Sportfreunde Oberau - Eintracht Frankfurt

Testspiel 2004/2005

0:11 (0:5)

 

Termin: 04.07.2004, 16:00 Uhr
Zuschauer: 2.000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Christian Lenze (4.), 0:2 Markus Kreuz (23.), 0:3 Torben Hoffmann (24.), 0:4 Markus Beierle (35.), 0:5 Markus Beierle (40.), 0:6 Nico Frommer (67.), 0:7 Mehmet Dragusha (70.), 0:8 Nico Frommer (71.), 0:9 Alexander Meier (81.), 0:10 Mehmet Dragusha (84.), 0:11 Mehmet Dragusha (86.)

 

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Sportfreunde Oberau Eintracht Frankfurt

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Aufbruch in eine neue Zeit

Prolog zur neuen Saison – Rangnick sagt ab, Funkel wird Trainer

Unmittelbar nach der 2:1-Niederlage in Hamburg, die den dritten Abstieg der Eintracht bedeutete, laufen die Vorbereitungen für die neue Saison auf Hochtouren. Nachdem Heribert Bruchhagen zunächst Willi Reimann offiziell gegen die in den Medien und im Umfeld erhobenen Vorwürfe verteidigt, reist er vier Tage nach dem Abstieg in dessen Urlaubsdomizil auf Sylt, um ihm die Entlassung mitzuteilen. "Herr Reimann war, glaube ich, sehr enttäuscht. Aber nach allen Vorkommnissen war das die einzige Lösung", erklärt der Vorstandschef kurz angebunden.

So beginnt die Gerüchteküche schnell zu brodeln. Michael Henke, der langjährige Co-Trainer von Hitzfeld, Rangnick und Röber sind Namen, die hoch gehandelt werden, während die ersten Spieler das gesunkene Schiff verlassen. Neben Uwe Bindewald, dessen Vertrag nicht verlängert wurde und der zum Regionalligaabsteiger FC Eschborn geht, erhalten auch Günther (Erzgebirge Aue), Bürger (RW Erfurt), Nascimento (RW Essen), Weißenfeldt (OFX), di Gregorio (FC Schweinfurt) und Tsoumou-Madza (Selangor/Malaysia) keinen neuen Vertrag. Hertzsch will ebenso wie Amanatidis weiter erstklassig spielen und folgt diesem nach Kaiserslautern, Christoph Preuß wechselt nach Bochum und auch Ervin Skela findet das Angebot an ihn unzureichend, so dass er nach langem Hin und Her Anfang August in Bielefeld unterschreiben wird.

Auf der Habenseite kann die Eintracht neben den eigenen Nachwuchsleuten Russ und Reinhard bislang nur den U20-Nationalspieler Patrick Ochs, der von den Bayern-Amateuren an den Main zurück kehrt, und den 33-jährigen Stürmer Arie van Lent von Mönchengladbach vorweisen, so dass es Ralf Rangnick am 7. Juni leicht fällt, eine passende Begründung für seine Absage zu finden: "Mit dem Geld, das mir für Neuzugänge zur Verfügung gestanden hätte, wäre es kaum möglich gewesen, den direkten Wiederaufstieg zu realisieren. Ich kann weder zaubern noch hexen." Heribert Bruchhagen erwidert: "Vielleicht gab es auch andere Motive" und macht sich weiter auf die Suche.

Bereits zwei Tage später zaubert der Vorstandsvorsitzende jedoch den neuen Trainer aus dem Hut, dessen ersten Auftritt die Frankfurter Rundschau so beschreibt: "Der neue Mann trat leger vor die Öffentlichkeit. Dunkles Freizeithemd, Sportschuhe, die Sonnenbrille modisch ins Haar gesteckt. Dort blieb sie auch während der Vorstellung." Es ist der 50-jährige Friedhelm Funkel, der einen Einjahresvertrag ohne Option bei der Eintracht unterschrieben hat und nun das Ziel formuliert: "Der Aufstieg muss der Anspruch sein und das ist durchaus machbar. Wir wollen so schnell wie möglich nach oben. In der Offensive sind wir für die Zweite Liga sehr gut besetzt. Wir müssen noch einige Spieler für die Abwehr verpflichten, lassen uns dabei aber nicht unter Druck setzen", erklärt der neue Trainer am 9. Juni. Sein Co-Trainer wird Armin Reutershahn, so dass auch Reimanns rechte Hand Jan Kocian die Eintracht verlassen muss.

