Eintracht Frankfurt - SpVgg Unterhaching

2. Bundesliga 2001/2002 - 28. Spieltag

3:2 (2:0)

Termin: Sa 23.03.2002 15:00
Zuschauer: 10.500
Schiedsrichter:Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 1:0 Rolf-Christel Guié-Mien (20., Foulelfmeter), 2:0 Stephen Famewo (44.), 2:1 Francisco Copado (52.), 2:2 Jan Seifert (66.), 3:2 Jermaine Jones (76.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt SpVgg Unterhaching

 

     

  • Gerhard Tremmel
  • Dzoni Novak
  • Dennis Grassow (18.)
  • Alexander Strehmel
  • Oliver Straube
  • Stefan Lexa
  • Francisco Copado
  • Danny Schwarz
  • Jan Seifert
  • André Breitenreiter
  • Uwe Rösler

 

Wechsel

Wechsel

  • Altin Rraklli für André Breitenreiter (46.)
  • Stefan Leitl für Stefan Lexa (83.)
  • Sasa Jakomin für Francisco Copado (83.)

Trainer

Trainer

  • Rainer Adrion

Superschlecht gespielt, aber dank altem Fisch gewonnen

"Es ist offensichtlich, dass bei uns nach dem verpassten Aufstieg nicht Friede, Freude und Eierkuchen-Stimmung herrscht“, erklärt Armin Kraaz zu einer neuerlichen Auseinandersetzung auf dem Trainingsplatz. Diesmal ist es jedoch nicht Branco, sondern Albert Streit, der sich eine handfeste Auseinandersetzung mit Schur liefert und auch Wimmer gerät mit Bindewald aneinander. "Einige Spieler haben Stress miteinander. Es gibt natürlich Spannungen, die rauskommen, wie das eben nach Misserfolgen der Fall ist. Allerdings hätte ich mir diese Aggressivität schon früher auf dem Feld gewünscht“, ergänzt der Trainer auf Abruf beschwichtigend.

Aber nicht nur auf dem Trainingsfeld, auch im Umfeld rumort es, so dass Tony Woodcock ebenfalls der Geduldsfaden reißt: "Der Einzige, der im sportlichen Bereich bei Eintracht Frankfurt die Entscheidungen über Spieler und Trainer trifft, bin ich. Hier schießen sich einige selbst in den Fuß. So etwas kann man intern äußern, aber nicht öffentlich sagen." Grund sind die ständigen Spekulationen, Gerüchte und herausposaunten Anforderungsprofile für den künftigen Trainer sowie die sich ständig ändernde Liste der Kandidaten, in der im Moment Rudi Bommer und Falco Götz heiß gehandelt werden. Doch der Sportvorstand wiegelt jede Diskussion über Namen ab: “Vielleicht kommt der neue Mann auch von einem anderen Planeten.“ Ähnlich äußert er sich zu den Verhandlungen mit den Spielern, da es vor allem beim Vertrag mit Schur noch hakt: "Wir wollen ihn unbedingt halten, aber wenn das Angebot für ihn nicht gut genug ist, muss er gehen. Wir sind nur noch ein stinknormaler Zweitligist.“

Unterdessen stellt Armin Kraaz sein Team für das inzwischen bedeutungslose Spiel gegen Unterhaching um: "Ich werde versuchen, eine Mannschaft zusammenzukriegen, von der ich halbwegs die Gewissheit habe, dass sie sich den Hintern aufreißt, auch wenn die Gefahr besteht, dass die Mannschaft auseinander fallen kann." So fliegt Skela aufgrund mangelnder Trainingsleistungen aus dem Kader und Ciric, Yang, Rada sowie Wimmer müssen sich mit der Bank abfinden, was vor allem Ciric sehr wurmt: "Ich ging davon aus, dass ich spiele. Warum dem nicht so ist, weiß ich nicht, aber anscheinend plant man nicht mehr mit mir." Anstelle der Aussortierten setzt Kraaz heute auf die Jugend. Famewo spielt im Sturm neben Kryszalowicz und Guié-Mien, Mutzel, Preuß, Streit sowie Gemiti bilden das Mittelfeld vor der erfahrenen Abwehr mit Bindewald, Rasiejewski und Wiedener.

