VfL Wolfsburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2003/2004 - 31. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: Sa 01.05.2004, 15:30 Uhr
Zuschauer: 24.500
Schiedsrichter: Hermann Albrecht (Kaufbeuren)
Tore: 1:0 Diego Klimowicz (18.)

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VfL Wolfsburg Eintracht Frankfurt

  • Simon Jentzsch
  • Thomas Rytter
  • Maik Franz
  • Stefan Schnoor
  • Patrick Weiser
  • Miroslav Karhan
  • Hans Sarpei
  • Martin Petrov
  • Andrés-Nicolás D'Alessandro
  • Baiano
  • Diego Klimowicz

 


 

Wechsel
  • Juan Carlos Menseguez für Andrés-Nicolás D'Alessandro (64.)
  • Marko Topic für Baiano (74.)
  • Mirko Hrgovic für Martin Petrov (84.)
Wechsel
Trainer
  • Erik Gerets
Trainer

Nur schön drum rum spielen reicht nicht

Das Prinzip Hoffnung ist nach dem souveränen 3:0-Heimsieg gegen den SC Freiburg wieder gewachsen, noch vier Spiele und 2 Punkte Rückstand auf den Platz an der Sonne, da sind die leidgeprüften Fans der Eintracht Schlimmeres gewohnt. So sind es knapp 4.000 Frankfurter, die die Reise in das niedersächsische Retorten-Städtchen antreten, um die Mannschaft bis zuletzt anzufeuern.

Nach 6 langen Spielen im Container oder auf einer Sitzschale darf Willi Reimann heute endlich wieder den Innenraum eines Stadions betreten. Auch Amanatidis darf nach seiner Rotsperre wieder ran, er stürmt heute anstelle von Markus Beierle. Nicht stürmen darf hingegen Frommer, da der Trainer nur mit einer Spitze den Niedersachsen die Punkte entreißen will. Für den Ex-Reutlinger soll Du-Ri Cha auf der rechten Außenbahn für schnelle Vorstöße sorgen.

Nach dem 2:0-Auswärtserfolg in Mönchengladbach stellt Wolfsburgs Trainer Gerets sein Team nicht um. Die Frankfurter Abwehr um Maskenmann Ingo Hertzsch muss sich somit um die beiden südamerikanischen Spitzen Klimowicz und Baiano kümmern.

Nach Anpfiff durch - ausgerechnet - Schiedsrichter Albrecht, der in Dortmund den schubsenden Trainer auf die Tribüne schickte und ihn zum “Container-Willi“ machte, entwickelt sich zunächst ein vorsichtiges Spiel im Mittelfeld. Dann aber doch ein erster langer Pass aus dem Mittelfeld auf Markus Kreuz, der sich am Strafraum freiläuft. Er bekommt das Leder und knallt es Volley auf das Tor, aber Simon Jentzsch kann per Fußabwehr halten (11.). Dies ist das Startsignal für die Adler, die nun mit mehr Druck nach vorne spielen, die Retortenstädter ziehen sich weit in die eigene Hälfte zurück und die verwöhnten Autobauerkunden auf den Rängen murren, während der Gästeblock die Adler frenetisch anfeuert.

Nach 17. Minuten wagen sich die Wolfsburger dann doch einmal weit in die Hälfte der Eintracht, Petrov ist am Ball. Der Bulgare flankt von der linken Seite hoch in den Strafraum, Nikolov geht raus, zögert, aber da ist Chris und kann den Ball zur Ecke klären. Petrov führt von rechts kurz aus, bekommt das Leder wieder und flankt es in den Strafraum. Wieder geht Nikolov viel zu zögerlich zum Ball, Chris schaut diesmal nur zu und Klimowicz bedankt sich. Unbedrängt köpft er den Ball in das Tor. Es steht 1:0 für Wolfsburg (18.). Willi Reimann hierzu später: "Wenn ein Torhüter herausläuft, muss er den Ball auch haben, sonst sieht er immer schlecht aus."

