Hertha BSC Berlin - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2003/2004 - 21. Spieltag

1:2 (0:1)

Termin: So 22.02.2004, 17:30 Uhr
Zuschauer: 35.000
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 0:1 Du-Ri Cha (18.), 1:1 Nando Rafael (63.), 1:2 Ioannis Amanatidis (65.)

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Hertha BSC Berlin Eintracht Frankfurt

  • Christian Fiedler
  • Malik Fathi
  • Dick van Burik
  • Arne Friedrich
  • Sofian Chahed
  • Pal Dardai
  • Josip Simunic
  • Marcelinho
  • Billy Reina
  • Fredi Bobic
  • Nando Rafael

 


 

Wechsel
  • Niko Kovac für Sofian Chahed (37.)
  • Marko Rehmer für Josip Simunic (68.)
  • Roberto Pinto für Pal Dardai (77.)
Wechsel
Trainer
  • Hans Meyer
Trainer

 

Wie einst im März

März 1977, Wolfgang Kraus und Bernd Hölzenbein waren die Torschützen, als die Eintracht unter Trainer Gyula Lorant ihre beeindruckende Serie von 21 Spielen in Folge ohne Niederlage hatte und auch bei Hertha BSC Berlin gewann, letztmals übrigens. Das „letztmals“ soll - wenn es nach dem Willen der knapp 3.000 mitgereisten Fans an diesem kalten Wintersonntag geht – nach dem Spiel heute Geschichte sein.

Im Vergleich zum unglücklichen Remis gegen Rostock spielt die Eintracht mit nur einer Änderung, für Markus Beierle spielt der von seinem Länderspieleinsatz zurückgekehrte Du-Ri Cha als zweite Sturmspitze neben Ioannis Amanatidis. Auch „Heintje“ Möller ist wieder dabei, diesmal aber nur auf der kalten Ersatzbank des Olympiastadions. Sehr zur „Freude“ des „schwarzen Abtes“, doch dazu später mehr.

Die Berliner, die die letzten zwei Spiele gewinnen konnten, wollen offenkundig auch heute einen Sieg einfahren. Neben Fredi Bobic stürmen Nando Rafael - für den gesperrten 'Zecke' Neuendorf - und Billy Reina.

Ein nervöser Beginn beider Mannschaften im eiskalten Olympiastadion, aber nach ca. 10 Minuten sind es die Adler, die sicher und zielstrebig nach vorne spielen. Von Hertha ist nichts zu sehen und zu hören, die Frankfurter auf dem Platz und auf den Rängen bestimmen das Geschehen.

Die erste Chance für die Eintracht wird durch Berlins Torhüter Christian Fiedler vorbereitet, der den Ball so geschickt in die Mitte wirft, dass Ioannis Amanatidis heran kommt. Bedrängt von drei Abwehrspielern findet er den Weg zur Strafraumlinie und schießt, aber van Burik kann den Ball für den geschlagenen Torhüter auf der Linie klären (15.). Dann die 18. Minute, Freistoß für die Eintracht von der linken Strafraumecke aus. Ein Fall für Ervin Skela. Der Albaner flankt das Leder scharf in den Strafraum auf Du-Ri Cha. Wie einst sein Vater Bum-Kun verlängert Du-Ri den Ball, der unhaltbar für Fiedler im Netz landet. Tor! 0:1 für die Eintracht. Das erste Tor von Du-Ri Cha in einem Bundesligaspiel: "Ich bin überglücklich, dass es endlich geklappt hat."

Sehr schön, die Eintracht zieht sich zwar etwas zurück, versucht aber immer wieder, die Führung auszubauen. Insbesondere Cha rackert auf der rechten Seite und auch Amanatidis geht weite Wege, kann aber die sich ihm bietenden Chancen nicht nutzen. Die Berliner wirken in dieser Phase überfordert. Alexander Schur hat Marcelinho unter Kontrolle und die Kollegen des Brasilianers üben gepflegte Abspielfehler. Es ist schon die 40. Spielminute, Hertha hatte bislang lediglich zwei kleinere Chancen bei Standardsituationen, ansonsten steht die vielbeinige Abwehr um Ingo Hertzsch und Chris sehr sicher.

Wieder wird ein Ball abgefangen und Cha saust auf der rechten Seite allen Berlinern davon und läuft in den Strafraum. Cha will schießen, doch da kommt Fathi und rammt den Koreaner zu Boden. Klare Sache, Elfmeter! Während sich Cha an der Schulter verletzt auf dem Boden krümmt, mimen Schiedsrichter Wolfgang Stark und seine Assistenten die drei Äffchen. Gesehen haben sie nichts, hören wollen sie von den protestierenden Adlern ebenfalls nichts und außer der Geste für Weiterspielen „sagen“ sie auch nichts. Willi Reimann tobt noch nach dem Spiel: "Ich kann diese Schiedsrichter nicht verstehen, einen klareren Elfmeter gibt es nicht.“ Cha indes wird bis zur Halbzeit behandelt.

