Eintracht Frankfurt - Bayer 04 Leverkusen

Bundesliga 2003/2004 - 2. Spieltag

1:2 (1:0)

Termin: So 10.08.2003 17:30
Zuschauer: 22.500
Schiedsrichter: Jörg Keßler (Höhenkirchen)
Tore: 1:0 Nico Frommer (42.), 1:1 Bernd Schneider (51.), 1:2 Geri Cipi (84. Eigentor)

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Eintracht Frankfurt Bayer 04 Leverkusen

 


  • Jörg Butt
  • Hanno Balitsch
  • Lucio
  • Juan
  • Diego Rodolfo Placente
  • Bernd Schneider
  • Carsten Ramelow
  • Marko Babic
  • Robson Ponte
  • Oliver Neuville
  • Franca

 

Wechsel Wechsel
  • Daniel Bierofka für Bernd Schneider (61.)
  • Dimitar Berbatov für Franca (69.)
  • Teddy Lucic für Oliver Neuville (87.)
Trainer Trainer
  • Klaus Augenthaler

Eine unglückliche Niederlage

„Dieses Spiel wird ihnen präsentiert von Max Bögl.“ So hätte denn ein Begrüßungsslogan für die 22.500 Zuschauer, davon ca. 1.500 aus Leverkusen, lauten können, als diese die Baustelle Waldstadion betreten. Lediglich die Mittelteile der neuen West- und Osttribüne sowie der Unterrang der neuen Gegentribüne sind für Zuschauer nutzbar, so dass die Stadionkapazität bei 9.000 verkauften Dauerkarten zunächst auf 22.500 begrenzt ist. Die ehemalige Haupttribüne ist ein Berg aus Schutt und Betonresten, davor ein riesiger Abrissbagger.

Dennoch lassen sich die Fans der Eintracht nicht davon abhalten, organisiert von den Ultras eine Begrüßungschoreografie vom feinsten auf die Westtribüne zu zaubern, auf dem Oberrang erstrahlt eine Sonne, der Unterrang ist übersäht mit Doppelhaltern. Gänsehaut-Feeling, wir sind wieder da!

Trainer Willi Reimann reagiert nach der 1:3 -Niederlage beim FC Bayern und stellt die Adler auf vier Positionen um. In der Abwehr kommt Uwe Bindewald, der seit gefühlten 5 Jahren von jedem Trainer zunächst aussortiert wurde, für Jurica Puljiz. Im Mittelfeld ersetzen Stefan Lexa und Mehmet Dragusha die in München schwachen Henning Bürger und David Montero, im Angriff kommt Nico Frommer für den in München ebenfalls indisponierten Jermaine Jones. Bayer-Coach Klaus Augenthaler ändert sein Team gegenüber dem 4:1 -Auftaktsieg gegen Freiburg nur auf einer Position. Der Ex-Frankfurter Bernd Schneider rückt nach abgesessener Rot-Sperre für Bierofka in die Startelf.

Riesenstimmung im Waldstadion trotz der fehlenden Überdachung, um 17:30 pfeift Schiedsrichter Jörg Kessler das erste Bundesligaheimspiel nach über 2 Jahren an. Am 19. Mai 2001 verabschiedete sich die Eintracht mit einem 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart aus der Bundesliga.

Beide Teams beginnen engagiert, die spielerischen Vorteile liegen aber zunächst bei den Gästen, die Ball und Gegenspieler geschickt laufen lassen. Glücklicherweise fehlt aber der letzte Zug zum Tor, so dass die Anfangsnervosität der Eintracht nicht bestraft wird. In der 6. Minute ein erster Schock für die Adler. Nach einem kurzen Laufduell mit Oliver Neuville verdreht sich Kapitän Jens Keller so unglücklich das Knie, das er ausgewechselt werden muss. Keller wird in der kommenden Woche am linken Knie operiert werden und fällt für mindestens 6 Wochen aus. Für den eigentlich nicht zu ersetzenden Kapitän kommt ausgerechnet Jean-Clotaire Tsoumou-Madza, der kurz vor dem Bayern-Spiel eine Rauferei mit Jens Keller hatte („die Boxbude“). Neuer Kapitän ist jetzt Alexander Schur.