Wenig begeistert zeigen sich Markus Pröll, Jens Keller und Markus Kreuz von dem neuen Trainer, der sie allesamt in Köln ins zweite Glied sortiert hatte. "Ich hatte keine schöne Zeit unter ihm", meint Kreuz nur schmallippig. Tatsächlich wird er die Eintracht Ende Juli beleidigt in Richtung Erfurt verlassen und sogar 25.000 Euro seiner Ablösesumme von 150.000 Euro selbst bezahlen. Dafür kann Heribert Bruchhagen mit seinem neuen Chef-Scout Bernd Hölzenbein nun fast alle drei Tage eine neue Verpflichtung vermelden: Der 29-jährige Markus Weissenberger und Abwehrspieler Torben Hoffmann (beide ablösefrei von 1860 München), Benjamin Köhler (RW Essen für 150.000 Euro), Markus Husterer (VfB Stuttgart-Amateure 50.000 Euro) und Christian Lenze (VfL Osnabrück für 50.000 Euro), von dem Heribert Bruchhagen schwärmt: "Seit Andy Brehme hat es keinen Spieler mehr gegeben, der mit beiden Beinen so stark ist", tragen künftig den Adler auf der Brust.

Zum guten Schluss wird der 21-jährige Alexander Meier für ein Jahr vom Hamburger SV ausgeliehen und der Vertrag mit Alexander Schur nach langem Tauziehen verlängert, bevor es am 2. Juli mit der Vorbereitung für die neue Saison los geht. 23 Spieler stehen damit bei der Eintracht unter Vertrag, darunter 17 Deutsche und drei weitere Deutschsprachige. "Diese Tendenz ist gewollt", meint Heribert Bruchhagen nur.


Der Etat steht, die Stadion-Verträge werden verhandelt

"Wir haben die beste finanzielle Situation, seit ich bei der Eintracht bin", beteuert Finanzvorstand Dr. Pröckl und Heribert Bruchhagen führt aus, dass sogar "ein gewisses Polster" vorhanden sei, da alle Spielerverträge nur noch 50% Grundgehalt beinhalten und der Rest Prämien seien. In der zweiten Liga plant die Eintracht mit 17 000 Zuschauern im Schnitt bei um rund 20% gesunkenen Eintrittspreisen. Der Etat schrumpft im Vergleich zum Vorjahr um rund die Hälfte auf 12 Millionen Euro, wovon sechs Millionen für Personalkosten vorgesehen sind.

Mehr Planungssicherheit besteht inzwischen betreffend der Nutzung des im Umbau befindlichen Waldstadions, nachdem die Stadt Frankfurt Anfang Juni einen langfristigen Vertrag mit der neu gegründeten Stadion Frankfurt Management GmbH, einem Konsortium der zu Bilfiger & Berger gehörenden HSG Gebäudemanagement GmbH und der Hamburger Sportrechte-Agentur Sportfive abgeschlossen hat. Einigkeit besteht schnell, dass auch die Eintracht Nutzungsverträge über das Waldstadion und die Vermarktung des neuen Businessbereichs abschließen wird, die von 2005 bis 2020 laufen sollen. Unterzeichnet werden die Verträge nach fast neunmonatigen Verhandlungen zwischen den Juristen allerdings erst im Dezember.


