Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 2003/2004 - 12. Spieltag

0:2 (0:1)

Termin: Sa 01.11.2003, 15:30
Zuschauer: 27.000
Schiedsrichter: Uwe Kemmling (Kleinburgwedel)
Tore: 0:1 Imre Szabics (8.), 0:2 Kevin Kuranyi (71.)

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Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Timo Hildebrand
  • Andreas Hinkel
  • Fernando Meira (89.)
  • Timo Wenzel
  • Philipp Lahm
  • Zvonimir Soldo
  • Silvio Meißner
  • Horst Heldt
  • Aliaksandr Hleb
  • Kevin Kuranyi
  • Imre Szabics

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer

Nur der Einsatz stimmt

Enttäuschende Leistungen auf dem Platz, dafür viel Aufregung im Umfeld der Eintracht, Trainer Willi Reimann hat nach der 1:3-Niederlage in Bremen wie einst Trapattoni gewütet und niemanden ausgelassen. Trotz der offiziellen Entschuldigung des Trainers bei den Fans, die er mit kastrierten männlichen Rindern titulierte, kommt die Reaktion der Westtribüne prompt mit riesigen Transparenten: „Auch der größte Ochse sieht, was in seinem Stall geschieht“ oder “Willi, suchst Du Streit, vorbei ist deine Zeit“.

Hoffentlich hat die Unruhe auch die Mannschaft wach gerüttelt, denn heute geht es gegen den aktuellen Tabellenführer, den VfB Stuttgart. Dank der Öffnung weiterer Blöcke auf der Baustelle Waldstadion hat sich die Kapazität kurzfristig erhöht, so dass heute 27.000 Zuschauer endlich eine kämpfende und spielende Eintracht sehen wollen.

Trainer Willi Reimann wechselt im Vergleich zum Spiel in Bremen auf drei Positionen, Uwe Bindewald, Andreas Möller und Markus Beierle spielen für Chris, Stefan Lexa und Nico Frommer. Der VfB Stuttgart beginnt im Vergleich zum 3:1-Erfolg in der Champions League bei Panathinaikos Athen mit Silvio Meißner, dem Ex-Frankfurter Horst Heldt und Aliaksandr Hleb. Dafür bleiben für Vranjes, Tiffert und Amanatidis auf der Bank.

Die Wutrede des Trainers scheint Wirkung zu zeigen, von Beginn an versucht die Eintracht Druck zu machen. Christoph Preuß verteilt im defensiven Mittelfeld die Bälle von Beginn an prima auf Möller und Ervin Skela. Aber trotz des erkennbaren Willens passieren immer wieder Abspielfehler. So in der 8. Spielminute, Ervin Skela ist am Ball, verliert diesen aber an Horst Heldt. Der Ex-Frankfurter zögert nicht lang und passt nach Zusammenspiel mit Aliaksandr Hleb lang auf Imre Szabics. Der Stuttgarter umspielt Geri Cipi wie einen Schulbuben mit einem kurzen Schlenzer, schießt aus 14 Metern und trifft. Au Backe, es steht 0:1 für Stuttgart. Willi Reimann später: “Da haben wir ganz schwach ausgesehen. Wenn man sich so verhält, muss ein Gegentor fallen.“

Trotz des frühen Treffers kämpft die Eintracht weiter und drängt Stuttgart in die eigene Hälfte. Eine erste Möglichkeit ergibt sich durch einen Distanzschuss von Jean Clotaire Tsoumou-Madza in der 13. Minute, aber der Ball geht knapp am Tor vorbei. Dann die 19. Minute, Uwe Bindewald rückt von rechts in die Stuttgarter Hälfte, ein Doppelpass mit Möller und Zico flankt in den Strafraum. Markus Beierle steigt hoch und köpft das Leder, aber knapp am langen Eck vorbei. Nur fünf Minuten später, diesmal versucht es Christoph Preuß mit einem fulminanten Schuss, aber Torhüter Timo Hildebrand kann den Ball in letzter Not abwehren. Das Leder bleibt im Spiel, aber „Heintje“ Möller schießt den Ball aus spitzem Winkel über den Kasten (24.).

Weiter die Eintracht mit mehr Ballbesitz, aber gegen die tief stehenden Schwaben fehlen aus dem Mittelfeld die zündenden Ideen. Zudem häufen sich jetzt bei Möller die Abspielfehler, wenn es nach vorne geht. Nur eine starke Anfangsphase und ein paar ordentliche Flankenwechsel auf Christoph Preuß und Uwe Bindewald, die heute viel nach vorne arbeiten, ist selbst für einen Notnagel viel zu wenig. Nach eigener Aussage war ihm beim Wort „Fußballspieler“ immer die Betonung auf „Spieler“ wichtig. Tja, auf dem Platz zählt, Herr Möller. Zudem zeigen sich bei „Heintje“ bereits nach 40 Minuten erste konditionelle Mängel, die er Trainer Willi Reimann auch entsprechend signalisiert. Gut, dass Alexander Schur heute eine tadellose Leistung abliefert und den Stuttgarter Spielmacher Horst Heldt bis dato ausschalten kann. Auch die Konter der Stuttgarter werden zum Glück frühzeitig abgefangen. So bleibt es nach 45 Minuten beim 0:1. Viel Einsatz und Kampf, aber leider keine der wenigen Chancen genutzt.

Beide Teams kommen personell unverändert aus der Kabine. Der VfB stört nun die Angriffsversuche der Eintracht früher und spielt selbst schwungvoller nach vorne. Dies schmeckt insbesondere Herrn Möller nicht, dessen Fehlpassquote weiter steigt. Dafür spielt Markus Kreuz wesentlich engagierter als in den Spielen zuvor, wenn ihm auch längst nicht alles gelingt.

