleibt es nach zwei Heimniederlagen bei dem mageren Punktgewinn, der zu wenig ist, um Aufstiegsansprüche anzumelden. Immerhin rückt die Eintracht auf Rang Fünf, da Union Berlin mit 1:4 in Bielefeld verloren hat. Der Rückstand auf den Tabellendritten Bielefeld beträgt allerdings inzwischen 4 Punkte. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: "Vielleicht müssen wir langsam von einem Heimkomplex sprechen, zuhause fühlen sich einige Spieler zu sehr unter Druck, auswärts spielen sie frisch von der Leber weg. Wir waren als Team nicht kompakt, zu pomadig, standen zu weit und zu oft vom Gegner weg und auch die Laufwege unseres so genannten Wundersturms haben nicht gestimmt.“

Präsident Peter Fischer: "Vielleicht sollten wir künftig unsere Heimspiele auf dem Bieberer Berg austragen."

Alexander Schur: “Ich hoffe, der Punktgewinn war ein kleiner Schritt, um auch zuhause wieder eine Macht zu werden. Danach sieht es zwar momentan nicht aus, aber die zweite Halbzeit war doch ganz gut.“

Ervin Skela: "Zum Kotzen, wir hätten hier drei Punkte holen müssen".

 


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