Eintracht Frankfurt - SV Babelsberg 03

2. Bundesliga 2001/2002 - 34. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: So 05.05.2002 15:00
Zuschauer: 8.500
Schiedsrichter: Dr. Fleischer (Ulm)
Tore: 0:1 Lars Kampf (25.), 1:1 Chen Yang (32.)

 

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Eintracht Frankfurt SV Babelsberg 03

 

     

  • Alexander Kunze
  • Marco Laaser
  • Björn Laars
  • Mentor Miftari
  • Thomas Möller
  • Jens Härtel
  • Almedin Civa
  • Martino Gatti
  • Tonci Boban
  • Lars Kampf
  • Henryk Baluszynski

 

Wechsel

Wechsel

  • Enrico Röver für Henryk Baluszynski (74.)
  • Martin Neumann für Thomas Möller (81.)
  • Igor Lazic für Tonci Boban (88.)

Trainer

Trainer

  • Hermann Andreev


 

Endlich vorbei… oder doch nicht?

Heute heißt es Abschied nehmen. Von einer verkorksten Saison, vom alten Waldstadion, bei dem Mitte Juni die Kurven niedergerissen werden, von Armin Kraaz als Chef-Trainer und von einigen Spielern, die dies zum Teil noch gar nicht wissen. Klar ist der Abgang von Sim (zurück nach China zu Busan Icons), Yang (St. Pauli), Wimmer (Hansa Rostock), Nemeth (Dukla Trencin/Slowakei) und Preuß (Bayer Leverkusen), die nach dem Spiel offiziell mit Blumen verabschiedet werden.

Klar ist es seit gestern auch bei Marco Gebhardt, der ablösefrei zum Erstligisten Energie Cottbus wechseln wird, erklärt Tony Woodcock nach einem ersten Gespräch mit dem neuen starken Mann, Gábor Várszegi, der heute kurz vor Spielbeginn zum neuen Vorstandsvorsitzenden gekürt wird und sogleich ankündigt: "Ich werde so lange die Sache selber in die Hand nehmen, bis wir einen im Managementbereich oder als Direktor gefunden haben, der dann meine Aufgaben verantwortlich übernehmen kann. Denn wenn wir schon übernehmen, dann wollen wir auch gewährleisten, dass das Geld nicht verloren ist." Nachdem Tony Woodcock zuletzt noch gemäkelt hatte, dass “alles auf Eis liegt“, ist er jetzt voll auf “Parteilinie“: “Es gibt nur ein Ziel, wir müssen ganz schnell wieder hoch und das mit einer Mannschaft, die jung und hungrig ist und ein neues Gesicht mit Frankfurter Identitätsmerkmalen besitzt.“

“Wir sind seit vier Spielen ungeschlagen. Diese Serie wollen wir mit einem Sieg über Babelsberg fortsetzen und damit die Saison vernünftig beenden“, hofft unterdessen Armin Kraaz auf ein halbwegs versöhnliches Finale gegen das Tabellenschlusslicht aus Potsdam. Da sich Wiedener im Training verletzt hatte und Jones gelbgesperrt ist, stellt der Interims-Trainer die Eintracht auf gleich vier Positionen um: So bilden Sim, Streit und Bindewald die Abwehr vor dem Mittelfeld mit Wenczel, Schur, Speranza, Rosen sowie Guié-Mien. Anders als zuletzt in Ahlen stehen Kryszalowicz und Yang bereits zu Beginn gemeinsam im Sturm.

Froh über einen halbwegs versöhnlichen Abschluss dürfte auch Babelsbergs Trainer Horst Franz sein, dessen Mannschaft seit dem 15. Spieltag keinen Sieg mehr einfahren konnte und spätestens nach einer Serie von acht Niederlagen am Stück als Absteiger feststand. Zumal auch in Babelsberg die Geldnot regiert: “Seit geraumer Zeit warten die Spieler auf ihre Gehälter.“ Ebenso wie Frankfurt beim Spiel in Ahlen sind auch die Potsdamer erst am Spieltag angereist, um sich die Hotelkosten zu sparen. Ob sie sich auch diese Reise hätten sparen können, wird sich zeigen.

Spaß haben die rund 8.500 Zuschauer in jedem Fall am Vorspiel, in dem die “All Stars Team“ genannte Traditionsmannschaft mit Trainer Stepanovic eine Fanauswahl mit 10:1 besiegt. Doch danach folgt die absolute Tristesse, passend zu den Temperaturen und dem grauen Himmel. Die Eintracht spielt zwar überlegen und hat in der Anfangsphase auch zwei Chancen durch Kryszalowicz (3.) und Yang (12.), die Torhüter Kunze jedoch klären kann. Danach aber schieben sie sich den Ball meist ideenlos im Mittelfeld zu, während das Tabellenschlusslicht hinten konsequent dicht macht. So ist der Blick auf die Anzeigentafel spannender, denn erst heute entscheidet sich, welche zwei Mannschaften neben Hannover aufsteigen werden. Mainz hat zwei Punkte Vorsprung vor den punktgleichen Teams aus Bochum und Bielefeld, das gegen Ahlen bereits nach 12 Minuten in Führung geht.

