FC Rot-Weiß Erfurt - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2004/2005 - 31. Spieltag

0:3 (0:3)

Termin: Fr 29.04.2005, 19:00 Uhr
Zuschauer: 17.500
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Tore: 0:1 Arie van Lent (3.), 0:2 Du-Ri Cha (21.), 0:3 Alexander Meier (36.)

 

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FC Rot-Weiß Erfurt
Eintracht Frankfurt

  • René Twardzik
  • David Fall
  • Stephan Keller
  • Torsten Traub
  • Henning Bürger
  • Sven Kresin
  • Rudolf Zedi
  • Pavel David
  • Markus Kreuz
  • Henry Onwuzuruike
  • Ronny Hebestreit

 


 

Wechsel
  • John van Buskirk für Rudolf Zedi (37.)
  • Oliver Glöden für Sven Kresin (70.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Eine 45-minütige Galavorstellung reicht

"Ich habe mich mit drei Mannschaften unterhalten. 1860 gehört dazu", erklärt Torben Hoffmann kurz vor dem Auswärtsspiel beim Tabellensiebzehnten in Erfurt, was Trainer Funkel zwar nicht freut, schließlich sind die Löwen der größte Konkurrent im Kampf um den Aufstieg, aber gelassen reagieren lässt: “Der Druck auf ihn wird größer. Aber ich messe dem keine allzu große Bedeutung zu.“ Vielmehr spornt er seine Spieler an, in Thüringen noch einmal Gas zu geben, weil “Erfurt um sein Leben rennen wird, denn sie wollen in der Liga bleiben.“ Auch Heribert Bruchhagen warnt, allerdings die eigenen Fans, denn der Eintracht droht nach den Vorkommnissen im Heimspiel gegen Köln, als ein Feuerwerkskörper aus dem Gästeblock auf das Spielfeld flog, eine Platzsperre, so dass die Sicherheitsvorkehrungen im Waldstadion künftig erhöht werden sollen: “Wir bewegen uns auf ganz dünnem Eis. Wir sind ein Wiederholungstäter und haben nicht die besten Fans der Welt.“

Immerhin über 2000 Frankfurter Fans treten die Reise nach Erfurt an, um die Mannschaft anzufeuern, die Friedhelm Funkel aufgrund der Gelbsperren von Chris und Jones auf zwei Positionen verändern muss. Für die beiden spielen Cimen und Husterer vor der Viererabwehr mit Ochs, Hoffmann, Vasoski und Wiedener. Unverändert bleibt auch die Offensivreihe mit Köhler, Meier und Cha, vor der van Lent spielt.

Nach einer Heimniederlage gegen Fürth und dem Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz zogen sie in Thüringen die Reißleine. Trainer Müller ging und Jan Kocian, der langjährige Co-Trainer von Willi Reimann, übernahm Ende Februar das Steuer. Mit durchwachsenem Erfolg, doch nach dem Auswärtssieg in Burghausen schöpfen sie wieder Hoffnung in Erfurt. "Wir müssen voll konzentriert sein und beweisen, dass der Sieg keine Eintagsfliege war", meint der Trainer, während sich Erfurts Toptorschütze Pavel David kämpferisch gibt: "Die Eintracht ist zwar stark, doch diesmal packen wir sie.“ Es ist bereits der dritte Versuch nach der 0:1-Heimniederlage im DFB-Pokal und der 1:2-Hinspielniederlage, der mit den ehemaligen Frankfurtern Bürger auf der linken Abwehrseite und Kreuz im offensiven Mittelfeld diesmal gelingen soll.

Während der Erfurter Anhang ein Transparent mit einem am Galgen hängenden Adler entrollt und es aus dem Frankfurter Block lautstark “Auswärtssieg“ schallt, legen die Adler auf dem Platz mit viel Schwung los. Traub erobert sich zwar auf der linken Seite den Ball gegen Cha, spielt ihn aber Cimen genau vor die Füße, der nachsetzt und jetzt selbst auf der rechten Außenbahn nach vorne sprintet, um das Leder zu Köhler vor dem Strafraum zu spielen. Benny trifft es nicht richtig, so dass der Schuss abgefälscht wird und genau bei van Lent auf halblinks landet, der keine Mühe hat, das 1:0 aus neun Metern zu erzielen (3.). Es ist bereits der 16. Saisontreffer des 34-jährigen gebürtigen Niederländers, der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt.


Arie van Lent

Erfurt wirkt nur kurz geschockt und probiert es jetzt mit allen Mitteln, wie Ochs nach einer rüden Grätsche von Zedi zwei Minuten später feststellen muss. Der 20-Jährige kann weitermachen und dafür sorgen, dass es für die Thüringer kein Durchkommen gegen das geschickt gestaffelte Mittelfeld der Frankfurter gibt, dass zudem ständig auf Konter lauert. Bis zur 20. Spielminute, als David sich plötzlich auf halbrechts gegen Wiedener durchsetzen kann und abzieht, aber an Pröll scheitert. Im direkten Gegenzug kommt Köhler auf der rechten Außenbahn an den Abschlag des Torhüters, den er sofort nach rechts zu van Lent spielt, der den Ball mit der Brust stoppt und zum startenden Cha weiterleitet. Du-Ri gewinnt das Laufduell gegen Traub und haut die Kugel aus 14 Metern zum 2:0 flach in die Maschen (21.). "Das habe ich mit links gemacht, da habe ich keine Kraft und der Ball kann nicht rüber gehen", scherzt der Torschütze, während Friedhelm Funkel erklärt: "Mit einer Führung im Rücken ist es für jeden Gegner schwer, gegen uns zu spielen, weil wir eine starke Kontermannschaft sind."