Unzufrieden sind sie auch in Unterhaching und dass trotz eines 8:0-Sieges gegen Saarbrücken in der Vorwoche. Grund ist Trainer Adrion, der nach einem guten Beginn im September aus den letzten 16 Spielen nur 14 Punkte geholt hat, so dass die Oberbayern nur vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze haben. Seine Personalpolitik und die Ausbootung von Kapitän Zimmermann sind es, die ihn bereits nach dem übernächsten Spieltag den Stuhl kosten werden. Heute jedoch setzt er ganz auf Sieg und bietet mit Breitenreiter und Uwe Rösler zwei Stürmer auf, die im Mittelfeld von Straube, Schwarz sowie Lexa und Copado, die noch nicht wissen, dass sie in 2003 bzw. 2005 einmal für die Eintracht spielen werden, unterstützt werden.

Trist ist das Wetter, trist ist auch die Zuschauerzahl, die unter großem Gelächter der Zuschauer offiziell mit 10.500 angegeben wird, obwohl sich allerhöchstens 7.000 ins Waldstadion verirrt haben. Und bis auf die rund 50 Anhänger aus Unterhaching sollten die ihr kommen wohl schnell bereuen, denn bereits der erste Angriffsversuch der Eintracht führt nur zu einem Konter der Gäste, der nach Flanke von Copado ins Leere geht, da Breitenreiter am Leder vorbei rutscht (1.). Danach beißen sich die Frankfurter am Unterhachinger Abwehrbollwerk die Zähne aus. Bereits jetzt macht sich Ratlosigkeit auf dem Platz breit, Rückpässe auf Nikolov und Querpässe an der Mittellinie sind Trumpf. Dies geht so bis zur 20. Spielminute, als Novak beim Versuch, einem hohen Ball zurück auf Torhüter Tremmel zu spielen, ein Luftloch schlägt. Kryszalowicz geht dazwischen, bekommt die Kugel unter Kontrolle und rennt in den Strafraum. Grassow weiß sich nur noch durch ein Foul zu helfen und Schiedsrichter Meyer greift sofort durch. Er zeigt erst dem Foulenden die Rote Karte und gibt Elfmeter, den Guié-Mien sicher zum 1:0 verwandelt (20.).

Wer nun auf ein besseres Spiel gehofft hat, sieht sich schnell getäuscht. Es bleibt ein einziger Krampf mit vielen Quer- und Fehlpässen von beiden Mannschaften. Einzig ein gefährlich geschossener Freistoß von Kryszalowicz kann für ein wenig Stimmung sorgen (34.). Doch nachdem keiner mehr damit rechnet, kommt er tatsächlich. Der gelungene Spielzug, der mit einem Einwurf von Michael Mutzel beginnt. Diesen verlängert Kryszalowicz zu Guié-Mien, der den Ball schön in den Lauf von Famewo spielt, der mit seinem Heber aus acht Metern Torhüter Tremmel keine Chance lässt und auf 2:0 erhöht (44.). "Stephen ist immer da, wo es brennt. Er ist äußerst torgefährlich und hat sein großes Potenzial gezeigt", lobt Armin Kraaz den quirligen 18-Jährigen, der selbst meint: "Es lief ganz gut, ich habe auf diesen Tag gewartet und war vor dem Spiel sehr nervös."

Zur zweiten Halbzeit kommt bei Unterhaching Rraklli für Breitenreiter ins Spiel, bei dem die in Unterzahl spielenden Gäste jetzt die Eintracht in die eigene Hälfte zurückdrängt. Und wie zuletzt reißt bei den Hausherren der zarte Faden von Spielwitz sofort. Ängstlich schieben sie sich die Kugel zu, zaghaft gehen sie in die Zweikämpfe und die Stockfehler mehren sich. Die Quittung folgt prompt, nachdem Streit einen Kopfball von Seifert zunächst noch ins Toraus blocken kann. Die Ecke wird kurz ausgeführt und Rraklli flankt in die Mitte, während viele Frankfurter einfach einmal zuschauen. Copado bedankt sich und zimmert die Kugel zum 1:2 in die Maschen (53.). Es ist kaum zu glauben, die Eintracht hat ein Heimspiel, einen Mann mehr auf dem Platz und führt, doch nach dem Anschlusstreffer reagieren sie nur noch vogelwild. Die “jungen Wilden“ nutzen ihre Chance nicht. Mutzel gelingt kaum etwas, Streit spielt ebenso wie der für Gemiti gekommene Jones zu eigensinnig, dafür hat immerhin Famewo ein paar gute Szenen zu bieten.

