1860 München - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2004/2005 - 25. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Mo 14.03.2005, 20:15 Uhr
Zuschauer: 20.000
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 1:0 Patrick Milchraum (6.), 1:1 Arie van Lent (43.), 2:1 Matthias Lehmann (49., Handelfmeter)

 

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1860 München
Eintracht Frankfurt

  • Timo Ochs
  • Quido Lanzaat
  • Lukas Szukala
  • Rodrigo Costa
  • Matthias Lehmann (90.)
  • Marcel Schäfer
  • Roman Tyce
  • Daniel Baier
  • Patrick Milchraum
  • Paul Agostino
  • Michal Kolomaznik

 


 

Wechsel
  • Marco Gebhardt für Patrick Milchraum (24.)
  • Nemanja Vucicevic für Michal Kolomaznik (70.)
  • Harald Cerny für Daniel Baier (87.)
Wechsel
Trainer
  • Reiner Maurer
Trainer

 

Verpfiffen…

“Wir wollen Rang Vier verteidigen“, ist das Ziel von Friedhelm Funkel für das Auswärtsspiel bei den punktgleichen Münchener Löwen, um wie gewohnt vor dem Gegner zu warnen: “1860 ist die Mannschaft der Stunde, führt die Rückrunden-Tabelle an und ist dank des Heimvorteils in der Favoritenrolle. Vor allem Roman Tyce im Mittelfeld hat wieder zu alter Form gefunden und vorne sorgen Michael Kolomaznik und Paul Agostino für große Gefahr.“ Um diese einzudämmen, vertraut der Trainer heute überraschend auf Lenze und Cimen, die Chris sowie den gesperrten Schur als Abräumer vor der Abwehr ersetzen sollen. In der Offensive spielen Jones, Weissenberger und Cha hinter dem wieder genesenen van Lent, so dass für Meier nur ein Platz auf der Bank bleibt. Nicht einmal diesen haben dagegen Dragusha und Lexa erhalten, nachdem sie lustlos bei der 0:3-Niederlage des Oberligateams mitkickten. “Dazu fällt mir nichts mehr ein. Normalerweise hätte man einen Sieg erwarten können“, meint Trainer Funkel nur angefressen.

"Wir sind jetzt dran. Die Mannschaft sieht, dass sie das Unmögliche schaffen kann. Gegen die Eintracht müssen wir uns hundertprozentig konzentrieren und versuchen, das Spiel mit aller Macht zu gewinnen", fordert indes Reiner Maurer, der bis zur Entlassung von Rudi Bommer im Dezember dessen Co-Trainer war und nun das vor Saisonbeginn ausgegebene Ziel Wiederaufstieg verfolgen soll. Bislang mit Erfolg, denn mit fünf Siegen und zwei Unentschieden sind sie im Jahr 2005 noch ungeschlagen. So hat der Trainer auch keinen Grund, sein Team gegenüber dem 3:0-Sieg in Burghausen umzustellen und setzt weiter auf sein System mit den zwei Sturmspitzen Agostino und Kolomaznik hinter dem Mittelfeld mit Baier, Lehmann, Tyce und Milchraum.

Scheinbar ist die Rasenheizung im Olympiastadion ein wenig zu hoch gestellt, denn in den Anfangsminuten sieht es so aus, als wäre die Eintracht überhaupt nicht auf dem Platz. Von Beginn an werden schläfrigen Adler von den aggressiv spielenden Löwen weit in die eigene Hälfte gedrängt. Es läuft die 6. Minute, Tyce bekommt das Leder auf der linken Außenbahn, während die Eintracht auf Abseits spielen will, Hoffmann dies aber verpennt. So lupft Tyce das Leder über die nach vorne laufende Abwehr genau zum jetzt freistehenden Milchraum, der den Strafraum fast für sich alleine hat und das Leder aus kurzer Distanz humorlos zum 1:0 für 1860 versenkt.