Die Adler auf dem Platz lassen sich von Herrn Stark nicht beirren und spielen tapfer weiter. Sven Günther läuft über die rechte Seite bis an die Torauslinie, passt in die Mitte des Strafraums auf Henning Bürger und der schiebt ein. Tor! Aber die Fahne ist oben, Schiedsrichter Stark hat – diesmal richtig - gesehen, dass der Ball vor dem Abspiel schon die Torauslinie überschritten hatte. So bleibt es also beim verdienten 1:0-Halbzeitstand für die Adler.

Mit Beginn der zweiten Halbzeit geht die Hertha nun druckvoller und engagierter zu Werke, aber die Frankfurter Abwehr steht. In der Mitte gewinnt der unglaublich kämpfende Chris fast alle Zweikämpfe und auch Alexander Schur rackert für Zwei. Nur bei Angriffen der Berliner über die rechte Seite durch Fathi und Dardai kommt Gefahr auf. So in der 55. Minute: Nach Zusammenspiel mit Dardai flankt Reina den Ball scharf in den Fünfmeterraum, wo sich Fredi Bobic plötzlich freiläuft. Bobic kann köpfen, aber Oka Nikolov pariert glänzend. Weiter die Berliner am Ball, die Eintracht kann sich kaum noch befreien.

Wieder ein Angriff der Hertha über die rechte Seite, diesmal ist es Kovac, der hoch in den Strafraum flankt. Sven Günther und Nando Rafael steigen hoch, aber der Berliner gewinnt das Duell und köpft das Leder in das lange Eck. Der Ausgleich in der 62. Minute, es steht 1:1.

Willi Reimann reagiert sofort und bringt Stefan Lexa für den angeschlagenen Cha. Und der Österreicher sorgt sofort für Entlastung. Einen aus der Abwehr geschlagenen Ball erläuft Lexa und stürmt auf der rechten Seite in Richtung Strafraum. Ein kurzer Blick - Skela und Amanatidis laufen sich in der Mitte frei - und der Österreicher flankt das Leder scharf in den Strafraum. Amanatidis rauscht heran und köpft aus 5 Metern unhaltbar für Torhüter Fiedler. Tor! 1:2 für die Eintracht (65.).

Danach entwickelt sich ein offenes Spiel, die Hertha drängt auf den Ausgleich, doch die Innenverteidigung der Adler und auch Torhüter Nikolov sind Herr der Lage. Immer wenn der Ball abgefangen wird, versucht die Hintermannschaft Ruhe in das Spiel zu bringen, manchmal sogar ein bisschen viel. So kassieren Amanatidis und Schur jeweils eine gelbe Karte wegen Spielverzögerung. In der 79. Minute kommt ein weiterer Abwehrspieler bei den Adlern, Jurica Puljiz ersetzt Kreuz. Und wie sie steht, die Abwehr - die Berliner greifen wütend an und laufen sich immer wieder fest. In der 85. Minute darf schließlich der selbsternannte Frankfurter Retter auf den Platz, Möller kommt und darf bis zum Abpfiff mitspielen.

Es ist die 91. Spielminute, Hertha bekommt noch einmal eine Ecke und 20 Spieler tummeln sich im Strafraum. Der Ball fliegt in die Mitte, ein Berliner ist am Ball, o weh, aber da kommt Oka Nikolov und hält das Leder fest in den Händen, während Schiedsrichter Wolfgang Stark das einzig Richtige macht: Er pfeift das Spiel ab.

Nach sieben Punkten aus den letzten drei Spielen ist die Eintracht mit 20 Punkten Tabellen-16. mit einem Punkt Rückstand auf Kaiserslautern und Mönchengladbach, den nächsten Gegner der Adler.

Neues vom schwarzen Abt

Riesenstimmung nach der kleinen Rückrundenserie, auch im Vorstand ist es ruhig. Aber da kommt er, keiner hat ihn gerufen, keiner braucht ihn, aber für ein falsches Wort zur falschen Zeit ist er ja bekannt - Klaus Gerster. Gerster gibt zur Nichtberücksichtigung seines Schützlings “Heintje“ Möller folgendes zum Besten:

"Reimann hat nicht die Größe, einen Toppmann neben sich zu haben, er duldet keine Götter neben sich. Das Verhalten von Reimann gegenüber seinem prominentesten Spieler ist stil- und respektlos. ... Es ist eine Unverschämtheit, der Trainer sagt, Möller ist einer von 28 Spielern, das ist er eben nicht. Aber was er spielen kann, durfte er nie spielen, da er auf der falschen Position eingesetzt wird. ... Reimanns Egoismus wird zu einem großen Risiko für die Eintracht. Ich vermute, dies ist eine Machtdemonstration des Trainers gegenüber Möller. Reimann will in der Sonne stehen, die anderen sollen im Schatten bleiben."

Hierzu Heribert Bruchhagen: „Na ja, das ist part of the game. Jeder Berater hat nun einmal eine ganz besondere Sicht der Dinge, wenn es um seinen Spieler geht. Wir sehen das ganz unaufgeregt, das ist bei jedem Verein fast in jeder Woche so."

Willi Reimann noch moderat: "Es gibt immer Störenfriede, die keine Ruhe geben, doch die Aussagen zeigen, wes Geistes Kind solche Leute sind."

Die Fortsetzung des überflüssigen Spektakels folgt nach dem Heimspiel gegen Gladbach. (tr)

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