Während Unterhaching die Eintracht in aller Seelenruhe an die Wand spielt, beschäftigen sich die Fans auf der Gegentribüne und dem G-Block längst mit spannenderem. Denn es fliegt ein gut 50 cm langer Fischkadaver durch die Blöcke, der lautstark gefeiert und bejubelt wird, bis er sich nach gut fünfzehn Minuten in seine Bestandteile aufgelöst hat und die Menge fordert: “Wir woll’n nen neuen Fisch!“ Unterdessen kann Nikolov auf dem Rasen einen Drehschuss von Rösler gerade noch um den Pfosten lenken kann, doch nur Sekunden später segelt erneut ein von Copado geschlagener hoher Ball in den Strafraum. Wieder fühlt sich niemand dafür zuständig, so dass Seifert den Platz hat, ihn per Seitfallzieher im linken unteren Toreck zum 2:2 zu versenken (66.). “Da kannst du schreien, wie du willst. Die jungen Spieler hören einfach nicht zu, wenn wir älteren ihnen mal was sagen", schimpft Rasiejewski und Armin Kraaz gibt ihm gereizt recht: "Wenn gestandene Spieler Anweisungen geben, müssen die befolgt werden. Raumdeckung darf man nicht so wörtlich nehmen."

Auch nach dem Ausgleich spielt Unterhaching weiter munter nach vorne und erarbeiten sich jetzt Chancen fast im Minutentakt, während sich die Eintracht ebenso in Auflösung befindet wie der alte Fisch. So schießt Rösler aus guter Position nur um Zentimeter über die Latte und Rraklli setzt seinen Kopfball nach Vorarbeit von Copado an die Querlatte (73.). Mangels fliegendem Kiementier macht sich auf den Rängen jetzt wieder verstärkt der Unmut breit, der seinen vorläufigen Höhepunkt in Sprechchören wie “Ihr seid scheiße, wie der OFX“ findet, für die Armin Kraaz sogar Verständnis hat: "Wir haben unsere Fans zu oft schon enttäuscht."

Doch kaum zwei Minuten später brandet zumindest höflicher Jubel auf, nachdem sich der vor knapp einer Minute für Mutzel gekommene Wimmer auf der rechten Außenbahn durchsetzt und scharf in die Mitte flankt. Der ebenfalls eingewechselte Yang verlängert auf Jones, der die Kugel aus sieben Metern zum 3:2 ins Netz zimmert (75.). Unterhaching versucht zwar noch, den Ausgleich zu erzielen und bringt mit Leitl und Jakomin für Lexa sowie Copado zwei frische Offensivkräfte. Doch nachdem ein letzter Linksschuss von Rraklli in letzter Sekunde geblockt werden kann, ist es soweit. Der erste Dreier unter Interims-Trainer Kraaz ist eingetütet, wenn auch nach erbärmlicher Leistung. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Kraaz: “Wir hatten fünf, sechs Spieler drin, die um die zwanzig Jahre alt sind, vielleicht lag es daran, dass wir im Laufe des Spiels den Faden verloren haben.“

Tony Woodcock: “Ich bin einfach nur sprachlos, was soll ich sagen? Superschlecht gespielt, gewonnen. Ich habe niemanden gesehen, der darauf brennt, einen neuen Vertrag zu bekommen."

Oka Nikolov: “Das war ein desolates Spiel und eigentlich eine Frechheit, dass wir dafür auch noch belohnt worden sind.“

Christoph Preuß zu Gerüchten über seinen bevorstehenden Wechsel nach Leverkusen: “Der Verein hat mir zu verstehen gegeben, dass ich ihm mit einem Wechsel helfen kann. Durch meine Ablöse kann ich der Eintracht etwas zurückgeben.“

Alexander Schur zu seinem neuen Vertragsangebot, dass nach Medienberichten eine Halbierung seines Gehalts vorsieht: "Das Angebot ist sehr niedrig und für mich nicht akzeptabel. Die harte Haltung des Vereins bezüglich meines Gehalts irritiert mich, denn ich will nur einen gesunden Vertrag, ich will bei der Eintracht bleiben. Sie ist die erste Adresse für mich." Und zu den Gerüchten über einen Wechsel nach Mainz: "Ich will in der Region bleiben. Wenn du nach Mainz gehst, hast du Ruhe, während es in den sechs Jahren, seitdem ich für die Eintracht spiele, immer Theater gab."

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