Alex Meier

In der Tat, jetzt spielen sie mit Erfurt im Mittelfeld fast Katz und Maus. Immer wieder ist es Cimen, der sich mit viel Übersicht in die Angriffe der Eintracht einschaltet. So wie in der 27. Spielminute, als er eine butterweiche Flanke auf van Lent schlägt, der den Kopfball nur um Zentimeter neben den rechten Pfosten setzt. Nach weiteren neun Minuten, in denen die Frankfurter spielbestimmend bleiben, spielt Vasoski aus der eigenen Hälfte einen langen Ball auf van Lent, der ihn mit dem Kopf für Cha abtropfen lässt, der wiederum direkt auf Cimen köpft. Erneut behält der 20-Jährige die Übersicht und passt bereits im Strafraum quer auf Meier, der den Ball aus elf Metern volley ins rechte Toreck haut. Zur 3:0-Führung für die Eintracht, die nicht nur Heribert Bruchhagen schwärmen lässt: “Eine tolle Leistung, da ist man richtig stolz. Daniyel hat ganz wunderbar gespielt", während der Vorbereiter bescheiden bleibt: “Das war mein erstes richtig gutes Spiel. So schnell kann es im Fußball gehen.“ Auch für den Erfurter Abräumer Zedi, der unmittelbar nach dem Treffer für van Buskirk ausgewechselt wird.

Zur Pause scheint Trainer Kocian sehr laut gewesen zu sein, denn die zweite Halbzeit beginnen die Thüringer mit wesentlich mehr Engagement und drängen die Frankfurter in die eigene Hälfte zurück. Und tatsächlich bringt Onwuzuruike den eigenen Anhang zum Torschrei, doch es ist nur das Außennetz, das er mit seinem wuchtigen Schuss trifft (51.). Doch mehr kommt bei all den Angriffsbemühungen nicht heraus, die Eintracht macht die Räume geschickt zu und bleibt mit ihren Kontern gefährlich. So scheitert erst van Lent knapp mit einem Kopfball und auch Köhler verfehlt eine Minute später den Kasten von Twardzik mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze nur knapp (60.).


Benjamin Köhler

Während bei Erfurt noch einmal Glöden für Kresin kommt (70.), beschränken sich die Frankfurter darauf, das Ergebnis mit sicheren Kombinationen im Mittelfeld zu verwalten. Erfurt scheint inzwischen resigniert zu haben, so dass während der Schlussphase nur noch die “Auswärtssieg“-Rufe der Eintrachtfans durch das Steigerwaldstadion hallen. Dann ist es endlich soweit, nach dem Schlusspfiff lässt sich die Mannschaft ausgiebig feiern. Selbst Friedhelm Funkel kommt in die Kurve, um sich zu bedanken: “Eigentlich ist es nicht meine Art, mich so feiern zu lassen, aber heute war ich es unseren Fans einfach schuldig.“

Nach dem vierten Sieg in Folge festigt die Eintracht ihren dritten Rang mit vier Punkten Vorsprung vor Aachen und 1860 München, das zuhause gegen Essen nicht über ein 0:0 hinauskam. Bereits fünf Punkte Rückstand hat Greuther Fürth als Tabellensechster. Aufgestiegen ist hingegen bereits Tabellenführer Köln nach einem 2:1 in Aue. Sofern Duisburg in der kommenden Woche in Frankfurt gewinnt, könnten die Meidericher ebenfalls den Aufstieg feiern. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Der Spielverlauf hat uns wieder in die Karten gespielt. Ich warne aber davor, zu glauben, wir sind schon fast aufgestiegen. 1860 München ist uns weiter im Nacken. Wir müssen weiter konzentriert arbeiten.“

Heribert Bruchhagen: “Vor dem Spiel war ich noch nervös gewesen, aber das war eine rundum geschlossene Mannschaftsleistung. Die Mannschaft hat heute entschieden gezeigt, dass sie gewinnen wollte. Wir sind die große Überraschung der Rückrunde. Es gibt keinen Grund, nicht optimistisch zu sein.“

Arie an Lent: “Das war eine überragende erste Halbzeit. Nun haben wir den Aufstieg weiter selbst in der Hand. Wir haben eine gesunde Mischung und harmonieren auf und neben dem Platz. Alle wollen in die Bundesliga.“

Rolf Heller, Aufsichtsratsmitglied in Erfurt, ehemaliger Eintracht-Präsident: “Ich habe schon beim Hinspiel in Frankfurt gesagt, dass die Eintracht aufsteigt. Die Mannschaft hat einen Riesenlauf. In ihr steckt sehr viel Substanz, deutlich mehr als bei den meisten Konkurrenten.“

 

 

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