Es läuft die 25. Spielminute, wieder einmal schiebt sich die Eintracht die Kugel in der eigenen Hälfte zu, Guié-Mien vertändelt den Ball und Kampf sprintet nach vorne, um aus rund 20 Metern abzuziehen. Der sichtlich überraschte Nikolov steht ein wenig zu weit vor seinem Kasten und kann so nicht verhindern, dass das Leder zum 0:1 im Toreck einschlägt (25.). Die Hausherren reagieren halbherzig, übernehmen aber immerhin wieder die Initiative, durch Kryszalowicz, der im Halbfeld von Laaser gefoult wird. Guié-Mien schlenzt den fälligen Freistoß in den Strafraum, Kryszalowicz verlängert zu Yang, der den Ball aus kurzer Distanz nur noch zum 1:1 in die Maschen hauen braucht (32.). Es ist der insgesamt dreiundzwanzigste und gleichzeitig letzte Treffer des 28-jährigen Chinesen für die Eintracht.

Danach schleppt sich das Spiel gemächlich in die Pause, während die Fans auf der Gegentribüne immer neue Spruchbänder enthüllen. “Statt Werschtche gibt’s jetzt Gulasch", "Mit jedem Spatenstich stirbt ein Teil von uns", "Tradition ist unverkäuflich" und "Stadionverbot für FFH" zieren die verwaisten Sitzplatzreihen, denn ein Teil der Anhänger hat sich bereits auf dem Weg in den altehrwürdigen G-Block macht, um ihm eine letzte Ehre zu erweisen, bevor er im Sommer abgerissen wird. Nachdem Schur mit einem Schuss aus 25 Metern, der knapp am Tor vorbei geht, kurz für ein wenig Aufmerksamkeit sorgen kann, geht das Ballgeschiebe weiter, dass auch durch die Einwechslung von Wimmer und Preuß für Rosen sowie Wenczel nicht besser wird (58.).

In der 64. Minute brandet auf einmal tosender Jubel im Waldstadion auf, denn die Anzeigetafel vermeldet die 1:0-Führung von Union Berlin gegen Mainz, dass damit auf Rang Vier abrutscht. Nachdem N’Kufo in der 73. Minute für Mainz den Ausgleich erzielen kann, gilt das Interesse wieder kurz dem langweiligen Geschehen auf dem Platz, das nur einmal noch von Beifall unterbrochen wird, als Yilmaz Örtülü sein Debüt bei den Profis gibt (74.). Es wird gleichzeitig sein letztes Spiel für die Eintracht, denn der 22-Jährige wechselt nach der Saison zum von Horst Ehrmantraut trainierten 1. FC Saarbrücken.

Richtig laut wird es wieder in der 83. Spielminute, als Vidolov Union Berlin in Führung bringt. "Wir singen Mainzer, Mainzer zweite Liga, oh ist das schön, euch wieder zu sehen", singt nicht nur der jetzt vollbesetzte G-Block erst verhalten und dann richtig laut, als Isa für die Berliner auch noch das 3:1 erzielt. Schiedsrichter Dr. Fleischer in Frankfurt hat unterdessen ein Einsehen und pfeift das letzte Spiel der Eintracht in dieser verkorksten Saison 2001/2002 überpünktlich ab.

Noch drei Freundschaftsspiele gibt es in den kommenden 14 Tagen, dann ist es mit Fußball vorbei. Noch ahnt es keiner, doch dann kommen erst die richtigen Schicksalswochen der Eintracht, die mit dem Ausstieg von Fotex Ende Mai beginnen, einen vorläufigen Höhepunkt mit der Lizenzverweigerung am 19. Juni finden, um nach einer beispiellosen Schlammschlacht schließlich ihr glückliches Ende am 17. Juli in einem Gerichtssaal des Frankfurter Oberlandesgerichtes zu finden… (dazu mehr im Spielbericht “Kopenhagen“)


Zweitligasplitter

Neben Hannover mit der Rekordpunktzahl von 75 Zählern haben am letzten Spieltag Bochum und Bielefeld den Aufstieg geschafft. Mainz, dass an 30 Spieltagen auf einem Aufstiegsplatz stand, wird Vierter. Abgestiegen ist neben Babelsberg, Schweinfurt und Saarbrücken zumindest sportlich die SpVgg Unterhaching, die jedoch aufgrund des Lizenzentzuges von Reutlingen vorerst Zweitligist bleibt. Nachdem das DFL-Schiedsgericht diese Entscheidung Mitte Mai revidiert, ist es um Unterhaching geschehen. Vorerst, denn nachdem der Eintracht am 19. Juni die Lizenz verweigert wird, wähnen sich die Münchener Vorstädter wieder als Zweitligist. Bis zum 17. Juli…

Sportlich landet die Eintracht wenigstens in der Auswärtstabelle auf einem Aufstiegsrang mit 28 Punkten, zuhause wurden hingegen nur 26 Zähler geholt; zudem ist sie das Team mit den meisten Unentschieden (12). Obwohl nur 14.151 statt der ursprünglich geplanten 20.000 Zuschauer im Schnitt den Weg ins Waldstadion gefunden haben, belegt die Eintracht in der Zuschauergunst Rang 2 (240.575 Zuschauer) hinter Hannover 96 (349.566).

Torschützenkönig wird Artur Wichniarek (Bielefeld) mit 20 Treffern, Kryszalowicz traf 16 Mal, Ciric 10 Mal und Skela erzielte 8 Treffer. Den besten Notenschnitt aller Spieler mit mehr als 15 Spielen im kicker-Sportmagazin erhielten Nikolov (2,79), Ciric (3,27) und Wimmer (3,35). Die schlechtesten Noten erhielten Yang (3,9), Streit sowie Guié-Mien (3,92) und Jones (4,04). (tr)

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