Nun legen die Adler die Nervosität ab und kommen besser ins Spiel, der Ball läuft jetzt prima über die beiden Außen Mehmet Dragusha und Stefan Lexa, auch Ervin Skela findet in das Spiel. Die 18. Minute: Nico Frommer setzt sich auf der linken Seite durch und passt zurück auf Ervin Skela. Ein kurzer Blick des Albaners, ein genialer Heber über die Bayer-Abwehr hinweg auf den sich freilaufenden Du-Ri Cha und der Koreaner hat freie Bahn auf Torhüter Jörg Butt. Wie einst sein Vater sprintet er los und schießt, aber das lasche Bällchen landet genau in den Armen von Butt. Gut, das Bum-Kun nicht im Stadion ist.

Weiter die Eintracht mit druckvollem schönen Spiel, Alexander Schur und wieder Du-Ri Cha versuchen es mit Weitschüssen, aber es bleibt zunächst beim 0:0. Einmal mehr spielt Ervin Skela einen wunderbaren Ball auf Du-Ri Cha, der tippt die Kugel kurz an, legt sie ebenso gekonnt in den Lauf von Nico Frommer. Der Ex-Reutlinger sprintet alleine dem Tor von Jörg Butt entgegen, schaut hoch, zögert – Mensch schieß doch, denken 20.000 auf den Rängen - touchiert den Ball, blickt noch mal auf, holt aus... Doch von hinten eilt Juan heran und spitzelt ihm das Leder in allerletzter Sekunde vom Fuß. Frommer hebt flehend die Arme zum Himmel, die 20.000 im Waldstadion auch (28.).

Nur zwei Minuten später, Mehmet Dragusha setzt sich erneut gegen Hanno Balitsch durch und flankt in die Mitte auf den frei stehenden Du-Ri Cha. Doch der Koreaner trifft den Ball nicht richtig, so dass er 3 Meter am Kasten von Jörg Butt vorbei geht (30.). Nun doch die erste richtige Chance für Bayer 04, der Ex-Frankfurter Bernd Schneider drischt einen Ball aus 20 Metern in Richtung Tor, aber Oka Nikolov kann parieren (31.); die Eintracht ist nicht beeindruckt und stürmt weiter.

Die 38. Minute, nun Ballbesitz für Bayer 04 Leverkusen, Franca setzt sich im Strafraum gegen Uwe Bindewald durch und passt auf Oliver Neuville. Der schießt sofort, aber Oka Nikolov pariert glänzend, aber der Ball kommt wieder zu einem Leverkusener. Ponte drischt drauf und Nikolov hält auch den Nachschuss. Nur zwei Minuten später bricht Stefan Lexa bricht auf rechts durch, marschiert bis zur Torauslinie, schaut auf und zieht die Flanke nach innen. In der Mitte, am Fünfer, steht Nico Frommer mutterseelenallein. Frommer visiert das Leder an, steigt hoch, dreht den Oberkörper schnellt nach vorne und setzt den Ball zwei, drei Meter am linken Torpfosten vorbei. Frommer rauft sich die Haare, die 20 000 Frankfurter auch (40.).

Die 42. Spielminute, der bislang sehr starke Uwe Bindewald passt aus der Mitte auf Du-Ri Cha. Der Koreaner spielt einen schönen langen Ball auf Nico Frommer, der von Lucio bedrängt wird. Der Adler gewinnt den Zweikampf und schießt das Leder knallhart auf das Tor. Jörg Butt reagiert, aber der Ball landet im Netz. Tor! 1:0 für die Eintracht, das erste Bundesligator für die Adler.

Die Baustelle Waldstadion bebt so laut, dass dem Bagger auf der Haupttribüne Arbeit abgenommen wird, mit standing ovations geht es denn auch in die Halbzeit. Ein tolles Spiel bisher, wenn nur die Chancen besser genutzt worden wären.

