Alemannia Aachen - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2002/2003 - 8. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: So 06.10.2002 15:00
Zuschauer: 11.000
Schiedsrichter: Hans Voss
Tore:1:0 Josef Ivanovic (42.)

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Alemannia Aachen Eintracht Frankfurt

     

  • Stephan Straub
  • Willi Landgraf
  • Alexander Klitzpera
  • Quido Lanzaat
  • Henri Heeren
  • George Stanley Mbwando
  • Eric van der Luer
  • Karlheinz Pflipsen
  • Ivica Grlic
  • Miroslaw Spizak
  • Josef Ivanovic

Wechsel

  • Edwin Bediako für Willi Landgraf (83.)
  • Stephan Lämmermann für Ivanovic(85.)
  • Frank Schmidt für E. van der Luer (89.)

Wechsel

Trainer

Trainer

Teilzeit auf dem Tivoli

Nach dem glücklichen Sieg gegen den MSV Duisburg geht es heute zum Tabellenzwölften aus Aachen, der bislang auf dem Tivoli erst einen Heimsieg einfahren konnte und in der Vorwoche mit 1:4 gegen Trier unter die Räder kam. Doch Vorsicht ist angesagt, denn die Alemannia wird von dem Mann trainiert, der 1999 zwar nicht die Titanic vor dem Untergang, aber die Eintracht vor der Zweitklassigkeit bewahrt hatte. Und Jörg Berger ergänzt: "Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, gegen Frankfurt jemals verloren zu haben.“

Trainer Reimann warnt daher: "Die sind sehr heimstark, gerade wenn in dem engen Stadion der Funke von den Zuschauern überspringt. Aachen kann zu Hause allen Spitzenmannschaften das Leben schwermachen." Wie gehabt, hält er sich vorab zur Mannschaftsaufstellung bedeckt: "Die mache ich erst am Sonntag, wenn ich weiß, dass die Spieler gesund aufgestanden sind und pünktlich beim Frühstück waren." Und das sind sie wohl alle, denn Reimann verzeiht den Zechbrüdern Jones und Montero ihren Fehltritt aus der Woche, sie stehen anstelle der zuletzt enttäuschenden Branco und Kryszalowicz in der Startelf. Die Eintracht spielt heute mit Trauerflor, um ihre Anteilnahme mit der Familie von Metzler zu bekunden, deren elfjähriger Sohn in der Vorwoche ermordet wurde.

Jörg Berger auf der anderen Seite nimmt keinen Wechsel vor, die Verlierer von Trier haben heute etwas gut zu machen. Doch so sieht es bei Beginn der Partie nicht aus. Die Adler fangen einen Ball im Mittelfeld ab und Albert Streit schickt mit einem langen Ball Jermaine Jones. Der Bonameser kommt an das Leder und rennt auf das Tor von Stephan Straub zu. Doch beim Abschluss versagen ihm die Nerven, der Aachener Torhüter kann den unplatzierten Schuss parieren (3.).

Danach ziehen sich die Adler weit in die eigene Hälfte zurück und lassen die Alemannen das Spiel machen. Sie lauern auf Fehler, um schnell kontern zu können, doch Aachen denkt gar nicht daran. Immer wieder wird die Abwehr der Adler mit einfachen Mitteln, nämlich hohen Flanken ausgespielt. So in der zehnten Spielminute, als Tsoumou-Madza auf dem glitschigen Boden ausrutscht und Miroslav Spizak plötzlich frei vor Torhüter Nikolov auftaucht. Doch Oka hat die richtigen Stollen an und kann parieren (10.).

Hört denn niemand den Weckruf? Viel zu lässig spielen sie, hier auf dem Tivoli. Immer wieder wird der Ball aus der Abwehr nach vorne gedroschen, keine Chance für den weit aufgerückten Guié-Mien, an den Ball zu kommen. Es läuft die 23. Minute, wieder wird ein langer Ball vor den Strafraum geschlagen, Tsoumou-Madza verschätzt sich und Ivanovic kommt an das Leder. Er versucht sich mit einem Heber, der jedoch neben dem Kasten von Nikolov landet. Nur zwei Minuten später, Bindewald will klären, köpft aber genau auf Ivanovic, der direkt schießt, doch wieder ist es Nikolov, der mit einem tollen Reflex auf der Linie klären kann (25.).

Die Eintracht lässt sich weiterhin nicht von der Alemannia und dem Nieselregen aus ihrer Lethargie bringen, lässig wird der Ball immer wieder in die Mitte geschlagen, wo weder Jones, Montero noch Schur in der Lage sind, den Ball nach vorne zu bringen. Über die Außenbahnen läuft bislang fast überhaupt nichts, Bürger versteckt sich mit Erfolg und Albert Streit schafft es immer wieder, sich auf der rechten Seite festzurennen. Zum Glück ist wenigstens Oka Nikolov hellwach, als er auf der Linie einen Kopfball von Klitzpera zur Ecke klären kann (38.).

