Eintracht Frankfurt - SV Waldhof Mannheim

2. Bundesliga 2002/2003 - 32. Spieltag

4:1 (1:0)

Termin: Fr 09.05.2003 19:00
Zuschauer: 15.500
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Jermaine Jones (40.), 2:0 Jens Keller (75.), 2:1 Enrico Kern (78.), 3:1 Ervin Skela (82., Handelfmeter), 4:1 Jermaine Jones (90.)

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Eintracht Frankfurt SV Waldhof Mannheim

 


  • Carsten Nulle
  • Emeka Ifejiagwa
  • Robert Ratkowski
  • Christian Beisel
  • David Fall
  • Kenan Kocak
  • Sebastian Kaul
  • Stefan Zinnow
  • Matos Pereira Everaldo
  • Gernot Plassnegger
  • Blaise Mamoum

 

Wechsel Wechsel
  • Krzysztof Kowalik für Robert Ratkowski (35.)
  • Enrico Kern für Blaise Mamoum (61.)
  • Thomas Hoersen für Gernot Plassnegger (77.)
Trainer Trainer
  • Stefan Kuntz

Sieg für die Eintracht, Äppelwoi für den Werner

Volle Konzentration für die letzten drei Spieltage sieht anders aus. Noch immer brodelt es bei der Eintracht. Nachdem vor dem Spiel gegen Mainz Willi Reimann mit seinen Aussagen über eine Vertragsverlängerung für Unruhe sorgte, meldet sich nun Aufsichtsratschef Neppe ungefragt zu Wort und kritisiert den Trainer: "Im Januar, spätestens Februar hätte die Eintracht einen Manager gebraucht. Dann wäre mit Sicherheit das eine oder andere besser gelaufen. Man hört ja auch aus dem Spielerkreis, dass dort Unzufriedenheit herrscht, weil mit niemandem gesprochen wird."

Dies bringt Vorstandschef Sparmann auf die Palme, denn es gibt einen klaren Beschluss, dass ein Aufsichtsratsmitglied nicht an die Öffentlichkeit gehen darf. Außerdem sei "das andauernde Genörgele an Reimann total unpassend. Er hat es geschafft, im vergangenen Sommer eine Mannschaft trotz widrigster Umstände zusammenzustellen, die weit erfolgreicher gespielt habe als zunächst geplant", sagt Sparmann. Zudem wurden bis auf Bindewald und Skela mit allen Spielern erste Gespräche über die Zukunft geführt.

Um die Zukunft geht es am heutigen Freitagabend auch im Waldstadion, dennoch wollen nur 15.500 Zuschauer das Spiel gegen Waldhof Mannheim sehen. Trainer Reimann verspricht den Fans eine offensive Eintracht: "Alle Spieler wollen gewinnen, um unsere Chance zu wahren. Ein Sieg ist Pflicht." Vor allem, weil Greuther Fürth gegen die bereits als Aufsteiger feststehenden Kölner mit 2:0 gewonnen hat. Mainz wird erst am Montag bei Werner Lorants Ahlenern nachlegen können.

Für das Ziel Heimsieg stellt der Trainer die Mannschaft auf zwei Positionen um, Montero und Wiedener bleiben draußen, dafür spielt Kryszalowicz neben Beierle und Jones im Sturm, im Mittelfeld soll Bürger mit Skela und Streit für den nötigen Druck sorgen.

Zukunftsplanung in Frankfurt, beim Tabellenletzten in Mannheim gehen dafür - trotz des Sieges gegen Aachen in der Vorwoche - die Lichter aus. Die Lizenz für die Regionalliga ist ernsthaft in Gefahr, der Hauptsponsor ist ausgestiegen und ob Trainer Stefan Kuntz, der erst vor fünf Spieltagen kam, über die Saison hinaus bleibt, steht in den Sternen. "Ich sehe keine Perspektive und fürchte, dass Waldhof für lange weg vom Fenster ist", sagt Ehrenspielführer Sebert, während Kapitän Ratkowski vor dem Spiel wohl einen seltsamen Traum hatte: "Jetzt wollen wir Frankfurt den Aufstieg versauen!"