Nach dem Wechsel verstärkt Leverkusen seine Offensivbemühungen etwas und ist spielbestimmend. Placente stürmt in Richtung Frankfurter Strafraum und spielt den Ball zum mitgelaufenen Babic, der das Leder fast von der Torauslinie auf Bernd Schneider zurücklegt. Der Ex-Frankfurter zögert nicht lange und trifft von der Strafraumlinie mit einem trockenen Schuss ins linke untere Eck. Es steht 1:1 (51.).

Die Partie verflacht nun leider, da die Adler bei Sommertemperaturen im Waldstadion ihrem hohen Tempo aus der ersten Hälfte Tribut zollen müssen, die Leverkusener machen nicht mehr als nötig. In der 55. Minute kommt Jermaine Jones für den tapfer kämpfenden Du-Ri Cha, der kurz zuvor einen Ellenbogencheck vom wohl frustrierten Placente erhielt und dafür auch noch die gelbe Karte vom in dieser Situation blinden Schiedsrichter Jörg Kessler kassierte. Jermaine Jones, soviel vorab, ist heute kein Ersatz für Du-Ri Cha, Arbeitseinsatz und Spielverständnis fehlen heute beim Bonameser völlig.

Nur 5 Minuten später, ein schöner Pass von Jean-Clotaire Tsoumou-Madza auf Nico Frommer, der in Richtung Strafraum läuft, aber ein Foul am Ex-Reutlinger. Elfmeter! Nein, Schiedsrichter Jörg Kessler entscheidet für Weiterspielen, die Westtribüne bedankt sich mit einem Pfeifkonzert für diese strittige Entscheidung.

Tsoumou-Madza ist überhaupt sehr auffällig in der zweiten Hälfte, immer wieder schnelle Vorstöße des Kongolesen, diesmal auf Ervin Skela, der den Ball sofort annimmt und aus 25 Metern auf den Kasten von Jörg Butt drischt, aber der Torhüter kann parieren (67.).

Die nächsten 20 Minuten werden von erfolglosen Mittelfeldaktionen bestimmt. Dann wieder ein schneller Vorstoß durch Tsoumou-Madza, doch der Kongolese vertändelt den Ball gegen Dimitar Berbatov, der sofort auf der linken Außenbahn Richtung Torauslinie sprintet und in den Strafraum flankt. Geri Cipi kann klären, nein, der Albaner fällt beim Versuch, den Ball nach vorne zu schlagen und lenkt das Leder mit der Hand ins Tor. Es steht 1:2 (87.). Das kann doch nicht wahr sein!

Plötzlich ist das Spiel zu Ende, 20.000 Adler auf der Baustelle und 11 Spieler auf dem Rasen lassen die Schultern hängen. Das bessere Team hat verloren. Die Eintracht ist am 2. Spieltag Tabellenletzter und am nächsten Spieltag geht es in die Trauma-Stadt in den Nordosten Deutschlands.

Nachtrag:

Zwei Tage vor dem Spiel hat die Eintracht nach monatelangen Querelen und dem Rücktritt von Jürgen Neppe als Aufsichtsratsvorsitzender endlich einen neuen Vorstandsvorsitzenden. Der Jurist und Unternehmensberater Peter Schuster wird vom Aufsichtsrat der Eintracht Frankfurt Fußball AG für drei Jahre gewählt. Die Amtszeit des Mannes, der als „Dr. Seltsam“ in die noch junge AG-Geschichte eingehen soll, wird jedoch keine drei Wochen betragen.

Stimmen zum Spiel:

Trainer Klaus Augenthaler: "Wir sind als glücklicher Sieger vom Platz gegangen."

Peter Schuster: "5:0, 5:0 hätten wir zur Pause führen müssen. Aber ich habe keinen Anlass zur Sorge, dass wir den Klassenerhalt nicht schaffen."

Du-Ri Cha: "Ich möchte mich bei der Mannschaft entschuldigen, wenn ich meine Chancen genutzt hätte, hätten wir gewonnen." (tr)

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