Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2003/2004 - 5. Spieltag

0:2 (0:1)

Termin: So 14.09.2003 17:30
Zuschauer: 34.000
Schiedsrichter: Dr.Franz-Xaver Wack (Biberach)
Tore: 0:1 Markus Kreuz (17.), 0:2 Henning Bürger (90.)

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Borussia Mönchengladbach Eintracht Frankfurt

  • Michael Melka
  • Bernd Korzynietz
  • Marcelo José Pletsch
  • Jeff Strasser
  • Sladan Asanin
  • Peer Kluge
  • Joris van Hout
  • Ivo Ulich
  • Joonas Kolkka
  • Morten Skoubo
  • Marcel Ketelaer

 


 

Wechsel
  • Oliver Kirch für Joris van Hout (42.)
  • Arie van Lent für Marcelo José Pletsch (44.)
  • Peter van Houdt für Morten Skoubo (62.)
Wechsel
Trainer
  • Ewald Lienen
Trainer

 

Die SGE ist wieder da

Lang ist es her, dass die Eintrachtfans zu einem Bundesligaspiel an den altehrwürdigen Bökelberg fahren konnten. Mönchengladbach stieg als Tabellenletzter in der „5:1“-Saison 1998/99 ab und brauchte zwei Jahre, um wieder aufzusteigen, just in dem Jahr, als sich die Eintracht aus dem Fußballoberhaus verabschiedete. So datiert die letzte Auswärtsfahrt vom 8. September 1998, ein 1:1-Unentschieden.

Fast 5.000 Adler begleiten die Eintracht heute im Stadion und es ist ein schönes Bild. Ausgestattet mit unglaublich vielen Fahnen und lauten Stimmen begrüßen sie die auflaufende Mannschaft der Eintracht, bei der erstmals Andreas Möller spielt. Für Sven Günther läuft Markus Kreuz auf, Trainer Willi Reimann stellt ein hoffentlich spielstarkes Mittelfeld auf. Nicht dabei ist Jermaine Jones, der aufgrund seiner letzten Leistungen und der Trainingseindrücke am Sonntag bei den Amateuren der U 23 antreten wird.

Auf Seiten von Borussia Mönchengladbach verändert Trainer Ewald Lienen sein Team auf zwei Positionen nach der 1:4 -Pleite in Freiburg vor drei Wochen. Für den verletzten Torhüter Stiel steht Michael Melka zwischen den Pfosten, zudem spielt Joris van Hout für Demo.

Nach Anpfiff durch Schiedsrichter Dr. Wack entwickelt sich sofort ein munteres, offenes Spiel. Auf Frankfurter Seite setzen sich vor allem Du-Ri Cha und Markus Kreuz gut in Szene. Auch Andreas Möller führt sich in halbrechter Position im Mittelfeld gut ein.

Nach einem Foul an Christoph Preuß kurz vor der Strafraumgrenze bietet sich die erste Chance für die Adler: Ervin Skela läuft an und schlenzt das Leder über die Mauer in Richtung Tor, aber die Latte rettet für Torhüter Michael Melka - das hätte es schon sein können! Die Eintracht gefällt mit schönem Kurzpassspiel, die Gladbacher bemühen sich zwar, aber zu viele Fehler in der Spieleröffnung lassen keine Chance aufkommen.

In der 16. Spielminute ist die Eintracht in der eigenen Hälfte am Ball und spielt einen Rückpass auf Oka Nikolov, der den Ball Vollspann in die Gladbacher Hälfte schlägt. Markus Kreuz ist hellwach, sein Gegenüber Marcelo Pletsch weniger. Der Ex-Kölner löst sich, Pletsch bleibt um Abseits flehend stehen, aber der Assistent lässt richtigerweise weiter spielen. Markus Kreuz kommt an das Leder, sprintet los und drischt den Ball mit einem satten Linksschuss auf den Kasten von Michael Melka. Der Gladbacher Torhüter kommt mit den Fingerspitzen ran, aber die Kugel landet flach in der langen Ecke. Tor! 0:1 für die Eintracht und Riesenjubel in der Gästekurve.

Gladbach versucht nun alles, um in das Spiel zu kommen, aber - Mittelfeld sei Dank! - sie schaffen es nicht. Andreas Möller auf der halbrechten Position wird immer wieder von Ervin Skela und Markus Kreuz gesucht und gefunden. „Heintje“ verteilt den Ball und macht das Spiel mal schnell, mal langsam, das sieht brauchbar aus. Ervin Skela nach dem Spiel: "Es ist gut, dass Andy da ist". Zu bemängeln ist jedoch, dass dem Spiel der Hessen die letzte Konsequenz fehlt: Die einzige Spitze Du-Ri Cha kann nicht in Szene gesetzt werden und den fünf Mittelfeldspielern fehlt der letzte Zug zum Tor.

