Eintracht Frankfurt - Bayern München

Bundesliga 2003/2004 - 18. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: Sa 31.01.2004, 15:30
Zuschauer: 37.500
Schiedsrichter: Jürgen Jansen (Essen)
Tore: 0:1 Roy Makaay (1.), 1:1 Ervin Skela (45., Foulelfmeter)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Bayern München

 


  • Oliver Kahn
  • Willy Sagnol
  • Martín Demichelis
  • Samuel Osei Kuffour
  • Bastian Schweinsteiger
  • Owen Hargreaves
  • Bixente Lizarazu
  • Michael Ballack
  • Claudio Pizarro
  • Roy Makaay
  • Zé Roberto

 

Wechsel Wechsel
  • Linke für Martín Demichelis (46.)
  • Roque Santa Cruz für Claudio Pizarro (66.)
  • Hasan Salihamidzic für Bastian Schweinsteiger (68.)
Trainer Trainer
  • Ottmar Hitzfeld

 

 

Mickymaus ärgert Goliath

Schöne Vorlagen gab es vor Beginn der Rückrunde für die Eintracht, es den Besserwissern zu zeigen. Die selbsternannten Fußballexperten Netzer, Reif & Co. sehen die Eintracht am Ende der Saison als Tabellen-18. absteigen, lediglich Herr Beckmann sieht die Adler auf Platz 16. Für Stimmung sorgt auch Bayern-Manager Uli Hoeness in der ihm eigenen bornierten Arroganz: „Das Spiel heute ist wie Goliath gegen Mickymaus.“

Im mit 38.000 Zuschauern ausverkauften Waldstadion beginnt die Eintracht die Rückrunde mit einer komplett neuen Aufstellung. In der Innenverteidigung spielen Chris und der Neuzugang von Bayer 04 Leverkusen, Ingo Hertzsch, auf den Außenbahnen sollen Bürger und Günther absichern. Vor der Viererabwehrkette steht wie gewohnt Alexander Schur, diesmal neben Preuß. Im linken Mittelfeld spielt Markus Kreuz, in der Mitte Ervin Skela und über rechts soll Du-Ri Cha immer mit in die Spitze rücken, um den einzigen Stürmer, den Neuzugang Ioannis Amanatidis zu unterstützen. Nicht im Team sind Geri Cipi, der nach seinen Eskapaden nach Oberhausen gewechselt wurde, sowie der dritte Neuzugang vom FC St. Pauli, Nascimento, der einen Muskelfaserriss hat.

Im Vergleich zum 6:0-Sieg in Freiburg ändert Bayerns Trainer Ottmar Hitzfeld sein Team auf drei Positionen: Kuffour und Lizarazu ersetzen Linke und Rau in der Viererkette, Michael Ballack kehrt für Salihamidzic ins Team zurück.

Prächtige Stimmung auf der Baustelle - der nun komplett fertige Unterrang lässt erahnen, was für ein schönes neues Waldstadion entstehen wird. Beim Einlaufen der Mannschaften zeigen die Fans, dass sie immer erstklassig sein werden: Die gesamte Nord-West-Tribüne ist beim Intro in ein Meer aus Schwenkfahnen, Doppelhaltern und kleineren Fahnen gehüllt.

Anstoß für den Goliath, ein bisschen Herumgepasse, dann schlägt Willy Sagnol den Ball aus der eigenen Hälfte mit links hoch und weit nach vorne, Christoph Preuß zieht, warum auch immer, den Kopf ein, Oka Nikolov läuft Michael Ballack entgegen, doch der passt quer zu Roy Makaay. Aus kurzer Distanz muss der Holländer nur noch einschieben. Aua, es steht 0:1 nach 39 Sekunden, kein Adler hatte auch nur einen Fuß an den Ball gebracht. Willi Reimann später: "Das war alles andere als gut für unsere Nerven."

Die Bayern spielen nun ihr Spiel routiniert herunter, viele kurze Pässe im Mittelfeld und immer wieder weite Flanken über die Außen. Die Eintracht kommt nicht in das Spiel. Es ist die 10. Spielminute, wieder landet ein Pass im Strafraum und Demichelis kann köpfen. Oka Nikolov kommt nicht an das Leder, aber dafür Sven Günther, der den Ball von der Linie wegschlagen kann.

Auch in den nächsten Minuten ändert sich das Bild nicht, Michael Ballack kommt zu zwei Kopfballchancen, die Oka Nikolov aber klären kann. Ioannis Amanatidis, der neue Stürmer, bekommt bislang keine Chancen, viel zu früh wird der Ball im Mittelfeld verloren. Nun ist Henning Bürger am Ball, doch statt den Ball nach vorne zu schlagen, spielt er zurück zu Oka Nikolov. Der Torhüter muss den Ball mit der Hand annehmen, so gibt es indirekten Freistoß für die Bayern aus knapp 10 Metern Torentfernung. Riesen-Gewühl im Strafraum, Bastian Schweinsteiger führt den Freistoß aus und knallt das Leder Richtung Tor, abgewehrt, Nachschuss Schweinsteiger, aber zum Glück kann Ervin Skela den Ball auf der Linie klären (31.).