Doch vier Minuten später ist es dann soweit. Ivanovic ist am Ball, knapp 25 Meter Torentfernung und so recht will sich keiner der Adler um den 29jährigen kümmern, der in den letzten drei Spielen jeweils ein Tor geschossen hat. Ivanovic zieht ab, Nikolov fliegt in die linke Ecke, doch der Flachschuss ist zu platziert. Es steht 1:0 für Aachen (42.).

Zur Pause ist nicht nur Kapitän Keller sauer: "Wir haben eine enttäuschende Vorstellung geboten. Einige Spieler sind nicht an ihre Leistungsgrenze gegangen und sollten sich fragen, ob sie alles gegeben haben.“ Und Trainer Reimann ergänzt: "Wir waren in der ersten Halbzeit nicht lauffreudig genug und haben aus der Abwehr zu viele Bälle lang nach vorne gespielt.“ Montero und Wiedener dürfen zur Belohnung für ihre Leistung auf die Bank, für die beiden kommen Ervin Skela und Pawel Kryszalowicz (46.).

Doch es wird nur ein wenig besser, pomadig wird der Ball nach vorne gespielt, die Aachener können sich immer wieder gemütlich in der Abwehr aufstellen. Zumindest bis zur 58. Minute, dann hat Ervin Skela einen Geistesblitz und spielt nicht quer, sondern genau in den Lauf von Guié-Mien, der sofort in Richtung Strafraum sprintet. Hart bedrängt von Quido Lanzaat fällt der Kongolese spektakulär im Strafraum. Elfmeter? Nein, es ist zu viel 'sterbender Schwan' dabei gewesen, Schiedsrichter Hans Voss entscheidet auf weiterspielen. Wohl auch, weil Guié-Mien Minuten zuvor nach einem harmlosen Foul bereits ein Bodentheater aufführte, um nach dem Freistoß für die Adler sofort leichtfüßig nach vorne zu sprinten. Trotzdem, das jetzt war ein Elfmeter!

Nicht ganz so leichtfüßig geht es weiter, nach wie vor finden die Adler nicht in das Spiel. Einer tut sich ganz besonders schwer, der Rekordtorschütze der Vorsaison, Pawel Kryszalowicz. Immer wieder trabt er in die falsche Richtung und versteckt sich bei seinem Gegenspieler, so dass der unscheinbarste der Frankfurter Teilzeitarbeiter nur einmal auffällt, als er nach einer wilden Reklamation, ob seines traurigen Schicksals heute, von Schiedsrichter Voss die Gelbe Karte erhält.

Es läuft bereits die 88. Minute und die Eintracht brachte es in der Zwischenzeit nur auf einen Torschuss von Guié-Mien, der jedoch das Tor verfehlt. Aber jetzt, Diakité, der in der 83. Minute für Bürger ins Spiel kam, ist am Leder und auf dem Weg in den Strafraum. George Mbwando zupft, zerrt und im Strafraum schafft er es endlich, den 21jährigen von den Füssen zu holen. Schiedsrichter Voss pfeift, doch nicht Elfmeter, sondern nur Freistoß. Eine klare Fehlentscheidung, die nach dem Spiel zu einer hitzigen Diskussion zwischen den Trainern führt: "Über Elfmeter will ich nicht diskutieren, auch wenn ich dem Kollegen recht gebe, dass es umstrittene Situationen gab," sagt Berger, bevor ihm Reimann ins Wort fällt: "Du hast doch genau gesehen, dass Diakité im Strafraum umgerissen wurde. Soviel Ehrlichkeit gehört dazu."

Auch auf dem Platz wird es endlich hitzig, die Eintracht wirft nun alles nach vorne. Es läuft schon die 90. Minute und es gibt noch einmal Freistoß. Ervin Skela läuft an und schießt, doch Ivica Grlic wehrt das Leder für seinen Torhüter mit der Hand ab. Elfmeter! Nein, wieder drücken der (nicht ganz Un-) Parteiische Voss und sein Linienrichter die Augen fest zu, um nichts sehen zu müssen und öffnen sie erst wieder mit dem Schlusspfiff.

Hinterher sind sie alle sauer bei den Adlern, Reimann zürnt: “Wir haben mindestens zwei Elfmeter nicht bekommen, die uns zugestanden hätten. Sonst wären wir nicht als Verlierer vom Platz." Doch trotz der krassen Fehlentscheidungen von Schiedsrichter Voss hätte man sich gewünscht, dass die Spieler auf dem Platz so beherzt auftreten, wie es Reimann nach dem Spiel tat. So sieht es auch Alexander Schur: "Wir sollten zuerst auf uns selbst sauer sein, bevor wir die Schuld bei anderen suchen. Wir haben keine berauschende Vorstellung gezeigt und deshalb verdient verloren." (tr)

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