Eintracht Frankfurt - Schalke 04

DFB-Pokal 2004/2005 - Achtelfinale

0:2 (0:1)

Termin: 10.11.2004, 19:30 Uhr
Zuschauer: 37.000
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Tore: 0:1 Markus Husterer (32.), 0:2 Mike Hanke (77.)

 

 

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Eintracht Frankfurt Schalke 04

 


  • Frank Rost
  • Niels Oude Kamphuis
  • Tomasz Waldoch
  • Marcelo José Bordon
  • Christian Pander
  • Levan Kobiashvili
  • Christian Poulsen
  • Lincoln
  • Gerald Asamoah
  • Gustavo Antonio Varela
  • Ebbe Sand

 

Wechsel Wechsel
  • Mike Hanke für Lincoln (63.)
  • Hamit Altintop für Gustavo Antonio Varela (84.)
  • Thomas Kläsener für Niels Oude Kamphuis (90.)
Trainer Trainer
  • Ralf Rangnick

 

 

Die Reise nach Berlin um ein Jahr verschoben

“Es wird ein leichtes Spiel. Denn keiner erwartet etwas von uns, nur wir selber. Der Pokal ist toll, wir werden alles versuchen, um Schalke die Freude am Spiel zu nehmen und die nächste Runde zu erreichen“, meint Friedhelm Funkel gelassen vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen den Tabellenzweiten der Bundesliga. So hofft der Trainer, dass ein guter Auftritt der Mannschaft nach dem 2:0-Heimsieg gegen Aue weiteren Auftrieb für die nächsten Spiele gibt. Da jedoch Kapitän Keller noch immer über Nackenschmerzen klagt und Meier Muskelprobleme hat, stellt er sein Team auf zwei Positionen um. Vor der Viererabwehr spielt neben Schur der wieder genesene Chris und Köhler ersetzt Beierle im Angriff.

Ersetzt wird glücklicherweise auch das monströse mehrlagige Wurfschutz-Netz, das noch gegen Aue vielen der Zuschauer in der Nordwestkurve und der Gegentribüne die Sicht nahm. Jetzt verunstaltet ein nur noch zehn Meter breites normales Netz die Stehblockbereiche und der Tunnel zwischen Kabinen und Spielfeld wurde um stolze sechzehn Meter verlängert, damit Schiedsrichter und Spieler künftig vor dem Unmut der Fans geschützt sind. Nicht vor Regen geschützt sind hingegen die Zuschauer, da die vorhandenen Dachteile im neuen Waldstadion erst noch verbunden werden müssen. So warnt Dr. Pröckl die Zuschauer bereits vorab: “Jeder sollte sich wasserfest anziehen. Irgendwo kommen bei Regen richtige Wasserfälle herunter.“

Eitel Sonnenschein herrscht hingegen auf Schalke. Nach sechs Siegen in Folge wird Trainer Rangnick, der Ende September Jupp Heynckes bzw. Interimstrainer Achterberg ablöste, bereits als "Der blaue Wundermann" gefeiert. Da hat der selbsternannte “Fußball-Professor“ wohl einen Verein seiner Kragenweite gefunden, nachdem er im Sommer bei der Eintracht angeblich mangels sportlicher Perspektive abgesagt hatte. Nun stapelt er medienwirksam tief: "Wir müssen die Eintracht total ernst nehmen. Das wird keinen Deut leichter als in Nürnberg, Schottland oder Hamburg. Wir werden bis an unsere Leistungsgrenze gehen müssen.“ Gegenüber dem 2:1-Sieg gegen den HSV setzt er in Frankfurt auf Varela und Asamoah als Außen hinter Sand im Sturm, so dass Ailton zunächst auf der Bank Platz nimmt. Kobiashvili, Poulsen und der hochgelobte Lincoln bilden das Mittelfeld vor der Viererabwehrkette der Knappen.

Im mit 37.000 Zuschauern ausverkauften Waldstadion startet Schalke mit viel Druck und erarbeitet sich schnell einige Torchancen. Zunächst scheitert Sand am glänzend parierenden Pröll (3.), um sechs Minuten später einen Schuss nur um Zentimeter neben den linken Pfosten zu setzen. In der zwölften Spielminute spaziert Lincoln schließlich durch die Abwehr der Eintracht, zirkelt den Ball jedoch aus zwölf Metern über die Latte. Die Eintracht wirkt ob der Geschwindigkeit der Schalker Angriffe hilflos, kann dann aber immerhin einen ersten Nadelstich setzen, als sich Reinhard auf der linken Außenbahn durchsetzt und aus knapp 25 Metern abzieht. Doch Torhüter Rost kann den Ball über die Latte lenken. Beim fälligen Eckball köpft Chris die Kugel knapp am linken Pfosten vorbei.

Danach geht es wieder in Richtung Frankfurter Tor. Diesmal über Lincoln, der mit einem blitzgescheiten Pass fast die komplette Abwehr der Adler ausspielt und Asamoah in Szene setzt. Pröll schmeißt sich ihm entgegen, doch der 26-Jährige ist einen Tick schneller und geht zu Boden. Klare Sache, wenn auch nicht für die Zuschauer, die eine Schwalbe vermuten. Es gibt Elfmeter für Schalke (18.). Lincoln läuft an und schießt, aber Pröll hat die Ecke geahnt und hält! Nur kurzzeitig bringt dies den Schalker Angriffswirbel gegen die tapfer, aber bieder kämpfenden Frankfurter ins Stocken, doch dann sind es erst Varela (24.) und zwei Minuten später Sand, die an Pröll scheitern.

Es läuft die 32. Spielminute, viel zu leicht setzt sich Varela auf der linken Außenbahn gegen Cha und Ochs durch, um das Leder scharf vor den Fünfmeterraum zu flanken. Pröll stürmt heraus, verfehlt den Ball aber knapp. So prallt das Leder gegen Husterers Schienbein und von da ins Netz zur 1:0-Führung für den Bundesligisten. “Wir sind viel zu brav und zu naiv. Aber ich muss auch mal dafür sorgen, dass mein Gegner sauer auf mich ist. Asamoah hat ja mehr gefoult als unsere Abwehrspieler zusammen“, ärgert sich Friedhelm Funkel darüber, wie locker Varela flanken durfte.

Auch nach der Führung bleibt Schalke mit angezogener Handbremse am Drücker, da die Eintracht es einfach nicht schafft, den Ball ordentlich nach vorne zu spielen. Chris merkt man die fehlende Spielpraxis an, Schur hat in der Abwehr alle Hände voll zu tun, Köhler steht völlig neben sich und Cha schafft es, mit der Kugel am Bein meist genau das Falsche zu machen.

So reagiert der Trainer in der Pause, bringt Lenze für Chris und hat scheinbar die richtigen Worte gefunden. Denn endlich greifen die Adler wesentlich früher an und schaffen es tatsächlich, die Knappen in die eigene Hälfte zu drängen, auch wenn die Angriffe ohne Meier und Weissenberger recht durchsichtig wirken. Dann aber die 51. Spielminute, nach Zuspiel von Ochs schafft es Cha, mit einem Haken seinen Gegenspieler zu versetzen und im Strafraum Torhüter Rost entgegen zu sprinten. Aber Bordon ist ebenfalls zur Stelle und trifft den 24-Jährigen im Zweikampf am Knie, so dass der zu Boden geht. Diesmal jedoch denkt Schiedsrichter Kircher gar nicht daran, auf Strafstoß zu entscheiden, was nicht nur den Trainer mächtig aufregt: “Das war ein klarer Elfmeter. In der Phase hatten wir einen Lauf. Wer weiß, was passiert wäre, wenn wir da das 1:1 erzielt hätten.“ Auch der Schiedsrichter hat ein Einsehen, allerdings erst nach dem Spiel und nach Ansicht der Fernsehbilder: “Es hätte Strafstoß geben müssen und wenn man konsequent weiter denkt, auch noch Rot für Bordon.“

Doch es hilft nichts, mit viel Elan, aber wenig Inspiration rennt die Eintracht dem Rückstand hinterher. Lenze prüft Torhüter Rost noch einmal mit einem platzierten Freistoß (60.), doch die Minuten verrinnen, ohne dass sich weitere Chancen ergeben. So setzt Friedhelm Funkel in der 76. Spielminute alles auf eine Karte, löst mit der Herausnahme von Wiedener die Viererkette auf und bringt Meier.

Doch nur eine Minute später wird ein Angriff der Eintracht abgefangen und der Ball schnell nach vorne gespielt. Sand zündet den Turbo und lässt Schur einfach stehen, um den Ball in die Mitte zu flanken. Genau zu Hanke, der von Hoffmann nicht eng genug gedeckt wird und so den Ball mit dem Kopf zum 2:0 für Schalke versenkt (77.). “Da hätte sich der Alex einfach mal auf seinen Gegner werfen müssen, das hätte höchstens Gelb gegeben“, kritisiert der Trainer.

Der Schock sitzt tief, kaum noch ein Pass gelingt vor dem Strafraum der Knappen, die das Spiel jetzt ruhig und abgeklärt zu Ende bringen wollen. Lediglich Cha hat kurz vor Schluss noch einmal die Chance, wenigstens den Anschlusstreffer zu erzielen, aber sein Lupfer ist viel zu schwach. Während Cha enttäuscht zu Boden sinkt, wird er von Torhüter Rost getröstet. Trost haben wohl auch die anderen Spieler nötig, denn zu offenkundig war in diesen 90 Minuten der Klassenunterschied zwischen beiden Mannschaften. Immerhin gibt es als Trostpflaster 600.000 Euro für die klamme Kasse der Eintracht. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “In der ersten Halbzeit haben wir zu ängstlich gespielt, sind nicht so in die Zweikämpfe gegangen, wie ich mir das vorgestellt habe, und haben den Schalkern zu viel Raum gelassen. Man muss dem Gegner auch mal weh tun, als Klosterschüler kommt man nicht weit. Nach der Pause haben wir dann eine richtig gute Eintracht-Mannschaft gesehen. Wir hatten aber nicht das Quäntchen Glück, um den Ausgleich zu erzielen. Ich habe mich in dieser Saison noch nie über Schiedsrichter beschwert, aber wir haben einen klaren Elfmeter nicht bekommen.“

Heribert Bruchhagen: "Wir müssen neidlos anerkennen, dass Schalke 04 eine Klasse besser war als wir. In der zweiten Halbzeit gab es eine Phase, wo ich uns eine kleine Chance ausgerechnet hätte, aber Schalke war insgesamt klar besser.“

Arie van Lent: "Der Respekt war zu groß. Gerade in der ersten Halbzeit haben wir uns zu sehr hinten reindrängen lassen. Das war nicht unser Spiel heute. Schalke hat uns fußballerisch gezeigt, was uns fehlt."


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