Mit dem Anpfiff von Schiedsrichter Dr. Brych zeigen die Adler, dass sie unbedingt gewinnen wollen. Doch die Räume sind eng, Waldhof igelt sich in der eigenen Hälfte ein und lauert auf Konter. Und das erfolgreich, denn immer wieder versuchen Skela und der aufgerückte Tsoumou-Madza, das Spiel durch die Mitte zu entscheiden. Viel zu selten werden Streit und Bürger auf den Außenpositionen in die Angriffe einbezogen. So in der 12. Spielminute, als die Adler das Leder verlieren und der Mannheimer Befreiungsschlag bei Everaldo landet. Der linke Außenstürmer lässt erst Schur und nach einem Haken in die Mitte auch Bindewald stehen, scheitert aber an Torhüter Nikolov, der den Schuss mit dem rechten Fuß zur Ecke klären kann.

Die Eintracht bemüht sich weiter, Skela verschießt zwei Freistöße, scheitert zudem mit einem Knaller aus 20 Metern an Torhüter Nulle und auch Beierle und Jones haben mit ihren Schussversuchen nicht mehr Glück als der Albaner. Die besseren Chancen hat jedoch Mannheim mit seinen schnellen Kontern. Erneut sprintet Everaldo die linke Außenbahn entlang und kann von Bürger nicht gehalten werden. Der 26jährige Brasilianer flankt in die Mitte auf den mitlaufenden Mamoum, doch Bindewald kann abfälschen - aber wie! Gefährlich senkt sich die Kugel in den Torwinkel, doch erneut hat Nikolov gut aufgepasst und kann den Ball zur Ecke klären (20.). Elf Minuten später pariert der Schlussmann erneut prächtig, als Beisel aus 20 Metern einfach einmal abzieht.

Dann die 40. Spielminute, wieder ein Konter der Mannheimer, Mamoum ist schneller als Keller und läuft allein auf Nikolov zu, legt den Ball rechts an ihm vorbei, braucht dann aber ein wenig zu lange, um seine Füße zu sortieren. Nikolov ist schnell zurückgeeilt und kann ihm den Ball wegspitzeln. Beim direkten Gegenstoß kommt Skela auf der rechten Seite an das Leder, zieht ans Strafraumeck und flankt in die Mitte. Der Ball wird abgeblockt, aber genau zu Schur, der das Leder aus 25 Metern mit einem wuchtigen Kopfstoß nach vorne haut. Torhüter Nulle klebt auf der Linie, als Jones nach vorne sprintet und Schurs Kopfstoß mit den Haarspitzen ins linke Toreck lenkt. Das 1:0 für die Eintracht, der glückliche Pausenstand.

Mit der Führung im Rücken beginnt die Eintracht die zweite Halbzeit nun noch druckvoller, Mannheim kommt nicht mehr aus der eigenen Hälfte hinaus. Doch es ist wie verhext, der entscheidende Pass, die zentimetergenaue Flanke wollen nicht gelingen, zu viel geht durch die Mitte. Dies erkennt auch Trainer Reimann: "Die haben sich gegenseitig den Platz weggenommen" und bringt Wiedener für Kryszalowicz (62.). Kurz darauf traut sich Mannheim dann doch in die Hälfte der Adler und das beinahe folgenreich: Der gerade erst eingewechselte Kern bekommt einen Befreiungsschlag unter Kontrolle und sprintet einfach in den Strafraum der Adler. Doch wieder hat Nikolov prima aufgepasst und wirft sich Kern erfolgreich entgegen.

Es läuft schon die 75. Spielminute, Kapitän Keller fasst sich ein Herz und sprintet von der Mittellinie aus in Richtung Strafraum, dann ein herrlicher Doppelpass mit Jones, der das Leder mit dem Rücken zum Tor stoppt und dem Kapitän das Leder aus der Drehung heraus genau vor die Füße legt. Keller bleibt 12 Meter vor dem Kasten cool und schiebt das Leder am hinausstürzenden Torhüter Nulle vorbei ins rechte Toreck. Das 2:0 für die Eintracht!