Zum Glück ist die Eintracht nur kurz geschockt und spielt wieder mutig, aber nicht immer gut nach vorne. Insbesondere Du-Ri Cha läuft sich auf rechts immer wieder fest, seine Pässe sind eine leichte Beute für die jetzt wieder sehr defensiv stehenden Wolfsburger. Diese energieschonende Spielerei ohne Gaspedal scheint den Angestellten des Autobauers Spaß zu machen, denn eigene Angriffe oder gar schnelle Konter sind kaum zu sehen. So reagiert Reimann bereits in der 28. Minute und bringt für Cha mit Markus Beierle einen weiteren Stürmer (28.).

Der führt sich auch gut ein. Nach einem feinen Zuspiel von Skela knallt er aus gut 15 Metern sofort auf das Tor, verfehlt es aber ganz knapp (29.). Kurz darauf versucht sich Skela mit einem Drehschuss aus 22 Metern, aber Jentzsch kann parieren (30.). Die Eintracht bleibt weiter am Drücker und bestimmt weitgehend das Mittelfeld, nur der letzte Pass in die Spitze will einmal mehr nicht gelingen. Skela wird meist sofort von zwei Verteidigern angegangen und Kreuz wird seinem eigenen Anspruch einmal mehr nicht gerecht. Seine tumben Flanken in die Mitte finden meist dankbare Wolfsburger Abnehmer. Trotz des 1:0 werden die lahmen Wölfe zur Halbzeit ausgepfiffen und die Adler angefeuert. Hoffentlich hilft es.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit dasselbe Bild, die Adler stürmen, die Retortenstädter verteidigen. Gelingt den Weißhemden dann doch mal ein Vorstoß in die Frankfurter Hälfte, ist meist Schiedsrichter Albrecht zur Stelle und pfeift Abseits. Aber trotz aller Anstrengungen der Adler, die spielerische Linie fehlt. Nach einer Chance durch Amanatidis, dessen Kopfball jedoch nur auf dem Tornetz landet (51.), dauert es bis zur 70. Minute, bevor Torhüter Jentzsch erneut ernsthaft geprüft wird. Durchgefallen, Herr Jentzsch, aber anstelle des geschlagenen Torhüters kann Rytter den Kopfball von Alexander Schur von der Linie schlagen.

Verkehrte Welt im Stadion des Autokonzerns, während es Ingo Hertzsch immer weniger hinten hält und er zur vierten Sturmspitze neben dem inzwischen für Günther eingewechselten Frommer mutiert, hilft Diego Klimowicz hinten in der Abwehr aus. Kommt ein Weißhemd mal an das Leder, wird dieses möglichst hoch und weit in die Frankfurter Hälfte geschlagen, ein Graus für die Augen, aber die Adler können aus diesem Elend noch immer kein Kapital schlagen. Auch nicht Stefan Lexa, der in der 77. Minute für Bürger gekommen ist. Da es mit spielerischen Mitteln nicht wirklich klappt, schlagen die Adler den Ball über die Außen immer wieder in den Strafraum der Wölfe, nur Zählbares springt hierbei nicht heraus.

Nachdem Chris mit einem schönen Kopfball an Torhüter Jentzsch scheitert (85.) und fünf Minuten später Schiedsrichter Albrecht das Spiel abpfeift, herrscht Fassungslosigkeit bei den Schwarz-Roten. Die Spieler sinken zu Boden, erheben sich aber schnell wieder, um sich bei den Frankfurter Fans für die lautstarke Unterstützung zu bedanken.

Da auch 1860 und Kaiserslautern nur einen Punkt holten und Hertha sowie Hannover sogar verloren haben, ist noch alles möglich. Nach dem 31. Spieltag hat die Eintracht drei Punkte Rückstand auf Platz 15.

Stimmen zum Spiel:

Alexander Schur: "Ich weigere mich, aufzugeben."

Ioannis Amanatidis: "Wir waren spielerisch, läuferisch und kämpferisch überlegen, aber es hilft ja alles nichts. Wir spielen wie die Handballer, immer schön drum rum - aber wir müssen zielgerichtet und mit einer Portion Frechheit in den Sechzehner."

VfL-Trainer Eric Gerets: "Ich weiß nicht, ob unser Sieg verdient war. Aber davon hat mein Kollege auch nichts." (tr)

 

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