Nach dieser Großchance für die Bayern kann sich die Eintracht endlich ein wenig aus dem Würgegriff befreien. Insbesondere über Cha geht es in Richtung Bayern-Strafraum. Dann die erste Chance für die Eintracht, aber der Schuss des Koreaners ist viel zu schwach. Es ist schon die 45. Spielminute, Chris hat sich mit dem Ball in den Strafraum der Bayern getraut, kann schießen, aber da kommt Lizarazu und haut den Brasilianer mit einer Kung-Fu-Einlage von den Beinen. Klare Sache auch für Schiedsrichter Jürgen Jansen, es gibt Elfmeter für die Eintracht. Uli Hoeness zeigt sich ob dieser Entscheidung wenig souverän: "Das war der lächerlichste Elfmeter, den ich je in meiner Bundesliga-Karriere gesehen habe."

Statt Kreuz nimmt sich Skela den Ball, obwohl er den letzten Strafstoß gegen Hamburg versiebt hatte. Der Albaner läuft an, zögert kurz und schießt, Oliver Kahn hechtet in die richtige Ecke, aber vergeblich. Der platzierte Schuss landet im Netz, Tor! Der 1:1-Ausgleich für die Eintracht.

Kurz darauf ist Halbzeit, und Trainer Willi Reimann nutzt die Pause, um seinen Spielern Selbstvertrauen einzuimpfen: "Dieses Spiel verlieren wir heute nicht." Und so treten die Adler nun auch auf, die Bayern sind zwar nach wie vor spielbestimmend, aber die Eintracht geht jetzt viel früher in die Zweikämpfe und rackert um ihre Chancen. Dies schmeckt den verwöhnten Millionären aus dem Süden der Republik überhaupt nicht.

Immer wieder setzen die Adler durch schnell durchgeführte Angriffe die Hintermannschaft des Rekordmeisters unter Druck. Die Schüsse von Skela und Kreuz, der am Ende total platt sein wird, aber sensationell kämpft, bleiben leider zu harmlos. Weil gleiches auch für die Flanken des wacker kämpfenden Cha gilt, holt sich Ioannis Amanatidis immer wieder selbst den Ball. Ein guter Neuzugang der Grieche, das sieht jeder. Gleiches gilt für Ingo Hertzsch, der der Abwehr mit Chris neue Sicherheit gibt. Die Bayern spielen nun viel über die Mitte, richtige Chancen ergeben sich aber zunächst nicht, auch weil Alexander Schur Michael Ballack gut im Griff hat.

Erst in den letzten 20 Minuten machen die Münchener noch einmal Druck, aber die Adler kämpfen und halten dagegen. Es ist die 72. Minute, wieder ein Freistoß von Michael Ballack in den Strafraum, Oka Nikolov kommt an das Leder und boxt den Ball aus der Gefahrenzone. Nein, der Ball landet genau vor den Füßen von Santa Cruz, der mit einer Flanke Salihamidzic bedient. Das Tor ist frei, aber der Bosnier schafft es nicht, das leere Tor zu treffen. Das war eng.

Nun kommt Stefan Lexa für den erschöpften Cha, und der Österreicher führt sich gleich gut an. Ein schneller Konter über die rechte Seite, dann die Flanke auf den mitlaufenden Amanatidis aber Lizarazu wehrt den Ball geschickt mit der Hand ab. Klarer Elfmeter, nur Schiedsrichter Jansen hat es leider nicht gesehen (76.). Dann schon die 89. Spielminute, wieder ein Konter der Eintracht über Stefan Lexa. Wieder eine Flanke in den Strafraum und diesmal ist keine Münchener Hand im Weg, Ioannis Amanatidis steigt hoch und köpft, Oliver Kahn ist geschlagen, aber da steht Kuffour vor der Linie und blockt den Kopfball ab.

Das war es dann, die Mickymäuse vom Main erkämpfen sich ein 1:1 gegen den Goliath und hätten mit ein wenig Glück gar gewinnen können. Die Eintracht ist nun Tabellen-17. mit 13 Punkten und muss in der nächsten Woche in Leverkusen spielen.


Stimmen zum Spiel

Willi Reimann: "Am Ende waren wir dem 2:1 näher als die Bayern."

Karl-Heinz Rummenigge: "Für einen Zweitligisten hat Frankfurt nicht schlecht gespielt."

Heribert Bruchhagen: "Ioannis, erst die Haare föhnen, dann Interviews geben - du holst dir hier ja den Tod." (tr)


>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg