Eintracht Frankfurt - LR Ahlen

2. Bundesliga 2001/2002 - 16. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: So 09.12.2001 15:00
Zuschauer: 11.500
Schiedsrichter: Anklam (Hamburg)
Tore: 0:1 Marc Arnold (34.), 1:1 Ervin Skela (50., Foulelfmeter), 1:2 Marcus Feinbier (57.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt LR Ahlen

 

     

  • Dirk Langerbein
  • Andreas Zimmermann
  • Petar Vasiljevic
  • Stefan Fengler
  • Musemestre Bamba
  • Karsten Hutwelker
  • Reinhold Daschner
  • Zeljko Sopic
  • Marc Arnold
  • Marcus Feinbier
  • Marcus Wedau

 

Wechsel

Wechsel

  • Michael Rösele für Musemestre Bamba (75.)
  • Cyrille Florent Bella für Marcus Wedau (79.)
  • Henryk Baluszynski für Marc Arnold (85.)

Trainer

Trainer

  • Uwe Rapolder

Ein spielerischer Offenbarungseid

“Die Eintracht ist ein großer Verein mit einem guten Namen und viel Tradition. Wenn ich Frankfurt verlasse, dann nur, um bei einem Verein wie Borussia Dortmund oder Bayern München zu spielen. Ich will nicht zu einem mittelmäßigen Erstligisten wechseln." Das sagt der Mann, der für eine angeblich festgeschriebene Ablösesumme von 7 Millionen Mark die Eintracht mit sofortiger Wirkung verlassen soll, wenn es nach dem Trainer geht. Martin Andermatt ist nämlich richtig sauer auf Serge Branco, nachdem dieser zuletzt einen Arzttermin verstreichen ließ und sich über die folgende Vereinsstrafe von 1000 Mark aufregt: "Der Trainer soll mich Fußball spielen lassen, statt mir jedes Mal eine Strafe aufzubrummen. Ich bin grundlos aus der Mannschaft geflogen. Andere spielen schlecht, dürfen aber weiterspielen."

Ausgerechnet vor der heißen Vorweihnachtsphase mit vier Spielen in den nächsten zehn Tagen kann der Trainer dieses Theater überhaupt nicht gebrauchen, denn "nach der Niederlage in Oberhausen stehen wir gegen Ahlen unter Zugzwang." Und dies mit einigen angeschlagenen oder fehlenden Spielern wie Wimmer, Schur und Kryszalowicz, der beim Heimspiel gegen den Tabellensiebten gelbgesperrt ist. So setzt Martin Andermatt wieder auf eine Dreierkette mit Bindewald, Rada und Rasiejewski, während der zuletzt schwache Sim auf die Bank muss. Preuß vor der Abwehr und Jones, Guié-Mien, Skela sowie Gebhardt bilden das Mittelfeld vor dem Sturmduo Yang und Ciric.

Trainerkarussell im Unterhaus: “Ich habe keine Ahnung warum, eigentlich bin ich von einer Vertragsverlängerung ausgegangen“, erklärte Trainer Neururer nach einem Gespräch mit dem Präsidium von LR Ahlen. Doch stattdessen wird er nach der Niederlage gegen Schweinfurt am 14. Spieltag rausgeschmissen und nur zwei Tage später wird der zwei Wochen zuvor in Mannheim entlassene Uwe Rapolder als sein Nachfolger präsentiert. Aber auch Neururer hat keine Zeit, sich Gedanken zu machen, denn kurz darauf ist er bereits Nachfolger von Bernhard Dietz beim VfL Bochum. Doch zurück zum Tabellensiebten, der nach zuvor vier sieglosen Spielen mit seinem neuen Trainer und einer Systemumstellung auf die Viererabwehrkette 3:1 gegen Saarbrücken gewann und auch bei den Frankfurtern, die in den letzten fünf Heimspielen nur einmal siegen konnten, auf einen Dreier hofft.

Schon vor dem Anpfiff ist es wieder kein guter Tag für Finanzvorstand Dr. Pröckl, denn nachdem in den ersten sieben Heimspielen im Schnitt lediglich 15.900 Zuschauer den Weg ins Waldstadion fanden, sind es auch heute nur 11.500, die sich bei herrlichem Wetter das letzte Zweitliga-Heimspiel des Jahres gegen Ahlen anschauen wollen. Wobei “anschauen“ der falsche Begriff ist, denn nach einer ordentlichen Anfangsphase der Eintracht gegen die konsequent in der eigenen Hälfte verteidigenden Gäste verzetteln sie sich immer mehr im Mittelfeldkleinklein. Quer- und Rückpässe sowie zahllose Stockfehler bestimmen das Spiel der Frankfurter, bei denen einzig Gebhardt ein wenig sein Können aufblitzen lässt. Höhepunkte bleiben völlig aus. Außer Weitschüssen, die Torhüter Langerbein nicht vor Probleme stellen und erschreckend schwach ausgeführten Standards ist von der Eintracht nichts zu sehen.