Es dauert ein paar Minuten, bevor die Frankfurter endlich wach gerüttelt sind und sich vor allem über den Ex-Löwen Weissenberger bemühen, Struktur und Druck in ihr Spiel zu bekommen. Immerhin kommt so Reinhard nach Vorlage des 30-jährigen Österreichers zu einer ersten Chance, doch sein wuchtiger Flachschuss ist eine sichere Beute für Torhüter Ochs (15.). Sein Namensvetter muss hingegen eine Minute später Schwerstarbeit leisten, um gegen den erneut in den Strafraum durchgebrochenen Milchraum zu klären. Nachdem Cha zwei Minuten später nach schönem Solo ebenfalls an Torhüter Ochs scheitert und auf der Gegenseite Pröll bei einem Kopfball von Tyce eine Glanzparade zeigen muss, verflacht das Spiel wieder (20.). Hektische und zerfahrene Aktionen im Mittelfeld bestimmen jetzt das Geschehen. Wenigstens Pröll kann sich noch einmal auszeichnen, als er einen langen Ball auf den lossprintenden Tyce außerhalb des Strafraums resolut weg köpft (33.).

Immerhin legen die Frankfurter in der Schlussphase noch einmal einen Zahn zu. Diesmal über Weissenberger, dessen abgeblockte Flanke genau zu Reinhard auf der linken Außenbahn kommt, der den Ball nach einem kurzen Sprint postwendend in den Strafraum schlägt. Jones verlängert das Leder mit dem Hinterkopf an den langen Pfosten, wo van Lent nur noch seinen Fuß hinhalten muss, um ihn ins rechte Toreck zu schießen. Zum 1:1-Ausgleich (43.), mit dem es in die Pause geht.

Wie bereits zu Beginn des Spiels kommen die Löwen mit viel Elan aus der Kabine und drängen die Frankfurter weit in die eigene Hälfte. Ex-Adler Gebhardt, der bereits nach 24 Spielminuten für den verletzten Milchraum ins Spiel kam, schlägt eine Ecke von rechts in den Strafraum. Der Ball segelt knapp an van Lents hoch gerecktem Arm vorbei, fällt auf Costas Kopf, von dort springt er hinten an van Lents Schulter und geht dann irgendwie ins Toraus. Schiedsrichter Weiner, der zunächst auf Abstoß entscheidet, korrigiert sich und gibt zum Entsetzen der Frankfurter Elfmeter. All die wütenden Proteste auf dem Rasen und der Ersatzbank nützen nichts, Lehmann haut die Kugel humorlos ins linke Toreck zur 2:1-Führung für 1860 München (49.).

"Ich schwöre Stein und Bein, dass es kein Elfmeter war, auch wenn es natürlich ein bisschen doof aussah", sagt der entsetzte van Lent, der bereits im Hinspiel einen Elfmeter verursacht hatte, während Co-Trainer Reutershahn vom Schiedsrichter auf die Tribüne verbannt wird und sich auch Friedhelm Funkel nicht mehr einkriegen kann: “Dieser Elfmeter ist eine absolute Frechheit, in der Regel steht, dass ein klares, absichtliches Handspiel zu erkennen sein muss. Da kriegt man einen dicken Hals, wenn man diese Klosterschüler an der Linie sieht. Die kommen doch gerade aus dem Kindergarten. Solche Fehlentscheidungen sind nicht zu akzeptieren.“ Auch Heribert Bruchhagen kann nur noch den Kopf schütteln: “Wir haben dieses Spieljahr noch keinen Elfmeter gepfiffen bekommen und werden wohl auch keinen mehr bekommen. Der Strafstoß gegen uns war ein Witz.“ Passend ist es, dass Schiedsrichter-Beobachter Amerell, der später noch einmal zu Wort kommen wird, die Aktion für regelkonform erachtet, weil van Lent angeblich eine "völlig unnatürliche Handbewegung" vollführte.