Für die Gastgeber kommt das Unglück des Rückstandes nicht allein: Innerhalb von nur zwei Minuten verletzen sich Marcelo Pletsch und Joris van Hout. Für die beiden bringt Trainer Ewald Lienen zwei Offensivkräfte, Oliver Kirch (42.) und Arie van Lent (44.). Dann ist Pause, es bleibt beim 0:1 für die Eintracht. Der Gästeblock ist begeistert, der Rest des Bökelbergs verabschiedet die Mannschaft mit einem Pfeifkonzert.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit gehen die Gladbacher nun aggressiver zu Werke. Die Eintracht ist zunächst überrascht. Andreas Möller, der bis dahin gut gespielt hat, nimmt sich in der 51. Minute bei einem seiner Pässe eine kurze und unverständliche, aber beinahe entscheidende Auszeit. Joonas Kolkka riecht den Braten, kommt an das Leder, sprintet ein paar Meter und knallt den Ball in Richtung Kasten von Oka Nikolov. Der Torhüter erreicht zwar den Ball, kann aber nur abklatschen. Das Leder kommt zu Arie van Lent, aber der in diesem Moment besonders sympathische Holländer vergibt diese Chance auch Dank dem Einsatz von Geri Cipi. Andreas Möller zu seinem überflüssigen Abspielfehler: "Das war haarsträubend."

Dann stürmt wieder die Eintracht, über Christoph Preuß und Du-Ri Cha kommt der Ball zu Möller. Wenn er genügend Raum und Zeit hat, ist Möller durchaus zu gebrauchen. Diesmal hat er beides und flankt schön auf den sich freilaufenden Ervin Skela. Der Albaner zögert nicht lang und lupft den Ball über die Abwehr und Torhüter Melka, aber leider auch knapp über das Tor (57.).

Die Borussia drängt weiterhin auf den Ausgleich, doch die Abwehr um Routinier Uwe Bindewald steht heute sehr gut. Die Fohlen können sich keine klare Chance erarbeiten. Es ist schon die 70. Minute, Nico Frommer kommt für den angeschlagenen Du-Ri Cha. Die Eintracht zieht sich nun zurück und lauert auf Konter. Gladbach gibt nicht auf, scheitert aber immer wieder an der guten Innenverteidigung, bei der insbesondere Geri Cipi glänzt und an der eigenen Unfähigkeit beim Abschluss. So macht nach Abspielfehler von Alexander Schur der eingewechselte Peter van Houdt seinem Namen alle Ehre und haut das Leder aus 18 Metern völlig unbedrängt weit über das Tor (71.). Jeff Strasser heißt zwar anders, macht es nur zwei Minuten später aber nicht besser als van Hout.

Kurz darauf leiten Möller und Skela einen Konter der Gäste ein. Nico Frommer kommt in guter Schussposition an den Ball, aber bis der Reutlinger seine Beine zum Schuss ordnen kann, ist das Leder wieder weg (74.). Für “Heintje“ ist nach 86 Minuten Schluss. Kaum zu glauben, aber er geht unter Beifallsbekundungen und „Andy Möller“-Rufen vom Platz. Um allerdings tatsächlich einen Teil zum Unternehmen Klassenerhalt beitragen zu können, wird Möller seine gezeigte Leistung und vor allem Kondition und Spritzigkeit noch steigern müssen. Für Möller kommt Sven Günther auf den Platz, zwei Minuten später verlässt auch der erschöpfte Markus Kreuz das Spielfeld, Henning Bürger darf ran (88.).

Und Henning Bürger geht ran! Nico Frommer ist am Ball und passt das Leder auf Bürger. Der Ex-Paulianer zögert nicht lang, sprintet steil auf der linken Seite und zieht plötzlich mit rechts ab. Das Leder schlägt rechts unten im Tor des überraschten Michael Melka ein. Tor! 0:2 für die Eintracht nach 90 Minuten. Bürgers erste Ballberührung führt zu seinem ersten Punktspieltor für die Eintracht und zur Entscheidung dieses Spiels.

Dann folgt der Abpfiff, die Spieler reißen die Arme hoch und umarmen sich, die Gegentribüne tobt: “Die SGE ist wieder da!!!“ wird bis nach Spielende gesungen, die Gladbacher Anhänger, so sie noch da sind, sind etwas leiser. Es ist vollbracht, der erste Sieg in der Saison 2003/04 ist in trockenen Tüchern. Die Eintracht ist nun mit vier Punkten Tabellen-13. und empfängt am nächsten Spieltag den 1. FC Kaiserslautern.

Stimmen zum Spiel

Trainer Willi Reimann. "Ich bin nach einem Sieg nicht euphorisch und nach einer Niederlage nicht zu Tode betrübt, aber wir haben gesehen, dass wir mithalten können. Es reicht nicht, nur zu zerstören, die Jungs haben Spielkultur rein gebracht, der Gegner kann jetzt nicht nur einen Spieler bekämpfen, sondern muss auf mehrere achten."

Christoph Preuß: "Jeder hat uns abgeschrieben, als Absteiger sind wir verspottet worden, was bleibt uns also übrig? Mut haben, Leidenschaft zeigen, kämpfen wie die Löwen, rennen bis zum Umfallen, niemals aufgeben. Das haben wir getan. Das werden wir wieder tun."

Jermaine Jones, nach seinem Spiel bei der U 23: "Es war eine Bestrafung für mich, aber mir war's egal. Ich muss auf dem Platz Gas geben, dann kommt Reimann nicht an mir vorbei. Ich glaube nicht, dass er persönlich etwas gegen mich hat. Herr Reimann ist ein geradliniger Mensch, aber hat Scheuklappen vor den Augen". (tr)

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