SpVgg Unterhaching - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2004/2005 - 11. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Fr 29.10.2004, 19:00 Uhr
Zuschauer: 4.500
Schiedsrichter: Mike Pickel (Ettringen)
Tore: 1:0 Francisco Copado (16., Elfmeter), 2:0 Francisco Copado (53.)

 

 

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SpVgg Unterhaching
Eintracht Frankfurt

  • Philipp Heerwagen
  • Ralf Bucher
  • Darlington Omodiagbe
  • Ivica Majstorovic
  • Matthias Lust
  • Carsten Sträßer
  • Matthias Zimmermann
  • Goran Sukalo
  • Charles Akonnor
  • Marcel Schied
  • Francisco Copado

 


 

Wechsel
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Trainer
  • Andreas Brehme
Trainer

 

 

Die Tabelle lügt nicht …

Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge und 16 Gegentoren in den letzten sechs Partien sind Durchhalteparolen Trumpf beim Vorstand der Eintracht, während es im Umfeld rumort und der “Weichspülkurs des Trainers“ auch in Verein und Aufsichtsrat der AG übel aufstößt. Doch Heribert Bruchhagen bleibt äußerlich gelassen: “Soll ich jetzt den Django spielen? Brandreden in der Kabine à la René Jäggi oder Dieter Hoeneß führen zu nichts. Nein, populistische und plakative Aussagen helfen dem Verein nicht. Für die Öffentlichkeit mag das eine gute Wirkung haben, aber im Ertrag verspreche ich mir davon nichts. Ich bin überzeugt davon, dass wir die Eigendynamik des Erfolges bald erreichen werden.“ Daher wurde just in dieser Woche der Vertrag mit dem 20-jährigen Patrick Ochs frühzeitig bis 2008 verlängert.

“Unser Weg mit Talenten und Routiniers ist absolut richtig, aber Rückschläge müssen einkalkuliert werden. Wir treten nach unten, wir müssen jetzt kämpfen, kratzen, beißen, spucken“, betont unterdessen Friedhelm Funkel und kündigt gegen die seit drei Heimspielen stets siegreichen Unterhachinger Überraschungen an. Und tatsächlich gibt es gegenüber der 2:3-Heimniederlage gegen Ahlen gleich vier Veränderungen. Frommer stürmt anstelle von van Lent neben Köhler, Weissenberger, für den Meier auf die Bank muss, sowie Cha besetzen die Außenpositionen vor den drei defensiven Mittelfeldspielern Reinhard, Schur und Lenze, während Dragusha nicht einmal im Kader steht. Da Ochs und Wiedener ebenfalls auf der Bank Platz nehmen, bilden Russ, der als Bewacher von Copado sein Debüt in der Startelf feiert, Husterer sowie Keller als Libero die Dreierabwehr vor Markus Pröll.

Auswärts pfui, zuhause hui. So ist die Bilanz der Münchener Vorortler bislang, die Trainer Andreas Brehme mit eisernem Regiment führt. Zapfenstreich um 23:00 Uhr, Training auch am Wochenende sowie mit Ex-Adler Thomas Sobotzik und Charles Akonnor zwei bundesligaerfahrene Spieler. Diese Mischung führt zu bislang für Hachinger Verhältnisse erfolgreichem Fußball, der jedoch von den Zuschauern nicht honoriert wird, denn bislang wollten im Schnitt nur 3.500 Zuschauer die SpVgg sehen. Trotz vieler Fans aus Frankfurt und trocken-mildem Wetter sind es auch heute nur 4.500 Schaulustige, die nach der 0:2-Niederlage in Burghausen anwesend sind.

Wie in den letzten Heimspielen bestimmt Unterhaching das Spielgeschehen gegen die völlig verunsichert wirkende Eintracht von Beginn an. Schnell läuft der Ball durch die eigenen Reihen, während es den Frankfurtern nicht gelingt, den Ball wenigstens einmal nach vorne zu bringen. Einen ersten Warnschuss gibt es bereits in der 4. Spielminute, als Lust einen Freistoß nur knapp neben den linken Pfosten setzt. Und es bleibt dabei, während bei der Eintracht kaum ein Spielzug gelingt, kombiniert Unterhaching bis zum Strafraum schnell und direkt, nur am entscheidenden Pass hapert es noch.

Es läuft die 15. Spielminute, Copado schlenzt eine Ecke in den Strafraum, in dem es das übliche Geschiebe gibt. Plötzlich fällt Sukalo bedrängt von Russ spektakulär und Schiedsrichter Pickel hat nichts Besseres zu tun, als auf die Schwalbe hereinzufallen. Copado, der im Aufstiegsfall in der nächsten Saison bei der Eintracht spielen soll, schnappt sich den Ball und verwandelt sicher zum 1:0 für Unterhaching (16.). “Das war ganz klar kein Elfmeter, wir haben momentan alles gegen uns“, hadert Weissenberger, während die Eintracht kurz darauf die Chance zum Ausgleich hat. Lenze schlägt einen Freistoß in den Strafraum, Russ, der angebliche Elfmetersünder, kommt zum Kopfball, aber mit einem tollen Reflex kann Torhüter Heerwagen den Ball über die Latte drehen (18.).

Doch das war es dann mit der Frankfurter Angriffslust. “Der Rückstand hat die Mannschaft klassisch paralysiert, danach war bis zur Halbzeit keine klare Aktion zu sehen“, fasst Heribert Bruchhagen das Spiel der Eintracht in den kommenden Minuten zusammen. Weissenberger spult sein Pensum bieder herunter, Frommer wirkt heillos überfordert und von Köhler sowie Cha ist ebenfalls nichts zu sehen. Denn viel zu ängstlich, umständlich und harmlos agieren sie gegen die sich ein wenig zurück ziehenden Unterhachinger, die ihrerseits mit Kontern gefährlich bleiben. So kann Sträßer fast problemlos auf der rechten Außenbahn durchmarschieren und den Ball in den Strafraum flanken. Doch Torhüter Pröll hat Glück, dass Schied es freistehend nicht schafft, das Leder ins Netz zu befördern (29.).

Kurz darauf muss Pröll jedoch bei einer verunglückten Kopfballabwehr von Reinhard klären und Russ kann Copado in letzter Sekunde am Torschuss hindern. Mehr ist nicht zu berichten von einer aus Frankfurter Sicht erbärmlichen ersten Halbzeit, für die das kicker-Sportmagazin allen Feldspielern mit Ausnahme von Weissenberger und Keller die Note 5 oder 5,5 vergibt.

Zur zweiten Halbzeit kommt Ochs für Lenze, am Spiel der Eintracht ändert sich hingegen nichts. Im Gegenteil. Diesmal ist es Außenverteidiger Lust, der sich auf links durchsetzt, nach vorne sprintet und den Ball in den Strafraum schlägt. Schur und Russ irren durch die Gegend, während Copado am Fünfmeterraum einfach hochsteigt und die Kugel zum 2:0 für Unterhaching einköpft (53.). “Wir geben alles und ihr nicht“ sowie “Wir ham die Schnauze voll“ sind nun die Lieder, die aus dem Frankfurter Block zunehmend aggressiver durch das Stadion hallen. Denn bis auf einen Hackentrick von Cha, der knapp am linken Pfosten vorbei streicht (56.), zeigt die Eintracht auch weiterhin nichts im Sturm. So bringt Trainer Funkel in der 61. Spielminute van Lent sowie Meier für Schur und den Totalausfall Frommer. “Heute waren Spieler auf dem Platz, die immer wieder ihren Einsatz fordern. Aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffen da Welten“, kommentiert der Trainer dessen Leistung nur kurz.

Die Eintracht hat zwar jetzt ein wenig mehr vom Spiel, zielgerichtet oder gar gefährlich sind die Vorstöße in des Gegners Hälfte aber noch immer nicht, während Unterhaching mit seinen Kontern gefährlich bleibt. So hat Schied in der 66. Spielminute die Möglichkeit, alles klar zu machen, scheitert aber mehr an seinen Füssen als an Torhüter Pröll. Der Rest des Spiels ist betretenes Schweigen.

Laut bleibt es nur im Gästeblock und nach dem Spiel, als knapp 50 Fans versuchen, den Mannschaftsbus der Eintracht zu blockieren, was selbst bei Friedhelm Funkel auf Verständnis stößt: “Ich kann die Fans verstehen. Das war heute das schlechteste Spiel, seit ich in Frankfurt bin. Das war nicht die Eintracht, die ich kenne.“ Nicht wiederzuerkennen ist auch die Tabelle nach dem 11. Spieltag. Nach der vierten Niederlage in Folge rutscht die Eintracht mit elf Punkten auf Rang 14 und hat nur noch einen Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge. Der Tabellendritte Duisburg hat inzwischen bereits 22 Punkte auf seinem Konto.


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Der Sieg für Unterhaching war hochverdient. Ich bin enttäuscht, weil wir richtig schlecht gespielt haben. Die Mannschaft hat sich nicht gewehrt, zu wenig investiert, das Engagement war nicht ausreichend. Wir haben schon andere Spiele verloren, da konnten wir aber immer mit erhobenem Haupt vom Platz gehen. Das können wir heute nicht. An der geänderten Aufstellung kann das nicht gelegen haben, denn jeder hat auf seiner bestmöglichen Position gespielt. Fragen Sie die Spieler, was los war. Auf die Antworten bin ich gespannt.“

Heribert Bruchhagen: "Ich bin nicht ratlos, nur enttäuscht. Aber wir haben jetzt die Pflicht, die Situation messerscharf zu analysieren, sonst droht uns der Abstiegskampf. Wir hatten vor der Saison geglaubt, die richtige Mischung aus jungen und älteren Spielern gebildet zu haben, aber wir haben in den vergangenen Wochen schwer abgebaut. Aber wir lassen uns von unserem Experiment nicht abbringen, auch wenn es mit dem Aufstieg wohl nicht klappt. Nun müssen wir sehen, wie wir wieder in die richtige Spur kommen. Mit dem Trainer, denn selbstverständlich genießt Herr Funkel unser Vertrauen."

Markus Pröll: “Die Situation ist sehr frustrierend. Man weiß ja gar nicht, wo man anfangen soll mit den Korrekturen. Es sind so viele Dinge falsch gelaufen. Es muss hier jetzt mal richtig krachen, damit wir eine gewisse Aggressivität aufs Feld transportieren. Es geht nicht mehr mit Schönspielerei, jetzt muss halt auch mal einer durch die Luft fliegen. Wir müssen uns auf dem Feld mehr Respekt erarbeiten, damit wir nicht mehr verarscht werden.“


Randnotiz

Horst Schäfer, Fraktionschef der Wählergemeinschaft Frankfurter Flughafenausbaugegner (FAG) will in einer dringlichen Anfrage vom Magistrat wissen, welche haushaltspolitischen Folgen ein Abstieg von Eintracht Frankfurt in die Regionalliga hätte und warum der Business-Plan mit dem Stadionbetreiber Sportfive “keine Kennzahlen und Szenarien für den Fall des Abstiegs“ enthält. Titel der Anfrage ist ein Zitat von Arie van Lent: “Die Tabelle lügt nicht – wir spielen im Moment gegen den Abstieg.“ Zudem will die FAG wissen, welche Auswirkungen ein Verbleib der Eintracht in der Zweiten Liga oder gar eine Regionalliga-Zugehörigkeit für die WM hätte… (tr)

 


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