Drei Minuten später wird ein Konter der Waldhöfer abgefangen. Streit ist vor dem eigenen Strafraum am Ball und versucht, den eingewechselten Hoersen mit einem Hackentrick zu düpieren. Der Trick geht voll daneben, Streit landet auf dem Hosenboden, der Ball beim Gegner und Keul flankt das rollende Leder direkt vor das Tor, wo Kern den chancenlosen Nikolov im Fünfmeterraum tunnelt (78.). Der 2:1-Anschlußtreffer und Trainer Reimann zürnt: "Da platzt einem doch die Hutschnur. Wenn er das in der Bundesliga macht, wird er nicht so oft spielen." Zwei Minuten später muss Streit zur Strafe auf die Bank, für ihn kommt Günther.

Dann die 81. Spielminute, nach einer Ecke von der rechten Seite kann Schur unbedrängt auf das Tor köpfen. Torhüter Nulle lauert auf der Linie, aber Kocak blockt den Kopfstoß in Volleyballmanier mit der ausgestreckten Hand ab. Klarer Fall, es gibt Elfmeter. Skela läuft an, Nulle fliegt nach links, das Leder landet jedoch im rechten Toreck. Das 3:1 für die Eintracht (82.).

Die Frankfurter Fans feiern nun auf den Rängen, Mannheim hat sich aufgegeben. Und den absoluten Höhepunkt des Spiels heben sich die Adler für den Schluss auf, es läuft bereits die 90. Spielminute. Tsoumou-Madza kommt auf der rechten Außenbahn an das Leder, ein Mannheimer ist bei ihm. Dann ein kurzer schneller Haken und der 28-Jährige flankt das Leder hoch an den Elfmeterpunkt. Skela stoppt das Leder mit der Brust und legt es flach auf Jones weiter, der das Leder aus 15 Metern ins linke Toreck zimmert. Ein wunderschönes Tor zum 4:1-Endstand!

Für Tabellenplatz drei ist es genau ein Tor zu wenig, Fürth ist zunächst Dritter bei gleicher Tordifferenz, aber mit einem erzielten Treffer mehr. Doch Mainz spielt erst am Montag beim abstiegsbedrohten LR Ahlen und kann noch vorbei ziehen. (tr)


Wir schalten um nach Westfalen

Es beginnt mit einem Sammelaufruf im Forum der Eintracht, Sammeln für einen guten Zweck. Diesmal aber nicht für einen Platz auf der Trainerbank für "Adi" Adelmann, sondern für Ahlens Trainer Werner Lorant. Mehr als 100 Liter Äppelwoi soll er erhalten, wenn sein Team den FSV Mainz schlägt.

Und es ist ein spektakuläres Spiel. Nachdem Ahlen in der ersten Viertelstunde bereits mit 2:0 führt, können Weiland, Bodog und Auer das Ergebnis bis zur 49. Minute drehen. Zwei reguläre Tore der Ahlener werden von Schiedsrichter Perl nicht gegeben, doch dann kommt die 90. Spielminute und Zepek kann mit einem Traumtor ausgleichen. Damit jedoch nicht genug, in der Nachspielzeit erzielt Chiquinho den 4:3-Siegtreffer, Mainz rutscht mit ebenfalls 56 Punkten aufgrund des um 3 Tore schlechteren Torverhältnisses auf Platz 5 ab. Welch schöner Montagabend!

Und das Versprechen wird gehalten, unter der Woche machen sich drei Frankfurter, darunter der Herr des Eintracht-Archivs, auf den Weg in den Norden, im Schlepptau 42 Kisten Äppelwoi, 12 Gerippte und ein Bembel, um diese an der Geschäftsstelle des LR Ahlen abzugeben. Nicht nur die Geschäftsleitung und Spieler der Westfalen sind überrascht, auch Werner Lorant ist es. Er ist allerdings nicht so perplex, dass er vergessen würde, bei der Übergabe der Kisten sofort zwei davon “für seine Schwiegermutter“ in den Kofferraum seines Wagens zu stellen. Und er verrät, dass es neben dem Klassenerhalt und dem Äppelwoi noch eine weitere Motivation für ihn und sein Team gab, Mainz zu besiegen. Er gab Karl-Heinz Körbel sein Versprechen, die drei Punkte einzufahren. Zudem stellt Lorant klar: “Der Klopp? Der ist doch Oxxenbacher!“

 

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