So hat Ahlen keine Mühe, das Spiel der Gastgeber immer wieder erfolgreich zu unterbinden und mit schnellen Gegenangriffen erste Nadelstiche zu setzen. In der 34. Spielminute ist es soweit, Arnold wird im Halbfeld nicht energisch genug angegriffen und zieht aus über zwanzig Metern einfach ab. Unhaltbar für Torhüter Heinen landet der Ball zum 0:1 für Ahlen in den Maschen. Nach weiteren elf erschreckenden Minuten werden die ihre Mannschaft auspfeifenden Zuschauer zumindest in der Halbzeitpause ein wenig belohnt. Denn über die Anzeigetafel flimmert mit “Frankfurt am Ball“ die Bewerbung der Stadt für die WM 2006 mit schönen Animationen des neuen Stadions. “Eine WM ohne Frankfurt – das kann ich mir nicht vorstellen“, verkündet am Tag zuvor bereits Franz Beckenbauer, doch dann erlöschen die schönen Impressionen, die Mannschaften betreten ohne Wechsel den Rasen.

Und das Bild auf dem Platz bleibt öde. Die Eintracht bemüht sich weiter, irgendwie in die Nähe des Strafraums zu kommen, während Ahlen sich einigelt, um auf Konter zu lauern. So versucht es Guié-Mien auf eigene Faust und tankt sich mit großen Schritten in den Strafraum, Hutwelker ist zur Stelle, der Kongolese fällt und Schiedsrichter Anklam zeigt zurecht und zur Erleichterung aller auf den Elfmeterpunkt. Skela läuft an und haut die Kugel mit aller Wut zum Ausgleich in die Maschen (50.). Geht da noch was? Mit neuem Mut laufen die Frankfurter weiter gegen das Abwehrbollwerk an, doch bereits sieben Minuten später folgt die kalte Dusche. Nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte kommt Feinbier an das Leder, kann in aller Seelenruhe in den Strafraum marschieren, um es zur erneuten Führung in die Maschen zu hauen (57.).

Was nun folgt, beschreiben die Frankfurter Gazetten mit ihren Überschriften mehr als treffend: "Gruselfußball", "Sauhaufen", "Trauerspiel", "Zum Heulen", und "Jämmerliche Vorstellung" wird zu diesen Minuten getitelt, während die Zuschauer in Scharen das Stadion verlassen oder imaginäre Tore von Helden aus besseren Zeiten lautstark feiern. "Mit Urs, mit Urs auf Bundesligakurs" und "Wer ist Deutschlands Nummer Eins? Uli Stein!" schallt es durch das Waldstadion, während die Frankfurter auf dem Platz weiter kollektive Arbeitsverweigerung betreiben. Gut, dass die Zuschauer noch nicht wissen, was am nächsten Tag mit vielen Fotos in den Tageszeitungen stehen wird. Denn Streit und Jones haben sich wohl bis zum frühen Samstagmorgen hervorragend in einer Frankfurter Diskothek amüsiert und sich immerhin da voll verausgabt. "Wir haben Mist gebaut“, entschuldigt sich Jones bereits nach dem Spiel beim Trainer, während Streit nur gegenüber den Medien zugibt, dass es ein Fehler war, er aber Wert darauf legt, “dass wir nicht bis drei Uhr unterwegs waren.“

Ein paar grausame Minuten später hat Schiedsrichter Anklam ein Einsehen und pfeift die Partie nach nur einer Minute Nachspielzeit ab. Ein gellendes Pfeifkonzert ist der Dank der wenigen verbliebenden Zuschauer für die wie begossene Pudel in die Kabine schleichenden Spieler. Da Greuther Fürth gegen Mainz gewinnt und Bielefeld gegen Oberhausen, rutscht die Eintracht auf Rang 5 in der Tabelle und hat jetzt vier Punkte Rückstand auf die Arminia aus Bielefeld. (tr)


Stimmen zum Spiel

Martin Andermatt: "Vom Potenzial her müssten wir auf einem der drei ersten Plätze landen, doch der Unterschied zwischen Wunschdenken und Wirklichkeit ist mit viel Herzblut und Arbeit verbunden. Ich kann babbeln, wie man hier in Frankfurt sagt, oder arbeiten. Das wird Konsequenzen haben."

Tony Woodcock: "Wir geraten nicht in Panik. Jeder muss sich fragen, was er tun kann, um das Schiff wieder in die richtige Richtung zu manövrieren. Aber nur weil wir Eintracht Frankfurt heißen, ist es nicht selbstverständlich, dass wir auch aufsteigen."

Dirk Heinen: "Jeder einzelne muss sich spätestens jetzt hinterfragen, was er für das Saisonziel Aufstieg tut. Wochenlang wurde hier gelabert und gelabert. So kann es jedenfalls nicht weitergehen, es müssen Konsequenzen folgen."

Uwe Bindewald: “Wir müssen die Tugenden wieder finden, die uns zu Saisonbeginn stark gemacht haben: die mannschaftliche Geschlossenheit. Als kompakte Mannschaft können wir dann zu unserem Spiel finden.“

Karl-Heinz Körbel: “So schlecht, wie sie derzeit spielt, ist die Mannschaft nicht. Trotzdem halte ich es für falsch, jetzt den Trainer in Frage zu stellen. Die Spieler sollen sich mal Gedanken darüber machen, welchen Mist sie produzieren.“

Peter Fischer legt 410 Mark aus den Hosentaschen: “Das setze ich auf unseren Aufstieg.“

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