Aber dann die 53. Spielminute, der Ex-Kölner kommt an den Ball, zieht nach links und spielt aus dem Fußgelenk einen herrlichen Pass auf Markus Beierle vor den Strafraum. Beierle läuft allein auf Torhüter Timo Hildebrand zu, umkurvt ihn links und braucht nur noch einschieben. Doch der Torhüter weiß sich zu wehren, ein kurzer Griff an den Knöchel des Adlers, Markus Beierle fällt vor den Augen von Schiedsrichter Uwe Kemmling. Klare Sache, Elfmeter! Nicht aber für den Herren aus Kleinburgwedel, der weiterspielen lässt. Große Aufregung im Stadion, Pfeifkonzert und tobende Fans, Recht haben sie. Es ist ja nicht die erste Fehlentscheidung zuungunsten der Eintracht in dieser Saison. Timo Hildebrand mit seiner sehr ungewöhnlichen Sicht der Dinge: „Ich habe Beierle klar berührt, ich weiß aber nicht, warum er umgefallen ist."

Dann endlich der erste Wechsel bei der Eintracht, der erschöpfte Möller verlässt den Platz, für ihn kommt Stefan Lexa. Aber der Österreicher hat heute keinen guten Tag, bei aller Laufbereitschaft, seine Flanken finden meist nur dankbare Stuttgarter Abnehmer. Weiter viel Kampf und Einsatz bei den Adlern im Spiel nach vorne, aber immer wieder Abspielfehler. Wenn sich das nicht rächt...

Es ist die 69. Minute, wieder wird ein Angriff der Eintracht abgefangen und jetzt geht es blitzschnell. Der eingewechselte Christian Tiffert sprintet mit dem Leder über rechts und flankt dann auf den mitlaufenden Imre Szabics. Der Schwabe legt den Ball direkt auf Kevin Kuranyi, der sofort mit rechts aufs rechte Toreck schießt. Torhüter Oka Nikolov taucht ab, aber nein, er lässt den Ball ins Netz durchrutschen. Es steht 0:2 für Stuttgart. Uwe Bindewald: "Die bestrafen jeden Fehler gnadenlos."

So ist es, viel Einsatz und Mut im Spiel nach vorne, aber viel zu viele individuelle Abspielfehler bringen die Eintracht immer wieder um den verdienten Lohn. Aber noch sind mehr als 20 Minuten zu spielen. Die Fans feuern die Eintracht weiter nach vorne. Auch Willi Reimann reagiert sofort und bringt in der 70. Minute Du-Ri Cha für Markus Kreuz und Nico Frommer für Markus Beierle. Aber es bleibt das alte Bild. Auch Nico Frommer bietet leider ein bescheidenes Spiel, er zeigt Mängel in der Ballannahme, läuft zudem sehr oft ins Abseits, ein leichtes Spiel für die VfB-Verteidigung mit dem Ex-„Team 2006“-Spieler. Dann die 76. Minute, Ervin Skela schlägt einen super Querpass von links auf die rechte Seite zu Stefan Lexa. Der Österreicher nimmt den Ball aus 12 Metern Volley, aber Timo Hildebrand kann zur Ecke klären. Danach haben Du-Ri Cha und Jean-Clotaire Tsoumou-Madza noch eine Kopfballchance und die Minuten verrinnen bis zum Abpfiff.

Es läuft die 89. Minute, plötzlich Tumult in der Frankfurter Hälfte. Nach einem Zweikampf zwischen Geri Cipi und Silvio Meißner sucht der Albaner mit seinen Stollen „Halt“ auf dem Rücken Meißners, um nicht hinzufallen. Fernando Meira kommt dazu und schubst Cipi unsanft, weitere Spieler rudeln sich zusammen. Ioannis Amanatidis versetzt Alexander Schur einen Kopfstoß. Endlich greift Schiedsrichter Uwe Kemmling durch und verteilt Rot an Geri Cipi und Fernando Meira nicht aber an Ioannis Amanatidis.

Das war’s, die Eintracht verliert trotz großen Einsatzes und Kampf mit 0:2, auch die Fans haben dies mit Standing Ovations für das Team dankend zur Kenntnis genommen. Frankfurt steht jetzt auf Platz 16 mit 8 Punkten nach 12 Spieltagen. Das nächste Auswärtsspiel ist beim SC Freiburg.

Nachtrag

Geri Cipi wurde vom DFB wegen seines Platzverweises gegen den VFB Stuttgart für drei Meisterschaftsspiele gesperrt.

Die Eintracht ist noch immer auf der Suche nach einem Manager. Nun gilt Heribert Bruchhagen, der bei der DFL nicht unumstritten ist, als der Favorit von Aufsichtsratschef Herbert Becker. Beim ehemaligen Stuttgarter Manager Rolf Rüssmann hat die Eintracht ebenfalls erneut vorgefühlt. Im Gespräch sind weiter der Ex-Eintracht-Stürmer Jan-Aage Fjørtoft und Manfred Burgsmüller, der Ex-Eintracht-Torhüter Uli Stein und Wolfgang Holzhäuser von Bayer 04 Leverkusen sind zumindest keine Kandidaten mehr.

Willi Reimann zur Managersuche: "Vielleicht heißt es bald, der Zeugwart Franco Lionti steht für den Managerposten bereit. Wir begeben uns auf ein Niveau, das ist unterirdisch."

Präsident Peter Fischer zur Fjørtoft-Bewerbung: "Wer macht dann die tägliche Arbeit? Wir leben in einer Manager- und nicht in einer Entertainment-Gesellschaft." (tr)

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