Lockerer Aufgalopp in Oberau

Fast alle Spieler kann der neue Trainer zum Auftakttraining im Waldstadion begrüßen. Nur Du-Ri Cha weilt in Süd-Korea, um bis zum 8. Juli seinen Wehrdienst abzuleisten, und Russ kuriert seinen Schlüsselbeinbruch aus, während Weissenberger nach seinem Wadenbeinbruch nebst Innen- und Syndesmoseband-Riss immerhin erste Runden drehen kann. Beim Vorbereitungsspiel gegen den Bezirksligisten Sportfreunde Oberau fehlt er allerdings ebenso wie Lexa, den Hüftschmerzen plagen, und Jens Keller, der nach seinem Knorpelschaden aus dem August 2003 immerhin wieder am Training teilnehmen kann. Unentschuldigt fehlt hingegen Chris, der scheinbar seinen Urlaub in Brasilien eigenmächtig verlängert hat. Noch kann keiner ahnen, dass der "Fall Chris" ganz andere Dimensionen annehmen wird.

Doch dies interessiert die gut 2.000 Zuschauer wenig, die bei strömendem Regen den Weg zum Waldsportplatz in der Gemeinde Altenstadt gefunden haben, in der die Eintracht erstmals ihre neuen Trikots sowie die Neuzugänge präsentiert. So beginnt Torben Hoffmann in der Innenverteidigung neben Puljiz sowie den Nachwuchskräften Huber und Reinhard. Christian Lenze startet im Mittelfeld mit Schur, Kreuz sowie Dragusha und im Sturm spielt Benjamin Köhler neben Beierle. "Ich habe jedem Spieler gesagt, dass er das spielen soll, was er für richtig hält. Ich habe keinem seine Rolle vorgegeben. Im Trainingslager werde ich in den nächsten Tagen einige Einzelgespräche führen, um meine Spieler noch besser kennen zu lernen", erzählt Friedhelm Funkel.

Es ist der erwartet lockere Aufgalopp gegen den fair spielenden Bezirksligisten, der meist das Nachsehen hat, wenn die Profis das Tempo ein wenig forcieren. So beginnt Lenze den Torreigen mit einem Schuss aus über 20 Metern (4.), ehe Kreuz (23.) und Hoffmann auf 3:0 erhöhen (24.). In der 32. Spielminute erlebt Trainer Funkel allerdings eine kurze Schrecksekunde. Nach einem Zweikampf mit einem Oberauer Spiel bleibt Puljiz liegen und muss gegen Markus Husterer ausgetauscht werden (32.). Der 24-Jährige zieht sich eine Verletzung am linken Sprunggelenk zu und wird wohl mindestens drei Wochen pausieren müssen. Danach geht das einseitige Spiel mit einigen schön anzuschauenden Kombinationen und zwei Toren von Beierle (35. / 40.) in die Pause.

Auch in der zweiten Halbzeit, zu der Trainer Funkel acht neue Spieler bringt, kennt das Spiel nur eine Richtung, auch wenn die Frankfurter es zu Beginn arg lässig und verspielt angehen lassen. Dies gefällt dem Trainer, der immer wieder ins Spielfeld schreit, überhaupt nicht. Also reißen sie sich zusammen, während beim Bezirksligisten die Puste ausgeht. Dragusha auf der linken Außenbahn wirbelt nun ebenso engagiert wie Cimen, den es nur selten in der eigenen Hälfte hält. Während Dragusha gleich dreimal trifft (70. / 84. / 86.), fehlt Neuzugang Arie van Lent noch das Zielwasser - reihenweise setzt er seine Bälle knapp neben den Kasten der Oberauer.

Dafür treffen in der torreichen Schlussphase noch Frommer (67. /71.) und Meier (81.) zum am Ende standesgemäßen 11:0-Sieg, mit dem der Trainer ganz zufrieden ist: "Die Jungs haben eine sehr engagierte Leistung gezeigt und das geboten, was derzeit machbar ist. Zwar sind mir viele Fehler nicht verborgen geblieben, aber es war doch schön, dass wir viele gute Tore herausgespielt und geschossen haben."

Nach der Begegnung geht es für die Mannschaft direkt nach Österreich. In Zell am Ziller sollen in der kommenden Woche im "Lauftrainingslager" die konditionellen Grundlagen für die kommende Saison gelegt werden. (tr)


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