Nach der heftigen Aufregung geht es auf dem Platz weiter, die Eintracht versucht nun fast mit Gewalt, zum Ausgleich zu kommen, während Funkel Chris für den gelb-rot-gefährdeten Vasoski bringt (53.). Nur eine Minute später wuselt sich Cha auf der rechten Außenbahn durch und spielt die Kugel klasse auf van Lent, der sie jedoch um Zentimeter am Tor vorbei spitzelt. Sechs Minuten später setzte sich van Lent gegen seine Bewacher Szukala und den ihn heftig klammernden Hoffmann durch, doch sein Kopfball-Aufsetzer streicht am linken Pfosten vorbei. Auch dies sollte ein Elfmeter sein, schimpft nicht nur Bruchhagen und Pröll ergänzt: "Bei uns wird hinten gepfiffen, vorne aber nicht. Das ist der kleine, aber feine Unterschied, um nach oben zu kommen."

Es ist jetzt ein Spiel auf ein Tor, Funkel bringt erst Meier für Cimen (63.) und schließlich Köhler für den erschöpften Weissenberger (79.), doch im Abschluss scheitern sie alle an Torhüter Ochs, der unter anderem Distanzschüsse von Weissenberger und Meier reaktionsschnell parieren kann. So stehen sie nach 90 Minuten fassungslos mit leeren Händen da. Nachdem Fürth im Nachholspiel gegen Burghausen nicht über ein 1:1 hinaus kommt, ist die Eintracht jetzt Fünfter mit vier Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Das Spiel wirft uns nicht um, sondern gibt Selbstvertrauen. Wer glaubt, er kann uns jetzt abschreiben, der irrt sich. Gegen Fürth werden wir am nächsten Montag richtig Gas geben.“

Heribert Bruchhagen: "Wir sind eben nicht so gut, dass wir die Münchner an die Wand spielen können, wir haben eine Mannschaft mit nur sporadisch individuellen Qualitäten. Aber ein Unentschieden wäre möglich gewesen, und dann wären wir wirklich gut dabei gewesen."


Schiedsrichter-Sprecher Manfred Amerell wütet los

Am Tag nach dem Spiel in München rastet Schiedsrichter-Sprecher Amerell medial aus, um die “Zustände“ in der Coaching Zone der Eintracht nach dem Elfmeterpfiff drastisch zu kommentieren: "Das war der größte Saustall, den ich je erlebt habe. Dieser Saustall gehört aufgeräumt, das muss, das wird Folgen haben. Diesen Heuchlern auf der Bank sage ich auf gut Bayrisch: Wie der Herr, so das Gescherr. Diese Rasenden auf und neben den Bänken sind das Vorbild für Randgruppentäter auf den Rängen. Die ganze Fairplay-Diskussion ist für den Arsch. Wir Schiedsrichter haben die Nase gestrichen voll und werden uns die Brutalisierung am Spielfeldrand ab heute nicht mehr gefallen lassen."

Einmal in Rage, legt er nach: "Solche Typen (Co-Trainer Reutershahn) wundern sich dann noch, wenn es auf dem Spielfeld genauso chaotisch aussieht wie an der Seitenauslinie", "er zählt zur Stammkundschaft. Wenn der auf Fehlleistungen seiner Spieler so reagieren würde wie gegenüber uns Schiedsrichtern, hätten sie den bei Frankfurt längst rausgeschmissen" (Friedhelm Funkel) und "das war der Versuch massivster Einflussnahme, der Pressesprecher ist ständig zwischen den Monitoren des Fernsehsenders "Premiere" und der Trainerbank hin- und hergelaufen und hat Informationen weitergegeben.“

“Ich habe mit Herrn Feick während des gesamten Spiels keinen Kontakt gehabt, das ist glatt gelogen. Herr Amerell hat sich weit aus dem Fenster gelehnt. Seine Vorwürfe sind völlig aus der Luft gegriffen, deshalb kann ich sie nicht ernst nehmen. Das ist heiße Luft, zumal ich seit fünf Jahren keine Probleme mehr gehabt habe, keine Anklage und keine Geldstrafe“, meint der Trainer nur achselzuckend, während Heribert Bruchhagen in einem Schreiben an den DFB die erhobenen Vorwürfe als völlig unbegründet zurückweist. Darüber hinaus hält der Verein die Inhalte und die Wortwahl von Herrn Amerell für äußerst bedenklich. (tr)

 

 

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